Kistenschlepperei.

Das Leben in Scherben Umzugskisten, werden meine Schwiegereltern und ich uns morgen daran machen, umzuziehen. Der Mann muss arbeiten.

Eigentlich sind wir beide keine großen Jäger und Sammler, wir haben auch keine Probleme, Dinge auszusortieren, aber es kommt einiges an Gepäck zusammen. Noch ein wenig mehr, und ich hätte einem Umzugsunternehmen Geld in den Schlund geworfen um den Stress von meinen Schultern zu nehmen. So laden wir die Schwiegereltern zum Essen ein.

Noch immer Sorgen bereitet mir diese schmale, steile Treppe in der neuen Wohnung, hoffentlich knalle ich die nicht herunter. Das wäre sehr ärgerlich, zumal wir noch nicht wissen, wie das mit dem Internet wird*. Sollte ich also aufgrund eines Sturzes bewegungseingeschränkt sein, hätte ich nicht mal ein großformatiges Internet um mich zu unterhalten, nur das auf dem Handy. (First World Problems.)

Nachher muss ich dann noch anderweitig produktiv sein. Lieber nicht! Also werde ich aufpassen, dass ich den Umzug heil überstehe, und ihr hört wieder von mir, wenn das Internet angeschlossen ist. Wahrscheinlich geht das total schnell und problemlos und ihr habt mich bald wieder an der Backe.

Bis dann!

* Das hat nämlich der Göttergatte abgeklärt. Auf die Frage, was genau denn abgemacht ist, kam nur ein “Ich weiß nicht mehr”.

Auf Wohnungssuche.

Wohnungsgrundriss

Grundriss der jetzigen Wohnung

Wir wohnen in einer (sehr) kleinen Wohnung.

Ansonsten ist alles wunderbar, die Lage stimmt, wir haben eine Bushaltestelle vor der Tür und die Sonne scheint uns im Winter die Wohnung warm.

Ein weiteres Zimmer wäre aber wirklich gut.

In Japan ist das Frühjahr die Zeit, in der die meisten Leute umziehen. Die meisten größeren Veränderungen finden hier vor und um den April statt: Schul- und Uniabschluss, Arbeitsantritt, Arbeitsplatzveränderungen. Also keine schlechte Zeit um nach einer Wohnung zu suchen.

Wir waren am Wochenende, für mich zum ersten Mal*, beim Makler. Unsere Bedingungen waren wie folgt: 2LDK** oder größer, in der Gegend***, höchstens zwölf Minuten Fußweg zum Bahnhof, möglichst neu und Miete bei höchstens 130,000Yen (ca. 1100€). Und wenn möglich, gern mit der Möglichkeit, Haustiere zu halten.

* Die Wohnung, in der wir jetzt wohnen, hat mein Mann allein gesucht und in Deutschland habe ich nie allein gewohnt.

** Zwei Zimmer, Wohnzimmer mit Ess- und Kochbereich

*** Eine der teuersten Gegenden in Chiba, unserer Präfektur

Wir also auf zum Immobilienmakler (die gibt es hier nämlich wie Sand am Meer), und ließen uns beraten.

Zum Glück ist unser Ansprechpartner, Herr Apaman*, sehr entspannt und versucht uns nichts schönzureden. Sehr angenehm. Wir bekommen also mehrere Wohnungen herausgesucht und entscheiden uns für fünf, die wir sehen wollen.

* “Apaman Shop” ist der Name der Immobilienmaklerkette.

Also geht es mit Herrn Apaman im Firmenwagen los, und leider reißt uns nichts vom Hocker: Zu alt, komischer Grundriss oder das größte Problem: Keine Möglichkeit in allen Zimmern eine Klimaanlage anzubringen. Da es hier für gewöhnlich keine Heizungen gibt und die Isolierung der Häuser aber fragwürdig ist braucht man eine Klimaanlage um im Winter nicht zu erfrieren und im Sommer nicht zu schmelzen. Wenn wir aber nur im Wohnzimmer eine Klimaanlage haben, wird das Schlafzimmer nie warm bzw. kühl. Damit fallen schon einmal vier Wohnungen weg. Die fünfte hat einen Raum, der so komisch geschnitten ist, dass man ihn nicht anständig nutzen kann.

