Die Hochzeiten anderer Leute machen mich arm.

Gestern war mal wieder japanische Hochzeit angesagt, wieder mal ein Freund meines Mannes. Diesmal zum Glück nicht ganz so weit weg.

Hochzeiten finde ich immer schön, auch wenn ich das Brautpaar nicht ganz so gut oder überhaupt kenne. Außerdem fühle ich mich jedes Mal darin bestätigt, dass wir eine wirklich kleine Hochzeit hatten – ich weiß nicht, wie viel Spaß wir auf einer größeren gehabt hätten, denn das sieht immer alles ziemlich nach Stress aus.

Aber das Brautpaar war natürlich wunderschön und überglücklich, die Eltern und Freunde mussten Reden mehrmals unterbrechen, weil sie so überwältigt waren, und letztendlich waren alle in Tränen. Heiraten ist schon schön.

Der Bräutigam wird mit Torte gefüttert.

Der Bräutigam wird mit Torte gefüttert.

Einen riesigen Unterschied gibt es zwischen Japan und Deutschland übrigens auch, und er hat absolut nichts mit verschiedener Kleidung zu tun: Hochzeitsgeld.

Während in Deutschland jeder so viel geben kann, wie er will*, ist in Japan recht genau festgelegt, wer wie viel zu zahlen hat. Das fängt für einen Erwachsenen bei 10,000Yen (83€) an und hört bei 100,000yen (830€) noch nicht auf.

Für Freunde des Bräutigams in unserem Alter sind 30,000yen (250€) die Norm. Pro Person. Weil gerade Zahlen aber Unglück bringen**, haben wir für uns beide 50,000Yen (417€) gezahlt. Der Umschlag mit dem Geld wird einem auch direkt vor der Feier am Einlass abgenommen. Was ich doch mit 50,000yen alles machen könnte! Mindestens 20 Mal Katzencafé wären drin.

Für die Afterparty, auf der wir natürlich auch waren, waren noch einmal 5,000Yen pro Person fällig, und wenn man dann noch Fahrtkosten und meinen Friseur (ich kann mir die Haare nicht allein hochstecken) dazurechnet, ist es höllisch teuer zu einer Hochzeit zu gehen.

* Theoretisch. Praktisch gibt es da wahrscheinlich immer mal wieder Drama.

** Obwohl davon neuerdings abgewichen wird, weil 20,000yen z.B. ein “Paar” sind.

Liebe Freunde meines Mannes, die ihr alle kein Deutsch sprecht, bitte lasst euch mit dem Heiraten noch ein wenig Zeit, wir wollen mal wieder in den Urlaub fahren…

2 Jahre.

Japanische Hochzeit

Heute sind mein Mann und ich seit 2 Jahren verheiratet. Laut ihm fühlt es sich an, als wären es schon mindestens fünf Jahre.

Am 14.3.2011, drei Tage nach dem Beben, haben wir im Town Office unsere Eheanmeldung (婚姻届; Kon’intodoke) abgegeben und waren innerhalb von zehn oder zwanzig Minuten verheiratet. Davon gibt es auch ein ziemlich cooles Foto, was ich aber nicht auffinden kann*.

* Papa, das mit dem japanischen Standesbeamten, hast du das irgendwo?

Im Oktober wurde dann in einem kleinen Tempel geheiratet, alle Beiträge zur japanischen Hochzeit findet man hier. Die Zeremonie war ziemlich lang, und vor der Hochzeit hatten wir uns etwas gesträubt, aber irgendwie haben wir uns danach mehr verheiratet gefühlt. Und ich weiß jetzt, wie sich im Korsett eingeschnürte Frauen von anno dazumal gefühlt haben müssen, denn der Hochzeitskimono verursachte Schmerzen.

Hochzeit in DeutschlandIm folgenden März flogen wir nach Berlin, um auch dort zu heiraten. Zeitlich versetzt, aber besser spät als nie. Außerdem, mit dem hübschesten Kleid aller Zeiten! Das musste ich natürlich dringend mit nach Japan nehmen, wo es jetzt in einem Schrank herumliegt – denn wann trägt man schon ein riesiges weißes Kleid, außer bei der eigenen Hochzeit?

Bei der deutschen Hochzeit waren natürlich viele Freunde von mir und auch die ganze Familie, es war vom Gefühl her allein deswegen schon ganz anders als die japanische Hochzeit. Wundertoll, natürlich, aber ganz anders.

Zwei Jahre. Zwei Jahre, die sich gleichzeitig länger und kürzer anfühlen. Zwei Jahre, in denen ich mehr gereist bin als wahrscheinlich in den zehn Jahren davor. Zwei Jahre mit Nah- statt Fernbeziehung. Schön ist’s. 🙂

 

Das Hochzeitsvideo.

Am Sonntag hatte ich das große Vergnüngen den Tag großteils eingeklemmt auf der Rückbank eines Autos zu erleben.

Ein Freund meines Mannes heiratet und hat seine Studienfreunde beauftragt irgendetwas für die Hochzeitsfeier zu machen. Also traf sich mein Mann mit seinen Studienfreunden zum Trinken und Ideen wurden ausgetauscht. Irgendwann klingelte mein Handy.

