Viel früher als erwartet sind wir in Sapporo angekommen, nämlich schon um kurz vor Zwei. Da wir im Hotel noch nicht einchecken konnten, ging es erstmal zum Hitsuji-ga-Oka (羊ヶ丘), wo hauptsächlich eine Statue von William S. Clark steht, der die Universität in Sapporo mit aufgebaut hat. Hinter der Statue befindet sich ein großer Park, in dem bei gutem Wetter wohl auch Schafe grasen. Als wir da waren, waren sie leider weggesperrt.
Die meisten Besucher lassen sich vor der Statue fotografieren, wir wollten uns aber nicht hineindrängeln, und haben einfach nur Fotos von dem Herrn Clark geschossen. Auf dem Sockel steht das Zitat, durch das sich viele Japaner an ihn erinnern: “Boys be ambitious” (“Jungs, seid ehrgeizig”) soll er wohl vor seiner Rückkehr in die USA gesagt haben.
Wieder zurück beim Hotel haben wir das Auto abgestellt und haben mit Bahn und zu Fuß die Stadt erkundet: Ōdōrikōen (大通公園), das Backsteinregierungsgebäude (赤れんが庁舎), den ältesten Uhrturm des Landes, usw. usf.
Für meinen Mann war aber eigentlich etwas ganz anderes wichtig: Dschingis Khan! Dschingis Khan ist ein Schaffleisch-Gericht, bei dem das dünngeschnittene Fleisch in einer Pfanne gebraten und mit Sauce und Gemüse gegessen wird. Im Sapporo* Bier Garten (mit Leerzeichen) gibt es ein Dschingis Khan All-You-Can-Eat. All-You-Can-Eat lohnt sich für mich nicht wirklich, weil ich nicht so viel essen kann, aber mein Mann hat reingehauen – so sehr, dass er sich am nächsten Tag beschwerte, er würde nach Lamm riechen. Ich mag Lammfleisch, aber ein Mal in vielen Monaten reicht vollkommen aus.
* Das Bier, nicht die Stadt.
Um den Abend zu beschließen, und weil wir im Vergnüngunsviertel Susukino (すすきの) nach Schauplätzen von 探偵はBARにいる (Tantei ha BAR ni iru) suchen wollten, ging es ebendort hin und wir tranken in der Suntory Bar 1999 unglaublich überteuerten, von unglaublich coolen Bardamen gemixten Alkohol mit Häppchen. So kann man sich das gutgehen lassen, bis einen dann der Schock der Rechnung wieder in die Realität zurückwirft. 😉 Da wir normalerweise jeden Tag früh aufstehen müssen, gehen wir oft früh schlafen und gehen abends so gut wie nie aus, die Abwechslung hat wirklich Spaß gemacht.
Schlafen konnten wir aber trotzdem nicht gut. Am nächsten Tag waren wir also beide wie gerädert und beschlossen, in Sapporo nur noch den Campus der Universität Hokkaidō zu besuchen und dann nach Noboribetsu (登別) zu fahren, und uns im Onsen zu entspannen.
Die Fahrt dorthin war zwar ziemlich lang, aber angekommen lag schon der Geruch von faulen Eiern in der Luft. Das Wasser wird nämlich von einem Vulkan erhitzt, und kommt dann sulfurhaltig im Jigokudani (地獄谷; Höllental) an die Oberfläche. Dort ist es ganz supertoll für die Haut und gegen sämtliche Beschwerden, die man so haben könnte.
Wir haben uns im riesigen Onsen eines Hotels ins heiße Wasser getraut, um dann aufgewärmt und fröhlich wieder ins Auto zu steigen und die letzte Strecke zum Flughafen Neu-Chitose anzutreten.
Dort haben wir Mitbringsel für die Arbeit und die Schwiegereltern gekauft, wobei mein Blick auf etwas ganz Besonderes fiel (Bild links).
In den Dosen ist (v.l.n.r.): Seelöwen-Curry, Bären-Curry und Reh-Curry. Ich habe verzichtet, obwohl es sicher spannend wäre, mal Bär zu essen. Aber nachher riecht das einer der Hokkaidōer Bären und ich werde aus Rache zerfleischt. Dann bleibe ich doch lieber unwissend…
Mit Verspätung in Tokyo angekommen, sind wir nach Hause gefahren und tot umgefallen. Für den Flug um 18:40 Uhr hatten wir schon 18,000 Yen (= ca. 175€) Aufpreis pro Person zahlen müssen, sonst wären wir noch später als halb neun zuhause angekommen. Aber schön war’s.
Hat man Euch im Bier Garten auch eine Schere zum Fleischschneiden gegeben?
Es gab Scheren, aber die waren, falls man Schalentiere bestellt hatte. Zum Schneiden vom Lamm hatten wir gar nichts, das geht aber eigentlich auch so.
Ich habe vor kurzem im Japanisch-Unterricht ein Referat über Hokkaido gehalten. Freut mich, dass ich mit den generellen Attraktionen (Clark-Statue, Noribetsu, DSCHINGIS KHAN!) gar nicht so falsch lag. 😀
Wenn du meinen Mann fragst, was an Hokkaido am wichtigsten ist: DSCHINGIS KHAN! VIEL DSCHINGIS KHAN! =D (Freut mich zu hören, dass du mit dem Japanischkurs weitermachst =D Läuft ja jetzt auch schon einige Zeit)