Der Ausländerbonus.

ausländerbonus

Jeder Ausländer, der einige Zeit in Japan lebt, kennt ihn: Den Gaijin-Bonus*.

Ausländer, vor allem nicht-asiatische, werden oft als Außenseiter gesehen. Klar, vor allem die Leute in Tokyo sehen viel mehr Touristen und Expat-Blasen-Expats als Leute, die dauerhaft hier leben. Manchmal kann es verletztend sein, wenn man ein wenig wie ein Zootier behandelt wird. 🙁

* 外人 (Gaijin) ist ein saloppes Wort für “Ausländer”.

Der Gaijin-Bonus ist unsere kleine Entschädigung. 😉

Klar, manchmal ist es anstrengend in einem Laden jemanden zu finden, der nicht vor einem wegläuft. Andererseits: Wie entspannend ist es bitte, ohne angesprochen einkaufen zu gehen? Wenn ich mit meinem Mann schnatternd einkaufen gehe, haben wir schnell eine Verkäuferin an uns kleben, die versucht mir mein Portmonee wegzuhypnotisieren. Bin ich allein unterwegs habe ich Ruhe. 😀

Viele denken beim Wort “Gaijin-Bonus” an Leute, die sich nicht an die Regeln halten. Ich habe viele Leute getroffen, die einfach machen was sie wollen, weil die Japaner ja eh nichts sagen. Japaner sagen schon bei anderen Japanern nichts, sondern gucken nur – was soll da groß bei Ausländern passieren? Ich muss zugeben, dass ich das nicht besonders cool finde, wenn Leute meinen überall rauchen zu können, oder dass man nicht für Bahntickets zahlen müsste. Ich bin vielleicht einfach spießig.

Für mich reicht es, wenn ich Leute ignorieren kann. Letztens saß ich in der Bahn, als sich ein wirklich übel-riechender Mann neben mich setzte.

Er: 日本語わかりますか? (Nihongo wakarimasu ka?; Verstehen Sie Japanisch?)

Ich: No.

Und er verschwand. Fantastisch!

Außerdem werde ich nicht ganz so kritisch betrachtet. Wenn ich nicht dem japanischen Frauenideal entspreche, ist das auch egal. Fauxpas werden öfter mal übersehen. Natürlich ist mir das durchaus manchmal unangenehm, aber an sich ist es auch ziemlich entspannt. Manchmal ist er doch ganz gut, dieser Ausländerbonus.

In welchen Situationen hat sich das Ausländersein für euch ausgezahlt? 😀

(Wer wissen will, woher das Foto kommt: In den Wolken: Eine Besichtigung bei JAL.)

Warum ich einen Alias habe.

alias

Ich habe einen 通称 (Tsûshô; Alias). Das ist nicht komplett exotisch. Viele japanische Berühmtheiten arbeiten nicht unter ihren echten Namen, sondern unter einem 芸名 (Geimei; Künstlernamen). Oder verheiratete Frauen lassen sich ihren Mädchennamen als Alias eintragen um weiterhin z.B. auf Arbeit verwenden zu dürfen. Verheiratete Paare müssen sich in Japan noch immer für einen gemeinsamen Nachnamen entscheiden, so wird das umgangen.

Warum habe ich, nichtberühmte Deutsche, deren Mädchennamen hier eh keiner aussprechen kann, einen Alias? Weil ich in Japan nicht einfach so die Kanji des Nachnamens meines Mannes verwenden darf, da diese nicht zu meinem legalen Namen gehören. Mein legaler Name in Japan ist derselbe wie auf meinem deutschen Pass, und den durfte ich nicht mit Kanji unterschreiben. Um meinen legalen Namen in Kanji zu ändern müsste ich erst Japaner werden.

Nun ist unser Familienname aber recht einfach zu schreiben, und ich bin verdammt noch einmal in Japan mit einem Japaner verheiratet, da will ich auch mit unseren zwei Kanji unterschreiben können. Um das machen zu könen, habe ich mir einen Alias registriert: Mein Alias ist mein eigener Name, in Kanji und Katakana. Das ging recht einfach, ich musste nur zeigen, dass mein Mann wirklich so geschrieben wird* und ein Formular ausfüllen. Wenn man nicht verheiratet ist muss man Dokumente mitbringen, die zeigen, dass man diesen Namen in der Öffentlichkeit benutzt. Natürlich kann man auch mit Kanji unterschreiben, obwohl man es nicht registriert hat, im Zweifelsfall ist das dann aber nicht rechtskräftig. Das wollte ich nicht riskieren.

