Nagano, Teil 2: Auf in die Berge!

#MGP2887

Am Donnerstag stiegen wir um vier Uhr morgens aus unserem Hotelbett. Der erste Bus nach Kamikōchi (上高地) verließ Matsumoto um halb sechs.

Kamikôchi ist ein Tal in den japanischen Alpen im Chūbu-Sangaku Nationalpark (中部山岳国立公園). Im Winter ist Kamikōchi geschlossen, nur besonders Mutige wagen sich dann in die Berge.

Hinaufzufahren ist etwas umständlich, weil der letzte Teil der Strecke für den normalen Straßenverkehr gesperrt ist. Man nimmt entweder den Bus oder ein Taxi. Es gibt sogar Busse von Tokyo aus! Wir fuhren mit einem von nur zwei direkten Bussen von Matsumoto. Ansonsten muss man mit der lokalen Bimmelbahn bis nach Shinshimashima (新島々)* fahren und dort umsteigen.

Hin und zurück kostet es pro Person etwas weniger als 5,000 Yen (ca. 36€), alle Tickets gelten entweder für den direkten Bus oder auch die Anbindung nach Shinshimashima und den Bus von dort.

* Was ein großartiger Name! Hat uns viel Unterhaltung beschert. 😀 新島々の真島さん (Shinshimashima no Mashima-san; Herr Mashima aus Shinshimashima)

Je höher in die Berge wir mit dem Bus fuhren, umso schlechter wurde das Wetter. War ja klar. Warum sollten uns auch die Wettergötter gut gesinnt sein?

#MGP2885

Oben angekommen war es ziemlich kalt. Etwa 16°C sind etwas unangenehm, wenn man bisher mit den hohen tokyoter Temperaturen zu kämpfen hatte. Sobald man am Bus Terminal angekommen ist, muss man übrigens Nummerntickets für den Bus, mit dem man zurückfahren will, besorgen. Sonst kommt man ewig nicht vom Berg runter.

Nach einem kurzen Stopp für ein Stück Kuchen und eine Tasse heißen Kaffee machten wir uns auf den Weg von der Kappa-Brücke (河童橋) zur Hotaka-Brücke (穂高橋). Die meisten Wege auf der Strecke waren sehr gut befestigt, auch wenn wir uns immer einmal im Pfützen schlängeln mussten. Wegen des Regens konnte man die umliegenden Berge leider nicht so gut sehen, das wäre wahrscheinlich ein noch majestätischerer Anblick gewesen. 🙁

#MGP2919

Weil wir wie Espenlaub zitterten, beschlossen wir einen Zwischenstopp im Kamikōchi Onsen Hotel (上高地温泉ホテル) einzulegen. Für 800 Yen, plus 300 Yen für ein geliehenes Badehandtuch und 200 Yen für ein gekauftes kleines Handtuch (insgesamt also etwa 9,40€) konnten wir die heißen Quellen genießen. Eines der Bäder liegt unter freiem Himmel, direkt im Wald. Ich weiß nicht, ob ich jemals vorher so dankbar für die heißen Quellen war! Nach einer halben Stunde war mein Körper aufgewärmt, und wir marschierten weiter.

In der Zwischenzeit hatte es aufgehört zu regnen, und in der Hoffnung doch noch gutes Wetter genießen zu können beschlossen wir unsere Abfahrt weiter nach hinten zu verschieben.

Nachdem wir auf der Brücke auf wilde Affen getroffen waren und einen Anschlag sahen, auf dem vor wilden Bären gewarnt wurde, besichtigten wir das Kamikōchi Imperial Hotel (上高地帝国ホテル). Für uns wäre es natürlich komplett unerschwinglich, mit Restaurantpreisen, die einem die Tränen in die Augen steigen lassen. 2,700Yen (19,55€) für Spaghetti Carbonara!

Nach einem viel günstigeren Mittagessen mit Pilzen aus der Gegend beschlossen wir, eine noch weitere Strecke auf uns zu nehmen: Hoch zum Myōjin-Teich (明神池). Auf dem Weg trafen wir viele Leute, die viel besser ausgerüstet waren als wir: Mit Wanderschuhen, Wanderstöcken und Allwetterkleidung. Wir sahen aus, als wären wir gerade in Tokyo beim Einkaufen. An sich wäre das sicher auch kein Problem gewesen, hätte es nicht immer wieder angefangen zu regnen.

#MGP2961

Als wir nach etwa 50 Minuten endlich am Teich angekommen waren und Eintritt bezahlt hatten (!!) mussten wir feststellen, dass der starke Regen das ganze Erlebnis etwas versaute. Was normalerweise ein ruhiger See wie aus einem Märchen ist, war durch das ewige Platschen der Regentropfen kaum als mystisch zu erkennen.

Weil wir dann doch schon etwas durchweicht waren, bestellten wir in einem Gasthaus in der Nähe warme Getränke, bevor wir uns auf den Weg zurück zum Bus Terminal machten. Im Platzregen. Mit leichten Turnschuhen. Nun war das natürlich nicht ganz so schlau, aber der Wettervorhersage, in Tokyo recht zuverlässig, kann man in den Bergen einfach nicht trauen. Dort war erst für den späten Nachmittag Regen angesagt worden.

So stiegen wir um 14 Uhr, sieben Stunden nach unserer Ankunft, in den Bus, stiegen später in die Bimmelbahn um und besuchten erstmal die heiße Quelle in unserem Hotel. Deswegen ist das Dormy Inn unser liebstes günstiges Hotel.

Trotz des schlechten Wetters war Kamikōchi wunderschön. Das Wasser ist sehr klar, das Grün kräftig und die Luft sauber. Es wäre natürlich viel schöner gewesen, wenn das Wetter besser gewesen wäre, aber man kann nicht alles haben. So haben wir zumindest einen guten Grund noch einmal hinzufahren. 🙂

Nagano, Teil 1: Bahnfahrt, Affen und Onsen.

Nagano: Reisfelder und Berge, Berge und Reisfelder.

Nagano: Reisfelder und Berge, Berge und Reisfelder.

Wie angekündigt fuhren wir letzten Mittwoch, zur Sommerreisezeit, in den Urlaub. Also, nach deutschem Verständnis vielleicht eher eine Kurzreise, schließlich waren wir nur für drei Tage weg.

Aus Gründen waren wir die letzten Jahre immer entweder mit dem Auto oder dem Flugzeug unterwegs. Tatsächlich hatte ich, bis auf eine Ausnahme, fast vier Jahre lang keinen Shinkansen mehr betreten. Seit diesem Jahr fährt ein neuer Shinkansen bis nach Kanazawa, und weil wir zu viel Geld zu spät gebucht haben, fuhren wir sogar im Green Car, einem ein wenig luxuriöseren Abteil.

Die Fahrt war wunderbar unanstrengend, weniger als zwei Stunden dauerte es bis nach Nagano (長野)*. Bei unserer Ankunft stellten wir fest, was wir eigentlich schon wussten: Nagano ist ziemliche Pampa. Zwar hat man den neuen Shinkansen als Anlass genommen den Bahnhof auszubauen, aber ringsherum ist nichts. Für unseren ersten großen Programmpunkt fuhren wir noch eine weitere Stunde mit dem Auto in den noch ländlicheren Teil der Präfektur: Affen gucken. 😀

* Sowohl die Präfektur als auch die Hauptstadt der Präfektur heißen Nagano.

#MGP2730

Der Jigokudani Wildaffenpark (地獄谷野猿公苑) ist vor allem dafür bekannt, dass im Winter Affen in den heißen Quellen baden. Nachdem man durch die Landschaft gegurkt und eine gefährlich enge und sich windende Straße erklommen hat, stellt man fest, dass man vom Parkplatz aus laufen muss. Zwanzig Minuten. Die Hälfe davon bergauf. Aber wir sind ja jung und stark, außerdem warten am Ende der Tortur wilde Tiere.

Japanmakkaken (ニホンザル) sind in der Gegend tatsächlich heimisch. Weil es im Winter recht kalt wird, Nagano war 1998 Austragungsort der olympischen Winterspiele, sind die ausgewachsenen Tiere im Vergleich zu z.B. Totenkopfäffchen sehr groß und stämmig. Auch fehlen ihnen die langen Schwänze für die Balance, das würde im Winter wahrscheinlich zu viel Energie stehlen.

