Shikoku, Teil 5: Kôchi.

An unserem letzten Tag in Shikoku fuhren wir morgens los, um den Niyodo-Fluss (仁淀川 Niyodogawa) zu sehen. Dieser ist angeblich der schönste Fluss in ganz Japan, und für seinen schönen Blauton bekannt. Um uns das etwas näher anzusehen, ging es über ewige Serpentinen in die Berge, in das Yasui-Tal (安居渓谷 Yasui Keikoku).

Leider war das Wetter noch immer nicht ganz stabil, weswegen wir immer wieder warten mussten, bis die Sonne sich hinter den Wolken hervorschub, damit wir wieder das schöne Blau sehen konnten. Bei Wolken macht das einfach nicht so viel her.

Vom Parkplatz aus liefen wir über Stock und Stein bis zum Hiryû no Taki (飛龍の滝; Fliegender-Drache-Wasserfall). Obwohl der Fluss an vielen Stellen sehr flach ist, war das Blau deutlich zu sehen.

Wir waren an sehr engen Stellen des Flusses, und hatten, eben wegen des nicht idealen Wetters, keinen Nerv, noch zu anderen Stellen am Fluss zu fahren. Dieses ganze Drama mit dem Wetter hat mich sowieso nur davon überzeugt, dass wir noch einmal näher am Sommer nach Shikoku kommen müssen. 😉 Derweil träume ich davon, irgendwo an den Seto-Inlandssee (瀬戸内海 Setonaikai) zu ziehen.

Dass auf einer Insel wie Shikoku das Interesse an der Natur erwacht, ist eigentlich kein Wunder. Wenn man wie Makino Tomitarô (牧野 富太郎) aber 600 neue Pflanzenarten entdeckt, ist das aber schon besonders. Deswegen wird Makino als Vater der japanischen Botanik bezeichnet.

Zu Ehren eben dieses Herren Makino wurde in Kôchi ein großer botanischer Garten angelegt, der Botanische Garten Makino (高知県立牧野植物園 Kôchi kenritsu Makino Shokubutsuen). Er liegt auf einem Berg und beheimatet auf 17,8 Hektar Land über 3000 Pflanzenarten.

Da der März dieses Jahr auch in Shikoku sehr kalt war, blühten nur wenige Kirschbäume, und an vielen Stellen mangelte es an Farbe.

Der Park war dennoch so toll, dass er der ungeschlagene Lieblingsort meines Mannes auf dieser Reise war. Er hat überlegt, ob er nicht in das Forschungszentrum auf dem Gelände einziehen könnte. 😉

Wenn es draußen noch ein bisschen zu kalt ist, kann ein Gewächshaus Abhilfe schaffen. Das Foto oben, mit meinem Mann, habe ich im Gewächshaus geschossen, das unten auch. Dieses Gewächshaus war unglaublich gut aufgemacht, mit extra Hinweisschildern für Pflanzen, deren Früchte man kennt: Kakao, Kaffee, etc.

Im hinteren Teil des Gewächshauses befindet sich ein Wasserfall, und durch das gesamte Haus führen künstliche Bäche, in denen kleine Fische schwimmen.

Insgesamt ist der Park wirklich schön, informativ und zumindest an Wochentagen nicht voll. 🙂 Würde ich jedem ans Herz legen, der einfach mal durchatmen will.

Nach unserem Besuch beim botanischen Garten machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen, damit wir dort genug Zeit haben würden, um etwas zu essen. Schlechte Idee, im Flughafen gibt es entweder absolut überteuerte Restaurants oder Kekse. Leider ist es bei diesen kleinen Flughäfen immer wieder mal so, dass man, wenn man keine Lust hat für Curry 1,000 Yen (8,40€, also 16,80DM!) zu bezahlen, keine Alternative findet. Aber Kekse können durchaus auch sättigend sein, und da unser Flug nicht so spät war, würden wir zuhause Abendessen können.

Denkste!

Wir wollten mit dem Bus zurück nach Hause fahren, das machen wir von Haneda aus eigentlich immer so. Die Fahrt dauert eine Stunde, und wir müssen nicht zweimal umsteigen und uns im Berufsverkehr zerquetschen lassen. Diesmal wurde uns, als der Bus schon einfuhr, gesagt, dass es wegen eines Unfalls auf der Strecke zu Verspätungen kommen würde. Natürlich wussten die ganz genau, wie sehr sich der Bus wahrscheinlich verspäten würde, sahen aber davon ab, uns das zu sagen. Sonst hätten wir nämlich unsere Fahrscheine zurückgegeben: Wir kamen erst nach drei Stunden zuhause an. 🙁 Wenn ich nur darüber nachdenke, bekomme ich schon wieder schlechte Laune. Für die Hinfahrt (bei uns meist fünf Uhr morgens) werden wir weiterhin den Bus verwenden, aber bei der Rückfahrt werden wir wohl jedes Mal nachfragen, ob es länger dauern wird. Wenn ja, müssen wir halt in den Berufsverkehr.

Insgesamt war die Shikoku-Reise wirklich schön, obwohl ich gern noch einmal bei besserem Wetter hinfahren würde. In zwei der Präfekturen dort war ich noch nicht, die würden sich anbieten. 🙂

Shikoku, Teil 4: Katsurahama und Burg Kôchi.

Über die Autobahn fuhren wir von Besshi (別子) in die Präfektur Kôchi (高知県). Lange Teile der Strecke führten durch Tunnel, und zwischendurch fing es immer wieder an zu regnen. Als uns der Magen knurrte, hielten wir auf einer Raststätte und aßen Wildschweinkroketten mit erstaunlich wenig Wildschwein drin. Außer uns war eine Familie mit mehreren kleinen Kindern, die die automatischen Türen immer wieder öffneten, wodurch es verdammt kalt war, dort.