* Wir haben leichte Kanji mit einer Lesung, für die normalerweise andere Kanji verwendet werden.

Unter Verwendung des Aliases ist unser Familienregister und meine Krankenkassenkarte in Kanji. Obwohl das mit dem Familienregister vielleicht auch ein Fehler von Seiten der Behörden ist – aber keiner der mich stört. 😉 Da die Krankenkassenkarte als Identitätsnachweis gilt, sind meine Konten und Verträge auch alle mit dem japanischen Namen.

Einige Dokumente kriegt man leider nicht in seinen Alias umgeändert. Auf der 在留カード (Zairyû Kâdo; Residence Card) steht dasselbe wie im Pass, was für deutsche verheiratete Frauen eh oft mit Problemen verbunden ist. 🙁 Für den japanischen Führerschein gibt es scheinbar die Möglichkeit beides draufdrucken zu lassen. Auf meiner マイナンバー (My Number, Sozialversicherungsnummer) steht mein Name in lateinischen Buchstaben und auf Japanisch.

Naja, jetzt wisst ihr von meiner Geheimidentität. Weniger spannend als erwartet, oder? 😉

Verwendet ihr in verschiedenen Situationen verschiedene Namen? Also abseits vom Internet?

(Titelbild © Universal Pictures)

Als Ausländer in Japan: Ich habe auch einen Nachnamen.

Japan ist eine Nachnamens-Gesellschaft. Namen werden mit dem Nachnamen zuerst geschrieben, z.B. 田中 花子 (Tanaka Hanako), statt wie in Deutschland und anderen westlichen Länern üblich mit dem Vornamen zuerst (Hanako Tanaka). Ansonsten ist es ähnlich wie in Deutschland: Sobald man erwachsen ist, ist man nicht mehr SabrinaMarianneKatja, sondern Frau MüllerMeyerSchulz. Ob auf Arbeit, beim Zahnarzt oder beim Einkaufen, man wird mit dem Nachnamen angesprochen. Der Vorname ist für Familie, Freunde und gute Bekannte.

Als Ausländer wird man trotzdem oft eben nicht mit dem Nachnamen angesprochen:

“Wo tut es Ihnen heute weh, Claudia-san?”

“Frau Watanabe war nicht erreichbar, deswegen habe ich Claudia-san angerufen.”

Das ist unhöflich, selbst wenn man “-san” dran hängt. Man spricht in Japan niemanden einfach mit dem Vornamen an, außer das Gegenüber hat sich selbst so vorgestellt. Außer scheinbar Ausländer.

Warum machen Japaner das?

Weil sie es gut meinen. Das japanische Wissen über westliche Kulturen kommt größtenteils aus Amerika, wo man sich schnell mit dem Vornamen anredet. Japaner glauben also, dass das für Ausländer* angenehmer ist, mit dem Vornamen angesprochen zu werden. Die Medien helfen dabei natürlich nicht, auch Ausländer im Fernsehen sind Vorname-san. Letztens sah ich in der Bahn eine Werbung für eine Sprachschule, auf ihr waren zwei Lehrer abgebildet: Jennifer-san und Mark-san. Es ist also ziemlich tief drin, Japaner wissen es also oft nicht besser. Und vor allem meinen sie es nicht böse.

* Nicht vergessen, wir sind alle Amerikaner.

Warum stört es mich trotzdem?

Weil ich eine erwachsene Frau bin, die sowohl auf Arbeit als auch beim Arzt ernstgenommen werden möchte. Für Deutsche ist das recht leicht verständlich zu machen: Stellt euch vor, jemand stellt eure Abteilung einem Kunden vor.

“Das ist Frau Müller, hier ist Herr Schulz, Herr Strunz, den kennen Sie ja schon, Frau Caspar, und Marianne.”

Wer wird hier am wenigsten wertgeschätzt?

Ich muss dazu sagen, dass es mir genau diese Situation auf Arbeit noch nicht wiederfahren ist. Man stellt mich Japanern immer mit dem Nachnamen vor** und auch intern bin ich nur für Leute Claudia-san, die ich auch mit dem Vornamen ansprechen kann.

** Sobald wir Englisch reden, verwenden wir Vornamen – das dann aber für alle.

Wenn man bei einer Firma arbeitet, in der generell alle mit Vornamen angesprochen werden, würde es mich übrigens auch nicht stören. Neben Satoshi, Aiko und Kanae bin ich gerne Claudia. Neben Saito-san, Kinoshita-san und Inoue-san nicht.

Was kann man tun wenn es einen stört?

