Sendai.

Nach unserem recht katastrophalen Besuch im Fuchsdorf, ging es weiter in den Norden. Sendai (仙台) ist die größte Stadt der Region Tōhoku (東北). Mit etwas über einer Millionen Einwohnern ist sie Köln recht nahe – als Großstadt würde ich Sendai aber nicht unbedingt bezeichnen. 😉

Im Vergleich zur Hauptstadt Japans ist Sendai klein und entspannt. Es ist mehr los aus zum Beispiel in Matsumoto (松本), aber trotzdem muss man nicht von Attraktion zu Attraktion hetzen. 🙂 Es gibt zwar einiges zu sehen, wir haben uns aber letztendlich nur einige wenige Sachen herausgepickt.

Im März hatten wir in Nagasaki (長崎) einen halben Tag mit Sakamoto Ryōma (坂本龍馬) verbracht, dies Mal drehte sich alles um Date Masamune (伊達正宗), den Gründer der Stadt Sendai. Als Kind verlor er durch eine Pockenerkrankung eines seiner Augen* und wurde deswegen von seiner Familie nicht als Nachfolger seines Vaters, einem Samuraifürsten, gehandelt. Eigentlich sollte sein Bruder die Herrschaft übernehmen, was Masamune dazu anregte, das einzige zu tun, was man in so einer Situation tun kann – er ermordete kurzerhand seinen Bruder. Japanische Geschichte ist Game of Thrones.

* Einer Legende zufolge hat er sich das Auge übrigens mit bloßen Händen selbst rausgerissen, weil es nicht zu gebrauchen war. Später wurde er “einäugiger Drache” (独眼竜) genannt. Metal!

Masamune war aber nicht vollständig verrückt, nur skrupellos. 😉 Als Stratege war er sehr geschätzt, und er interessierte sich sehr fürs Ausland – sogar mit dem Papst nahm er Verbindung auf. Und das in einem Land, in dem das Christentum großteils illegal war!

Seine Burg ist leider nicht mehr erhalten, auf dem Berg, auf dem sie damals stand, findet man heute nur noch die Grundrisse und die Statue, die ihr im Titelbild sehen könnt. Eine tolle Aussicht über die Stadt hat man außerdem. 🙂

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Unser letzter Halt am Sonntag war der Ōsaki-Hachimangū (大崎八幡宮). Das Schreingebäude, das man heute besuchen kann, wurde von Date in Auftrag gegeben und ist absolut faszinierend.

Viele Schreine in Japan wirken eher zurückhaltend. Braunes Holz, ein paar unaufdringliche Verzierungen… der Ôsaki-Hachimangû ist schwarz mit viel goldener Dekoration, und mit in Primär- und Sekundärfarben bemalten Balken. Schaut euch auch mal die Kordeln an! Die sehen aus wie Zuckerstangen. 🙂

Ich zumindest kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, dieser Schrein ist vielleicht der schönste, den ich je gesehen habe.

Zum Abendessen liegen wir die lokale Köstlichkeit Rinderzunge (牛タン Gyūtan) links liegen, und gingen lieber Burger essen. 😉 Später verbrachten wir noch einige Zeit in Spielhallen, wo ich im Mario Kart mehrmals gegen meine Freundin verlor. Immer in der letzten Sekunde… 🙁

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Am nächsten Morgen gingen wir erst ganz gemütlich Frühstücken, bevor wir uns in den Bus in Richtung  Zuihōden (瑞鳳殿) setzten. Das Zuihôden ist Date Masamunes Mausoleum. Er selbst hinterließ die Pläne dafür, und ein Jahr nach seinem Tod war es erbaut. Vielleichth hatte man Angst, dass sein Geist Probleme bereiten würde, wenn es nicht schnell genug ginge? 😉 Das ursprüngliche Mausuleum wurde zwar im zweiten Weltkrieg zerstört, aber originalgetreu wiedererrichtet.

Genau wie auch der Schrein, den Masamune in Auftrag gegeben hatte, ist das Mausuleum wunderschön. Wieder ist die Grundfarbe Schwarz, mit reichen goldenen Verzierungen und farbenfrohen Figuren. Die Spatzen mit Bambus, die ihr auf den Türen sehen könnt, sind übrigens das Wappen des Date-Klans.

Nur geringfügig vom Zuihôden entfernt befinden sich das Kansenden (感仙殿) und das Zennōden (善応殿), in denen Masamunes Sohn Date Tadamune (伊達忠宗) und Enkel Date Tsunamune (伊達綱宗) begraben sind. Masamune und Tadamune folgten einige ihrer Untergebenen in den Tod, eine Praxis, die bei Tsunamune bereits illegal war.

Auch für die neunten und elften Daimyō (大名), Fürsten, gibt es Grabstädten, diese sind aber bei weitem nicht so schön wie die Mausoleen.

Den Kinderfriedhof (御子様御廟) haben wir uns nicht angesehen.

