Hokuriku Tag 1: Gifu und Kanazawa.

Am ersten Tag unseres Urlaubs ging es Morgens um fünf zum Flughafen, weil der Göttergatte dringend Zeit in der ANA-Lounge verbringen wollte und wir daher unglaublich früh in Haneda ankommen mussten. Ist halt wichtig.

IMGP3644

Nach einer Stunde Flug erreichten wir Komatsu (小松), holten unseren fahrbaren Untersatz ab, und machten uns auf den Weg nach Toyama (富山県) um die reetgedeckten Häuser in der Region Gokayama (五箇山) zu sehen. Die Region bekommt viel Schnee ab, weswegen die Häuser dort traditionell sehr steil gewinkelt sind. Das nennt sich Gasshōzukuri (合掌造り) und ist Weltkulturerbe. Gasshō sind übrigens gefaltete Hände.

Wir waren in Ainokura Gasshōzukuri Shūraku (相倉合掌造り集落) und Suganuma Gasshōzukuri Shūraku (菅沼合掌造り集落), beide sind gut mit dem Auto zu erreichen, aber während in Ainokura 23 Häuser stehen, sind es in Suganuma nur neun. Bei beiden Dörfern zahlt man fürs Parken 500Yen. Wie vieles in Hokuriku lohnt sich die Fahrt aber nur bei gutem Wetter, dafür dann aber richtig.

IMGP3729In Kanazawa (金沢) in der Präfektur Ishikawa (石川県), hatten wir uns für die Tour des Myōryū-Tempels (妙立寺), auch Ninjatempel (忍者寺) genannt, angemeldet, und deswegen mussten wir schnell weiter. Bei der Einleitung zur Führung ging zwar ein wenig die Begeisterung flöten, als gesagt wurde, dass der Tempel absolut nichts mit Ninjas zu tun hat, spannend war es letztendlich aber trotzdem. Der Tempel war eher eine Fassade für einen Militärposten für den General Maeda Toshīe, deswegen hat er so schöne Dinge wie geheime Türen, versteckte Treppen, Falltüren und Fluchtwege. Angeblich führt ein unterirdischer Weg vom Tempel direkt in das Kanazawa Schloss, aber dieser Weg müssten unter einem Fluss hindurchführen, und die Existenz konnte noch nicht bestätigt werden.

Der Tempel ist riesig, denn während damals eigentlich eine Beschränkung auf zwei Geschosse durchgesetzt wurde, hat der Ninjatempel durch einige Kniffe gleich vier Geschosse, die von außen nicht zu erkennen sind. Das alles zu sehen ist sehr spannend und wird auf Japanisch gut erklärt, für englischsprachige Menschen gibt es auch einen Hefter, in dem alles wichtige aufgeführt ist. Fotos der Innenräume zu schießen ist verboten und für die Führung muss man sich telefonisch anmelden. Der Parkplatz ist unglaublich schwer zu finden und dann auch noch zu erreichen, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, es am besten in der Nähe irgendwo abstellen, statt auf Biegen und Brechen die kostenlose Abstellmöglichkeit zu nutzen. Mein Mann hat nach 20 Minuten endlich aufgegeben.

IMGP3748

Unser letzter Programmpunkt für den Tag war die Nishi-Chaya-Gai (西茶屋街; westliche Teeladenstraße), deren Läden sind aber meist als Besucher nicht zu betreten. Generell gilt: Wenn vorm Laden kein Menü ausliegt, kommt man ohne Einladung nicht hinein. Die Straße an sich ist natürlich sehr hübsch, aber viel kleiner und unspektakulärer als ich dachte.

Es gibt ein Gebäude, in dem man sich ein restauriertes klassisches Establisment ansehen kann, natürlich ohne Geishas, aber sonst ganz nett. Zum Abendessen ging es zu einem ganz gewöhnlichen Kaitenzushi-Laden, wo mein Mann sich den Bauch vollschlug. Auf vollen Magen schläft es sich ganz gut, und Schlaf war auch bitter nötig, denn am nächsten Tag ging es wieder sehr viel zu früh aus den Federn…
(Hokuriku (北陸, wörtl. Nordküste) bezeichnet meist die Präfekturen Toyama, Ishikawa und Fukui. Wir waren in allen drei Präfekturen.)

Yamanashi.

Mein Mann und ich haben unseren Sommerurlaub genutzt, um nach Yamanashi zu fahren. Eigentlich wollten wir woanders hinfahren, aber dafür haben die Finanzen dann nicht ganz gereicht, und man muss ja nicht immer weit weg …

IMGP3286

Nun hatten wir uns natürlich vorher darüber informiert, was es in Yamanashi so gibt. Eine Recherche unter dem einen Freund meines Mannes, der aus Yamanashi stammt, ergab – nichts. Im Vergleich zu Tokyo gibt es in Yamanashi nicht viel zu sehen – davon aber viel.

Eine Attraktion muss man natürlich erwähnen: Der Berg Fuji steht zum Teil in Yamanashi, und bietet einen recht schönen Anblick, wenn auch im Sommer keine Schneekuppe zu sehen ist. Wenn man möchte, kann man ihn natürlich besteigen, aber wir haben uns dagegen entschieden, wegen akuter Umfallgefahr.

Yamanashi hat viele Berge, mit vielen Wasserfällen, die aus diversen Bergquellen befüllt werden, und die teilweise sehr beeindruckend sind. Reinfallen will man da nicht, oder erst nachdem man sein Testament fertiggetippt hat. Das kühle Wasser bietet dennoch eine willkommene Erfrischung, denn auch wenn die Luftfeuchtigkeit in Yamanashi nicht so hoch ist, wie in Tokyo, ist es doch ein Tal – und das heißt, dass es heiß ist. Wenn man in den Bergen umherstreift merkt man das jedoch nicht so sehr, und eigentlich war es sehr angenehm nicht nach drei Schritten klamme Kleidung zu tragen.

IMGP3369

Ansonsten gibt es in Yamanashi auch viel Landwirtschaft. Bekannt ist es vor allem für seine Pfirsiche und Trauben, die man auf diversen Fruchtfeldern auch gegen Gebühr selbst pflücken kann. Das haben wir Stadtkinder uns nicht entgehen lassen, und nun haben wir so viel Obst, dass wir sicher auch noch über den Winter kommen (Ach Quatsch, es sind noch zwei Pfirsiche übrig).

Das war’s dann aber eigentlich auch schon mit Yamanashi – Fuji, Wasserfälle, Pfirsiche. Wahrscheinlich haben wir irgendwas sehr Spektakuläres übersehen, aber wir hatten auch so einen wirklich entspannenden Urlaub, wenn wir auch nur drei Tage dort waren und am letzten Tag recht früh wieder den Heimweg antraten.

Die Heimfahrt hat uns ein riesiges Regengebiet versüßt, durch das wir mehr als eine Stunde länger brauchten. Aber hey, dafür ist die Luft abgekühlt, und die Zikaden schreien nicht, wenn es regnet. Hat halt alles sein Gutes.