Am Sonntag Morgen um halb sechs kam ich am Flughafen Frankfurt an, wahrscheinlich mit einem der frühesten Flüge.
Erkenntnis Nummer Eins: Deutsche sind entspannter.
Die Mitarbeiter am Flughafen waren alle komplett entspannt, mit Gelächter und Gequatsche. Gäbe es so in Japan nicht, da muss der schöne Schein gewahrt werden. Bevor ich in die Lufthansa Lounge konnte, musste ich erst einmal warten, dass die Dame vom Empfang mit ihrer Mitarbeiterin fertiggequatscht hatte. Das finde ich übrigens auch gar nicht negativ, arbeiten soll ja Spaß machen, ich bin es nur nicht mehr gewöhnt.
Nach dem Frühstück und Nachricht an meinen Mann ging es weiter nach Stuttgart, wo ich dann noch etwas am Flughafen ausharrte, weil meine Mutter extra auch für einen Tag in den Süden flog! 😀
Zusammen sind wir dann in die Stadt gefahren, haben meinen Koffer im Hotel abgegeben und haben die Innenstadt zu Fuß erkundet. Falls hier Stuttgarter mitlesen sollten: Ihr habt da ein richtig schniekes Städtchen. 🙂 Das gute Wetter und der schöne Herbst hatten sicher seinen Anteil daran.
Nach einer ausgedehnten Kaffee-Pause, Schwänegucken vor der Oper, Weißwurstessen* und langen Gesprächen ging es dann wieder zurück zum Flughafen, um meine Mutter zu Verabschieden und die Mitarbeiter der japanischen Firma, für die ich in Stuttgart war, zu begrüßen.
* Die erste wurde mir geschält (nein, mir fällt kein besseres Wort ein), bei der zweiten habe ich das allein geschafft. 😉
Während man mich vorher gebeten hatte den von mir bereits bestellten Tisch in einer Gaststätte abzubestellen, weil keiner Hunger hätte, wollten dann plötzlich doch alle zumindest auf ein Bier gehen – oder fünf. Mit Kartoffelsalat, Würstchen und Maultaschen.
Am nächsten Tag ging es los mit dem Aufbau unseres Messestands, und man hatten die ein Glück, dass ich dabei war: Statt des Firmenlogos hatte man uns nur einen generischen Schriftzug am Stand befestigt, ein Erklärungspanel war nicht da, der Computer ging während der Vorbereitungen in Rauch auf…
Als dann aber die Besucher in die Hallen strömten, lief eigentlich alles gut. Die Produkte, die die Firma vorstellte, sind zwar Nischenprodukte, hauptsächlich für die Qualitätskontrolle, aber technisch dermaßen gut, dass wir haufenweise Komplimente einheimsen konnten. 🙂
Da die Mitarbeiter der Firma entweder kein Englisch oder eher begrenztes Englisch sprechen, war außer mir noch eine Taiwanesin mitgekommen, mit der zusammen ich wirklich viel Spaß hatte. Allein wäre es doch sehr monoton gewesen. Am letzten Tag bin ich dann zwischendurch auch mal zehn Minuten über die Messe gelaufen und habe Taschen und Kugelschreiber mitgenommen. 😉 Für die Firma war die Messe übrigens sehr erfolgreich, weswegen ich von nun per E-Mail mit Interessenten kommunizieren werde. Juche, Arbeit!
Insgesamt war es mir außerhalb dieses ersten, mit meiner Mutter verbrachten Tages, nahezu unmöglich die Stadt genauer kennenzulernen: Am Montag wurde ich zur Oper mitgeschliffen**, am Dienstag war ich zu müde, am Mittwoch waren wir alle beim Restaurant Wielandshöhe, und am Donnerstag Abend ging’s dann auch schon nach Berlin. Sowieso war das Wetter nach Montag eigentlich so schlecht und kalt, dass ich nicht länger als nötig draußen sein wollte.
** “Der Freischütz”, mit Jetlag und nach einem Arbeitstag. Ich gebe frei zu, dass ich ständig eingeschlafen bin.
Erkenntnis Nummer Zwei: Deutschland ist kalt. So bitterlich kalt. Wie ich das je vergessen konnte ist mir ein Rätsel.