Unsere Geburtstagsreise zum Ghibli Park in Nagoya

Unser Sohn ist diese Woche fünf Jahre alt geworden. Wie die Zeit vergeht. Wir hatten ihn gefragt, ob er zu seinem Geburtstag irgendwo hinfahren wollte, und nach ewigem Hin und Her entschied er sich endlich für den Ghibli Park.

Leider waren zu diesem Zeitpunkt bereits alle Premium-Tickets, mit denen man in sämtliche Bereiche des Parks kommt, ausverkauft. Wir konnten aber noch Tickets für das “Ghibli’s Grand Warehouse” (ジブリの大倉庫 Ghibli no Daisōko) und den neuen Bereich “Valley of Witches” (魔女の谷 Majo no Tani) ergattern. Auf das Hexental freute ich mich natürlich besonders, da dieses bei unserem letzten Besuch noch nicht fertiggestellt war.

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Wir wollten die Reise so entspannt wie möglich gestalten. Also besorgten wir Samstag und Sonntag Tickets für beide Bereiche des Parks. Das hatte verschiedene Gründe:

Im “Valley of Witches” kann man drei Gebäude besuchen. Neben dem Haus der Hexe aus dem Film “Aya und die Hexe” laden das Elternhaus der kleinen Hexe Kiki aus “Kikis kleiner Lieferservice” sowie Howls Schloss aus dem Film “Das wandelnde Schloss” zu einem Besuch ein. Leider muss man, wenn man kein Premium-Ticket hat, Tickets dafür kaufen. Wie erwartet waren die Tickets für Howls Schloss und Kikis Haus am frühen Samstagnachmittag bereits ausverkauft. Zwei Besuche würden uns die Möglichkeit geben, auf jeden Fall Howls Schloss zu sehen, auf das sich unser Sohn schon riesig gefreut hatte.

Das “Grand Warehouse” hatten wir bei unserem letzten Besuch nur gestreift, weil unser Sohn stark kränkelte und wir unter Schlafentzug litten. Wir wollten es diesmal also intensiver erleben. Außerdem hatte ein Experiment im Ghibli Museum in Tokyo uns gezeigt, dass es eine Stunde vor Schließzeit richtig leer wird – für unseren Sohn, der bei zu vielen Leuten schnell aufgibt, perfekt. Am Samstag ging der Plan auch komplett auf. Den Sonntag hatten wir dazugebucht, falls er noch einmal hingehen wollen würde. Wollte er.

Im weiteren Text fasse ich die Eindrücke von zwei Tagen zusammen.

魔女の谷 – Valley of Witches

Das Tal der Hexen ist der größte Bereich des Ghibli Parks. Hexen sind ein wiederkehrendes Thema in Ghibli-Filmen, in diesem Bereich geht es um die Filme “Das wandelnde Schloss”, “Kikis kleiner Lieferservice” und “Aya und die Hexe”. Alle Filme spielen in europäisch inspirierten Orten und so erinnert auch der Bereich an ein kleines europäisches Städtchen.

Anders als in den anderen Bereichen des Parks gibt es hier sogar zwei Fahrgeschäfte. Ein klassisches Karussell mit von den Filmen des Studios inspirierten Figuren und eines mit Flugmaschinen, wie man sie aus “Kikis kleiner Lieferservice” oder “Das Schloss im Himmel” kennt. Für beide benötigt man weitere Tickets. Besonders das Karussell fand ich wunderschön, man hat die Charaktere nicht einfach stumpf 1:1 übernommen, sondern sich wirklich überlegt, wie man sie karusselliger gestalten könnte.

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Um das Karussell herum stehen viele überschattete Bänke, auf denen man sich ausruhen kann. Generell gibt es zwar viele Sitzgelegenheiten, aber nicht alle befinden sich auch im Schatten.

Für Freunde von “Kikis kleiner Lieferservice” wird besonders viel geboten: Zuerst einmal natürlich das Haus von Okino, Kikis Mutter. Das darf man leider von innen nicht fotografieren, aber es ist ein wirklich schönes Häuschen und wirkt so, als würde Kiki an diesem Tag auf ihre große Reise aufbrechen. Besonders schön fand ich das Zimmer, in dem Okino Elixiere und Zaubertränke zubereitet. Dort hängen Unmegen von getrockneten Blumen von der Decke.