#MGP2728

Die Affen sehen natürlich unglaublich flauschig aus, trotzdem darf man nie vergessen, dass sie wild sind. Sie übernachten in den Wäldern, und die Pfleger sind hauptsächlich dafür da Affenexkrement wegzuräumen.

Direkt am Eingang gibt es deswegen ein Schild mit einfachen Regeln: Den Affen nicht in die Augen schauen, nicht versuchen den Affen gut zuzureden**, nicht anfassen und vor allem kein Futter geben oder in ihrer Gegenwart essen.

** Sehr schön erklärt mit “Affen verstehen keine Menschensprache und sehen es als Provokation.”

Ein recht bekanntes Bild zeigt einen Affen mit iPhone. Ein Besucher nervte einen Affen mit dem Fotografieren, dieser nahm das iPhone an sich und ertränkte es. Also: Nicht zu nah ran gehen und nicht zu aufdringlich sein. Ein Teleobjektiv lohnt sich. 🙂 Ich mag Affen sehr gern als Motiv, weil ihre Emotionen für Menschen sehr offensichtlich lesbar sind. Außerdem sehen sie alle ein wenig aus wie alte Männer. 😉

Im Sommer gehen die Affen übrigens nicht gern ins heiße Wasser. Zum Glück gibt es direkt neben den heißen Quellen auch noch einen kühlen Fluss, an dem sie die Zeit verbringen.

#MGP2836

Auf unserem Rückweg nach Nagano lag die heiße Quelle Shibu-Onsen (渋温泉). Der Ort ist tatsächlich sehr 渋い (shibui**). Die kleinen öffentlichen Bäder und traditionellen Gasthäuser erinnern irgendwie an den Ghibli Anime Chihiros Reise ins Zauberland. 🙂 Sehr liebenswert auf jeden Fall.

Von den öffentlichen Badehäusern gibt es übrigens neun; wenn man in allen neun badet, bringt es wohl Glück. Wenn man aber weder dort wohnt noch im Ort übernachtet, kann man nur in dreien Baden. Ob man dann wenigstens ein Drittel Glück bekommt, weiß ich aber auch nicht. Wenn man sowieso in der Nähe ist, sollte man Shibu-onsen auf jeden Fall besuchen, es lohnt sich allein für die Atmosphäre. 🙂

** Der Wikipedia-Artikel nimmt das natürlich viel ernster als der Volksmund. “Shibui” ist simpel, etwas älter, irgendwie nostalgisch und wirkt so, als wäre die Zeit stehengeblieben. Ein altes Café ist vielleicht shibui, ein alter Thronsaal eher nicht. Nicht zu verwechseln mit しょぼい (shoboi; heruntergekommen oder schäbig).

Für uns ging es wieder zurück nach Nagano um mit dem Expresszug nach Matsumoto (松本) zu tuckern. Darüber dann mehr in zwei Tagen!

Urlaubsplanung!

Eigentlich wollte ich schon länger einen Eintrag über Orte in Japan, die ich unbedingt besuchen will, schreiben. So als Motivation es endlich einmal umzusetzen. Gestern haben wir zumindest die Hotels für unseren Sommerurlaub gebucht – an einen dieser Orte. 🙂

Das Bild oben ist nämlich tatsächlich weder die Schweiz noch Kanada, sondern Kamikōchi (上高地) in den japanischen Alpen. Eigentlich wollten wir dort Anfang April mit meinen Eltern und meiner Schwester hinfahren, wegen des Schnees ist der Zutritt aber von Mitte November bis Mitte April nicht möglich. Stattdessen waren wir auf Ishigakijima, was auch ein fantastischer Urlaub war. 🙂

Weil Kamikôchi zur besten Reisezeit, wir fahren zu Obon, dem japanischen Totenfest, etwas teuer ist, haben wir uns ein günstiges Hotel* in Matsumoto (松本) gebucht. Von dort aus kann man mit Bahn und Bus nach in die Berge fahren.

* Dormy Inn ist eine Hotelkette, die vor allem von Geschäftsreisenden frequentiert wird. Für günstige Preise bekommt man dort nette Zimmer und Onsen, heißen Quellbäder.

