Stifte und Klebeband.

Auf meinen Reisen habe ich einiges an Fotos geschossen und wollte irgendetwas damit machen. Auf dem PC sind die natürlich total hübsch anzusehen, aber wenn ich im Sommer nach Berlin fliege werde ich den PC bei meinem Mann lassen*. Trotzdem möchte ich natürlich meiner gesamten Familie sämtliche Reiseerinnerungen aufzwingen, also was tun? Ein Fotoalbum muss her!

* Damit er sich mit Top Gear über meine Abwesenheit hinwegtrösten kann.

Fotos aus Taipei

Fotos aus Taipei

Aber kein normales Fotoalbum, das wäre zu langweilig. Nein, Claudia bastelt sich ein Scrapbook. Das kann man sich wie ein verziertes und kommentiertes Fotoalbum vorstellen. Bei mir sieht das dann wie auf dem Foto links aus. Ich versichere euch, dass das in Wirklichkeit total lesbar ist. Übrigens komplett auf Japanisch, damit ich mal ein bisschen Schreiben übe. Außerdem habe ich so ein paar neue Worte gelernt: 参拝者 (Sanpaisha; Tempelgänger oder Pilger), お経 (o-Kyô; Sutra) und 唱える (tonaeru; rezitieren).

Das Album ist komplett ausklappbar und im Tokyu Hands gekauft. Für mich ist das größte Problem gewesen ein Album mit wenigen Seiten zu finden. Für alle Reisen dieses Jahres habe ich ein dickes Album in Korea gekauft, aber für nur eine viertägige Reise brauchte ich nicht über 100 Seiten. Dieses jetzt hat 20, was zwar eine Besinnung auf’s Wesentliche nötig machte, aber ausreichend war.

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Meine Materialien 🙂

Weil ich auf die Fotos malen wollte, und das mit gewöhnlichen Filzstiften nicht geht, habe ich mir POSCA angeschafft. Die schreiben auf so gut wie allem und sind wasserfest. Mein Pastellfarbenset ist auf der Seite zwar nicht gelistet, aber auf Amazon erhältlich. Außerdem: Masking Tape! Das ist Papierklebeband das, wenn nicht zum Abkleben bei Malerarbeiten, zum Verzieren eingesetzt wird. Außerdem waren meine POSCA gegen die Pappe des Albums machtlos, ich brauchte also einen Untergrund zum Schreiben. Wenn man in Japan nach Masking Tape sucht, findet man in den meisten Läden die Firma, die so heißt, wie was sie verkauft: mt – masking tape.

Stempel habe ich natürlich auch, die fanden beim Taiwan-Album aber keine Verwendung.

Mein Mann versteht weder pastellfarbene POSCA, noch Masking Tape, noch Stempel, noch Scrapbooks, aber für mich ist es eine schöne Art Erinnerungen noch einmal zu archivieren. Nur ein Problem habe ich: Ich brauche mehr. 😉

Kurztrip nach Tochigi.

Am Sonntag fuhren mein Mann und ich in die Präfektur Tochigi (栃木県), also “auf’s Land”. Das traf sich ganz gut, weil ich am Samstag Abend in Shibuya trinken war und nach den Menschenmassen ein wenig Abwechslung brauchte. Dringend.

Von Tokyo aus ging es mit dem Auto nach Mashiko (益子), um ein bisschen durch den Wald zu laufen und Tempel und Schreine zu besuchen.

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Wir stapften also fröhlich durchs Naturschutzgebiet, erst einmal zwanzig Minuten in die falsche Richtung auf der Suche nach dem Saimyō-Tempel (西明寺). Es war aber auch wirklich arg blöd ausgeschildert.

Umgeben von Bäumen und mit verschiedensten Vogelstimmen, die ich niemals einordnen könnte, war das aber gar nicht so schlimm. Wald ist doch ganz schön, wenn man nicht zwangsweise hingeschliffen wird.

