Wie man den japanischen Sommer überlebt.

Es ist Sommer in Tokyo.

Nun ist unser Sommer natürlich nicht mit den zwei heißen Wochen, die Berlin jedes Jahr abbekommt, zu vergleichen. Zwischen Juni und September war es in Berlin an 24 Tagen wärmer als 30°C, in Tokyo an ganzen 100 Tagen. Im August hatten wir jeden einzelnen Tag über 30°C.

Doch wie euch jeder vom japanischen Sommer gepeinigte sagen wird: Es ist gar nicht die Hitze. Es ist die Luftfeuchtigkeit. Man fühlt sich einfach als wäre man ständig im Gewächshaus, und die Temperaturen kühlen in Tokyo auch nach Sonnenuntergang nicht wirklich ab.

Wie überleben wir das also, vor allem mit einem 4-jährigen Kind?

Tipp 1: Einfach nicht da sein

Letzten Sommer waren wir einen Monat in Berlin. Wenn ihr nicht unbedingt im Hochsommer nach Japan reisen müsst – Tut es einfach nicht! Es wird euch wirklich niemand übel nehmen. Alle Tokyoter wissen, wie anstrengend unser Sommer ist.

Tipp 2: Nicht draußen aufhalten

Die Behörden geben im Sommer beinahe jeden Tag eine Hitzeschlagwarnung heraus, in der davor gewarnt wird, sich draußen aufzuhalten. Vor allem um die Mittagszeit herum ist es einfach gefährlich.

Alle Aktivitäten draußen solltet ihr also auf den frühen Morgen oder den späten Nachmittag und Abend legen. Unsere Sommertage sind glücklicherweise nicht so lang wie in Deutschland, ab 17 Uhr wird es langsam kühler – aber nur geringfügig. Wenn die Sonne am heißesten knallt könnt ihr euch in die zahlreichen Museen oder Einkaufszentren retten. Vor allem in Shinjuku, Shibuya, am Bahnhof Tokyo und an der Ginza ist vieles auch unterirdisch miteinander verbunden!

Tipp 3: Vor der Sonne schützen

Die Sonne knallt in Tokyo anders als in Deutschland. Ich sehe immer wieder Touristen mit kurzen Hosen und freien Schultern und mache mir Sorgen. Es mag für viele kontraproduktiv wirken, aber weite Kleidung aus natürlichen Materialien, die den Körper bedeckt, kühlt ungemein. Außerdem werdet ihr nicht schockgefroren, wenn ihr in die Bahn steigt oder Gebäude betretet.

Ein Sonnenschirm wirkt der Hitze auch hervorragend entgegen. Es mag erst einmal gewöhnungsbedürftig sein, hilft aber wirklich! Wenn euch das zu viel ist, setzt immerhin eine Mütze auf.

Außerdem gibt es natürlich viele kleine Helferlein und Gadgets, wie z.B. tragbare Ventilatoren.

Tipp 4: Vernünftig trinken und essen

Trinkt. Trinkt mehr, als ihr für nötig haltet. Es gibt an jeder Ecke Getränkeautomaten und kostenlose und saubere Toiletten. Kalter grüner Tee ist ein Lebensretter. Wenn ihr mit dem Geschmack etwas anfangen könnt, enthält Mugicha oder Gerstentee (麦茶) auch zahlreiche Mineralstoffe.

Wenn es so heiß ist, verlässt einen manchmal der Appetit. Da der ständige Wechsel von heißem Draußen und kaltem Drinnen den Körper aber unglaublich beansprucht, müsst ihr unbedingt etwas essen. Am besten etwas mit vernünftigen Inhaltsstoffen, wie z.B. ein Gemüsecurry.

Wenn wirklich gar nichts mehr geht, gibt es in jedem Convenience Store (Conbini) Gelees, die einen immerhin mit dem Nötigsten versorgen. Elektrolyte, die man über den Schweiß verloren hat, kann man entweder mit Sportgetränken (Pocari Sweat, Aquarius, etc.) oder Bonbons (塩分チャージ Enbun Charge) auffüllen.

