Nicht so unser Glücksjahr.

2019 ist irgendwie nicht das Jahr meiner japanischen Familie.

Im August verstarb mein Schwiegergroßvater nach mehreren Wochen im Krankenhaus.

Im Oktober starb Mocha, der Schwiegerhund, nachdem es ihr schon seit langer Zeit nicht mehr gut gegangen war.

Und letzte Woche verstarb meine Schwiegergroßmutter, der letzte verbliebene Großelternteil meines Mannes.

Wir wurden am Mittwoch abend alle in ein Krankenhaus in der Stadt, in der meine Schwiegergroßmutter lebte, einbeordert. Sie sei gestürzt und mit einem Rettungswagen dorthin transport worden. Weil sie schon lange medizinische Leiden mit sich herumtrug – und sich nach dem Tod ihres Mannes auch nicht dazu aufraffen konnte, sich wirklich darum zu kümmern – gingen wir davon aus, dass es sicher einfach nur der hohe Zucker gewesen sei. In unserer Vorstellung war sie nur ein ernsthaftes Gespräch mit einem Arzt davon entfernt, entlassen zu werden.

Leider kam dann alles anders.

Ihr Sturz war durch einen Schlaganfall ausgelöst worden. Sie verlor ihr Bewusstsein und erlangte es auch nicht wieder. Letztendlich verstarb sie zweieinhalb Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

Für meine japanische Familie ist es natürlich ein herber Schlag. Vor allem für meine Schwiegermutter: Sie hat innerhalb von drei Monaten beide Elternteile verloren.

Jetzt gehen wir also wieder durch denselben Prozess, durch den wir im Sommer schon einmal gewatet sind. Schön ist das nicht, aber dafür war es das jetzt hoffentlich mit den Schicksalsschlägen in diesem Jahr.

Ein wenig Trost spendet mir die Tatsache, dass ich nach dem Tod ihres Mannes eines Nachmittags bei meiner Schwiegergroßmutter zuhause saß und sie einfach mal fragte, wie das damals so war und wie sie sich kennengelernt hatten. Das waren Geschichten, die mein Mann noch nicht kannte und die es sie offensichtlich freute zu erzählen.

Mein Schwiegergroßvater war damals ein sehr konservativer Mann, der es seiner Frau unter anderem nicht erlaubte, zu arbeiten. Es passte einfach vor 60 Jahren nicht in sein Weltbild. Während die Großmutter gern verreiste, blieb der Großvater am liebsten zuhause. Nur, wenn sein geliebter Enkel, mein Mann, mitfuhr, ließ er sich überreden wegzufahren. Trotz der Unterschiede hatten sie eine gute und liebevolle Beziehung.

Nach dem Ruhestand ihres Mannes war die Großmutter oft verreist: Europa, Neuseeland, Hawaii, viel im Inland. Oft zusammen mit meiner Schwiegermutter in diesen typischen Reisegruppen, denen man manchmal begegnet. Fünf europäische Länder in sieben Tagen, so etwas. Sie war bis zum Schluss rüstig und wäre auch im Dezember wieder auf Reisen gegangen.

Ich weiß nicht, wie man sich das Jenseits vorstellen kann, aber ich hoffe, dass sie dort die ganze Welt sehen kann.

ばぁば、良い旅を!

7 Gedanken zu „Nicht so unser Glücksjahr.

  1. tabibito sagt:

    Auch von mir mein herzliches Beileid. Da wollte sie wohl schnell wieder an der Seite ihres Mannes sein… war bei meinen Großeltern in Deutschland dieses Jahr genau so…

  2. zoomingjapan sagt:

    Sowas ist natürlich immer sehr traurig, v.a. wenn Todesfälle so kurz hintereinander auftreten.
    Ich habe schon viele Familienmitglieder in sehr jungem Alter verloren. Meine Mutter starb z.B. bereits im Alter von 44 Jahren. Ich habe auch meine Großeltern alle verloren bis auf eine Oma, aber die ist leider sehr dement. Und auch weitere Familienmitglieder leben zwar noch, sind aber fast alle krank, inklusive mir.

    Ich kenne solche Jahre …. die machen keinen Spaß und man ist froh, wenn sie dann endlich rum sind.
    Ich würde jetzt nicht sagen, dass 2019 für mich ein totales Pechjahr war, aber super toll war es auch nicht. Gab einige sehr gute Dinge, für die ich dankbar bin, aber wenn ich so drüber nachdenke, eher viele verpasste Chancen.

    Ich hatte das ganze Jahr z.B. noch keinen Urlaub, hab jetzt lange geplant und gebucht und hab jetzt auf einmal Rückenprobleme (Bandscheiben oder Hexenschuss, Ärzte sind sich nicht sicher) und musste jetzt meinen Urlaub absagen. Bleibe auch teilweise auf den Kosten sitzen. Tja, also keine Erholung für mich dieses Jahr … und vermutlich auch für die nächsten paar Monate nicht. Muss jetzt erstmal wieder auf die Beine kommen.

    Da denkt man dann immer dran, wie schnell einem die Gesundheit flöten gehen kann und man “normale Dinge” nicht mehr machen kann. Man wünscht sich dann, dass man sie schon früher gemacht hätte, als es einem noch gut ging … aber wie es so oft halt ist … wenn man jung und gesund ist, hat man weder Zeit noch Geld … wenn man das dann hat, geht einigen Leuten dann die Gesundheit flöten.

    Mit dem Tod von Verwandten ist es ähnlich. Es zeigt einem immer wieder auf, wie kurz das Leben doch ist und dass es schnell vorbei sein kann, v.a. wenn man jemanden verliert, der noch recht jung war.

    Ich hoffe, 2020 wird besser für uns alle!! :33333

Schreibe einen Kommentar zu Vinni rabensturmig Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert