Hakodate im kalten Herbst.

Natürlich hoffen wir alle, dass unsere Urlaube mit angenehmen Temperaturen und blauem Himmel gesegnet sind. Leider ist keiner von uns ein Wettergott (falls doch: Schreibt mir eine E-Mail, ich brauche euch!), weswegen es durchaus vorkommen kann, dass das Wetter einem einen fetten Strich durch die Rechnung macht.

Sowohl am zweiten wie auch am dritten Tag in Hakodate geschah genau das.

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Hafenstadt im hohen Norden: Hakodate.

Die nördlichste der japanischen Präfekturen, Hokkaidō, hatten wir bisher nur einmal besucht – dabei ist sie die beliebteste Präfektur der Japaner (die unbeliebteste ist Tochigi).

Die Go To Travel-Aktion der Regierung, bei der man 35% der Reisegebühren erstattet bekommt, gab uns endlich einen guten Grund, das zu berichtigen. Außerdem wollten wir einmal versuchsweise mit Bocchan fliegen, bevor es dann diesen Monat nach Deutschland ging.

Mehr: Mit Baby von Tokyo nach Berlin.

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Hokkaidō, Teil 4: Sapporo und Noboribetsu.

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Viel früher als erwartet sind wir in Sapporo angekommen, nämlich schon um kurz vor Zwei. Da wir im Hotel noch nicht einchecken konnten, ging es erstmal zum Hitsuji-ga-Oka (羊ヶ丘), wo hauptsächlich eine Statue von William S. Clark steht, der die Universität in Sapporo mit aufgebaut hat. Hinter der Statue befindet sich ein großer Park, in dem bei gutem Wetter wohl auch Schafe grasen. Als wir da waren, waren sie leider weggesperrt.

Die meisten Besucher lassen sich vor der Statue fotografieren, wir wollten uns aber nicht hineindrängeln, und haben einfach nur Fotos von dem Herrn Clark geschossen. Auf dem Sockel steht das Zitat, durch das sich viele Japaner an ihn erinnern: “Boys be ambitious” (“Jungs, seid ehrgeizig”) soll er wohl vor seiner Rückkehr in die USA gesagt haben.

Wieder zurück beim Hotel haben wir das Auto abgestellt und haben mit Bahn und zu Fuß die Stadt erkundet: Ōdōrikōen (大通公園), das Backsteinregierungsgebäude (赤れんが庁舎), den ältesten Uhrturm des Landes, usw. usf.

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Für meinen Mann war aber eigentlich etwas ganz anderes wichtig: Dschingis Khan! Dschingis Khan ist ein Schaffleisch-Gericht, bei dem das dünngeschnittene Fleisch in einer Pfanne gebraten und mit Sauce und Gemüse gegessen wird. Im Sapporo* Bier Garten (mit Leerzeichen) gibt es ein Dschingis Khan All-You-Can-Eat. All-You-Can-Eat lohnt sich für mich nicht wirklich, weil ich nicht so viel essen kann, aber mein Mann hat reingehauen – so sehr, dass er sich am nächsten Tag beschwerte, er würde nach Lamm riechen. Ich mag Lammfleisch, aber ein Mal in vielen Monaten reicht vollkommen aus.

* Das Bier, nicht die Stadt.

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Um den Abend zu beschließen, und weil wir im Vergnüngunsviertel Susukino (すすきの) nach Schauplätzen von 探偵はBARにいる (Tantei ha BAR ni iru) suchen wollten, ging es ebendort hin und wir tranken in der Suntory Bar 1999 unglaublich überteuerten, von unglaublich coolen Bardamen gemixten Alkohol mit Häppchen. So kann man sich das gutgehen lassen, bis einen dann der Schock der Rechnung wieder in die Realität zurückwirft. 😉 Da wir normalerweise jeden Tag früh aufstehen müssen, gehen wir oft früh schlafen und gehen abends so gut wie nie aus, die Abwechslung hat wirklich Spaß gemacht.

Schlafen konnten wir aber trotzdem nicht gut. Am nächsten Tag waren wir also beide wie gerädert und beschlossen, in Sapporo nur noch den Campus der Universität Hokkaidō zu besuchen und dann nach Noboribetsu (登別) zu fahren, und uns im Onsen zu entspannen.

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Die Fahrt dorthin war zwar ziemlich lang, aber angekommen lag schon der Geruch von faulen Eiern in der Luft. Das Wasser wird nämlich von einem Vulkan erhitzt, und kommt dann sulfurhaltig im Jigokudani (地獄谷; Höllental) an die Oberfläche. Dort ist es ganz supertoll für die Haut und gegen sämtliche Beschwerden, die man so haben könnte.

