Kyushu, Teil 4: Mehr Oita.

An unserem vierten und letzten Tag auf 九州 (Kyûshû) mieteten wir ein Auto und fuhren nach 別府 (Beppu).

Beppu ist, wie auch die ganze Präfektur, für seine 温泉 (Onsen; heißen Quellen) bekannt. Wusstet ihr eigentlich, dass man mit jedem Onsenbesuch Steuern bezahlt? Die 入湯税 (Nyûtôzei; Heißes-Bad-Steuer) ist bei jedem Besuch einer natürlichen heißen Quelle zu entrichten und im Eintrittspreis enthalten. 🙂

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Zuerst fuhren wir in die Gegend um den Bahnhof Beppu, um den 竹瓦温泉 (Takegawara-Onsen) zu sehen. Der steht in seiner heutigen Form seit 1938 in Beppu und ist noch immer in Betrieb. Er wirkt weniger wie ein Onsen, und mehr wie ein 銭湯 (Sentô; Badehaus), aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich sonst immer nur etwas abgelegene Onsen besucht habe – und nicht welche im Rotlichtbezirk.

Das ist die Gegend um diesen Onsen nämlich auf jeden Fall. Prostitution ist zwar illegal, aber das stört in Japan niemanden. Und so befinden sich in unmittelbarer Nähe dieses alten und sehr schönen Onsens Bordelle, Stripclubs und was es sonst noch so gibt.

Das Beppu, das touristisch stark vermarktet wird, befindet sich weiter im Norden: 鉄輪 (Kannawa) heißt die Gegend, und bekannt ist sie für den 別府地獄めぐり (Beppu-Jigoku-Meguri; Beppu-Höllenrundgang). Die Höllen sind Landschaften mit heißen Quellen, die dank eines Vulkanausbruchs vor etwa 1200 Jahren entstanden sind. Jede Hölle ist etwas anders, und ich würde den Besuch jedem ans Herz legen. 🙂

Wir stellten das Auto vor der 海地獄 (Umi-Jigoku; Meereshölle) ab, und kauften für 2100Yen (ca. 16,70€) pro Person ein Kombiticket für alle acht Höllen. Die ersten sechs erreicht man recht bequem zu Fuß.

Vor allem die kleineren Höllen haben oft etwas überflüssigerweise noch andere “Attraktionen”, die der deutschen Vorstellung von adäquater Tierhaltung nicht ganz entsprechen. Alligatoren in winzigen Käfigen, ein Nilpferd in einem winzigen Käfig, Tropenfische in einem winzigen Aquarium… Ich hätte es schöner gefunden, hätten sie das sein gelassen.

Auf unserem Weg zum Auto um die letzten zwei Höllen zu besuchen, wurde ich plötzlich angesprochen – von einer Blogleserin. In Oita. Da bin ich das ganze Jahr über im vor Touristen nur so überquellenden Tokyo, und treffe aber das erste Mal im weit entfernten Kyushu auf eine Leserin. 😀 Es hat mich auf jeden Fall sehr gefreut.

Nachdem wir wirklich alle Höllen gesehen hatten, ging es mit dem Auto nach 中津 (Nagatsu) um die 中津城 (Nakatsu-jô; Nakatsu-Burg) zu besichtigen.

Erbaut wurde sie unter 黒田 官兵衛 (Kuroda Kanbê), einem kurzzeitlich christlichen Feudalherren, Ende des 16. Jahrhunderts. Während es auf Fotos aus dem richtigen Winkel recht eindrucksvoll aussieht, ist es eigentlich ziemlich klein. Wir waren ein wenig verwundert. Allein dafür lohnt sich die weite Anfahrt nämlich wirklich nicht.

Vielleicht wäre ich interessierter gewesen, wenn ich irgendetwas über Kuroda Kanbê wüsste. Doch auch nach einem Besuch des kleinen kostenlosen Museums neben der Burg, blieb mir nur sein Helm (japanischer Link) in Erinnerung – der sieht nämlich aus wie eine umgedrehte Schüssel. Vielleicht, damit er auch auf dem Schlachtfeld immer Geschirr dabei haben würde? 😉

Weil wir auf Reisen immer Glück mit dem Wetter haben, fing es an zu regnen. Bevor wir aber in einer heißen Quelle unsere Körper aufwärmen konnten, wollten wir noch eine Sache sehen: Den Kumano-Magaibutsu (熊野磨崖仏) oder Kumano-Steinbuddha. Manchem aufmerksamen Leser werden bei “Kumano” vielleicht die Ohren klingeln. Wir waren erst kürzlich in Kumano, an der alten Pilgerroute die zu den Kumano-Sōhonsha, den Kumano-Hauptschreinen, führt. Eben solch ein Kumano-Schrein steht auch auf diesem Berg in Oita. 🙂

Zu sehen sind Acala (auf Japanisch Fudōmyōō) und Vairocana (auf Japanisch Dainichiyorai), beide vor über 800 Jahren im 12. Jahrhundert in den Stein gemeißelt. Und der Ort ist nicht leicht zu erreichen! Nur über eine super steile Treppe, die der Legende nach ein Dämon in einer Nacht aus Steinen aufgeschichtet hat, gelangt man dorthin. Vor allem im Regen war das doch etwas gefährlicher als geplant. 😉

Nach einem wohlverdienten Zwischenstopp in einem Onsen gaben wir das Auto wieder ab und warteten am Flughafen auf unser Flugzeug nach Tokyo. Und warteten. Und warteten. Wie immer verspätete der Rückflug sich um etwa eine Stunde, weswegen wir erst um Mitternacht in unsere Betten fallen konnten.

Das war Kyushu. Wart ihr schon einmal dort? Habt ihr noch etwas ganz anderes als wir gesehen? Würdet ihr gern hinfahren? 🙂

0 Gedanken zu „Kyushu, Teil 4: Mehr Oita.

  1. Daniela sagt:

    Danke, dass du mich “mitgenommen” hast auf deine Reise durch Kyushu. Da werden einige Erinnerungen wach. Alle reden von Beppu als DER Onzen-Ort. Ich persönlich fand es dort nicht so schön. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch? Vielleicht hatten wir auch einfach Pech mit dem Hotel, ein Klotz am Meer, immerhin toller Blick aufs Meer.

    Richtig schön, wenn auch sehr touristisch, fand ich Yufuin. Und Fukuoka hat mir auch super gefallen. Mehr habe ich leider nicht gesehen, daher freue ich mich immer riesig über die Reiseberichte anderer, so wie deiner, denn jeder erLEBT anders. Freu mich auf mehr.

    Liebe Grüße aus Berlin,
    Daniela

    • Claudia sagt:

      So gehen die Eindrücke auseinander. 🙂 Es sind glaube ich auch immer die Erwartungen, mit denen man an etwas rangeht. Dafür, dass Oita sich damit rühmt 日本一の温泉県 zu sein, gibt es erstaunlich wenige supertolle Onsen… (Obwohl ich echt gern zu dem Ramune-Onsen gefahren wäre. Leider war das genau in der entgegengesetzten Richtung.)

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