Ganz einfach. Man sucht sich den Übeltäter und redet mit ihm oder ihr.

“Entschuldigen Sie, aber können Sie mich mit meinem Nachnamen ansprechen? Alle anderen werden auch mit ihrem Nachnamen angesprochen.”

Wie oben geschrieben, Japaner wissen es einfach oft nicht besser. Wenn man es einmal erklärt, sollte es hängen bleiben.

Falls irgendjemand vor hat zu kommentieren, dass es ihn/sie gar nicht stört mit dem Vornamen angesprochen zu werden: Gut für dich. 🙂 Zum Glück dürfen mich Dinge stören, die eine andere Person nicht ärgern.

Habt ihr eigentlich im Ausland Probleme mit euren Nachnamen? Mein Mädchenname hatte ein Ü und viele Konsonanten, außerhalb von deutschsprachigen Ländern war das ein Krampf!

Mädchenkram: Können wir mal über Brüste reden?

Ein Anwärter für den Award für das dümmste Symbolbild 2015. Ihr versteht? Mops?!

In der sechsten Klasse bekam ich Brüste. Nicht, dass ich das super spannend gefunden hätte. Durch die Pubertät hindurch wurden sie immer größer, bis sie bei einem C- bis D-Körbchen ankamen. Ich verstehe die Anziehungskraft von relativ großen Brüsten noch immer nicht, aber jetzt sind sie halt da.

Nun kann man vor allem größere Brüste nicht einfach freischaukeln lassen. Also sicher, man könnte, aber empfehlen würde ich es nicht. Man braucht also BHs um dem Geschaukele Einhalt zu gebieten. In Deutschland war das auch gar kein Problem, Hunkemöller z.B. vertreibt BHs bis Größe 90F, für entspannte 25€.

In Japan ist das ein wenig anders. Erst einmal sehen die BHs oft ganz anders aus: Meist superniedlich, mit Schleifen, Spitze, Rüschen Applikationen in Regenbogenfarben und monströsen Push-Up-Kissen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit den meisten davon wenig anfangen kann, einfach weil ich nicht darauf stehe, wenn meine Brüste durch ein Top hindurch wellig oder stachelig aussehen, weil die Oberfläche des BHs sich durchdrückt. Es müssen also BHs mit ebener Oberflächenbeschaffung her – aber keine superlangweiligen, und bitte relativ günstig.

Tatsächlich habe ich erst vor recht Kurzem überhaupt angefangen, in Japan BHs zu kaufen. Ansonsten habe ich das immer in Deutschland gemacht, wenn ich denn mal da war. Letztes Jahr hatte ich aber nicht richtig Zeit dafür, meine guten deutschen BHs fielen aber schon langsam auseinander. 🙁 Also habe ich mich überwunden.

Über Werbung im Internet bin ich auf Eeny&Meeny aufmerksam geworden und habe mich direkt verliebt. Farbenfroh und nicht übermäßig sexy, nicht super billig verarbeitet, aber bezahlbar. Einige BHs gibt es sogar bis Größe 75F. Bei meinem ersten Besuch habe ich mich also durch einige BHs durchprobiert: Ich habe wirklich die größte Größe, die die Firma herstellt… 🙁

Man muss tatsächlich etwa zwei Cups hochzählen. Japanische Frauen haben einfach durchschnittlich kleinere Brüste, worum ich sie unglaublich beneide. Die Passform der BHs ist auch anders, eben ideal für japanische Kleidung. Jetzt sind die Abnäher fast auf der richtigen Höhe. 😉 Selbst ohne Push-Up-Monsterkissen drücken die BHs nämlich ziemlich nach oben und von der Seite weg. Ich habe mich aber recht schnell an die andere Passform gewöhnt, und mag sie jetzt beinahe besser als die dann doch etwas natürlicher wirkenden deutschen BHs.

Für mich stellt sich nur die Frage: Was passiert, wenn ich schwanger werde? Gerüchten zufolge werden Brüste während der Schwangerschaft größer. Muss ich dann hässliche BHs für 8,000Yen (ca. 60€) oder mehr kaufen oder wellige Brüste ertragen? Mein Mann schlug vor, ich solle mir doch wie die alten Japanerinnen Mullbinden um den Oberkörper schlingen.

Wo sich mal wieder zeigt, wie viel Ahnung die meisten Männer von praktischen Belangen in Sachen Brüste haben…

(Selbst mit großen Brüsten hat man immer die Möglichkeit irgendwo BHs zu kaufen. Nur leider wird es nie so relativ einfach sein, wie in Deutschland.)