Demokratische Verantwortung aus 8900 km Entfernung

Die Bundestagswahl rückt immer näher.

Meine Schwester wünschte sich zu Weihnachten, dass ich wähle, also werde ich das tun. Wenn ich mir das Geschehen in der deutschen Politik so ansehe, bin ich aber erleichtert, dass mich 8900 km von Deutschland trennen.

Ich lebe nun seit 2011 dauerhaft in Japan. Seit meinem 18. Geburtstag habe ich zwei Jahre in Berlin gelebt – und 15 hier. In Japan bin ich in Ermangelung der japanischen Staatsbürgerschaft nicht wahlberechtigt, aber ein wenig komisch ist es für mich trotzdem, in Deutschland zu wählen. Ich lebe schließlich nicht dort. Wenn sich die Gesetzeslage in Deutschland ändert, hat das keinen direkten Einfluss auf mein tägliches Leben.

Aber natürlich habe ich trotzdem ein großes Interesse daran, dass Deutschland weiterhin ein demokratischer Staat ist, der für Menschenrechte einsteht. 

Einerseits liegt das an mein Selbstverständnis als Deutsche. Wir alle tragen unser Herkunftsland ein wenig mit ins Ausland. Viele meiner Ansichten und Werte sind davon geprägt, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin. Ich möchte nicht plötzlich mit einem Land verbunden sein und werden, das diese Werte nicht mehr vertritt. Dass das Deutschland, das ich 2011 verlassen habe, sich verändert hat, ist klar. Aber in seinen Grundpfeilern existiert es noch. Es wäre schön, wenn das auch weiterhin so bleiben würde.

Andererseits leben viele meiner Liebsten in Deutschland. Der deutsche Teil meiner Familie, meine Freunde – ich möchte für sie, dass Deutschland ein Land bleibt, in dem sie sich wohlfühlen können und in dem ihre Rechte gewahrt werden. 

Letztlich habe ich auch deswegen großes Interesse am Erfolg Deutschlands, weil ich jemanden habe, dessen Zukunft mir wichtiger als alles andere ist: Mein Sohn ist deutscher Staatsbürger. Auch wenn wir derzeit nicht vorhaben, nach Deutschland zu ziehen, bietet der deutsche Pass ihm eine Fülle an Möglichkeiten. Dass diese Möglichkeiten auch weiterhin für ihn bestehen bleiben, liegt mir also am Herzen.

Ich werde also, sobald die Wahlunterlagen bei mir ankommen, mein Kreuz machen und sie umgehend zurückschicken. Ich hoffe, ihr tut dasselbe. Wer nicht gewählt hat, darf sich hinterher nicht beschweren. 🙂

4 Gedanken zu „Demokratische Verantwortung aus 8900 km Entfernung

  1. Holger Drechsler sagt:

    Danke für Dein Engagement! Auch danke ich für die recht gleichmäßige aber doch in einem Fall recht explizite Darstellung der Parteilogos im Bild oben 😉

  2. Niclas sagt:

    Dieses mal ist es wirklich wichtiger denn je wählen zu gehen. Nicht zuletzt da man bei Corona gesehen hat wie schnell es ging, als man unveräußerliche Grundrechte, die Wohlgemerkt Abwehrrechte des Bürgers gegenüber den Staat sind, abgeschafft wurden. Aber auch Wirtschaftlich muss sofort eine 180 Grad Wende erfolgen.

  3. Rumpelstilzchen sagt:

    Ich bin seit 2000 deutscher Staatsbürger, also auf Japanisch würde man sagen ge帰化t. Seit dem darf ich in Deutschland wählen und das mache ich auch. Ich finde, die Wahl an sich finde ich in Deutschland viel spannender als in Japan. In Japan regiert, ehrlich gesagt schon seit Meiji-Restauration, vielleicht sogar seit神武天皇, nur die korrupten Konservativen. Nun bin ich in Deutschland. Ehrlich gesagt, wenn er noch leben würde, würde ich sehr gerne Ex Kanzler Helmut Schmidt wählen. Seine differenzierte Gedanken gegenüber Flüchlingspolitk, Klimapolitik und NATO, wissen wir nun jetzt, sind zeitlos. Er hatte Recht und war richtig, daß er den NATO-Doppelbeschluß (ich war damals dagegen) in die Wege geleitet hat. Wenn Ihr ihn nicht live erlebt habt, gibt es viele YouTube Videos seiner genialen Rede. Ihr dürft ihn nicht mit dem jetzigen Politiker vergleichen, denn dann seid Ihr alle von Merz, Habeck, Scholz, Lindner….Trump, Macron, Ishiba ….sehr enttäuscht.

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