Herr Apaman erzählt uns von einer weiteren Wohnung, etwas weiter entfernt vom Bahnhof, in der man sogar Haustiere halten könnte. Als wir ankommen ist die Wohnung toll! Sehr neu, mit begehbarem Kleiderschrank und natürlich mit der Möglichkeit sich endlich eine Katze anzuschaffen. Wir sind also ganz aus dem Häuschen und freuen uns, bis dann, zurück im Büro, berechnet wird, wieviel Geld wir zahlen müssten um einziehen zu dürfen: Fast 700,000Yen (fast 6000€). Dafür ist die Lage nicht gut genug.

Mein Mann blieb aber mit Herrn Apaman in Kontakt und so bekamen wir am Dienstag mit, dass gerade eine Wohnung in sechs Minuten Entfernung zum Bahnhof freigeworden war. Euphorie beim Ehemann. Die Wohnung kann ab Mitte Februar, nach einer Grundreinigung, bezogen werden.

Gestern haben wir uns die Wohnung zeigen lassen und mein Mann hat gleich alle Dokumente ausgefüllt, die nötig sind, um sie zu mieten, damit uns keiner die Wohnung wegschnappen kann. Wir ziehen also um! Nicht weit weg, nur auf die andere Seite vom Bahnhof. Inklusive der ersten beiden Mieten (also 1.5 Mieten, wenn wir ab Mitte Februar einziehen), Kaution, Schlüsselgeld (das wir nie wieder sehen), Schlosswechselgebühr und einigen anderen Geldbeträgen bezahlen wir 600,000Yen (ca. 5000€).  Das ist noch immer viel Geld, aber die Wohnung war es meinem Mann (und er ist hier der, der spart) wert.

Grundriss der neuen Wohnung

Grundriss der neuen Wohnung

Kurz zum Grundriss: Der Eingang ist im Erdgeschoss, dann geht es eine Treppe hoch in den zweiten Stock. “CL” sind Wandschränke und バルコニー ist der Balkon. Das kleine Dings vorm Zimmer rechts ist ein Platz um den Außenteil der Klimaanlage zu lagern.

Die Wohnung ist mit 55qm Größe ca. 21qm größer als unsere jetzige Wohnung.

Wir können uns also endlich ein Sofa kaufen! Wenn wir unterwegs sind schleichen wir in Läden immer um Sofas herum, derzeit haben wir aber keinen Platz um eins in die Wohnung zu stellen. Ab demnächst kann ich meinen Mann also aufs Sofa verbannen, wenn er mich ärgert! Woohoo! 😉

Der Umzug wird mit Sicherheit nochmal viel Stress bedeuten, ich habe schon Alpträume von schweren Dingen, die diese schmale Treppe herunterpurzeln.

Visum bekommen!

Letzten Freitag schon habe ich mein neues Visum bekommen. Ich bekam eine Postkarte, dass ich mich bitte bei der Immigrationsbehörde (入国管理局; Nyûkokukanrikyoku) einfinden solle. Außerdem mitzubringen seien die Postkarte, mein Pass und Wertmarken im Wert von 4,000Yen (fast 40€). Zu meiner Überraschung warteten vor mir nur zwei Personen, so dass ich nach einer halben Stunde mein neues Visum im Pass kleben hatte – leider nur für ein Jahr, aber das scheinen die derzeit ganz gern zu machen, damit nächstes Mal alle die neue Residence Card bekommen. Ein Mitarbeiter von mir hatte vorher ein Dreijahresvisum und bekam diesmal nur eins für ein Jahr. Sehr komisch.

Dann wurde mir gesagt, dass ich noch zum Bürgeramt müsse, damit meine Alien Registration Card (外国人登録証明書; Gaikokujin Tôroku Shômeisho) ge-updated werden könnte. Etwas nervig, dass das bei zwei verschiedenen Ämtern gemacht werden muss, aber auch das ist ab Juli mit der Gesetzesänderung anders. Des weiteren brauche ich dann auch keine Wiedereinreisegenehmigung mehr. Bisher war die nötig, damit bei der Ausreise das Visum nicht einfach erlischt. Eine große Geldmaschine für Japan… Vielleicht wird es dieses Jahr dann wirklich noch was mit Korea. Irgendwann.

Visumsverlängerungen.

Am vierten Juni läuft mein Visum aus, ich musste also eine Verlängerung beantragen. Dafür braucht man so einige Sachen, die erst von verschiedenen Stellen zusammengetragen werden mussten. Damit ich’s für’s nächste Mal gleich habe, und falls jemand anders Probleme haben sollte, schreibe ich die Liste, die ich bekommen hatte, mal ab. Inwiefern sich etwas mit den Gesetzesänderungen im Juli 2012 ändert, weiß ich nicht. Außerdem handhabt jedes Immigrationsamt scheinbar alles anders…

① 戸籍謄本 (Koseki Tôhon) ist ein Auszug aus dem Familienstammbuch, wahrscheinlich um zu beweisen, dass wir überhaupt noch verheiratet sind.

