In Japan sehe ich viele Filme verspätet. Nicht nur, weil ausländische Filme, obwohl sie nur untertitelt werden müssen, unglaublich spät erscheinen*, sondern auch, weil es unglaublich teuer ist, ins Kino zu gehen. Wo ich in Berlin im Kino um die Ecke 6,50€ pro Karte bezahle (außer ich gehe am Montag oder Dienstag, da sind’s 5€) zahle ich in Japan für gewöhnlich 1800Yen, das sind 16€. Nein, ich bekomme nicht kostenlos die Füße massiert, das Kinoerlebnis hebt sich durch nichts vom deutschen Kino ab, aber ich muss trotzdem viel zahlen.
*”The American” läuft derzeit, zehn Monate nach Veröffentlichung in den USA. Man könnte annehmen, dass die Untertitel von Hand in jede Filmrolle gekratzt werden.
Zum Glück gibt es Tsutaya (und andere DVD-Verleihe, die ich aber nicht frequentiere), wo ich mir Filme günstig ausleihen kann. Ich bin kein Filmkritiker, ich habe kein Hintergrundwissen und unterteile hauptsächlich in “total super” und “schrecklich”. Dennoch einfach mal ein paar Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und von denen im fernen Deutschland noch nicht so viele gehört haben sollten / könnten.
南極料理人 Nankyoku Ryourinin (2009) (Trailer)
Regisseur: Okita Shuichi
Darsteller: Sakai Masato, Namase Katsuhisa, Kitaro, Kora Kengo, Toyohara Kosuke, Furutachi Kanji, Kuroda Daisuke, Kohama Masahiro
Acht Männer leben für über ein Jahr auf der japanischen Antarktisstation Fuji Kichi, wo die Durchschnittsaußentemperatur bei -54°C liegt. Der Film zeigt, nach einer wahren Geschichte, wie sich die Dynamik untereinander und auch die Beziehungen mit der Außenwelt entwickeln. In der Einöde, in die es nicht einmal Pinguine verschlägt, ist eine der wenigen Freuden das Essen, dass der Koch des Teams jeden Tag zubereitet.
Meinung: Ich hätte gedacht, dass der Film dramatischer ist, aber er macht viel Spaß. Was passiert, wenn man acht erwachsene Männer zusammenpfercht? Sie verhalten sich wie acht nicht ganz so erwachsene Männer, die sturmfrei haben. Die Stärke des Films liegt eindeutig in der Charakterisierung der Protagonisten, die man wirklich lieb gewinnt.
電車男 Densha Otoko (2005)
Regisseur: Murakami Shosuke
Darsteller: Yamada Takayuki, Nakatani Miki
Der Protagonist ist ein Computernerd, unfähig zusammenhängende Sätze zu sprechen, und generell eher sozialunverträglich. Eines Tages sieht er, wie eine Frau in der Bahn von einem Betrunkenen belästigt wird, nimmt all seinen Mut zusammen und verteidigt die Frau. Als er als Dankeschön von ihr ein Päckchen erhält, beschließt er, dass er mit ihr zusammen sein will. Unterstützt wird er in seinem Vorhaben von Nutzern der Seite 2chan, wo Leute anonym Nachrichten hinterlassen können.
Meinung: Ich hab geweint, weil es eine sehr niedliche Liebesgeschichte ist. Wie sich der Protagonist vom kontaktunfähigen Nerd zum relativ normalen Nerd entwickelt ist schön dargestellt, wenn auch teils etwas sehr schnell Verbesserungen eintreten. Auch wenn der Film die ein oder andere eigenartige Sequenz hat, würde ich ihn empfehlen. Das Buch auf dem der Film basiert, gibt es auch im deutschen Buchhandel, und heißt dort “Train Man”.
ちょんまげぷりん Chonmage Purin (2010)
Regisseur: Nakamura Yoshihiro
Darsteller: Nishikido Ryo, Tomosaka Rie, Suzuki Fuku
Samurai Hiroko Yasubei reist durch die Zeit und landet im modernen Japan, wo er er die alleinerziehende Mutter Yusa Hiroko und ihren Son Tomoya kennenlernt. Nach anfänglichen Verständigungsproblemen freundet er sich mit ihnen an, und wir der Ersatzvater für Tomoya. Er lernt Kuchen und Süßigkeiten zu machen, und nimmt an einem Backwettbewerb für Väter teil, was alles ändert.
Meinung: Ich mochte den Film, aber er hatte definitiv seine Längen. Das Zusammentreffen von altem und neuem Japan ist interessant, aber letztendlich werden Probleme zu schnell zur Seite gekehrt, und die Tatsache, dass Yasubei 180 Jahre in die Zukunft gereist ist, fällt charakterlich nicht mehr ins Gewicht, was ich ein wenig schade fand.
