Isumi: Tuut-Tuut! Mumins auf Zugfahrt.

Auf unserem Rückweg von Tateyama fuhr der Schwiegervater einen klitzekleinen riesigen Umweg, damit ich die Mumin-Bahn sehen konnte.

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Die Bahngesellschaft Isumi (いすみ鉄道株式会社) betreibt ein kleines Bahnnetz auf dem Lande. So klein und so sehr auf dem Lande, dass die Firma 2006 vor dem Aus stand. Nach einem Wechsel in der Führungsetage wurde beschlossen Bahnen im Mumin-Design fahren zu lassen. Japaner lieben nämlich sämtliche Spezialversionen von allem, wenn es mit beliebten Charakteren ist umso besser. Außerdem lieben alle japanischen Jungs Bahnen und es gibt an jeder Station Stempel zum Sammeln. Perfekt!

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Wir waren am Bahnhof Kuniyoshi (国吉駅), der an einem kleinen Ort mit Reisfeldern und viel grün liegt. Die Atmosphäre stimmt auf jeden Fall. Auf den zwei Bahnsteigen finden sich geschnitzte Charaktere und man kann auch Mumin-Produkte kaufen. Am Wochenende waren recht viele Leute dort, auch zwei Kinder von meiner Arbeit, aber es war nicht störend. Die Angestellten wirkten auch recht entspannt, und der Bahnhofsvorsteher fuhr mit seinem VW-Bus (mit Lenkrad auf der linken Seite!) über den Bahnhofsvorplatz. Insgesamt war es ein wenig, als wäre dort die Zeit stehengeblieben.

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Bei einem Bahnhof darf natürlich eins nicht fehlen: Bahnen! Die fahren dort zwar nicht allzu häufig und man muss ein wenig warten, aber die Bahnen sind niedlich! Total kurz im Vergleich zu tokyoter Bahnen, aber echt neu. An der Seite sind Mumin-Illustrationen, wobei es verschiedene Versionen gibt. Auch haben nicht alle Bahnen Illustrationen, die Express-Bahn, die wir gesehen haben, war ganz gewöhnlich. Um damit durch die Gegend zu fahren hatten wir nicht genug Zeit, aber wenn man Entspannung sucht, ist das sicher ganz schön.

Isumi ist schon ein kleines Mumintal. 🙂

Tateyama: Ans Meer, ans Meer!

Auch wenn man es im Blog wahrscheinlich nicht so mitbekommen hat war letzte Woche Golden Week. Damit ist eine Aneinanderreihung von Feiertagen gemeint, die, wenn man die paar Nicht-Feiertage auch freinehmen kann, einen schönen langen Urlaub bilden. Dieses Jahr wären es insgesamt zehn Tage gewesen, weil ich aber nur an Feiertagen freibekomme, hatte ich einmal ein Drei-Tage-Wochenende, dann drei Tage Arbeit und zum Schluss ein Vier-Tage-Wochenende. Also nichts mit langem Urlaub, zumal alle Preise zur Golden Week meilenweit in die Höhe schießen.

Ein wenig Urlaub war dann aber doch drin, mit den Schwiegereltern sind wir zum ersten Mal seit zwei Jahren ans Meer gefahren!

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Tokyo liegt natürlich am Meer und man sieht es immermal, aber städtisches Meer ist eher dreckig als schön. Baden würde ich darin nicht.

Wir sind bis zum untersten Zipfel der Präfektur Chiba nach Tateyama (館山) gefahren. Eigentlich zum Sushi-Essen, aber wir waren eh zu früh da, so dass wir an den Strand gefahren sind. Weißer Strand! Blaues Meer! Sonne! Blauer Himmel! So nahe war ich Sommerurlaub schon länger nicht mehr 😉 Um ehrlich zu sein hätte ich gar nicht gedacht, dass es nicht nur im fernen Okinawa sondern auch in Chiba, quasi direkt vor der Haustür, so schöne Orte gibt.

Und so verbrachten wir über eine Stunde am Pazifischen Ozean, suchten nach Krebsen und Krabben, kletterten auf den Felsen herum und haben Sonne getankt. 😀 Zum Glück haben meine Schwiegereltern immer Klappstühle dabei.

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Nach diesem kleinen Ausflug ging’s dann auch zum Sushi-Restaurant. Über Sushi kann ich nicht viel schreiben, weil ich kein großer Fisch-Fan bin. Das weiß meine japanische Familie natürlich auch und nimmt auf mich Rücksicht, aber ein bisschen Bekehrungswille ist immer dabei. Und so aß ich zwei Stücken mit Fisch, sorgfältig ausgesucht von Ehemann und Schwiegervater. Schrecklich war es nicht, aber ich habe einfach keinen Gaumen dafür. Für mich gab es als Alternative Sushi mit Ei und mit Krebs und Salat. Wenn das Fisch-Sushi qualitativ gleichwertig war, war es sicher himmlisch. Würde ich Fisch mögen.

Und auf dem Rückweg ging’s dann noch zur Mumin-Bahn nach Isumi (いすみ市), aber das ist ein anderer Eintrag. 🙂

Heiße Quellen.

Wenn es etwas gibt, dass ich an meinem neuen Heimatland besonders schätze*, dann sind es 温泉 (Onsen, heiße Quellen).

* Außer gutem Service, Handyverbot in der Bahn und günstigem Sushi natürlich.

Herren links, Damen rechts.

Herren links, Damen rechts.