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An beiden Tagen unseres Ausflugs war es übrigens ziemlich heiß, wir hatten um die 30°C. Auf dem Weg zurück vom Zuihôden zum Bus hielten wir also an, um Eis zu kaufen. Leider kostete uns dieser Zwischenstopp die letzte Attraktion auf unserer Reise, die Nikka Whisky Fabrik Sendai (ニッカウヰスキー仙台工場). 🙁 Der Bus dorthin fährt nur einmal die Stunde, und obwohl wir es noch zur vorletzten Führung geschafft hätten, wollten wir keine 40 Minuten in der Hitze auf den Bus warten um dann eine Stunde hinzufahren. Vielleicht beim nächsten Mal.

Ich fand unsere Reise sehr entspannt. Wir haben nicht unglaublich viel gesehen, aber was wir gesehen haben, war schön. Wäre ich mit meinem Mann nach Sendai gekommen, hätten wir uns sicher mehr angeguckt und wären mit dem Auto durch die Gegend gefahren. Das ist zwar auch nicht schlecht, aber nach solchen Touren brauche ich meist Urlaub vom Urlaub. 😉 Diesmal nicht.

Sendai ist sicher nicht das Top-Ausflugsziel, vor allem, wenn man erst zum ersten Mal in Japan ist. Die Stadt ist dennoch sehr schön, und bei weitem nicht so von Touristen überrannt wie Tokyo, Kyoto oder Osaka. 🙂

Das Fuchsdorf.

Wenn man sich verschiedene Japanblogs und Japanvlogs anschaut, stolpert man über kurz oder lang über das Zaō Kitsune Mura (蔵王キツネ村).

In den Bergen der Vulkankette Zaō in Miyagi kann man flauschige Füchse besuchen, die dort laut Website “in weiter Natur frei gehalten werden”. Eine recht einzigmalige Gelegenheit, meist sind Füchse doch ziemlich scheu.

Ich wollte also hin zu den Füchsen, und als eine deutsche Freundin nach Japan kam, wurde kurzerhand ein Plan geschmiedet. Auf dem Weg nach Sendai (仙台) würden wir eine Station früher aussteigen und das Fuchsdorf besuchen.

Vom Bahnhof Shiroishi-Zaō (白石蔵王) aus erreicht man das Fuchsdorf nur mit dem Auto oder Taxi, die Fahrt dauert etwas weniger als eine halbe Stunde. Die Taxifahrer wussten übrigens direkt Bescheid, offensichtlich verirren sich Ausländer nur dann dorthin, wenn sie sich das Fuchsdorf ansehen wollen.

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Nachdem wir 1,000¥ (ca. 8,15€) für den Eintritt bezahlt hatten, öffnete sich die Tür zum Fuchsdorf – und wir waren schockiert. Kleine Füchse, nur wenige Monate alt, zusammengepfercht in kleinen Gitterkäfigen; ausgewachsene Füchse an viel zu kurzen Ketten; ausgewachsene “Streichelfüchse” in winzigen Käfigen…

Wir waren unglaublich enttäuscht. Weder auf der Website, noch in anderen Blogs hatte ich gelesen oder gesehen*, dass die Tiere eben nicht alle in der “großen weiten Natur frei gehalten werden”. Dass das gar nicht gehen würde, ist klar: Füchse leben normalerweise weder in großen Gruppe noch auf engem Raum; sie würden die kleinen Füchse wahrscheinlich einfach zerfleddern.

Trotzdem könnte man sicher auch die kleineren Füchse in ein größeres Gehege verlegen, dann eben eines speziell für Jungtiere.

* Das ist ein Fall von “Wenn man es weiß, erkennt man es auch auf den Fotos”. 🙁

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Das große Gehege, was auch immer in Fotos und Videos gezeigt wird, ist übrigens durchaus nett gemacht. Viele Bäume, viel Grün, viele Orte, an denen die Füchse ausspannen können. Es sind natürlich trotzdem viel zu viele Füchse auf viel zu wenig Raum, aber im Vergleich zu den Käfigen erscheint es fast wie ein Paradies.

Leider scheinen viele Japaner, wenn es um Tierhaltung geht, gar kein Problembewusstsein zu haben. Ich habe zumindest keine Japaner gesehen, die sich über die kleinen Käfige echauffiert hätten, und die kostenpflichtigen “Knuddelveranstaltungen” mit den Babyfüchsen waren gut besucht. Schließlich sind Füchse so süß, die muss man einfach drücken. Dass die Füchse zumindest tagsüber ganz ohne Kuscheleinheiten von ihren Elterntiere auskommen müssen, ist scheinbar egal… 🙁

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Vielleicht war ich auch zu naiv, und hatte trotz gegenteiliger Erfahrungen zu viel Hoffnung, dass es dieses Mal besser sein würde. Das schlechte Gefühl in der Magengrube war umso ausgeprägter. Ich werde in Zukunft genauer darüber nachdenken, ob ich mir wirklich Tiere hautnah anschauen muss. Das ist zwar schade, aber ich möchte solche Anlagen nicht weiter unterstützen.