Japanisch üben für Fortgeschrittene: Mehr Input!

Im Internet gibt es haufenweise Lehrmaterial für Leute, die gerade erst angefangen haben, Japanisch zu lernen. Nach meinem Working Holiday-Jahr in Tokyo war mein Japanischlevel auf etwa B1 (CEFR). Für die meisten Lehrmaterialien, die man in Buchhandlungen so findet, war ich also schon zu gut.

Meine größte Sorge zurück in Deutschland war, dass ich alles sofort wieder vergessen würde. Zum Glück gibt es aber dank des Internets genug Quellen für Japanisch-Input, auch auf einem hohen Level!

Für einige sind das übrigens sicher keine neuen Informationen, ihr könnt den Artikel einfach überspringen. 😉

Netflix und Konsorten

Auf Netflix und anderen Streaming-Seiten gibt es viel Content auf Japanisch, meist auch mit japanischen Untertiteln versehen. Netflix lässt einen “Nach Sprachen durchsuchen“, man bekommt also z.B. nur original japanische Inhalte angezeigt.

Das Problem ist natürlich, dass das in Anime- und Fernsehserien gesprochene Japanisch sich stark vom Japanisch, das ganz normale Menschen sprechen, unterscheidet. Wer “echtes” Japanisch hören will, dem empfehle ich Reality-Serien wie z.B. “Terrace House“, “Liebe macht blind Japan” oder “Love Bus“.

YouTube

Ich weiß jetzt nicht, ob ihr alle mit YouTube vertraut seid. 😉 Genau wie in Deutschland, gibt es auch in Japan eine ganze Reihe YouTuber, die über alle möglichen Themen reden. Was japanisches YouTube fürs Lernen ganz besonders gut macht, ist die weite Verbreitung von Untertiteln! Das hat einfach etwas damit zu tun, dass im japanischen Fernsehen zumindest Kernaussagen zur Unterstreichung untertitelt werden, was sich viele YouTuber abgeguckt haben. Auch wenn man etwas akkustisch nicht mitbekommt, ist das also oft kein Problem.

Hier zwei Kanäle, die ich wirklich gern gucke:

ひみつ基地。 Himitsu Kichi.

Rentarō und Ugajin haben im Sommer ein altes Haus gekauft und bauen es zusammen immer weiter aus. Hinter der Kamera steht Yakitori-kun. Ugajin ist Koch, es gibt also viele Videos darüber, wie er unglaublich aufwändig kocht. Außerdem haben die beiden schon eine Sauna gebaut, ein Feld angelegt, einen Mahjong-Tisch mit eingebauter Feuerstelle gebastelt, …

Die Videos sind dabei meist eher lang, machen aber zumindest mir von Anfang bis Ende Spaß. Hier gibt es kein Drama, nur gute Freunde. Außerdem veröffentlichen sie YouTube Shorts, in denen meist irgendetwas Verrücktes gekocht wird.

ラムダ技術部 Lambda Tech

Lambda ist ein sehr naturwissenschaftlich veranlagter Mensch, der seine ganz eigenen Lösungsansätze für mehr oder minder alltägliche Probleme mit seinen Zuschauern teilt. Das macht er mit sehr viel trockenem Humor und man lernt bei vielen Videos tatsächlich noch etwas. Ich glaube, der Typ ist einfach ganz anders verkabelt als wir Normalos. 😀

Generell redet Lambda sehr schnell und quasi ohne Betonung, dafür sind aber auch seine Videos untertitelt. Wem die Geschwindigkeit zu viel ist: YouTube-Videos kann man verlangsamen! Wenn man auf das Zahnrad-Symbol klickt, gibt es den Punkt “Wiedergabegeschwindigkeit”. Bei “0,5” wird das Video mit der halben Geschwindigkeit abgespielt.

TwitCasting

TwitCasting ist das japanische Equivalent zu Twitch. Es gibt eine ganze Reihe von Live-Streams mit verschiedenen Themen. Das meiste lässt sich aber in drei Kategorien einteilen: Gaming, Singen und Quatschen. Da es wirklich Unmengen von Streamern gibt, kann man sich durch die Streams probieren, bis es bei einem dann klick macht.

Was Live-Streams fürs Lernen nützlich macht: Die Kommentar-Funktion. Was vielen beim Spracherwerb fehlt, ist die Interaktion in der Zielsprache. Bei Live-Streams hat man hunderte von meist willigen Interaktions-Partnern. Dabei der wichtigste Satz: 初見です (Shoken desu); “Ich bin hier zum ersten Mal”. Das garantiert einem in den meisten Fällen Aufmerksamkeit.

Da es Live-Streams sind, ist man darauf angewiesen gleich richtig zuzuhören und Untertitel gibt es auch nicht. Dafür kann es aber wirklich riesigen Spaß machen und man bekommt Übung im Hörverstehen und Schreiben.

Keine Sorge wegen des Zeitunterschieds: Es gibt eigentlich zu jeder Tag- und Nachtzeit irgendjemanden, der online ist.

Twitter

Ich habe es schon mehrmals erwähnt, aber Twitter erfreut sich in Japan riesiger Beliebtheit. Meine Theorie ist, dass 140 Zeichen für Japanisch einfach meist mehr als genug sind. Wenn man Fan von irgendetwas Japanischem ist, kann man relativ schnell Teil einer Community werden und sich mit Leuten unterhalten.

Anfangs kann es etwas schwierig sein, die Community erst einmal zu finden, aber wenn man einen Account gefunden hat, findet man darüber dann meist auch andere.


Wenn man Feedback zum eigenen Japanisch braucht, fand ich HiNative eigentlich immer ganz hilfreich. Dort helfen Muttersprachler. 🙂 Aber für mich war es immer auch wichtig, nicht “nur” zu lernen, sondern das Lernen mit etwas zu kombinieren, was mir wirklich Spaß macht. Und was macht mehr Spaß als im Internet abzukartoffeln? 😉

Falls ihr noch das richtige Nerd-Vokabular braucht:

Mehr: Spaß mit Japanisch: Internet-Slang.

3 Gedanken zu „Japanisch üben für Fortgeschrittene: Mehr Input!

  1. Irene sagt:

    Wer in einer Bibliothek eingeschrieben ist könnte schauen, ob diese den Pressreader anbietet. Dort kann man Zeitungen und Zeitschriften aus aller Welt lesen, darunter ist auch eine Auswahl japanischer Magazine und 2 Zeitungen.

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