In Kikis Zimmer darf man – wie fast überall im Ghibli Park – alle Schubladen öffnen und in allen Büchern blättern. In seiner Detailverliebtheit wirkt es wie ein Filmset und bietet vor allem für Kinder viel zu Entdecken. Bitte bedenken, dass man Okinos Haus nur mit dem Premium-Ticket oder gesonderten Tickets, die man im Park kaufen muss, besuchen kann.

Für alle zugänglich ist die Bäckerei, die im Film vorkommt. “Gutiokipanja” ist übrigens ein Wortspiel: Gu-choki-pa sind die Lautworte für Stein-Schere-Papier, “panya” bedeutet “Bäckerei”. Die Bäckerei ist nicht nur zur Dekoration dort, sie ist komplett funktionstüchtig und dort wird auch tatsächlich Brot gebacken. Deswegen kann man den hinteren Teil leider nur durchs Hoffenster bestaunen, aber der Verkaufsraum der Bäckerei ist auch herzallerliebst.

Wer einfach nur Brot kaufen möchte, muss sich übrigens nicht anstellen. Links vom Schaufenster, neben der Hofeinfahrt, werden Brotsets direkt verkauft. Außerdem nicht zu verpassen ist Kikis Zimmer im Obergeschoss des Seitenhauses. Auch hier darf man nicht fotografieren, wahrscheinlich, weil die Leute sich sonst nicht vom Fleck bewegen würden, aber es gibt wieder viel zu entdecken. Unser Sohn war besonders von Kikis Karte der Stadt angetan.

Direkt neben diesem Gebäude befindet sich der Hutladen der Protagonistin Sophie aus dem Film “Howls wandelndes Schloss”. Im Erdgeschoss werden Süßigkeiten und tatsächlich auch Hüte verkauft, im Obergeschoss werden Kinderbücher mit Schwerpunkt auf Hexen angeboten.

Die größte Attraktion des “Valley of Witches” ist natürlich das wandelnde Schloss von Howl in Originalgröße. Auch hierfür benötigt man entweder ein Premium-Ticket oder ein gesondertes Eintrittsticket, das man nur im Park kaufen kann, aber es lohnt sich.

Der Eingang führt direkt zu dem sehr chaotischen Wohn- und Esszimmer des Schlosses. Chaos bedeutet natürlich, dass es viele Requisiten gibt, die zum Erforschen einladen. Viele Erwachsene trauen sich gar nicht, mit den Requisiten zu interagieren, dabei verpassen sie aber viel. Wenn man kein Kind dabei hat, sollte man zumindest das innere Kind rauslassen. 😉

Die Räume im Obergeschoss sind leider nicht so interaktiv. Das ist wahrscheinlich einfach der Enge geschuldet. Wenn man sie betreten dürfte, würde einfach zu viel kaputt gehen. So muss man sich ein wenig recken, um die Zimmer von Howl und Markl genauer in Augenschein zu nehmen. Aber auch so gibt es viel zu sehen. Diese Nachbildung des Schlosses steht dem aus dem Film in Sachen Vollgerümpeltheit in nichts nach. Wer sich ein wenig Zeit lässt, wird also einiges entdecken.

Wir sahen uns das Haus der Hexe aus dem Film “Aya und die Hexe” nicht an, weil wir den Film nicht kennen und Sorge hatten, dass es für unseren Sohn ein wenig gruselig sein könnte. Er ist da ein wenig empfindlich. Außerdem nicht von innen gesehen haben wir das Restaurant “The Flying Oven”, weil wir uns schon mit Brot aus der Bäckerei vollgestopft hatten.

Insgesamt ist das “Valley of Witches” wahrscheinlich von allen Bereichen des Ghibli Parks der, der einem typischen Themenpark am nächsten kommt.

ジブリの大倉庫 – Ghibli’s Grand Warehouse

Auch bei unserem letzten Besuch im Ghibli Park waren wir im “Grand Warehouse”. Deswegen hatten wir ein wenig Vorwissen und einen Plan!

Die späteste Einlasszeit ist 15 Uhr, das “Grand Warehouse” hat bis 17 Uhr geöffnet. Etwa eine Stunde vor Ende leert sich das Gebäude, das ursprünglich ein Schwimmbad war, erheblich. Unser Sohn konnte also ganz entspannt auf dem Katzenbus im Kinderbereich herumturnen. Er liebt Mitarbeiter in Museen, Zoos und Aquarien und natürlich auch im Ghibli Park, und hat ihnen direkt ein Ohr abgekaut. Die Mitarbeiter sind aber auch wirklich fantastisch mit Kindern.

