Spezial-Japanisch: Von Enten, Thunfischen und Kartoffeln.

Wenn man auf Japanisch liest, stolpert man mit Sicherheit irgendwann über Worte, die man zwar kennt – deren Bedeutung sich einem aber nicht erschließt. Was bedeutet es, wenn jemand “eine Ente” ist? Und warum bringt er einen Lauch mit?

Kamo – Die Ente

Fangen wir doch direkt mit der Ente an: Eine Ente ist jemand, den man leicht übers Ohr hauen kann.

Ursprünglich kommt das wohl daher, dass die Stockenten, die den Herbst und Winter in Japan verbringen, für Jäger einfache aber leckere Beute waren.

Es gibt dazu auch eine schöne Redewendung:

鴨が葱をしょって来る
Kamo ga negi wo shotte kuru
Die Ente bringt den Lauch mit

Sie bezeichnet jemanden, der sich genau so verhält, wie man es sich von ihm wünscht – oft zu seinem eigenen Nachteil. Eben wie eine Ente, die den Lauch für den Enten-Eintopf selber mitbringt.

Übrigens spielt das Pokémon Porenta auf diese Redewendung an. Auf Japanisch heißt es einfach カモネギ Kamonegi.

雑魚 Zako – Kleine Fische

Zako bezeichnet kleine Fische von geringem Wert. Auf Menschen übertragen ist es jemand von geringem Stande, mit dem man sich nicht abgeben muss.

Am häufigsten sieht man es aber wahrscheinlich im Zusammenhang mit Videospielen und Anime. Vermeintlich nutzlose oder schwache Charaktere werden dort häufig als 雑魚キャラ Zakokyara oder Kleinfisch-Charaktere bezeichnet.

Maguro – Der Thunfisch

Bleiben wir doch gleich bei Fisch: Thunfisch ist der wahrscheinlich beliebteste Sushi-Belag, wenn man als einer bezeichnet wird, ist das aber nicht positiv gemeint.

Thunfische werden auf dem Fischmarkt an Haken aufgehängt und werden so zerlegt. Jemanden als Thunfisch zu bezeichnen, unterstellt ihm, inaktiv zu sein – Vor allem beim Sex. Ursprünglich stammt das Wort aus der Schwulenszene, wo es jemanden beschreibt, der sich lediglich bedienen lässt, ohne zurückzugeben. Später wurde es dann auch für Frauen verwendet, die Sex einfach mit starrem Blick über sich ergehen lassen, ohne selbst aktiv zu werden.

新米 Shinmai – Frischer Reis

Reis ist in Japan Grundnahrungsmittel. Frischer, im selben Jahr geernteter Reis ist dasselbe wie frischgebackenes Brot in Deutschland. Und so lässt sich der Begriff auch hervorragend übersetzen: Frischgebacken.

Frischgebackene Eltern sind in Japan eben Frischreis-Eltern. 🙂

Imo – Die Kartoffel

Deutsche haben eine ganz besondere Beziehung zu ihren Kartoffeln. Ich meine, sind wir nicht alle ein bisschen Kartoffel? 😉

In Japan werden Menschen vom Dorf als Kartoffel bezeichnet. Einfach, weil dort, wo sie herkommen, sicher Kartoffeln angebaut werden. Die “falschen” Klamotten oder das “falsche” Verhalten sticht dann oft als 芋臭い imo-kusai, “nach Kartoffeln stinkend”, hervor.


Ich liebe solche Redewendungen? Euphemismen? ja sehr. Auch auf Deutsch! 😀

Mehr Spezial-Japanisch: Unterschiede, die man nur lesen kann.

3 Gedanken zu „Spezial-Japanisch: Von Enten, Thunfischen und Kartoffeln.

  1. Anika sagt:

    Ich bin gerne imokusai.
    Mir vorschreiben zu lassen wie ich auszusehen oder wie ich mich zu geben habe um “hip” zu sein war noch nie etwas für mich

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