Nachdem ich letzten Monat den okinawanischen Volkstanz Eisa sah, wollte ich diesen Sommer eigentlich noch viele andere Tänze sehen. Aber es kommt, wie es immer kommt, es kam immer wieder etwas dazwischen. Wenn man nur für sich selbst plant, ist es aber auch zu einfach abzusagen.
Letztes Wochenende verabredete ich mich mit einer lieben Arbeitskollegin in Kōenji, einem Ort in Tokyo. Dort findet jedes Jahr das große Awa-Odori-Fest (高円寺阿波踊り) statt zu dem sich fast eine Millionen Besucher begeben.
Zwischen den Bahnhöfen Koenji und Shin-Koenji tanzen dann gut 100 Tanzvereine den Awa Odori (阿波踊り). Auch dieser ist ein Tanz für das große Totenfest, diesmal aber aus der Präfektur Tokushima (徳島県) auf der japanischen Insel Shikoku (四国).
Als Motiv am eindeutigsten sind wohl die weiblichen Tänzerinnen mit den Schirmförmigen Hüten, den Amigasa (編み笠). Sie tanzen auf japanischen Holzschuhen, Geta (下駄), immer auf den Fußspitzen, so dass man beim Zuschauen fast Angst hat, dass sich die Schnüre von den Schuhen lösen.
Außerdem gibt es noch die männlichen Tänzer, die etwas bequemere Kleidung tragen, dafür aber noch energetischer tanzen. Dann gibt es noch Frauen, die ähnlicher Kleidung wie die Männer tanzen, und natürlich Musiker. Der Awa Odori ist eine ziemlich laute Angelegenheit, uns taten die Ohren ziemlich weh. Die zahlreich anwesenden Kinder waren auch nicht alle begeistert. 😉
Wir hatten uns eine Stunde vor Beginn einen Platz ausgesucht, um gute Plätze zu erhaschen. Eine der Strecken führt über eine sehr breite Straße, die andere über eine schmalere. Wir hatten uns für die schmalere entschieden, was sich als gut erwies. Die Fotos sind allesamt in dieser schmalen Straße entstanden, denn es war recht einfach, nah an die Tänzer und Tänzerinnen zu kommen.
Nach über einer Stunde überlegten wir, dem Tanz von einer anderen Stelle aus zuzusehen – es war so voll, dass wir höchstens die Hände sehen konnten. Zum Glück hatten wir genug gesehen, und es war für uns zu verschmerzen, Koenji den Rücken zuzukehren.
Wenn ihr wissen wollt, wie ein Awa Odori in Bewegung aussieht, hier findet ihr ein Video vom großen Awa Odori in Tokushima.
Auf unserem Weg zum Bahnhof kamen wir an einem Schrein vorbei, an dem ein Sommerfest veranstaltet wurde. Für uns war es dort ein wenig voll, aber die Atmosphäre war sehr schön.
Ich wurde schon mehrmals gefragt, ob man solche Tanzveranstaltungen und Feste in Tokyo auch im Herbst erleben kann. Nein, Sommerfeste sind für den Sommer, die Tänze sind es auch. Das ist für Besucher zwar schade, für uns gehört es aber eindeutig zum Sommer.
Der ist auch wirklich so schrecklich, dass man diese Feste zum Überleben braucht. 😉
Wunderschöne Fotos!
Was ich so toll beim Awaodori finde, sind die Kimono. Das ist mir erst aufgefallen, als ich es auf einem Kimonoblog gelesen habe:
Auch wenn sie Tänzerinnen alle unterschiedlich groß sind, die Kimono sind alle auf gleicher Höhe (das an der Hüfte sind die Kimono, das was bis zu den Knöcheln reicht ist der Juban).
Oh, das wusste ich gar nicht! Da muss ich mir die Fotos noch einmal genauer ansehen. 🙂