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Der Tempel an sich war ganz schön, wir machten uns dann aber direkt zum nächsten Schrein auf: Tsuna-Schrein (綱神社). Komplett im Grünen, komplett alt, komplett wunderbar. Ich mag Schreine sowieso sehr gerne, und wenn keine anderen Menschen dort sind und man nur das Gezwitscher der Vögel und das Rauschen der Blätter hört, ist das noch besser.

Weil beide, Tempel und Schrein, auf Bergen und Hügeln liegen, muss man erst steile Treppen hinauf. Dummerweise sind die Stufen unglaublich klein, was die Angelegenheit ein wenig beschwerlich macht.

Nach einem kleinen Stopp in Mōka (真岡) um zu Mittag zu essen, fuhren wir noch nach Utsunomiya (宇都宮), um uns die Kannon (観音) dort anzusehen. Kannon ist die Göttin des Mitgefühls im Buddhismus.

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Zuerst ging es zum Ōya-Tempel (大谷寺), der in von der Natur geformten Tuff-Stein (großteils Vulkangestein) gebaut ist.

Für 300Yen kann man in den Tempel gehen, und sich dort die Ōya-Kannon (大谷観音) ansehen. Die ist laut Infotafel im Jahr 810 in die Felswand gemeißelt worden. Leider darf man sie nicht fotografieren, aber ich denke, dass sich die ganze Atmosphäre eh nicht mit der Kamera einfangen lassen würde. Unglaublich beeindruckend, diese 1200 Jahre alte Kannon. Nebenan sind noch Abbildungen Buddhas eingemeißelt, ich weiß aber nicht, wann genau diese entstanden.

Mit demselben Ticket kann man sich noch Funde von Ausgrabungen ansehen, unter anderem auch ein Skelett eines Menschen, der vor 11000 Jahren gelebt hat.

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Gleich nebenan findet sich die Friedens-Kannon (平和観音), die über 25 Meter groß ist.

Nach der Ōya-Kannon war es aber kaum noch großartig beeindruckend, schließlich ist die Friedens-Kannon in den fünfzigern… erbaut? gemeißelt? worden.

In den anliegenden Läden gibt es auch haufenweise Figuren aus Vulkangestein zu kaufen, wir haben uns damit aber nicht aufgehalten.

Inzwischen waren wir schon ziemlich fertig, und es ging zurück nach Tokyo. Zum Glück hat mein Mann kein Problem damit, wenn ich schlafe, während er fährt. Solang ich nicht schnarche. 😉

Seoul, Tage 2 (Teil 2) und 3: Gangnam.

Am Abend des zweiten Tages, nachdem wir unsere Einkäufe im Hotel abgeliefert hatten, ging es mit dem Taxi nach 강남 (Gangnam). Genauer gesagt nach 압구정 (Apgujeong), weil meine Schwiegermutter und ihre Freundin dringend weitershoppen mussten.

IMGP7140Leider waren wir schon ziemlich fertig, weswegen wir nur durch ein paar teure Läden von ausländischen Firmen laufen konnten, bevor uns die Lust verließ. Es ist einfach auch nicht besonders beeindruckend oder hübsch…

Vielleicht waren wir am falschen Ort, und irgendwo dort tobt das Leben, aber irgendwie war es mein unliebster Teil der Stadt auf unserer Reise. Wir liefen dann noch etwas ziellos durch die Gegend, fanden aber nichts großartig Interessantes.

IMGP7159Hunger hatten wir aber, und so gingen wir ins erstbeste Restaurant, dass sich finden ließ. Und so aßen wir doch noch Koreanisch, auch wenn sich meine Befürchtungen komplett bestätigten. 고기구이 (Gogigui) ist an sich wie 焼き肉 (Yakiniku), es heißt übersetzt auch dasselbe: Gebratenes Fleisch. Dabei wird dünn geschnittenes Fleisch auf einem Grill gebraten und so gegessen. Mit dem Fleisch hatte ich auch gar kein Problem, aber in koreanischen Restaurants bekommt man noch immer haufenweise kleine Speisen “kostenlos” (natürlich im Preis inbegriffen) dazu. Und die waren allesamt zu scharf. Spaß hatten wir trotzdem, ich habe mir einfach den Bauch mit Fleisch und Reis vollgeschlagen. Außerdem habe ich immerhin alles probiert.

