Japanische Namen sind komplett anders als Deutsche, unter anderem ist es manchmal schwer nur am Namen zu erraten, welchem Geschlecht jemand angehört, wenn man nicht ständig damit zu tun hat. Das ist für Japaner bei eher unbekannten europäischen Namen, bei denen ihnen kein Hollywood-Star einfällt, übrigens nicht anders.
Warum Yua ein Mädchen ist, Yūta aber ein Junge, möchte ich hier eigentlich nicht groß ausführen*, es wäre ein nie-endende Liste und dann kämen natürlich noch die Namen, die Mädchen sowie Jungen bekommen. Yūki oder Rion sind so ein Fall, und letztendlich gibt es auch Jungs mit Mädchennamen und Mädchen mit Jungsnamen.
* Man merkt es oft an den Endungen. -ta wird 太 (“großartig” aber auch “fett” ;)) geschrieben, das wird ein Mädchen eher nicht im Namen haben. Gleichfalls findet man in Jungsnamen eher kein 子 (ko, Kind), 愛 (ai/a, Liebe), 美 (mi, Schönheit) oder 花・華 (hana/ka, Blume).
Und dann gibt es Namen, die schwer zu lesen sind. Kanji haben mehrere Lesungen, weswegen die Lesung eines Namens auf Dokumenten immer extra angegeben werden muss. Mein Mann hat zum Beispiel einen Namen, bei dem den meisten Leuten auf Anhieb eine andere, populärere Lesung der Kanji einfällt – und dann ist er plötzlich “Reito”. Warum hat seine Mutter ihm nicht einfach ein Kanji gegeben, was jeder auf Anhieb richtig liest?
Weil Kanji Bedeutung haben. Wenn man einen Namen für ein Kind überlegt, kann man also entweder vom gesprochenen Namen ausgehen und sich dazu schöne Kanji suchen, wenn man dabei nicht so sehr auf die Bedeutung achtet nennt sich das 当て字 (ateji), oder man hat schon Kanji, die man gern verwenden möchte und biegt die irgendwie hin. Ich zum Beispiel mag 咲 (saku/sa, blühen) für Mädchennamen total gern, habe aber keinen Favoritennamen mit “sa”.
Da hilft mir das japanische Familienregister-Gesetz (戸籍法 Koseki-Hō), es sagt nämlich, dass ich Kanji so lesen lassen kann wie ich will. Hätte ich also einen Sohn, könnte ich ihn 空 (sora, Himmel) schreiben und Hans (ハンス hansu) nennen lassen. Dieses Gesetz führt natürlich dazu, dass Kinder teils etwas eigenwillige Namen bekommen. In Amerika** verändert man die Schreibweise von Megan zu M’aghyyn, in Japan sucht man sich Kanji aus. Mir fällt auf Anhieb 雨色 (“ame” und “iro”, “Regen” und “Farbe”, gelesen “Mero”) ein, mit seiner Schwester 心雨 (“kokoro” und “ame”, “Herz” und “Regen”, gelesen “Koa”), deren Mutter das Kanji 水 (Wasser) in ihrem Nachnamen wohl sehr ernst nahm.
via Benesse, klicken um zu vergrößeren (die Namen stehen auch noch einmal am Ende des Eintrags)
Es gibt auch einige Namen, die nicht unbedingt japanischen Ursprungs sind. Es gibt Sarahs (Sara), Julias (Yuria) und Lisas (Risa) schon seit einiger Zeit, im Moment ist Noah (Noa) für Mädchen und Leo (Reo) für Jungs beliebt. Manchmal ist es etwas verwirrend, wie oben geschrieben gibt es sowohl Jungs als auch Mädchen mit dem Namen Leon (Rion) und ich habe auch schon Mädchen mit den Namen Rico (Riko), Mario und Lennon (Renon) getroffen.
** Wie ist’s in Deutschland?
Und dann gibt es Namen, die keine sind. Es ist zwar nicht unbedingt ein Trend, es gibt aber tatsächlich Kinder namens Lion (Raion), Heart (Hāto), Clear (Kuria), Rhythm (Rizumu) und Leaf (Rību).
Wir persönlich haben übrigens einfach deutsche Namenslisten durchforstet und geschaut, ob es Namen gibt, die in Japan einfach ausgesprochen werden können. Alexander (Arekkusandā?) fiel also komplett durch. Die Kanji für den derzeit favorisierten Jungennamen sind Ateji und damit relativ einfach zu lesen, die für’s Mädchen… nicht. Aber ich mag die Kanji einfach so sehr. Wenn man nach den Namen sucht, findet man übrigens immer mal wieder die Meinung, dass diese Namen wenn dann doch am ehesten für halbjapanische oder ausländische Kinder seien, japanische Kinder sollten gefälligst japanische Namen haben. Haha! Freiheit! 😀 (Wir machen sowieso was wir wollen. Und nein, ich bin nicht schwanger.)
(Populäre Babynamen 2013, Jungs: 1. Hiroto, 2. Ren, 3. Yūma, 4. Minato, 4. Haruto, 6. Shōta, 7. Yūto, 8. Haruto (mit anderen Kanji), 9. Sōma, 10. Sōta, 10. Hinata. Mädchen: 1. Yuina, 2. Hina, 3. Aoi, 4. Yua, 5. Yui, 6. Rin, 7. Airi, 8. Koharu, 9. Airi (andere Kanji), 10. Mei)