Tag 3, Teil 1: Sakurajima.

IMGP9441Am Morgen des dritten und letzten Tages machten wir uns mit der Fähre auf nach 桜島 (Sakura-jima). Für uns und das Auto haben wir pro Strecke etwas über 1,100Yen (8,15€) bezahlt, die Fähren fahren eigentlich ständig.

Gleich in der Nähe des Hafens auf Sakurajima befindet sich das 桜島ビジターセンター (Sakurajima Visitor Center), in dem man sich kostenlos, auch auf Englisch, über die Insel und den Vulkan informieren kann.

IMGP9497Dank ebendieses Vulkans sieht man an vielen Stellen riesige Brocken Vulkangesteins. Die Insel ist sehr grün und wegen des Gesteins doch ganz speziell. Den Vulkan selbst sieht man von fast überall aus.

Ich hätte eigentlich gedacht, dass kaum Leute auf der Insel leben, aber falsch gedacht: Es gibt sogar mehrere Grundschulen und eine Mittelschule. Persönlich hätte ich ein wenig Angst, dass mittags plötzlich der Vulkan ausbricht. Laut des Sakurajima Visitor Centers ist so ein bisschen Asche aber eh kein Problem für die Schüler von Sakurajima: Dann geht man halt mit Gesichtsschutz und Bauhelm zur Schule.

IMGP9489In der Nähe einer solchen Schule befindet sich das 黒神埋没鳥居 (Kurokami maibotsu Torii; Kurokami begrabene Tor). Worunter ist das begraben? Vulkanasche! Ursprünglich war das Tor so hoch wie das auf dem oberen Foto.

Auch an den Straßen findet man eigenartige Hinweisschilder: “Bei Ascheausbruch Rutschgefahr”. Und wirklich sind einige Straßen mit dem feinen grauen Sand bedeckt, der dermaßen aufwirbelt, dass man kaum das Auto vor einem sehen kann.

IMGP9502Auf dem Weg zurück zum Hafen sahen wir dann vom Auto aus eine Aschewolke aus einem Krater aufsteigen! Für die Einwohner der Insel sicher mehr ein nerviges Problemchen, für uns dann doch ein Highlight. Außerdem ist mein Schwiegervater jetzt total eifersüchtig, als er letztes Mal in Kagoshima war hat der Vulkan sich nämlich gar nicht gerührt.

Bis auf den Ascheregen verursachte das übrigens kein Problem. Nach einigen Stunden auf der Vulkaninsel ging es dann wieder per Fähre zurück nach Kagoshima, wo wir den Nachmittag in der Stadt verbrachten.

Davon dann beim nächsten Mal, und dann geht es auch schon wieder nach Tokyo. 🙁

Tag 2: Kumamoto!

Gleich über der Präfektur Kagoshima (鹿児島県; Kagoshima-ken) liegt die Präfektur Kumamoto (熊本県; Kumamoto-ken). Kann ja so weit nicht sein, dachten wir uns.

IMGP9219War es dann aber irgendwie doch. Teilweise mag das an unserem komplett bescheuerten Navi gelegen haben, dass uns öfters in die Irre führte… Als wir endlich am 熊本城 (Kumamoto-jô; Schloss Kumamoto) angekommen waren, war es noch immer recht bewölkt, doch je länger wir uns dort aufhielten, umso sonniger wurde es.

Für die Schlossanlage zahlt man 500Yen (3,70€) Eintritt, es gibt aber wirklich viel zu sehen uns das Schloss ist wunderschön wiederaufgebaut worden.

IMGP9190Wenn man genug Energie hat, kann man in beiden Gebäudeteilen, die ihr auf dem Foto sieht, bis ganz nach oben laufen und den Ausblick über die Stadt genießen. Außerdem gibt es ein Schlossmuseum, welches Geschichte und Aufbau des Schlosses beschreibt. Wir waren am Samstag dort, dementsprechend viele Menschen waren natürlich auf dem Gelände, was es manchmal ein wenig anstrengend gemacht hat. Aber man kann schließlich nicht alles haben.

IMGP9245Anschließend besuchten wir noch die 旧細川刑部邸 (Kyû-Hosogawa-Gyôbu-Tei; frühere Residenz von Hosogawa Gyôbu).

