Meine Arbeit umfasst viele kleine Aufgaben, ob ich nun Flugtickets für Mitarbeiter buche oder schaue, wie viel Datenmenge jeder verbraucht hat. Die wichtigste all meiner Aufgaben ist es aber, die Süßigkeitenschale am Helpdesk im Auge zu behalten.
Zum Helpdesk kommt jeder, der ein Problem mit seinem PC oder iPhone hat. Entsprechend viele Leute sind dort jeden Tag, und entsprechend viel wird aus dieser Süßigkeitenschale gegessen. Also muss ich immer mal wieder nachbestellen.
Letzte Woche sah ich, dass man im Internet so gut wie alle lokalen KitKat-Sorten kaufen kann. Günstig sind sie nicht, aber es ist erstens ein witziges Gimmik, auch so etwas einmal in der Schale zu haben, und zweitens zahlen wir das mit angesammelten Punkten.* Kostet also nichts. Ich tat also, was jede verantwortungsvolle Süßigkeitenschalenauffüllerin tun würde: Alle lokalen Sorten, die ich auf Anhieb finden konnte, wurden gekauft.
* Einen kleinen Prozentsatz unserer Handyrechnung (über 500 iPhones) bekommen wir in der Form von Punkten, die man unter anderem bei Yahoo Shopping verwenden kann, zurück.
Tatsächlich bekam ich natürlich von jeder Geschmacksrichtung ein Mini-KitKat ab, und kann euch deswegen berichten, wie es war. 😉
信州りんご Shinshû Ringo
Shinshû ist der alte Name für das, was heute 長野県, die Präfektur Nagano, ist. Nagano ist essenstechnisch vor allem für seine Äpfel bekannt, weswegen die lokale KitKat-Sorte ebendiese als Geschmacksstoff hat. Ich würde gern sagen, dass es gut schmeckt, aber für mich war es viel zu künstlich. Es klingt vielleicht gemein, aber es schmeckte, wie Reinigungsmittel mit Apfelgeruch riecht. Ein Kompliment ist das nicht.
ストーベリーチーズケーキ味 Strawberry Cheesecake
Was Erdbeer-Käsekuchen mit 横浜 (Yokohama) zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Die Sorte kannte ich eigentlich als Spezialsorte für ganz Japan, die es in Fuji-förmigen Schachteln zu kaufen gibt. Wirkt also nicht sehr durchdacht, um ehrlich zu sein. 😉 Immerhin ist Käsekuchen von vornherein sehr süß, es war also beim Geschmack nicht störend. Aber auch nicht unglaublich lecker. Halt okay.
あずきサンド味 Azuki Sandwich
Azuki ist eine Paste aus roten Bohnen, die man in vielen japanischen Süßigkeiten findet. Das KitKat, das so schmecken soll wie mit Azuki bestrichene Sandwiches, bekommt man in 北海道 (Hokkaidô) und 東海 (Tôkai). Was mich etwas irritiert ist, dass Azuki- bzw. Shiruko-Sandwiches scheinbar aus einer ganz anderen Ecke kommen. Dafür schmeckt es aber absolut nicht schlecht. Nur das Sandwich schmecke ich nicht so ganz heraus. Und vielleicht muss man Azuki mögen. 😉
あまおう苺 Amaou Strawberry
Amaou ist eine in 福岡 (Fukuoka) entwickelte, sehr beliebte Erdbeersorte. Die Beeren sind groß, rund und süß.* Ich persönlich mag die ganz normalen Erdbeeren, die z.B. bei meiner Oma im Garten wachsen, eigentlich lieber, aber in Japan müssen Früchte oft groß, süß und durchgenormt sein. Dieses KitKat, dass es in 九州 (Kyûshû) zu kaufen gibt, schmeckt aber durchaus gut, eben weil nichts eigentlich nicht so süßes süß gemacht wird. Ob sich der Geschmack von normalem Erdbeer-KitKat unterscheidet, weiß ich aber nicht.
* Tatsächlich kommt der Name von 赤い (akai; rot), 丸い (marui; rund), 大きい (ôkii; groß) und うまい (umai; lecker).
くまもと茶 Kumamoto-cha
Kumamoto-cha, Kumamoto-Tee, tanzt allein schon vom Design her ziemlich aus der Reihe. Die Riegel sind mit Kumamon, dem Charakter der Präfektur Kumamoto (熊本県), verziert. Ich mag Kumamon, deswegen stört es mich nicht. 😉 Auch vom Geschmack her ist hier einiges anders als bei den anderen Sorten: Die Schokolade ist weder weiße Schokolade noch Milchschokolade, sondern Zartbitterschokolade! Und der Teegeschmack selbst ist auch nicht zu heftig. Ich fand es auf jeden Fall ganz erfrischend. 🙂 KitKat Kumamoto-cha gibt es in Kyûshû und auf Okinawa (沖縄).
ほうじ茶 Hôji-cha
Hôji-cha ist gerösteter grüner Tee. Er ist weniger bitter als grüner Tee, und wird in den kalten Monaten gern in Restaurants gereicht. 京都 (Kyôto) ist sowohl für seinen grünen als auch seinen gerösteten Tee bekannt, folglicherweise gibt es dieses KitKat nur dort. Oder halt im Internet. Geschmacklich ist auch diese Sorte eher zurückhaltend, was ich ganz nett finde.
宇治抹茶 Uji Maccha
Die zweite Kyoto-Sorte ist mit Matcha-Geschmack. Der Geschmack ist sehr intensiv, aber inzwischen habe ich schon so viele Matcha-KitKats gegessen, dass er mich nicht mehr erstaunt. Matcha allein ist sehr bitter, und dieses Bittere wurde leider fast vollkommen genommen. Andererseits reicht man zum Matcha auch oft quietschsüße Süigkeiten, um den bitteren Geschmack abzuschwächen. Fazit: Schmeckt nach Matcha, nur halt süßer.
わさび Wasabi
Auf die Wasabi-KitKats aus 静岡 (Shizuoka) hatte ich mich ganz besonders gefreut, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte. Wasabi kennt ihr sicher aus dem Sushi-Restaurant, es ist eine scharfe Meerretich-Paste. Wenn ihr mal wieder so richtig durchatmen wollt, rein mit dem Wasabi. 😉 Mir war klar, dass das Wasabi-KitKat nicht so scharf sein würde, wie Wasabi-Paste. Kein Problem, ich stehe ja auch nicht so sehr auf scharfes Essen. Dass der Wasabigeschmack dermaßen lasch sein würde, hatte ich nicht erwartet. Mit dieser Schärfe bringt man nicht einmal ein Neugeborenes zum Weinen! 🙁
Insgesamt finde ich die lokalen KitKat-Sorten mal ganz nett, aber erstens braucht keiner eine ganze Packung davon und zweitens – es gibt doch so viele andere Mitbringsel! Wenn ihr was mit Äpfeln aus Nagano mitbringen wollt, nehmt diese kleinen Apfelküchlein. Wenn ihr in Kyoto unterwegs seid, geht nichts über 八橋 (Yatsuhashi). Die kaufe ich sogar, wenn ich in Tokyo einen Stand mit Zeug aus Kyoto sehe, so toll sind sie! So richtig günstig sind die KitKats im Vergleich zu normalen Mitbringseln übrigens auch nicht. Im Internet habe ich pro Packung etwa 864Yen (7,20€) bezahlt. Für 1,080Yen (9€) bekommt man meist schon richtig nette Sachen. 🙂