Im Sommer gibt es im Essbereich des “Grand Warehouse” Eis und gekühltes Brot mit Creme (ja, ich weiß) zu kaufen, worüber sich unser Sohn natürlich auch riesig gefreut hat. Im Restaurant gab es am späten Nachmittag nur noch belegte Brote, aber wir waren sowieso satt.

Beim letzten Mal hatten wir keine Zeit, um uns die Ausstellungen anzusehen, die im “Grand Warehouse” wechselnd stattfinden. Für die Ausstellung, bei der man sich selbst in Szenen von Ghibli-Filmen versetzen kann (ジブリのなりきり名場面展 Ghibli no Narikiri-Meibamen-Ten) war uns die Schlange zu lang. Dafür hatte die Ausstellung über das Essen in Ghibli-Filmen (「食べるを描く。」 Taberu wo egaku. ) gar keine Schlange! Wir hatten sie zwar schon einmal vor Jahren im Ghibli Museum in Tokyo gesehen, aber da im Ghibli Park mehr Platz ist, war sie stark erweitert worden. Viele Küchen aus Ghibli-Filmen wurden nachgebaut und konnten bespielt werden. Für uns ganz besonders schön war die Küche aus unserem absoluten Lieblings-Ghibli-Film “Vom Mohnblumenberg”.

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Direkt am Anschluss befand sich eine kleine Ausstellung, in der u.a. die Filmposter aus verschiedenen Ländern gezeigt wurden (ジブリがいっぱい展 Ghibli ga ippai-Ten).

Wir blieben tatsächlich bis zum Schluss. Da die Gebäude im alten Schwimmbad an die Geisterstadt aus dem Film “Chihiros Reise ins Zauberland” angelehnt sind, ist die Atmosphäre ohne viele Besucher noch einmal eine ganz andere. Würde ich auf jeden Fall jedem ans Herz legen.

Im Ghibli Park aber nicht im Ghibli Park

Wenn es einem im Ghibli Park zu viel wird, kann man einfach fliehen. Die Gebiete sind über einen riesigen öffentlichen Park verteilt. Am ersten Tag hatte unser Sohn zwischendurch keine Lust mehr und wir setzten uns einfach auf die Wiese, aßen etwas und ließen die Seele baumeln. Man findet überall ein Fleckchen, auf dem man ein wenig für sich sein kann.

Außerdem ein großer Tipp für Familien mit Kindern: Der vom Film “Das Königreich der Katzen” inspirierte und allen Besuchern zugängliche Spielplatz! Wenn es zu voll wird, ist der wohl kostenpflichtig, aber an beiden Tagen konnten wir kostenlos hinein.

Wer sonst einfach mal eine Pause braucht, aber trotzdem ein wenig Ghibli entdecken möchte: Über den ganzen Park sind “vergessene Dinge” aus den Filmen verstreut und warten darauf, entdeckt zu werden. 🙂

Das dem Ghibli Park nächste Airbnb

Wir lieben Ferienwohnungen. Hotels sind oft eng und man muss darauf achten, nicht zu laut zu sein. Außerdem sind Ferienwohnungen erstaunlich günstig. Hotelzimmer zahlt man in Japan pro Person, bei Ferienhäusern meist unabhängig von der Anzahl der Gäste.

In dem ehemaligen Kunstatellier in der Stadt Nagakute können bis zu 13 Gäste übernachten. Wir waren zu viert, haben den vielen Platz aber absolut genossen. Natürlich findet man an vielen Ecken des Hauses Ghibli-Sachen, aber es wirkte nie überbordend oder geschmacklos. Der Gastgeber ist ehemaliger Hotelier und so hat es uns wirklich an nichts gefehlt. Absolut zu empfehlen!

In zehn Minuten Laufentfernung befindet sich eine heiße Quelle, ein Onsen, der bei Anwohnern auch sehr beliebt ist. Unser Sohn war das erste Mal bewusst in einer heißen Quelle und hat es so sehr geliebt, dass wir an beiden Abenden dort waren.

Was gibt es Schöneres, als tagsüber im Ghibli Park zu sein, abends im Onsen zu entspannen und dann durch die Kleinstadt und unter den Rufen der Vögel und Frösche zurück in die Unterkunft zu laufen?

Veröffentlicht in: Aichi

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