Sommerzeit ist Feuerwerkszeit!

Während in Deutschland zu Neujahr alle Feuerwerk in die Luft schießen, finden in Japan Feuerwerke im Sommer statt. Letztes Jahr wäre es unangebracht gewesen nach der großen Katastrophe in Ost-Japan groß zu feiern, weswegen so gut wie alle Feuerwerke abgesagt wurden. Dieses Jahr dann aber wieder!

Als eine meiner Freundinnen aus Berlin für eine Woche hier war, machten wir uns eines Samstagabends auf, um vom Fluss ein Feuerwerk im tokyoter Bezirk Sumida (墨田区) zu sehen. Das war zwar leider etwas weit weg und nur vom Fußgängerweg aus zu sehen, aber trotzdem schön. Zu dem Anlass hatte ich mich sogar in meinen Yukata geworfen, der aber nur in der Nähe des Flusses mit Wind erträglich war – ansonsten war es viel zu heiß dafür.

Letzten Samstag war das große Feuerwerk in  Ichikawa (市川市), dem besucherreichsten Feuerwerk Japans. Jedes Jahr reservieren sich viele Leute schon am Vortag einen guten Platz. Als wir am Morgen des Feuerwerks woanders hinfuhren, sahen wir am Bahnhof so einige Menschen in Yukata, und es war viel voller als normalerweise. Auf dem Rückweg zu meinen Schwiegereltern hatten schon einige ansässige Läden ihre Stände aufgebaut und versuchten Essen und alkoholische Getränke an den Mann zu bringen. Zum Glück können wir den größten Teil aber vom Balkon der Schwiegereltern verfolgen, nur ein Dach stört ein wenig und aus dem zweiten Stock (erstes Obergeschoss*) hat man natürlich nicht die Bombenaussicht. Trotzdem auf jeden Fall besser als sich zwischen schwitzende Menschen zu drängeln.

* Es gibt in Japan die Bezeichnung “Erdgeschoss” nicht. Was im Deutschen das Erdgeschoss wäre, ist hier schon der erste Stock.

Also standen mein Schwiegervater und ich auf dem Balkon und machten Fotos vom Feuerwerk. Die ersten dreißig Minuten zumindest, danach war es ziemlich eintönig, und wir haben uns wieder ins Haus bewegt. Aus mir unerfindlichen Gründen dauern die Feuerwerke hier alle mindestens eine Stunde, in der sich der Aaaah!- und Ooooh!-Effekt dann doch etwas abnutzt.

Deswegen haben wir dann leider auch das herzförmige Feuerwerk komplett verpasst, das wären sicher auch schöne Fotos geworden.

Wenn man Japan im Sommer besucht, und somit in der absolut schrecklichsten Jahreszeit ins Land kommt, sollte man sich zumindest mit einem schönen Feuerwerk trösten. Feuerwerke finden typischerweise im Juli und August statt, nähere Informationen gibt es bei Walkerplus (Japanisch).

Für nächstes Jahr kaufe ich meinem Mann auch einen Yukata, an Männern sehen die nämlich gar nicht schlecht aus. Wann auch immer er den dann tragen wird…

Sonne, scheine!

Wir machen morgen auf Arbeit kleine てるてる坊主 (Teruteru Bôzu), und weil ich dafür schon einen zuhause vorgebastelt habe, wollte ich kurz drüber schreiben.

Teruteru Bôzu ist eine kleine Figur, die aussieht wie ein Geist, und die für gutes Wetter sorgen soll. “Teru” heißt “scheinen” und ein Bôzu ist ein Mönch (oder auch nur jemand, der kurzgeschorene Haare hat).

Eigentlich ist der Teruteru Bôzu weiß und aus Papier, aber wir werden sie morgen in gelb und blau produzieren. Das hat auch, aber nicht nur, damit zu tun, dass es das Material nicht in weiß gab… 😉

Auch wenn im oben verlinkten Wikipedia-Artikel steht, dass ein Teruteru Bôzu mit Gesicht Regen bringt, habe ich hier im Gegenteil kaum mal welche ohne Gesicht gesehen – das wäre einfach nicht niedlich genug.

Es gibt natürlich auch ein Teruteru Bôzu-Lied, von dem die meisten aber nur die ersten zwei Zeilen kennen.

てるてる坊主 てる坊主 (Teruteru Bôzu, Teru Bôzu)
あした天気に しておくれ  (Ashita tenki ni shiteokure; Mach dass das Wetter morgen gut ist)
いつかの夢の 空のよに 晴れたら (itsuka no yume no sora no yô ni haretara; Wenn die Sonne so sehr scheint, wie in meinen Träumen)
金の鈴あげよ (kane no suzu ageyo; Gebe ich dir ein goldenes Glöckchen)

Die ersten beiden Zeilen werden in den nächsten zwei Strophen beigehalten und nur durch entweder

私の願いを 聞いたなら (Watashi no negai wo kiitara; Wenn du meinen Wunsch hörst/erfüllst)
あまいお酒を たんと飲ましょ (Amai osake wo tanto nomasho; gebe ich dir viel süßen Alkohol zu trinken)

oder

それでも曇って 泣いてたら (sore demo kumotte naitetara; Wenn es trotzdem wolkig und regnerisch* sein sollte)
そなたの首を チョンと切るぞ (Sonata no kubi wo chinto kiruzo; schneide ich dir den Hals durch)

ergänzt.
Jaja, die friedlebenden Japaner…

* 泣いてたら (naitetara) heißt eigentlich “wenn (jemand) weint”, ich bin mir nicht sicher, ob es darum geht, dass “die Wolken weinen” (und ich weiß gar nicht, ob diese Ausdrucksweise im Japanischen gebräuchlich ist), oder dass der Sprecher weint. Regen erschien mir logischer.