Er: Sag mal, kannst du Videos schneiden?

Ich: Ich hab’s noch nie gemacht.

Er: Aber könntest du?

Ich: Warte kurz, ich ruf dich gleich zurück.

Schnell das Internet nach Schnittprogrammen durchforstet und zurückgerufen.

Ich: Also ich könnte es wahrscheinlich…

Er: Gut!

Und so, liebe Kinder, handelt man sich Ärger ein.

Es wird ein Video erstellt werden (von mir, natürlich, mit einem Programm (Adobe Premiere Pro), dass ich noch nie verwendet habe), in dem hauptsächlich mein Mann und seine Freunde zu diesem Lied tanzen. Wer darf den ersten Part mit dem weinenden Typen und dem genervten Mädel spielen? Mein Mann und ich, natürlich.

Fünf HerrenZum Drehen der Szenen sind wir am Sonntag zu verschiedenen Orten, die irgendwie Erinnerungen mit dem Bräutigam wecken, gefahren und die Herren haben getanzt. Erst nach Saitama, um vor der Grund- und der Mittelschule, und vor (und im Haus) des Bräutigams zu tanzen, dann nach Tokyo, um in der Umgebung der Uni (日本大学, Nihon Daigaku) zu filmen. Auf dem Weg dorthin wurde auch mehrmals ausgestiegen und getanzt, unter anderem in einem vollen Tempel. Man gönnt sich ja sonst nichts.

An der Uni kamen dann noch andere Freunde des Bräutigams dazu, und zur letzten Station ging es nach Chiba, wo ein weiterer Unicampus steht. Inzwischen war es dunkel und verdammt kalt. Kurz nach acht waren wir endlich fertig, nach zwölf Stunden.

Und nun darf ich schneiden. Wie gesagt, etwas, was ich noch niemals nie gemacht habe. Erst hatte ich überlegt, ob ich iMovie, dass beim Mac dabei ist, verwende, aber die ersten Versuche waren so frustrierend, dass ich mir die 30-Tage-Testversion von Adobe Premiere geladen habe – die ist zwar komplett auf Japanisch (yay…), aber immerhin nervt sie mich nicht nur an. Zumindest derzeit nicht. Wir reden in ein paar Wochen nochmal.

Ein Jahr später.

Vor etwas über einem Jahr ist mein Schwiegeropa gestorben. Über die Beerdigung schrieb ich damals schon.

Am Samstag war die 一回忌 (Ichikaiki, wird wohl auch 一周忌 (Isshûki) genannt) für ihn. Übersetzt heißt beides einfach “erster Todestag”, aber natürlich war es nicht nur das. Wir fuhren hinaus in den (buddhistischen*) Tempel, von dem wir schon den geistlichen Teil der Bestattung übernehmen lassen hatten. Bei unserer Ankunft regnete es ziemlich stark und der ganze Tempel war unglaublich kalt.

* Bei Japanern kann man einer einfachen Faustregel folgen: Alles was mit Leben (heiraten, Kinder segnen lassen, etc.) zu tun hat, wird in einem shintoistischen Schrein abgehalten, wenn jemand stirbt kümmert sich ein buddhistischer Tempel um alles.

Kurz nach unserer Ankunft wurden wir in den Hauptraum des Tempels geführt, wo ein Mönch Kontakt mit dem Totenreich aufnahm und wir für den Großvater beteten. Das war an sich recht unspektakulär, zumal der Ablauf des Betens (vor der Verwandtschaft verbeugen, vor dem Mönch verbeugen, hinsetzen und einmal die Hände zusammen und beten, dann drei Mal Asche mit den Fingern in Richtung Kopf führen und wieder ablegen, noch mal beten, aufstehen und vorm Mönch verbeugen, vor der Verwandtschaft verbeugen, setzen) genau wie bei der Beerdigung war.

Gekommen waren nur Onkel und Tante meines Mannes, meine Schwiegereltern, mein Mann und ich. Ich hätte gar nicht mitfahren müssen, aber warum nicht?

Nachdem wir uns wieder aufgewärmt hatten ging es weiter zum Familiengrab, das etwas vom Tempel entfernt liegt. Beim Tempel hatten wir zwei 卒塔婆 (Sotôba) bekommen. Das sind lange Holzbretter (wirklich mannshoch), auf dem der Name des Verstorbenen, der Name dessen, der das Sotôba bekommen hat (in unserem Fall der Name meines Schwiegervaters und seines großen Bruders) und das Jahr, in dem das Sotôba “ausgegeben” wurde, vermerkt ist. Die beiden entsprechenden Sotôba vom letzten Jahr wurden gegen die neuen gewechselt, während natürlich die der Leute, dir nur bei der Beerdigung anwesend waren, am Platz verblieben. Neue Blumen bekam er auch ans Grab gestellt, und letztendlich nahmen wir alle nacheinander Räucherstäbchen, beteten und legten sie an einem dafür vorgesehenen Platz ab.

Der ganze Ablauf nahm nicht einmal eine Stunde in Anspruch, auch wenn es sich viel länger anfühlte.

Übernächstes Jahr wird die ganze Zeremonie nochmal anstehen, aber meine Schwiegereltern haben sich wohl dafür entschlossen, dass es dann auch gut ist.