Japan ist bekannterweise Erdbebenland, demzufolge gibt es hier auch viele Vulkane und somit auch unzählige heiße Quellen. Onsen-Wasser muss aus einer vulkanischen Quelle stammen, sonst wäre es sicherlich nicht so gesundheitsfördernd. Und wie gesund das ist! Onsen hilft generell gegen alles: Verspannungen, Schmerzen, Rheuma, schlechte Haut und wahrscheinlich auch Furunkel**.

** Bitte geht nicht mit einem Furunkel in einen Onsen. Bitte.

In einem Onsen gibt es normalerweise verschiedene Becken mit heißem Wasser, gerne auch unter freiem Himmel und zumindest ein Becken mit kaltem Wasser. Das Wasser im warmen Bereich ist teilweise je nach Becken unterschiedlich zusammengesetzt, aber wie oben geschrieben dürft ihr davon ausgehen, dass es unglaublich gut für euch ist. Die Bäder sind streng nach Männlein und Weiblein getrennt, mit gutem Grund: Im Onsen sind alle nackt. Man nimmt zwar für gewöhnlich ein kleines Handtuch mit, mit dem man sich bei Bedarf notdürftig bedecken kann, aber das ändert an der Nacktheit eher wenig.

Wie auch japanische Badewannen ist das gute Quellwasser nicht dafür gedacht, den Körper zu reinigen. Das macht man vorher, an einer Sitzdusche (man sitzt auf einem Hocker und duscht). Dort gibt es meist auch Haarwaschmittel und Duschbad, man muss also nichts mitbringen. Erst danach geht es ins Wasser, und auch dann darf man sich bloß nicht anstrengen – Dinge jenseits von “im Becken sitzen” werden nicht gern gesehen.

An dieser Stelle muss ich vielleicht kurz zugeben, dass mir im Onsen manchmal ziemlich langweilig wird. Ohne jemanden zum Reden oder ein gutes Buch vergeht die Zeit doch recht eher langsam, ich vertreibe sie mir dann damit zwischen kaltem und heißem Wasser zu pendeln. Ist gut für den Kreislauf!

Bevor man wieder in den Umkleidebereich geht kann man natürlich erneut duschen, meist wird aber davon abgeraten um das Quellwasser auf den Körper wirken zu lassen. Das geht natürlich ganz gut, sofern es sich nicht um stinkendes Sulfurwasser handelt.

In die meisten Onsen darf man übrigens nicht, wenn man sichtbar tätowiert ist. Tattoos werden in Japan noch immer vor allem mit den Yakuza in Verbindung gebracht, und organisiertes Verbrechen verträgt sich nicht so gut mit gesundheitsförderlichem Baden. Es gibt aber wohl auch Regionen, in denen das kein Problem darstellt.

Nur für uns :D

Nur für uns 😀

In der Nähe Tokyos gibt es ein beliebtes Onsen-Gebiet, 箱根 (Hakone), in das auch wir immer mal wieder fahren. Es bietet sich an vorher per Internet zu reservieren, denn nicht alle Onsen lassen Tagesgäste hinein und manchmal gibt es günstige Sets mit Essen oder privatem Entspannungsraum***. Wir suchen z.B. immer gezielt nach 貸切風呂 (Kashikiriburo). Das ist ein Mini-Onsen, in den man mit Partner, Familie oder wem auch immer steigen kann, um etwas abgeschiedener zu baden.

Danach dann ein kaltes Glas Milch und die Welt ist schön. 😀

*** Absolut kein Euphemismus. Wirklich.

Und jetzt wisst ihr auch, was wir morgen Abend machen! Hakone! Onsen! Yay!

Wie man ein Riese wird: Der Tobu World Square

Vorletztes Wochenende haben mein Mann und ich uns das Auto* geschnappt und sind nach Tochigi (栃木) gefahren. Eigentlich war der Plan zum Onsen zu fahren, aber ich hatte mich pünktlich zum Wochenende erkältet. Ich sollte den Blog in “Der Blog von diesem Mädchen, das ständig erkältet ist” umbenennen, denn auch im Moment habe ich wieder eine Erkältung. Es ist ja nicht mal durchgehend, ich fühle mich auch immer mal zwei Tage lang fit – bevor mich wieder eine Rotznase ansteckt.

* Wir machen jetzt Carsharing. Total gut. Schreibe ich demnächst mal drüber.

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New York!

Auf jeden Fall, Tochigi! In Tochigi befindet sich nicht nur der Touristenmagnet Nikkō (日光), sondern auch der Tōbu World Square (東武ワールドスクエア), ein Park voller berühmter Bauwerke im Maßstab 1:25.

Als wir nach ein wenig Gewarte im Stau endlich angekommen waren, überraschte uns der recht hohe Preis, 2,500Yen (25€). Die Modelle zu bauen und in Stand zu halten ist sicher eher teuer, und man kann dort gut Zeit verbringen, aber wir hätten mit einem geringeren Eintrittspreis gerechnet.

Der Park beginnt mit tokyoter Gebäuden, um dann über die USA und Ägypten nach Europa, Asien und letztendlich wieder Japan zu führen. Es ist ganz witzig berühmte Bauwerke mal näher sehen zu können, vor allem auch im Maßstab. Mein Mann, der Architektur studiert hat, war natürlich noch etwas interessierter, zumal ich ja die Kränkelnde mit steifem Hals war. Übrigens steht im World-Square-New-York das World Trade Center noch…

Es lohnt sich um mal ein paar Bauwerke “hautnah” zu sehen und witzige Fotos zu machen. Oder so zu tun, als ob man im Ausland gewesen wäre 😉 In Verbindung mit Onsen und Essen gehen lohnt sich auch der “weite” Weg nach Tochigi dann auch.