Japanische Regeln: In der Bahn.

Japanische Bahnen sind voll. Das weiß jeder, viele Leute haben auch das Bild von den Herren mit den weißen Handschuhen, die Passagiere in die Bahnen quetschen, im Kopf.

Was viele Besucher nicht sofort mitbekommen, sind die vielen Regeln. Das ist für Touristen absolut verzeihlich, wird aber wirklich peinlich, wenn man länger hier lebt. Wie sagt der Engländer so schön? When in Rome, do as the Romans do.

Hier also die einfachsten Regeln, um nicht den bösen Blick abzubekommen. Ihr wisst, welchen ich meine. 😉

Handy auf lautlos

Tatsächlich mache ich mir gar nicht die Mühe, den Klingelton meiner Handys (Arbeit und Privat) von den Voreinstellungen zu ändern. Warum auch? Ich höre ihn ja eh nie. Wer in Japan Videos ohne Kopfhörer schaut, wird übrigens direkt ausgewiesen. 😉 Spaß, aber das macht man nun wirklich nicht.

Nicht telefonieren

In der Bahn wird nicht telefoniert. Höchstens kurz rangehen, sagen, dass man in der Bahn ist und später zurückrufen wird. Mal ganz im Ernst, Telefonieren ist sowas von 2010, und keines unserer Telefonate ist so wichtig, dass es nicht warten kann. Notfälle sind Notfälle. 🙂

Den Rucksack nach vorne nehmen

Die meisten Rucksackträger haben leider kein Auge im Hinterkopf und können deswegen nicht sehen, wenn sie einem anderen Passagier ihren Rucksack ins Gesicht drücken. Da hilft es, den Rucksack einfach Känguruh-Style nach vorne zu nehmen oder ihn auf die Gepäckablage zu verfrachten. Ihn auf den Boden zu stellen kommt schlecht, weil in einer wirklich vollen Bahn keiner wirklich den Boden sehen kann, und dann gerne mal Leute darüber stolpern. Apropos Gepäck: In einer fast vollen Bahn braucht euer Gepäck keinen eigenen Sitzplatz. Wirklich, dem gefällt es auch auf eurem Schoß super gut.

Das sind die drei Dinge, die mir immer mal wieder auffallen, den Rest macht eigentlich kaum jemand falsch. Für Pluspunkte gebt ihr älteren Herrschaften und schwangeren Frauen (erkennbar durch diesen Anhänger) euren Sitz, auch wenn ihr nicht auf einem der Priority Seats sitzt. Kommt immer gut. 🙂

Aber die Japaner…!

Manche Leute scheren sich nicht um die Regeln, das ist in Japan nicht anders als in Deutschland. Man kann sich ja trotzdem bemühen. 🙂 Make Gegenseitige Rücksichtnahme Great Again!

Was würdet ihr euch in euren Bahnen wünschen? Oder ist schon alles perfekt?

11 Gedanken zu „Japanische Regeln: In der Bahn.

  1. Andreas Klein sagt:

    Oh! Nicht zu vergessen sind die Frauen Abteile!
    Ich bin da versehentlich rein geraten und es ist mir nicht gleich aufgefallen. Plötzlich merkte ich, dass irgendwas anders war und da waren wirklich nur Frauen und auch Schilder die ich erst nicht gesehen habe .
    Es hat mich keiner blöd angemacht oder angepöbelt – ich war ja nur ein Gaijin. Dennoch bin ich die nächste Station raus und in ein anderes Abteil mit einer leisen Entschuldigung.

  2. Ulrike sagt:

    Wäre schön, wenn die Leute hier nicht in der Bahn telefonieren würden. Auch den Rücksack nach vorne zu nehmen, wäre hier großartig!
    In der Hamburger U-Bahn fände ich zudem hilfreich, wenn nicht alle sich im Türbereich drängeln würden, obwohl noch Sitzplätze frei sind.
    LG
    Ulrike

  3. Marcus sagt:

    Bin diese Woche echt viel Bahn gefahren….es ist so angenehm, kein lautes Handy, kein Döner…
    Es ist schon fast zu ruhig 🙂

    • Lennart sagt:

      Ich erinnere mich an meine erste U-Bahn-Fahrt in Japan (Sendai): ich hätte heulen können vor Glück: all diese Regeln, die wir in Deutschland schätzen und propagieren, werden HIER befolgt.
      In Japan werden Aktivitäten stets mit dem Bewusstsein erledigt, dass auch andere Menschen betroffen sein können oder sind.
      Weiteres Beispiel: Fahrradständer an der Uni werden von einer Richtung dicht an dicht in die andere befüllt, so dass jeder Nachfolgende sein Fahrrad ebenfalls abstellen kann. In Deutschland: rechts-links-Mitte-voll.
      Noch extremer ist es in Indien, wo im Straßenverkehr alle gleichzeitig losfahren und nur durch Hupen versuchen, eine kurzfristige Rangfolge zu erzwingen.

  4. Dommie sagt:

    Finde es immer wieder schön, wie (meistens) das Ein- und Aussteigen einfach reibungslos klappt.
    Wenn ich da an die ICEs und Co in Deutschland denke,woich fast prinzipiell beim Aussteigen von Einsteigen und deren Koffer fast erschlagen wurde…
    Allerdings merkt man auch, dass zur Zeit gerade die Alten Leute sich teils ziemlich assozial verhalten können; von wegen Alter steht über allem.

  5. Irene sagt:

    Taschen brauchen keinen eigenen Sitzplatz? Woher sollen das die Taschen denn wissen?
    Mein Standardspruch ist da immer “Entschuldigung, ist Ihr Rucksack sehr müde?” – Das führt meist zu Verwirrung, dann Grinsen und einem verlegenen Wegnehmen des Corpus Delicti.
    Nur einmal war es echt skurril: junge (aber nicht sehr junge) Dame mit Handtasche neben sich, Strassenbahn brechend voll. Ich meinen Spruch gebracht – keine Reaktion. “Entschuldigung, ist der Sitz frei?” – keine Reaktion. Ich habe eine Zehntelsekunde überlegt, die Tasche genommen, der Dame auf den Schoss gestellt und mich hingesetzt – keine Reaktion ausser Festhalten der Tasche. Alle rundherum haben das beobachtet und geschwankt zwischen Heiterkeit und Kopfschütteln.

  6. Jenny sagt:

    Das hat meine Schwester mal gemacht als wir in Kyoto mit der Bahn fuhren. Wir sind Abends in die so genannte Rush Hour gekommen und mussten lange stehen und als meine Schwester endlich einen Platz hatte kam eine ältere Frau und schon sprang meine Schwester direkt wieder auf. Die Dame und auch alle anderen drum herum haben meine Schwester (als Ausländerin) sehr dafür gelobt und sich bedankt das sie aufgestanden ist.

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