봉은사 (Bongeunsa)

봉은사 (Bongeunsa)

Am nächsten Tag schliefen wir recht lang, und hatten so nur noch Zeit um uns einen buddhistischen Tempel direkt vorm Hotel anzusehen. Auch dort war zum Geburtstag Buddhas dekoriert worden, mit bunten Lampions. Als wir dort waren, war auch gerade ein Gebet* im Gange, welches über Lautsprecher in die ganze Anlage übertragen wurde. Insgesamt eine interessante Erfahrung, obwohl es buddhistische Tempel natürlich auch in Japan zur Genüge gibt.

* Vielleicht nicht das beste Wort, aber man versteht, was ich meine.

Nach all der Kultur und dem Spirituellen wandten sich meine Schwiegermutter und ihre Freundin wieder ihrer liebsten weltlichen Sache zu: Shopping. Unter unserem Hotel war ein Tax Free-Laden, den wir einmal komplett abklappern mussten. Kleines Geheimnis: Louis Vuitton und Kumpanen sind in Korea schon von vorneherein nicht günstiger als in Japan, und gekoppelt mit dem derzeit schwachen Yen macht es auch ohne Mehrwertsteuer keinen Unterschied. Absolut keinen. Ohne Internet lässt sich soetwas aber natürlich nicht recherchieren, weswegen die Damen so lange der Meinung waren besonders günstig eingekauft zu haben, bis wir Japan erreichten. 😉

Und dann ging es auch schon wieder zurück. Zurück nach Japan, wo mein Mann auf mich (und meine Schwiegermutter*) wartete und uns nach Hause fuhr. Ein Service ist das. 🙂

* Meine Schwiegermutter regte mich zu dem Zeitpunkt nur noch auf. Weil sie konstant redet, ohne Punkt, Komma oder Sinn. Auch wenn ich mich wirklich hinter meinen Smartphone verstecke, damit sie mich nicht volllabert. Das geht am ersten Tag noch klar, am zweiten fängt es an zu nerven und am dritten will man ihr an die Gurgel springen. In Hinsicht auf zukünftige Reisen ziehe ich meine Schlüsse…

Seoul, Tag 2, Teil 1: Bukchon, Samcheongdong

In 북촌 (Bukchon) war ich im Januar schon gewesen, damals war es zwar hübsch aber saukalt. Für den zweiten Tag der Reise im Frühling war also “Bukchon: Revenge!” angesagt. 😀 Und tatsächlich: In der wärmeren Jahreszeit ist Bukchon ziemlich nett.

IMGP7007Viele hübsche Cafés und Blumenläden laden zum Verweilen an, und alles ist … einfach etwas älter. Aber schön älter! Viel Backstein, viele kleine Läden, wirklich eine schöne Gegend zum Schlendern. Außerdem reihen sich Taschenläden aneinander, und in einem habe ich dann tatsächlich auch eine Tasche gekauft. Dummerweise (für mich) sprechen in Bukchon alle Verkäufer Japanisch, weswegen ich zwar versuchen konnte mein bröckliges Koreanisch einzusetzen – es wurde konsequent vom Gegenüber auf Japanisch umgestellt. Meine Schwiegermutter ist eben eine dieser japanischen Touristinnen, deren Anwesenheit man auch aus fünfhundert Metern Entfernung wahrnimmt.

In Bukchon habe ich tatsächlich einiges an Geld gelassen, auch wenn ich mich sonst auf der Reise echt zurückgehalten habe. Im Schaufensters eines dieser kleinen niedlichen Läden hing ein Kleid, dass ich dringend brauchte und neue Schuhe mussten auch mit.