② 住民票 (Jûminhyô) ist unsere Meldebescheingung, wahrscheinlich um zu beweisen, dass wir auch noch zusammen wohnen.

③ 在職証明書 (Zaishoku Shômeisho) ist ein Arbeitsnachweis, den man beim Arbeitgeber bekommt. Das brauchten wir für uns beide, weil wir schließlich beide arbeiten.

④ 住民税課税証明書 (Jûminzei Kazei Shômeisho), entweder vom 役所 (Yakusho, Einwohneramt) oder ein Zettel vom Arbeitsplatz, auf dem das Gesamteinkommen des Vorjahres und die zu zahlenden Steuern aufgeführt sind. Da wir den Zettel vom Einwohneramt nicht bekommen konnten*, haben wir eine Kopie des 給与所得の源泉徴収票 (Kyûyo Shotoku no Gensen Chôshûhyô) eingereicht. Für mich brauchte ich keine Steuernachweise, weil ich zu wenig verdiene.

⑤ 住民税納税証明書 (Jûminzei Nôzei Shômeisho), erneut ein Zettel vom Einwohneramt, auf dem steht, dass man die Steuern auch bezahlt. Wir konnten das nicht bekommen* und haben stattdessen detailierte Einkommenserklärungenmeines Mannes für die letzten vier Monate, auf denen auch die Steuern aufgeführt sind, und ein Erklärungsschreiben, abgegeben.

* Mein Mann hat erst letztes Jahr angefangen zu arbeiten, die Steuererklärung zu letzten möglichen Datum abgeschickt, und nun sind die bei der Stadt noch am Bearbeiten.

⑥ Pass der betroffenen Person

⑦ 外国人登録証明書 (Gaikokujin Tôroku Shômeisho), die Alien Identification Card; ab Juli dann alternativ die 在留カード (Zairyû Card; Resident Card).

⑧ 身元証明書 (Mimoto Shômeisho) für den Bürgen, in meinem Fall mein Mann, mit 印鑑 (Inkan) gestempelt. Vorlage hier auf Englisch oder Japanisch. (PDFs von moj.go.jp, der Seite des Justizministeriums Japans)

⑨ 在留期間更新許可申請書 (Zairûkikan Kôshin Kyôka Shinseisho), das Antragsformular. Auch das ist im Internet zu finden, und zwar hier. (PDF von moj.go.jp, der Seite des Justizministeriums Japans)

Nachdem wir das alles beisammen hatten, machte ich mich auf den Weg zum Einwanderungsamt in Chiba, das liegt bei mir auf dem Weg nach Hause, und in das Amt in Tokyo bringen mich keine zehn Pferde. Zu voll und zu groß. In Chiba ist es einfach ein Raum mit einigen Schaltern, zwei Nummern, die man ziehen kann, und Sitzbänken.

Während ich mich schon aufs Schlimmste vorbereitet hatte (drei Stunden warten! Mindestens!), ging es von Nummer 96 (bei der ich angekommen war) bis zu meiner Nummer 117 in unter einer Stunde. Dokumente abgeben, von der Schalterdame durchsehen lassen, kurz nochmal hinsetzen und warten, und dann den Pass abholen und die eigene Adresse auf eine Postkarte schreiben.

Im Pass habe ich jetzt einen Stempel, dass mein Visum beantragt ist. Selbst wenn aus irgendwelchen Gründen meine Verlängerung erst nach dem vierten Juni bewilligt werden sollte, wäre ich damit nicht illegal im Land.

Eigentlich sollte aber innerhalb von zehn Tagen die Postkarte, dass ich mein Visum abholen gehen kann, ankommen. Durch die Golden Week zwischendurch dauert’s vielleicht etwas länger, aber mitte Mai ist auch in Ordnung. Ob ich das Drei-Jahres-Visum, dass ich gern hätte, bekomme, konnte mir die Schalterdame nicht sagen. Sie meinte, dass es sein könnte, dass ich nur eines für ein Jahr bekomme, weil wir erst so kurz verheiratet sind. Auch nicht so schlimm, ich glaube, wenn man das ganze einmal durch hat, geht es beim nächsten Mal um einiges schneller.

Hat auch gar nicht wehgetan, da müssen wir es nächstes Mal nicht monatelang vor uns hinschieben.