Doch das ist noch nicht alles!

Japanese Snow monkey Macaque in hot spring Onsen Jigokudan Park,

Mit etwas Murren hat mein Mann sich bereiterklärt uns zum Jigokudani Yaen-Kōen (地獄谷野猿公苑) zu fahren. 😀 Dort leben wilde Affen, genauer gesagt Japanmakaken (ニホンザル) und erfreuen sich an den heißen Quellen.

Ich kann es auf jeden Fall kaum erwarten. 🙂 Nach Jahren des Flugzeugtourismus werden wir auch endlich wieder mit dem Zug verreisen. Ist eh viel besser als den ganzen Flughafenstress zu haben.

Was ist euer nächster geplanter Urlaub? 🙂

Japanische Reiseseiten.

Ich habe noch nie von Deutschland aus einen echten Urlaub nach Japan gebucht. Bei meinem Working Holiday hatte ich eine Unterkunft, das Guesthouse des Schreckens, und danach habe ich immer bei meinen jetzigen Schwiegereltern übernachtet.

Dafür habe ich innerhalb Japans schon so einiges gebucht. Fast alle Reisen, über die ihr unter Reiseberichte lesen könnt, habe ich selbst angeleiert. Auch jetzt auf Arbeit buche ich sämtliche Geschäftsreisen meiner Abteilung. Deswegen dachte ich mir, dass ich einmal Buchungsseiten die ich selbst nutze vorstelle. 🙂

じゃらん Jalan (Japanisch/Englisch)

Jalan nutze ich privat am liebsten. Vielleicht hat das etwas mit der superputzigen Werbung zu tun, letztendlich unterscheidet sie sich nämlich kaum von anderen Seiten. Auf der Seite kann man neben Hotelreservierungen auch Tickets für den 高速バス (Kôsoku-Basu; Express-Bus) und Flüge reservieren oder sich einen Leihwagen sichern. Seit neustem gibt es auch ein Erlebnis-Angebot, etwa “Schwimmen mit Delfinen” oder “In Kyoto Kimono tragen”.

Wir nutzen es aber für vor eines: 温泉 (Onsen; heiße Quellen). Weil Hotels mit Onsen vor allem in Hakone oft super teuer sind, buchen wir für 日帰り (Higaeri; 1-Tages-Trip mit Rückreise am selben Tag). 🙂

Leider scheint die englische Seite ausschließlich Hotels anzubieten.

JTB (Japanisch/Englisch) / H.I.S. (Japanisch/Englisch)

スクリーンショット 0027-07-12 9.53.52 スクリーンショット 0027-07-12 9.54.22JTB und H.I.S. sind Reiseportale, die sowohl Reisen sowohl ins In- als auch ins Ausland anbieten. Der Vorteil: Es gibt wirkliche Reisebüros, in die man gehen und die Mitarbeiter löchern kann. JTB sagt, dass es in ihrem Büro in Akasaka Informationen auf Englisch gäbe, H.I.S. scheint kein designiertes Büro in der Richtung zu haben.

Die englische H.I.S.-Seite ist an sich nur ein abgespecktes Angebot der japanischen, während JTB auf englisch geführte Touren im ganzen Land anbietet. 🙂 Sicher auch interessant, wenn man einen Individual-Urlaub gebucht hat und nur mal für einen oder ein paar Tage gern eine Führung hätte.

楽天トラベル Rakuten Travel (Japanisch/Englisch)

スクリーンショット 0027-07-12 10.09.52Ja, alle japanischen Reiseseiten sehen gleich aus. 😉

Rakuten ist ein riesiges Online-Kaufhaus. Rakuten Travel ist die zugehörigen Reiseseite. Das Angebot unterscheidet sich nicht großartig von den anderen Seiten, und auch hier bietet die englische Seite leider nur Hotels an. Ich persönlich mag die Seite nicht allzu gern, ich finde sie etwas unübersichtlich.

Wie ihr seht, ist das Angebot auf den englischen Seiten etwas eingeschränkt. 🙁 Selbst wenn man kein Japanisch versteht ist es vielleicht besser mithilfe von Google Translate das größere Angebot in Anspruch zu nehmen.

Hach, ich will wieder verreisen…♥