IMGP7046Und so ging es schwer behangen zum 경복궁 (Gyeongbokgung). Der war zwar dank der Temperaturen sehr viel angenehmer und es waren auch mehr Besucher dort, aber leider hatte sich die Sonne hinter einer Wolkendecke versteckt, weswegen alle Bilder im Vergleich zu denen vom Januar den Kürzeren ziehen. Mit Schnee und Sonnenschein sieht das schon hübsch aus. 😉 Auf einer Bühne wurde traditionelle Musik gespielt, leider konnten wir nicht herausfinden, was für ein Lied es war. Ganz interessant anzusehen war es, in der Mitte der Bühne saß eine Frau in einem Boot, um sie herum standen die Sängerinnen, die gleichzeitig auch tanzten und schließlich ergriffen alle Seile, die mit dem Boot verbunden waren, und drehten es. Mysteriös, ich werde wohl nie herausfinden, worum es sich dabei gehandelt hat.

IMGP7134Einen Tag vor unserer Ankunft in Seoul wurde dort ein großer Feiertag begangen: Der Geburtstag Buddha’s. Anlässlich dessen hingen in der ganzen Stadt bunte Lampions und die Tempel waren hübsch dekoriert. Das scheint auch keine alleinige Aktion der Tempel zu sein, es finden sich an verschiedenen Plätzen und Straßen die gleichen Lampions, was mich darauf schließen lässt, dass da eine andere Organisation zusammen mit den Tempeln am Werk ist. Pünktlich am Montag Morgen wurden sämtlich Lampions auch wieder abgehängt.

IMGP7107Eigentlich wollten wir vom Gyeongbokgung zurück durch Bukchon zum 창덕궁 (Changdeokgung) laufen, dank meines hervorragenden Navigations-Skills landeten aber wir in 삼청동 (Samcheongdong).

Ein Glücksfall, denn Hunger hatten wir sowieso und in Samcheongdong gibt es haufenweise Cafés. Das ist recht hübsch gemacht, ich weiß nicht, ob es dort einen natürlichen Hügel gibt, aber die Gebäude (auf der einen Straßenseite dieses einen Abschnitts dieser einen Straße, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann) liegen alle erhöht, so dass man vom Fenster aus einen recht hübschen Überblick hat. Falls sich jemand wundert, dass wir kaum koreanisches Essen gegessen haben: Ich mag scharfes Essen nicht. Mein Gaumen ist in der Hinsicht äußerst empfindlich und leider ist vieles koreanisches Essen einfach sehr scharf. Bevor ich also für etwas bezahle, dass ich nicht essen kann, bleibe ich lieber auf der sicheren Seite. Ein paar leckere Dinge habe ich an Straßenständen zwar gekauft, aber davon habe ich kaum Fotos gemacht.

IMGP7121Weil wir schon den ganzen Tag gelaufen waren setzten wir uns ins nächste ansprechende Café und aßen Waffeln. Wenn die Koreaner etwas drauf haben, dann Waffeln. 😀 Die sind nicht ganz günstig (obwohl für Japaner dank des schwachen Yens eh gar nichts billig ist), schmecken aber wirklich toll und ich will nicht wissen, wie viel ich in Tokyo für eine Waffel mit dem ganzen Obst bezahlen würde.* Dazu noch einen frischen Kiwi-Bananensaft und Wi-fi, und die Welt ist schön.

Mir persönlich haben Bukchon und Samcheongdong von dem, was ich von Seoul bisher gesehen habe, am besten gefallen. 🙂 Es würde sicher auch mal Spaß machen, alleine nach Seoul zu fliegen, um sich alles etwas genauer anzusehen. Und vielleicht sprechen dann auch nicht alle Leute Japanisch mit mir, wo ich doch endlich mal Koreanisch verwenden möchte!

* Alle Gerüchte bezüglich überzogenen Preisen für Obst sind wahr.

Demnächst: Verirren in Gangnam.