Plus: Kinder beschäftigen

Kindergartenkinder im Sommer zu beschäftigen ist unglaublich schwer. Wir haben eine Jahreskarte fürs Aquarium im Kasai Rinkai Park, von der wir regen Gebrauch machen. Außerdem nehmen wir unseren Sohn mit in Museen:

  1. Das Metro (U-Bahn) Museum (地下鉄博物館 Chikatetsuhakubutsukan) ist auf Kinder ausgelegt und hat viele Knöpfe zum Drücken und Ausprobieren
  2. Das Staatliche Naturkundemuseum (国立科学博物館 Kokuritsu Kagakuhakubutsukan) ist riesig und bietet Ausstellungen zu verschiedenen Themen, außerdem gibt’s hier Dinosaurier
  3. Die Intermediatheque ist ein kleines kostenloses Naturkundemuseum direkt am Bahnhof Tokyo
  4. Das Miraikan (日本未来館 Nippon Miraikan) ist ein Museum für Zukunftstechnologien, also auch alles um Roboter und Raumfahrt
  5. Das Tokyo Spielzeugmuseum (東京おもちゃ美術館 Tōkyō Omochabijutsukan) hat haufenweise verschiedenes Spielzeug, mit dem Kinder spielen können

Eigentlich sollte sich in Tokyo für jedes kindliche Interesse mindestens ein Museum finden lassen!


Vor allem solltet ihr euch, wenn ihr schon im Sommer nach Japan kommt, nicht zu viel vornehmen. Achtet auf euren Körper und macht Pause, wenn es nötig ist. Ja, die Flüge nach Japan waren teuer, aber ihr habt wahrscheinlich nicht vor, Erfahrungen mit japanischen Krankenhäusern zu sammeln.

Ich verkrieche mich dann mal wieder in meinem klimatisierten Zuhause. 😉

7 Gedanken zu „Wie man den japanischen Sommer überlebt.

  1. Sari sagt:

    Du sagst es. Vor allem die Luftfeuchtigkeit macht es so unerträglich. Deshalb ist Hitze am Meer sicherlich immer eine andere Hitze als in der Stadt. Wir haben es diese Woche erst gemerkt. Es waren über 30 Grad, aber diese waren irgendwie erträglicher, als die Woche zuvor, weil wir da einfach so enorm wabernde Wärme hatten, dass man kaum atmen konnte.

  2. Holger Drechsler sagt:

    Und da es in Berlin an nur 24 Tagen wärmer ist als 30°C gibt es hier auch keine Getränkeautomaten und nur einige wenige öffentliche Toiletten (das mit dem sauber und kosenlos wollen wir hier mal nicht erwähnen).
    Haltet durch !

  3. Nephi88 sagt:

    Super interessant, ich wusste gar nicht, dass es in Japan so lange Zeit so warm ist.
    Vielleicht könntest du mal einen Artikel über Spielplätze schreiben – also generell die Frage, ob es in Japan Spielplätze (outdoor oder indoor) wie bei uns gibt, wie Kinder beschäftigt werden, wie vorrangig dieses Thema überhaupt in der kindlichen Entwicklung eingestuft wird… das fände ich wirklich interessant 🙂

    • Claudia sagt:

      Ich glaube Spielplätze usw. sind so wenig anders (nur weniger und ein wenig liebloser), dass sich ein Eintrag nicht lohnt. 😀 Spielen wird durchaus als sehr wichtig eingestuft!

  4. Nina sagt:

    Wir waren einmal im Juli & August in Tokyo und seit dem fliege ich nur noch im Oktober oder Februar/März. Die Luftfeuchtigkeit war unerträglich und wir sind einfach von einem klimatisierten Laden in den nächsten gegangen. Die Hitze ist ganz anders wie wir sie kennen.

  5. Sandra sagt:

    Hallo zum ersten Mal hier in den Kommentaren 🙂
    Normalerweise lese ich nur still mit und habe mich auf meine Japanreise dieses Jahr im Juli zum Teil mit deinem tollen Block vorbereitet.
    Ich bin total in dem Wetter in Japan aufgegangen. Umso heißer, desto besser. Die Luftfeuchtigkeit war kein Problem. Während um mich alles schwitzte, ging es mir blendend. Ich bin Strecken bis zu 25km am Tag gelaufen. Aber ich habe sehr wohl gesehen, dass ich damit eine große Ausnahme war.
    Schöne Grüße und mach weiter so 🙂

    • Sandra sagt:

      Muss noch was zum Kommentar anfügen 🙂
      Blog und nicht Block… Peinlich! 🙁 Autokorrektur 😀
      Ich habe mich mit zwei entzückenden Japanern getroffen, als ich da war. Die hatten mir vor dem Urlaub schon Listen gemacht, was ich alles brauchen könnte, um mit der Hitze klarzukommen. Da waren noch Hiepita Cooling Packs dabei. Die habe ich dann auch unterwegs mal zwischendurch im Einsatz gesehen.

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