Beim Anblick dieses doch recht stattlichen Anwesens und des schönen Gartens beschlossen wir, dort einzuziehen. Hach, schön wär’s 😉

In der Residenz waren außer uns nur wenige Touristen, was es nach den Massen im Schloss sehr angenehm machte. Ruhig, schön, absolut sehenswert. Der Eintritt beträgt 300Yen (2,20€).

IMGP9273Weiter ging es durch das absolut undursichtige Kumamotoer Verkehrsnetz zum くまモンスクエア (Kumamon Square). Über Kumamon habe ich schon einmal geschrieben, er ist das Maskottchen der Präfektur Kumamoto und unglaublich beliebt.

Im Kumamon Square kann man Kumamon treffen und limitiertes Merchandise kaufen. Generell hatte ich erwartet, dass es auch außerhalb des limitierten Krams viel zu kaufen gibt, doch Pusteblume. Trotzdem habe ich natürlich ein bisschen etwas mitgenommen, sonst hätte sich der Weg gar nicht gelohnt.

Weiter ging es zum 阿蘇山 (Aso-san, Berg Aso), wo wir eigentlich zu Mittag essen wollten. Leider hatte sich unser Zeitplan schon so weit nach hinten verschoben, dass das Restaurant vor unserer Ankunft geschlossen hätte. Als wir zu einem alternativen Restaurant fuhren, war das wegen einer Veranstaltung geschlossen und so aßen wir letztendlich nichts in Kumomoto. Schade.

IMGP9336Dafür machten wir uns aber auf den Weg zum 阿蘇ファームランド (Aso Farm Land). Dort gibt es einiges zu tun, wir hatten es aber auf die Capybaras abgesehen. Seit ich in unserem Reiseführer gelesen hatte, dass diese Tiere dort anfassen kann, war das ein wichtiger Punkt auf unserem Reiseplan.

Nicht nur, dass die Tiere wirklich sehr entspannt waren, nein, sie hatten auch Babys. Kleine, niedliche Capybara-Babys. 😀

Nach ausgiebigem Bespaßen der Tiere ging es für uns wieder nach Kagoshima. An die Autofahrt erinnere ich mich nicht so sehr, vor allem weil ich die halbe Zeit geschlafen habe. 😉

IMGP9416An diesem Abend wollten wir dem 黒豚 (Kuro-buta; Schwarzschwein) noch einmal eine Chance geben und gingen zum 茶寮つるや (Saryô Tsuruya) um Shabu shabu mit grünem Tee zu essen.

Das Fleisch war besser als am Vortrag und die Idee, Tee zu verwenden, ist super. Es beeinflusst den Geschmack des Fleischs zwar nur ein wenig, aber vor allem das Gemüse schmeckt gleich viel besser! Könnte man auch gern so in Tokyo anbieten.

Nachdem wir ins Hotel zurückgegekehrt waren, ging es wieder in den Onsen mit Blick auf den Vulkan um dann ins Bett zu fallen. Der nächste Tag war der letzte. Schade.

Kagoshima, Tag 1: Ibusuki und Kagoshima City.

Am Freitag Morgen fuhren wir zum Flughafen Haneda, um von dort aus mit ANA nach Kagoshima (鹿児島) zu fliegen. Klappte auch alles wunderbar, zwischendurch vertrieben wir uns die Zeit mit Persönlichkeitstests und nach nur 105 Minuten landeten wir auch schon. Mit dem Shinkansen braucht man für die Strecke fast sieben Stunden.

Angekommen holten wir uns unser Mietauto ab und machten uns auf nach Ibusuki (指宿). Leider verdunkelte sich der Himmel immer weiter und die Strecke war auch viel länger, als wir dachten. Kagoshima ist Bergland und so fuhren wir über endlose Serpentinen, was meinen Wohlbefinden nicht ganz zuträglich war. Unser Ziel an dem Tag war es, Nagashi-Sōmen (流しそうめん) zu essen.

IMGP9046Dabei werden Sōmen in ein kreisförmiges Wasserbecken mit laufendem Quellwasser gegeben und man fischt sie mit den Stäbchen wieder raus. Das hat auf den Geschmack nicht unglaublich viel Einfluss, macht aber durchaus Spaß. Weil der Wasserfluss normalerweise gegen den Uhrzeigersinn geht und es Linkshändern schwer macht, wurde das extra für uns geändert. 🙂

IMGP9056Dazu bestellt haben wir Sushi und Misosuppe, letztere vor allem weil es dank des Wetters recht kühl war und Nagashi-Sômen eigentlich eine Sommerveranstaltung ist. Dank dessen war das Restaurant auch außer uns komplett leer.

