Wer Manga-Serien liest, kennt das Gefühl sicher: Endlich ist ein neuer Band herausgekommen, große Freude! Doch das Vergnügen ist nur kurz, der Manga nach einer halben Stunde ausgelesen und es heißt wieder: Warten. Auf den nächsten Band.
Die Geschwindigkeit, mit der Manga Fortsetzungen erhalten, variiert sehr und ich glaube außerhalb Japans ist oft nicht so ganz klar, warum genau das alles so lange dauert.
Das ist nämlich durchaus nicht, um uns Leser zu ärgern. 😉
Also, was ist der Grund?
Der größte Grund ist sicher, dass es einfach Zeit in Anspruch nimmt, Manga zu zeichnen. Ein anderer, der im Westen nicht ganz so bekannt ist:
Manga-Magazine
Während Manga in Deutschland zuerst als Einzelbände veröffentlicht werden, gibt es in Japan eine lange Tradition der Manga-Magazine. Das sind Telefonbuch-dicke Brocken, in denen regelmäßig neue Einzelkapitel von Manga veröffentlicht werden.
Der heilige Gral: Weekly Shōnen Jump
Das bekannteste Magazin ist das Weekly Shōnen Jump (週刊少年ジャンプ Shūkan Shōnen Jampu) und beinahe alle bekannten Manga des Shōnen-Genres haben ihren Ursprung hier: Dragon Ball, Captain Tsubasa, Demon Slayer, Naruto, Rurouni Kenshin, Yu-Gi-Oh! und natürlich mein geliebtes Jujutsu Kaisen, um nur ein paar zu nennen.
In der Weekly Shōnen Jump wird auf knapp 500 Seiten von über 20 verschiedenen Manga je ein Kapitel veröffentlicht. Wenn man sich eigentlich nur für einen davon interessiert, ist das kein Problem: Die Magazine sind spottbillig, für mein Digital-Abo bezahle ich im Monat, also für vier bis fünf Ausgaben, 990 ¥ (ca. 7,20 €).
In Magazinen wie diesem werden verschiedene Serien erst einmal getestet, bevor sie in Einzelbänden herausgebracht werden.
Nun ist die Weekly Shōnen Jump, wie der Name schon vermuten lässt, ein wöchentlich erscheinendes Magazin. Die Kapitel sind meist eher kurz, in einen Band Jujutsu Kaisen passen zehn Kapitel. Pro Jahr könnten also theoretisch fünf neue Bände erscheinen. Das verlangt den Künstlern natürlich einiges ab, einige werden wegen des andauernden Stresses sogar krank. Akutami Gege, Autor von Jujutsu Kaisen, ist z.B. letztes Jahr für einige Zeit ausgefallen.
Lassen wir es also ruhiger angehen
Und hier ist die Krux: Die meisten Magazine erscheinen monatlich oder sogar nur alle zwei Monate. Das heißt im Jahr gibt es höchstens zwölf bzw. sechs neue Kapitel. Und auch nur, wenn der entsprechende Manga wirklich in jedem Magazin dabei ist.
Wenn also in jedem Einzelband etwa fünf bis sechs Kapitel untergebracht sind (so viele sind es bei Boys’ Love oft), könnt ihr euch selbst ausrechnen, wie viele Einzelbände pro Jahr überhaupt erscheinen können. Bei den meisten Manga ist es ein Einzelband pro Jahr. Wenn man Glück hat.
Verlagerung ins Internet
Wie überall verkaufen sich Magazine immer schlechter. Einige gibt es inzwischen nur noch digital. Das bedeutet auch, dass sich das Format ändert.
Inzwischen gibt es viele verschiedene Seiten und Apps, auf denen man Manga lesen kann. Das Internet hat keine Grenzen, was es für die Verlage noch unkomplizierter macht, einfach mal etwas auszuprobieren. Wenn diese Serien genug geklickt werden, werden auch daraus Einzelbände.
Ein gutes Beispiel ist z.B. Spy x Family, in Deutschland bei Kazé veröffentlicht. Neue Kapitel erscheinen alle zwei Wochen bei Shōnen Jump Plus, der Online-Plattform von Shōnen Jump. Dort kann man das erste und die zwei neusten Kapitel kostenlos lesen, für den Rest muss man bezahlen. Der Manga ist ein riesiger Hit, seit diesem Monat läuft der zugehörige Anime im Fernsehen.
Warum kauft dann überhaupt jemand Einzelbände?
Wenn man die einzelnen Kapitel sowieso übers Jahr verteilt in Magazinen oder sogar kostenlos online lesen kann, wer kauft dann noch Einzelbände?
Tatsächlich ist es so, dass viele erst zugreifen, wenn sie einen Manga im Buchladen sehen. Selbst für die Fans, die den Manga im Magazin oder Online verfolgt haben, gibt es einen guten Grund noch einmal ins Portmonee zu langen: Extras! Das reicht von neuen Illustrationen über ausführliche Kommentare der Autoren bis zu ganzen neuen Kapiteln. Man kann sogar im Extra-Sumpf versinken:
Mehr: Ich: Opfer der Manga-Industrie.