Hochzeitsfeier. Nicht meine.

Gestern gab es keinen Eintrag, weil ich vom Hochzeitsfeiern noch total fertig war. Am Sonntag waren wir zur Hochzeit eines Studienfreundes meines Mannes nach Gunma eingeladen.

Vorher ging es für mich zum Friseur, weil ich noch immer mit meinen Haaren selbst gar nichts anfangen kann, und mich dann lieber in die fähigen Hände von jemand anders begebe, bevor ich meine Haare aus Versehen anzünde. Dank dieser helfenden Hände tat mir aber den ganzen Tag die Kopfhaut weh, denn an der wurde kräftig gezogen. Irgendwann, wenn meine Haare mal wieder länger sind, geht das vielleicht auch einfacher.

Die Hochzeit fand in einem Hochzeitshaus statt, war also komplett durchgeplant und als Paket bezahlt. Zuerst ging es zur Zeremonie selbst, bei der ein ausländischer Pfarrer (aus Kanada oder Amerika, keine Ahnung) in einer nur für diesen Zweck benutzten Kathedrale eine Ansprache hielt (auf Japanisch), die beiden sich das Eheversprechen gegeben haben und zu Mann und Frau erklärt wurden. Etwas eigenartigerweise waren die Sängerinnen in Nonnenkutten gewandet, aber gut, Kitsch.

Dann wurden im Innenhof Blütenblätter geworfen und Fotos geschossen. Machen die Fotografen dann auch mit jeder Kamera, die sie gereicht bekommen, weswegen auf meiner Kamera auch einige Bilder gelandet sind. Als wir uns im Festsaal niedergelassen hatten, mussten wir aber noch einmal eine halbe Stunde warten – das Paar musste umgezogen werden, in traditionelle japanische Hochzeitskleidung. Generell hatten die wirklich viel zu tun, denn nach nur ein, zwei Reden, verschwanden sie erneut, um dann wieder in westlicher Kleidung zu erscheinen. Später musste auch noch die Torte angeschnitten, Fotos gemacht, Reden gehalten und vor allem gegessen werden.

Dass die Braut schon im vierten Monat schwanger ist, habe ich auch erst bei den Reden so richtig mitbekommen, vorher stand die Frage im Raum, warum die beiden so früh heiraten würden.* Vor allem der Bräutigam hatte viele Freunde eingeladen, die getanzt und Videos geschnitten hatten, und zwischendurch musste ich dann auch ein bisschen weinen.

* Nein, ich verstehe nicht, warum man in Japan, sobald die Freundin schwanger ist, heiraten muss.

Nach dem Essen ging es weiter zur Afterparty ohne Familie und viel Alkohol, und stark alkoholisierte Japaner sind schon… besonders. Beim Stimmungmachen kann ich da nicht so ganz mithalten, zumal ich auch kaum getrunken hatte. Aber auch betrunken bin ich keine Stimmungskanone… 😉

Um acht ging es dann wieder in Richtung Tokyo, erschöpft aber ganz glücklich. Es ist anstrengender Hochzeit zu haben, als zu einer eingeladen zu sein.

Valentinstag ohne Mann.

Wie im Titel schon angedeutet, war am gestrigen Valentinstag mein Mann nicht zuhause. Er bleibt die ganze Woche über in der Nähe der Baustelle, auf der er arbeitet. Sehr schade und ein bisschen einsam ist das.

Valentinstag ist wichtig in Japan. Wochen vorher wird alles, was man braucht um Schokolade, Kuchen und Kekse zu machen, verkauft. Am Valentinstag geben die Frauen den Männern Schokolade, oder man schenkt seinen Freunden und Kollegen welche, und am White Day am 14. März kommen Geschenke von den Männern zurück. Als mein Mann und ich darüber redeten, fiel uns auf, dass wir ja am 14. März geheiratet haben. Das hat natürlich Priorität. 😉

Auf Arbeit bekamen wir von der Köchin Schokolade und von der Chefin heiße Schokolade in verschiedenen Geschmackssorten. Die Kinder haben verschiedene Früchte und Marshmallows in Schokolade getaucht und sind danach ganz aufgedreht durch die Gegend gerannt.

Aber weil ich sonst eigentlich keine schönen Geschichten über Valentinstag dieses Jahr habe, eine von 2009, kurz nachdem mein Mann und ich zusammengekommen waren.

In meinem Haus gab es keinen Ofen, kein Nudelholz, kein nichts, und ich wollte ihm trotzdem unbedingt etwas backen. Also wurde schnell eine Backmischung (zu dem Zeitpunkt schon im Preis reduziert) gekauft, zu Freunden nach Ikebukuro gefahren und mit deren Hilfe Herzchenkekse gebacken. Um den Teig einigermaßen flach zu bekommen, wurde er mit einer Pfanne bearbeitet. Zum Backen hatten wir eine Mikrowelle. Die Kekse waren dennoch sehr lecker.

Am nächsten Tag traf ich meinen Mann am Bahnhof, er gab mir eine große Tüte mit Apfelkuchen und Tart (selbstgebacken, natürlich), ich überreichte meine Kekse.

Später erzählte er mir, dass er noch von einem anderen Mädchen Schokolade bekommen hatte. Die wurde aber aus Desinteresse im Kühlschrank verstaut und war beim nächsten Betrachten schon nicht mehr genießbar. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mich das nicht gefreut hat. Rivalinen müssen ausgeschaltet werden! Auch wenn der Mann meint, dass er gar nicht gut aussähe. Pah, falsche Bescheidenheit!

Valentinstag wird dann irgendwann nachgeholt, wenn der Mann das nächste Mal Freizeit hat. Im März, wahrscheinlich.