Wir mussten natürlich hin, weil das Restaurant in der liebsten Essenssendung vorgestellt wurde. Außerdem war es recht günstig, für zwei Personen haben wir 2,100Yen (15,50€) bezahlt und waren pappsatt.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es Kindern viel Spaß macht, sofern sie denn Stäbchen verwenden können.

IMGP9114Wegen des Regens haben wir uns sämtliche Punkte mit schöner Aussicht gespart, und fuhren direkt weiter zum Kamafuta-Daimyōjin (釜蓋大明神), einem Schrein.

Der liegt direkt am Meer und am Strand, aber durch das bereits erwähnte bescheidene Wetter war es natürlich nicht ganz so schön. Trotzdem hatte es eine nette Atmosphäre. Hinter dem eigentlichen Schrein geht es einen Hügel hinauf und kann sich beim Anblick des Meeres entspannen.

Die Aussicht auf eine lange Fahrt zurück nach Kagoshima (Stadt) ließ uns recht früh aufbrechen, wir hatten einen Tisch reserviert. Kagoshima ist bekannt für sein 黒豚 (Kuro-buta; Schwarzes Schwein) und einige andere nicht-vegetarischen Dinge.

IMGP9136Es ging zum Restaurant 華蓮 (Karen), hoch gelobt und stark beworben. Leider war das Erlebnis etwas enttäuschend. Vom Nagashi-Sômen noch gut gesättigt, bestellten wir ein Menü für eine Person, was sich als ganz gut herausstellte. Für 6,000Yen (44,30€) bekamen wir drei Scheiben Schwein, drei Stück Hähnchen und zwei Scheiben Rind, dazu ein wenig Gemüse. Außerdem natürlich Nudeln und ein kleines Dessert. Insgesamt also nicht besonders viel, was uns aber viel weniger gestört hat, als etwas Anderes:

Es war nicht besonders. Dieses Fleisch wird dermaßen hochgehypet, dass wir eine Geschmacksexplosion erwarteten – doch nichts. Als wir nach dem Bezahlen im Aufzug standen, sagte mein Mann nur “Das war wohl nichts”.

Immerhin konnten wir uns im hoteleigenen Onsen entspannen. Der ist wirklich wunderschön, mit Blick auf den Sakurajima (桜島), einen aktiven Vulkan. Den konnten wir am ersten Abend zwar leider nicht sehen, aber trotzdem sind Onsen super.

Generell war das gesamte Hotel sehr gut. Sehr nette Leute, sehr sauber, sehr neu. Natürlich auch etwas teurer, aber wenn mal jemand in der Gegend sein sollte: Shiroyama Kankō Hotel (城山観光ホテル). Den Onsen kann man leider nicht nutzen, wenn man tätowiert ist.

Am nächsten Morgen ging es früh los um dem Massenansturm auf’s Frühstück zu entgehen. Aber davon nächstes Mal. 🙂

Claudia trifft die Hosts.

Meine Lieblingskollegin geht oft in Host Clubs. Ich war noch nie in einem. Weil ich aber zumindest einmal in meinem Leben hingehen wollte, sind wir am Samstag nach unserem Sportfest nach 歌舞伎町 (Kabukichô, der Rotlichtbezirk in Shinjiku) gefahren und in ihren Stammclub gegangen.

Aber was ist eigentlich ein Host Club? Ähem, ähem. Trinken mit Männern, für viel Geld. Also, die Frauen zahlen. Dafür bekommt man nette Gesellschaft und Komplimente. Mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen.

Wenn man das erste Mal geht, ist es noch recht günstig, 2,000Yen (ca. 15€) für zwei Stunden trinken. Danach wird es teuer, 7,000Yen (52,50€) für zwei Stunden, plus 3,000Yen (22,50€), damit man “seinen” Host bei sich sitzen hat. Dazu kommen komplett überteuerte Getränke.

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So viel Photoshop…

Wenn man sich nicht vorm 初回 (Shokai; ersten Mal) für einen Host entschieden hat, hat man zwei Stunden lang eine Auswahl von Hosts, die zum Tisch kommen und sich vorstellen und sich je etwa zehn Minuten um einen bemühen. Von jedem bekommt man eine Visitenkarte, damit man zum Schluss sagen kann, welchen man am besten fand. Ich habe den neusten Host genommen, weil ich davon ausging, dass er sich drüber freut. Er durfte mich dann am Fahrstuhl verabschieden.

