Japan ist in Sachen LGBT ein wenig in der Vergangenheit hängengeblieben. Jetzt hat man das sogar gesetzlich festgehalten.
Ursprünglich gab es einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf für die Beseitigung der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität (性的指向又は性自認を理由とする差別の解消等の推進に関する法律案). Darin hieß es, dass Diskriminierung nicht zugelassen werden darf. Dass Schulen sich darum bemühen sollen, das Verständnis für LGBT zu stärken und Diskriminierung zu reduzieren. Dass Vielfalt eine reiche und lebendige Gesellschaft voranbringt.
Klingt eigentlich selbstverständlich, oder? Wie etwas, was man eigentlich nur noch durchwinken muss. Aber nein.
Erst gab es einen neuen Gesetzesentwurf mit einem griffigeren Namen, LGBT理解増進法案 (Gesetzesentwurf zur Förderung des Verständnisses für LGBT), der den ursprünglichen Entwurf bereits ein wenig aufweichte.
Nach vielem Geschwafel über Toiletten und Trans-Frauen wurde der Vorschlag letztendlich so sehr geändert, dass befürchtet wird, dass es die Freiheiten von Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft und Allies einschränken wird.
Besonders bemängelt wird ein Zusatz: Der beschränkt sämtliche Aktivitäten nämlich auf solche, mit denen sich auch wirklich alle Japaner sicher fühlen. Und wir wissen ja alle, dass das “Phobie” in “Homophobie” Angst bedeutet. Wenn jemand etwas gegen Initiativen für die LGBT-Gemeinschaft hat, hat er damit einen perfekten Angelpunkt, um sie zu unterbinden: Er fühlt sich unsicher. Gar bedroht. Ob es bereits reicht, sich in seiner Männlichkeit bedroht zu sehen, wurde leider nicht weiter ausgeführt.
Letztendlich heißt es, dass die Minderheit auf die Mehrheit Rücksicht nehmen muss. Eine Rollenverdrehung sondergleichen.
Es bedeutet auch einen möglichen Schritt rückwärts in Sachen “Ehe für alle”. Die gibt es in Japan nicht, dafür bieten einige Gemeinden eine Art Partnerschaftsanerkennung an. Die Sorge ist nun, dass Gemeinden nicht nur davon absehen könnten, so etwas einzuführen, sondern es sogar wieder abschaffen könnten. Schließlich will man ja nicht die fragile Mehrheit zu sehr erschrecken.
Apropos “Erschrecken”: Das Verständnis für LGBT in der Schule zu stärken funktioniert jetzt auch nur noch unter Kooperation mit den Eltern und den Anwohnern. Stellt euch mal vor, das bräuchte es für jedes Schulfach oder jedes Lehrthema.
Das Thema wird in den Medien durchaus kritisch diskutiert, aber wie immer darf man sich die Kommentarspalten gar nicht ansehen. Das macht echt einfach nur noch traurig.
Wer Lust hat, kann sich den originalen Gesetzesentwurf hier durchlesen. Den letztendlich verabschiedeten Entwurf könnt ihr hier finden (der obere Link ist die Ursprungsversion, der zweite Link die Änderungen). Für Übersetzungen empfehle ich übrigens immer DeepL.
Mensch…wie entäuschend….Japan, warum seht ihr nicht mal wie das Ausland das regekt und wie es funktioniert.
Die Macht der LDP! und 維新の会.
Angsterzeugung – immer ein veritables Mittel der Regierungspolitik – in fast allen Ländern der Welt.
Um Japan zu ändern, hilft nur 外圧(Druck vom Ausland), das ist seit Commodore Perry immer noch so! Deswegen zum Beispiel den japanischen Trans-Frauen und -Männern politisches Asyl in anderen G7-Ländern gewähren. Das wäre für Japan ein Gesichtsverlust!