Im Tokyoter Stadtbild stolpert man immer wieder über lange Reihen von Spielzeug-Automaten. Darin befinden sich in Kapseln Figuren zu beliebten Anime und Manga oder, gefühlt noch öfter, total abgedrehte Figürchen, deren Existenz einen an der Durchsetzungskraft der japanischen Anti-Drogen-Gesetze zweifeln lässt.
Die weltweit meisten Gashapon-Maschinen stehen in Ikebukuro im Gashapon no Depāto Ikebukuro Sō-Honten (ガシャポンのデパート池袋総本店), der morgen, am 18.3.2021, versuchen wird ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen zu werden.
Sowohl Gachapon (ガチャポン) als auch Gashapon (ガシャポン) als auch Gachagacha (ガチャガチャ) bezeichnen dieselbe Sache. Das Trademark dieser drei Begriffe liegt bei Bandai. Das Wort Gacha (ガチャ) hingegen wurde von Takara Tomy registriert. Wahrscheinlich verwendet Bandai deswegen den Begriff Gashapon. Ich persönlich sage Gachapon.
Und so begab es sich, dass ich mich eines stürmischen Nachmittags mit meiner Freundin Gizem (@thetokyofoodie) in Ikebukuro traf. Sunshine City, der Gebäudekomplex in dem sich der Laden befindet, gibt es bereits seit den 1970ern. Damals war das Sunshine 60, das sich im Komplex befindet, mit seinen 60 Stockwerken das höchste Gebäude Japans.
Inzwischen merkt man den Gebäuden ihr Alter an, aber einen Nachmittag kann man dort trotzdem gut verbringen. Der Gachapon-Laden befindet sich im dritten Stock.
Die ersten Automaten kamen 1965 aus Amerika nach Japan. Nachdem sie sich im ganzen Land ausbreiteten, begannen auch japanische Spielzeug-Firmen ihre eigenen Automaten aufzustellen. Bandai ist seit 1977 im Geschäft. Die meisten Automaten, die man so sieht, sind entweder von Bandai oder Takara Tomy.
Der Gashapon no Depāto wird von Bandai betrieben.
Das heißt aber nicht, dass man keine Auswahl hätte. Bei den 3000 Automaten gibt es zwar auch einige doppelt, aber trotzdem findet sich wahrscheinlich für jeden etwas. Und wenn es Tiere auf der Toilette sind.
Ursprünglich sind die Spielzeuge in Gacha-Maschinen für Kinder gedacht. Mit meist 300 bis 400¥ (ca. 2,30€ bis 3,10€) pro Kapsel können sie hier ihr Taschengeld verbraten. Das bedeutet natürlich, dass es viele Automaten mit beliebten Charakteren von Kindersendungen gibt. Die sind in Japan meist lokal hergestellt, es gibt also weniger Spongebob und mehr Anpanman (Superheld mit Bohnenbrot als Kopf) und Oshiri Tantei (Detektiv mit Hintern als Kopf).
Meine liebste Kategorie sind aber Miniaturen. So gibt es Gachas mit Miniatur-Bürobedarf, -Gartenwerkzeug, und -PCs. Bei denen bezweifle ich, dass sie sich an Kinder richten.
Ganz neu gibt es Gacha-Maschinen, die 500¥-Stücke annehmen. Bei einer Maximal-Münzzahl von fünf bedeutet das, dass einmal Drehen bis zu 2500¥ (knapp 19,50€) kosten kann! Bisher gibt es nur zwei dieser “Premium Gasha”, für Figuren der Serien “Dragonball” und “Kimetsu no Yaiba”. Die höheren Preise, die Dragonball-Figuren kosten 1500¥ (ca. 11,70€) , bedeuten natürlich, dass die Qualität auch dementsprechend angehoben werden kann. Ich persönlich weiß aber nicht, ob ich bei einer Chance von 1 zu 6, meine favorisierte Figur zu erhalten, so viel Geld auf einmal verpulvern könnte.
Insgesamt habe ich bei Gacha-Maschinen nämlich nicht viel Glück. In vier von fünf Fällen kam genau das aus dem Automaten, das ich nicht wollte. Das ist eben immer das Risiko. Glücklicherweise bin ich keineswegs Gachapon-fanatisch und sammle auch nichts, weswegen ich die Enttäuschung relativ gut verkraften konnte. 😉
Tatsächlich hatte ich viel mehr Spaß dabei, die ganzen Automaten zu begutachten, als etwas zu kaufen.
Nachdem wir einmal durch den Laden gelaufen und ich meine Fotos geschossen hatte, begann Gizem ihren Twitch Stream. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch den hier ansehen, ich bin bis Minute 55 dabei: TheTokyoFoodie – TOKYO Gacha Ballin’ Guinness Record 3K Gacha Machines. Ansehen auf eigene Gefahr, ich weiß nämlich, warum ich keine Videos von mir mache.
Insgesamt ist der Gasha no Depāto laut, eng und erstaunlich heiß (ich hoffe, dass sie das bis zum Sommer in den Griff bekommen), aber eine größere Auswahl an Gachapon-Automaten findet man wirklich nirgends. 🙂
Ha, Mini-Laptop! Bedienung mit Zahnstochern 😉
wäre irgendwie nett, freundlich, bei den Preisen in Klammern vielleicht, den derzeit ungefähren Wert in Euro mit zu teilen, damit man sich auch außerhalb ein Bild davon machen kann, wie viel Geld man hinlegen könnte, um ein kleines Dingsda aus dem Automaten betteln zu können. Ist nur mal so ein Gedanke, ich lese schon seit Monaten gerne mit, und freue mich Kultur und Land so kennen lerne zu dürfen. LG Roswitha