Regisseur: Hasumi Eiichiro
Darsteller: Ayase Haruka, Aoki Munetaka, Nakamura Toru, Ishida Takuya, Fukushi Seiji
Terashima Mikako kommt als neue Japanischlehrerin an die Schule, und wird gebeten, den Volleyballclub zu leiten. Leider interessieren sich die Mitglieder mehr für Brüste, als für das Spiel, und sind in katastrophaler Form. Lehrerin Terashima verspricht den Jungs jedoch, ihnen ihre Brüste zu zeigen, falls sie im Schulturnier gegen die viel stärkeren Mannschaften gewinnen sollten, was den Jugendlichen Motivation genug ist.
Meinung: Ich mag Filme mit unschuldig-pubertärem Humor. Es ist sicher kein ernstzunehmender Film für Erwachsene, aber doch ganz unterhaltsam.
借りぐらしのアリエッティ Karigurashi no Arietty (2010) (Deutscher Titel: Arrietty – Die wundersame Welt der Borger) (Trailer)
Regisseur: Yonebayashi Hiromasa
Drehbuch: Miyazaki Hayao
Der Film ist an das Buch “Die Borger” angelehnt. Arietty ist nur zehn Zentimeter groß und lebt mit ihrer Familie unter dem Haus einer Menschenfamilie, von der sie sich alles Lebenswichtige “borgen”. Als der Enkel der Besitzerin des Hauses einzieht, wird Arietty entdeckt, und die Borger-Familie lebt in Angst vor den Konsequenzen.
Meinung: Ach ist der schön. Es ist eine niedliche Geschichte, natürlich toll animiert von Studio Ghibili und mit einem Soundtrack unterlegt, den man sich auch gut so mal anhören kann. Der Film hat mich dazu gebracht die Antagonistin zum Mond schießen zu wollen, was sonst nicht viele Filme schaffen. Außerdem: Ariettys Mutter ist wie meine Schwiegermutter…
ノルウェイの森 Norwegian Wood (2010) (Deutscher Titel: Naokos Lächeln) (Trailer)
Regisseur: Anh Hung Tran
Darsteller: Matsuyama Ken’ichi, Kikuchi Rinko, Mizuhara Kiko
Während der Studentenunruhen der späten 60er Jahre muss sich Watanabe Toru zwischen einem Mädchen aus seiner Kindheit, das er mit ganzem Herzen liebt, die diese Liebe aber nicht erwidern kann, und in einem Sanatorium lebt, und einem lebenslustigen Mädchen von der Universität entscheiden.
Meinung: Der Film ist toll. Da ist es mir egal, was irgendwelche Filmkritiker am Regisseur auszusetzen haben, der Film zeigt in ruhigen, poetischen Bildern die emotionale Achterbahn, die der Protagonist durchlebt. Ich habe das Buch von Haruki Murakami vor vielen Jahren gelesen, und obwohl natürlich vieles unerwähnt bleibt, wird der Film dem Buch gerecht.
リアル鬼ごっこ Real Onigocco (2008) (Trailer)
Regisseur: Shibata Issei
Darsteller: Ishida Takuya, Tanimura Mitsuki, Daito Shunsuke
Sato Tsubasa wird in eine Parallelwelt transportiert, in der alle Menschen mit dem Nachnamen “Sato” im Auftrag des Königs während siebentägigen Events getötet werden.
Meinung: Mein Mann hatte das Buch gelesen, auf dem der Film basiert, und fand es nicht schlecht, und ich hatte mich wirklich auf den Film gefreut, aber er ist schrecklich. Die Geschichte wird kaum erzählt, bis auf ein Segment in der zweiten Hälfte des Filmes, in der plötzlich der gesamte Plot aufgedrosselt wird – ohne, dass es jemals Anzeichen in die entsprechende Richtung gegeben hätte. Ich habe beim Gucken vorgespult, was ich eher selten mache, weil mindestens die Hälfte des Films aus Bildern von wegrennenden Leuten besteht, und der Klaviergeklimper-Soundtrack mir sämtliche Nerven raubte.
Alle Rechte an den hier verwendeten Bildern liegen bei den jeweiligen Rechteinhabern und nicht bei mir.
Ich liebe das Buch Naokos Lächeln! Ich habe es verschlungen und es ist mein Lieblingsbuch von Haruki Murakami. Aber den Film habe ich mir bis jetzt noch nicht angeschaut.
PS: Dein Blog ist mega toll!!!
Lieben Dank. 🙂
Wie gesagt, ich habe bei dem Film Rotz und Wasser geheult…
Dann muss ich mir den wohl demnächst mal anschauen 🙂