Wir haben uns im riesigen Onsen eines Hotels ins heiße Wasser getraut, um dann aufgewärmt und fröhlich wieder ins Auto zu steigen und die letzte Strecke zum Flughafen Neu-Chitose anzutreten.

Dort haben wir Mitbringsel für die Arbeit und die Schwiegereltern gekauft, wobei mein Blick auf etwas ganz Besonderes fiel (Bild links).

In den Dosen ist (v.l.n.r.): Seelöwen-Curry, Bären-Curry und Reh-Curry. Ich habe verzichtet, obwohl es sicher spannend wäre, mal Bär zu essen. Aber nachher riecht das einer der Hokkaidōer Bären und ich werde aus Rache zerfleischt. Dann bleibe ich doch lieber unwissend…

Mit Verspätung in Tokyo angekommen, sind wir nach Hause gefahren und tot umgefallen. Für den Flug um 18:40 Uhr hatten wir schon 18,000 Yen (= ca. 175€) Aufpreis pro Person zahlen müssen, sonst wären wir noch später als halb neun zuhause angekommen. Aber schön war’s.

Hokkaidô, Teil 2: Obihiro

Als wir uns von Otaru (小樽) nach Obihiro (帯広) aufmachten, schien noch die Sonne. Leider nur kurzzeitig, denn kurz darauf fing es an heftig zu schütten und wir hatten einen weiten Weg vor uns. Auf dem Weg beschlossen wir, bei einer Farm vorbeizuschauen, aber dort war wegen des Regens nicht allzu viel los. Mittagessen und frische Milch waren trotzdem zu bekommen. Hokkaidō ist berühmt für seine Milcherzeugnisse, und viel der Milch und Butter, die bei uns im Laden stehen, kommen aus Hokkaidō.

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In Hokkaidō gibt es viele alte, jetzt ungenutzte, Gleise. Durch die schiere Größe und dünne Besiedlung der Präfektur war es irgendwann nicht mehr finanziell vertretbar, Linien zu betreiben und so stehen an vielen Orten alte Bahnhofsgebäude, in einigen werden Touristeninformationen angeboten. Eine alte, damals von der Bahn genutzte, Bogenbrücke, die in (und früher sicher mal durch) den Nukabira-See (糠平湖) führt, wollten wir uns ansehen.

Also fuhren wir in die vom Navi angesagte Richtung, nur um von einem Tor an der Weiterfahrt gehindert zu werden: Auf dem Gelände gäbe es zu viele Autounfälle, und zu Fuß gehen sei auch nicht so super, weil in den Wäldern Bären lebten, die öfter mal Menschen angreifen würden. Wenn man unbedingt bis zur Brücke fahren wolle, dann doch bitte mit vorheriger Anmeldung. Also ging es wieder zurück nach Obihiro, kurz vorher sahen wir noch Rehe, die uns ganz gelassen anstarrten, nur um dann in den Birkenwäldern zu verschwinden.

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Zurück am Hotel knurrte uns plötzlich der Magen, wie er das manchmal so tut, doch auf der Suche nach Nahrung fanden wir nichts Passendes. Die kleinen Geschäfte waren bis auf den letzten Platz gefüllt, und eigentlich waren wir zu fertig, um nach einem Restaurant zu suchen.

In solchen Fällen gibt es zum Glück Conbinis, 24-Stunden-Läden, die anders als die Berliner Spätis oder Tankstellen vieles führen, was man so braucht: Getränke, Essen, Fertigessen, dass einem auf im Laden aufgewärmt wird, Zeitschriften, Kosmetik, Batterien und Geldautomaten. In großen Teilen Hokkaidôs wird man übrigens beim Kauf eines Onigiri gefragt, ob man dieses aufwärmen lassen möchte. Wir hatten keinen Bedarf, haben uns aber jedes Mal gefreut, denn wir sind Fans der Sendung おにぎりあたためますか (Onigiri Atatamemasu ka), die mit der Prämise startete zu erforschen, bis wohin in Hokkaidô man danach gefragt wird. Japanisches Fernsehen…

Insgesamt war Obihiro eine kleine Enttäuschung, es ist einfach kein großartiger Touristenort. Dafür war das Hotel aber gut, wir haben im Richmond Hotel Obihiro Ekimae genächtigt, und im Nachhinein wünschte ich, ich hätte in all unseren Reisezielen einfach bei derselben Kette gebucht. Aber hinterher weiß man ja immer alles besser.

Im nächsten Eintrag geht’s nach Furano (富良野)!