Ich bin kein großer Fan von Host Clubs, einfach weil mir diese ganze “Geld gegen Aufmerksamkeit”-Masche nicht gefällt, aber es hat Spaß gemacht. Noch einmal werde ich nicht hingehen, aber zwei Stunden lang von jemandem Getränke nachgeschenkt und das Glas abgewischt zu bekommen ist schon ganz nett. Einige der Typen waren aber einfach nur anstrengend und haben “lustig sein” mit “laut sein” verwechselt. Generell war es im Club unglaublich laut, jedes Mal, wenn eine neue Kundin hineinkam wurde sie von allen laut begrüßt, und nach den Showeinlagen zwischendurch hatte ich Probleme irgendetwas zu hören.

Was ich persönlich amüsant fand, war, dass man die Typen alles fragen kann. Es gibt Fragen, auf die sie nicht antworten**, und ich weiß natürlich nicht, wie viel stimmt, aber dass man einfach fragen und sagen kann, was einem im Kopf herumschwirrt ist lustig. Am Anfang habe ich immer noch meine Kollegin auf Englisch gefragt, ob ich etwas Bestimmtes sagen kann, aber da scheinbar alles OK ist… Ich bin einfach generell kein besonders netter ein direkter Mensch, das nicht zurückhalten zu müssen macht Spaß. Und ja, das ist deren Arbeit. Ich bezahle Geld. Auf Arbeit kann ich den Eltern auch nicht sagen, dass sie komplett bescheuert sind. Glaubt mir, manchmal ist das gar nicht so einfach. 😉

**

“Wie hoch ist euer Stundenlohn?” “Weiß ich nicht”

Ja klar.

“Wie viele Kunden hast du?” “Nur [deine Kollegin].” “Nein, im Ernst.” “Das darf ich dir nicht sagen, Anweisung von oben.”

Mit meinem Mann war die ganze Aktion natürlich abgesprochen und ich hatte auch meinen Ehering auf dem Finger. Wenn einer der Hosts versucht hat mich anzufassen, habe ich gesagt, dass ich das nicht will. Außerdem hatten meine Kollegin und ich die ganze Nacht über Spaß mit folgendem kleinen Spiel.

90% der Typen: Auf was für Männer stehst du? (どんな男はタイプ?)

Ich: Ehemann/Ehemänner. (旦那, Im Japanischen muss ich nicht zwingend “Mein Ehemann” sagen)

Typ: Dann lass uns heiraten!

Ich: Nein, im Ernst, ich bin verheiratet. (Funkelfunkel, sieh auf meinen Ring!)

Typ: Eeeeeeeh. (Fragen über Fragen über Fragen.)

Fast die Hälfte der Hosts an dem Abend waren übrigens noch nicht einmal volljährig, sondern erst 19, und durften deswegen noch nicht trinken. Auf Nachfragen gaben die meisten auch an, dass das einfacher ist, als sich jeden Abend abfüllen lassen zu müssen. Alkohol bringt nämlich das wirkliche Geld, ungefähr die Hälfte davon geht direkt an die Hosts. Sie müssen also mittrinken.

Meine Kollegin wurde von “ihrem” Host den ganzen Abend belagert, dass sie doch etwas trinken solle. Stelle ich mir äußerst nervig vor, aber je mehr man trinkt umso mehr zahlt man natürlich, auch weil man irgendwann nicht mehr viel nachdenkt. Sie hat dann auch Champagner bestellt, was einen Champagne Call provoziert hat. Dabei kommt der ganze Club zu einem und macht Radau, bevor die Flasche geöffnet wird. Ich fand es beängstigend…

Generell hatte ich nicht das Gefühl, dass es den normalen Kundinnen unglaublichen Spaß macht, dort zu sein. Viele sahen kaum von ihren Smartphones auf und waren eher genervt. Scheinbar wird es auch erst richtig nett für meine Kollegin, wenn sie schon ziemlich betrunken ist und sie anfängt “ihren” Host zu umarmen. Ich habe kein Interesse an den Hosts, ich habe zuhause (kostenlos!) den besten Mann aller Zeiten, der mich nicht nur mit Komplimenten eindeckt, weil ich Geld zahle. Kuschlig ist er auch.

Aber wie gesagt, es hat Spaß gemacht, man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass es ein Geschäft ist. In normalen Clubs jemanden kennenzulernen kommt auf jeden Fall günstiger 😉