Außerdem haben viele Fans eine große Motivation, ihre Künstler und Autoren mit dem Kauf der Manga finanziell zu unterstützen. Die Einzelbände sind nämlich das, wodurch sich das alles überhaupt rechnet – Sowohl für Verlage als auch für Autoren.
Nicht Schuld: Die Verlage in Deutschland
Der oft eher langsame Veröffentlichungsrhythmus hat also nicht immer etwas mit den Verlagen in Deutschland zu tun. Das Problem entsteht in Japan, weil der Zyklus durch die Manga-Magazine künstlich verlangsamt wird.
Inzwischen kommen Serien ziemlich schnell nach Deutschland, aber eine Verzögerung gibt es natürlich noch immer. Oft sind zum Zeitpunkt der deutschen Erstveröffentlichung des ersten Mangas in Japan bereits mehrere Bände erschienen – die können dann relativ zügig nacheinander übersetzt werden und den Fans in Deutschland bleibt die Warterei, die die japanischen Fans an den Rand des Wahnsinns getrieben hat, erspart. Zumindest, bis Deutschland aufgeholt hat – Dann beginnt auch bei euch das große Warten.
Übrigens: Die eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an die Versuche, Manga-Magazine auch in Deutschland aufzubauen. Vor 20 Jahren gab es die Manga-Magazine Banzai und Daisuki, sie wurden aber wieder eingestellt.
Ich warte dann mal weiter auf FANGS Band drei. Und Shiba x Nomi Band vier. Und Twittering Birds Never Fly Band acht. Und …
Besitze selber inzwischen einige hundert Mangas und es werden immer mehr. Habe das Gefühl, dass auch die deutschen Verlage sich immer mehr Zeit lassen mit der Übersetzung. Obwohl alle Bände in Japan bereits abgeschlossen sind, kann es oft bis zu einem halben Jahr dauern, bis ein neuer Band erscheind. Aber meistens vergehen nur 1-2 Monate. Habe aber bei einem deutschen Verlag festgestellt, das seine deluex Bände extrem miese Qualität haben. Wie sieht es mit der Qualität in Japan aus?
Ich kaufe nur sehr wenig auf Papier, aber wenn, kann ich mich über die Qualität eigentlich nicht beschweren. 🙂 Kommt natürlich auch ein wenig auf den Preis an, ein Band Jujutsu Kaisen für 4€ oder so ist natürlich nicht so hochwertig wie ein Band BL für 6€.
Ohaaa, das erklärt einiges. Ich warte ja sehnsüchtig auf Weißer Drache 3, der erst im Februar 2023 erscheint in Deutschland. Wuaaaah.
Zum Glück gibt es bei BoysLove inzwischen so viele Optionen, dass es zumindest nicht unerträglich wird. Und ja, ich bin ein Fan von Softcoverbänden. Heißt, ich kaufe die Mangas neu und unterstütze damit die Arbeit des Künstlers und deren Helfer.
Ich mag es wirklich in dem großen Angebot an Mangas wirkliche Perlen zu finden. Fangs ist definitiv dabei. Tolle Story, warte hierzulande auf die 2.
FANGS ist so toll, ich bin so verliebt! <3 Die Verlage zeigen langsam ihre Herbst/Winter-Programme, ich werde dann mal über die BL-Manga schreiben, die ich mochte und die es bald in Deutschland geben wird! 😀
Für die Umwelt wäre es sicher besser, vom Druck wegzukommen.
Aber ich lese Manga extrem ungern am Computer oder Smartphone.
Immerhin lese ich seit ca. 25 Jahren Manga und ich präferiere die Papierform. Ich will was in der Hand haben, den Druck riechen ….. altmodisch ich weiß.
Es kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Ich lese Manga ausschließlich auf Japanisch.
Und seit Corona geht mir langsam der Vorrat aus. Habe daher dieses Jahr auch zum 1. Mal aus Japan liefern lassen …. dabei liebe ich es bei BookOff durch die Regale zu schlendern und mir die einzelnen Bände für hoffentlich 100 yen (ohne Steuer) zusammen zu suchen. (^__^’) …..
Tja, wenn ich überlege wie lange ich schon One Piece verfolge (17 Jahre) und noch immer ungeduldig auf den nächsten Manga warte oder wie lange Attack on Titan gedauert hat – da kommt Frust auf. Ich verstehe es und habe auch in Tokyo öfters zu den Magazinen gegriffen, um was neues zu lesen. Aber mittlerweile ist es in Deutschland ja echt schnell geworden. Ich lese die meisten Mangas digital und konnte problemlos “My Roomate is a Cat” lesen, ohne warten zu müssen. Ein hoch auf das Internet! 😀