Unser erstes Ziel in Kôchi war der Katsura-Strand (桂浜 Katsurahama). Katsura heißt in diesem Zusammenhang übrigens nicht Perrücke, sondern es handelt sich um den japanischen Kuchenbaum. Laut Wikipedia riechen die welken Blätter dieses Baumes nach Lebkuchen, deswegen hat der Baum auf Deutsch diesen Namen.

Der Strand an sich ist sehr hübsch, auch wenn wir mit dem Wetter natürlich kein Glück hatten. So wirkten die sich brechenden Wellen aber auch viel dramatischer. Baden darf man am Katsura-Strand übrigens nicht.

Über den Strand blickt eine große Bronzestatue von Sakamoto Ryôma (坂本龍馬), der eine wichtige historische Person in Japan ist. Warum genau der da steht, weiß keiner so richtig. Er mochte wohl das Meer.

Abends, nachdem wir eingecheckt hatten, liefen wir schnell noch zur Burg Kôchi (高知城). Von innen konnte man die sich zu der Zeit nicht mehr ansehen, aber auch von außen ist sie eine der hübscheren Burgen. Sie liegt, wie es sich für eine Burg gehört, auf einem Hügel, sie ist schwarz und weiß und sie trickst mit der Perspektive, um größer zu erscheinen.

Im 18. Jahrhundert brannte die Burg beinahe vollständig ab und wurde wiedererbaut. Ein Großteil der Gebäude wurde trotz all der Mühe im 19. Jahrhundert abgerissen, um Platz für einen Park zu machen. Heute ist noch die ganze innere Zitadelle erhalten.

Kôchi ist für einige Lebensmittel bekannt, vor allem aber für Katsuo (鰹; echter Bonito). In einem netten Restaurant etwa 20 Minuten zu Fuß von der Burg entfernt, aßen wir welchen und ganz ehrlich – meins ist es nicht. Zumindest außen scharf angebraten und innen roh finde ich den Fisch nicht so richtig umwerfend. Frittiert war er da schon viel besser.

Vom Restaurant aus liefen wir zum Bahnhof Kôchi, um bei einem Elektronikladen in der Nähe ein neues Band für meine Kamera zu kaufen. Während der Zeit im Schrank hatte sich dieses nämlich teilweise aufgelöst und bröselte mir den Nacken voll.

Auf dem Weg zurück zum Hotel kamen wir an einer roten Brücke vorbei. Sie nennt sich Harimayabashi (はりまや橋), und ist wegen einer gar skandalösen Liebesgeschichte bekannt, das im Yosakoibushi (よさこい節), einem Volkslied, das bei Volksfesten gesungen wird, vorkommt.

Dort heißt es:

土佐の高知のはりまや橋で    Tosa no Kôchi no Harimayabashi de
坊さんかんざし買うを見た  Bôsan Kanzashi kau wo mita

Oder auf Deutsch:

An der Harimaya-Brücke in Kôchi in Tosa
Sah ich, wie ein Mönch Kanzashi kaufte

Ein Kanzashi ist ein Haaraccessoire für Frauen, und dieser Mönch sollte eigentlich kein Interesse an Frauen haben. Hat er aber offenbar doch. 😉 So ein Schlingel aber auch.

Von der Brücke aus liefen wir zurück zum Hotel, sahen eine Dokumentation über den Shinkansen und schliefen recht früh ein.

 

Shikoku, Teil 3: Besshi.

Während unseres Urlaubs war das Wetter sehr unbeständig. In Tokyo regnet es meist ziemlich lange, aber auf Shikoku war der Regen oft nach wenigen Minuten verflogen, fing aber auch immer wieder an. Weil wir uns mit dem Wetter etwas unsicher waren, fuhren wir nach Besshi (別子).

Dort befindet sich eine alte Kupfermine, in der etwa 280 Jahre lang Kupfer abgebaut wurde. Inzwischen liegt sie seit 44 Jahren still. In Teilen der alten Kupfermine befindet sich Minetopia (マイントピア), eine Art Erlebnispark zum Thema Bergbau. Da der Kupferabbau bekanntermaßen unter der Erde stattfindet, hätte es aus Eimern schütten können und es hätte uns nicht im geringsten gestört.

Zum Eingang der Mine geht es mit einer kleinen Bahn aus deutscher Herstellung. Vom “Bahnhof” aus läuft man dann einige Schritte über eine Brücke, und schon ist man im Berg. Dort wird erklärt, wie der Kupferabbau damals ablief, was für eine gefährliche Knochenarbeit das war. Zum Erklären sind Dioramen aufgestellt, man erhält eine Erklärung über die Lautsprecher und Erklärtafeln gibt es auch. Die ganze Sache ist eindeutig eher für Kinder gedacht, aber als wir dort waren, waren hauptsächlich Erwachsene dort.

Interessant fand ich es trotzdem, ganz besonders beeindruckt hat mich ein gewaltiger Schaft, unter dem Sprengstoff aufbewahrt wurde. Indem man einer eventuellen unbeabsichtigten Explosion von vornherein Platz einräumte, stürzten, wenn es dann soweit war, nicht sämtliche Gänge zusammen.

Da es nachdem wir uns das Minetopia angesehen hatten noch immer nicht regnete, beschlossen wir, mit dem Bus nach Tônaru (東平) zu fahren. Wenn man die Tour dorthin zusammen mit dem Minetopia-Ticket kauft, bekommt man Rabatt, und obwohl wir nicht von Anfang an Kombitickets gekauft hatten, mussten wir nur die Hälfte des Ticketpreises zahlen.

Tônaru ist auch als “das Machu Picchu des Orients” (東洋のマチュピチュ) bekannt, obwohl ich dem nicht unbedingt zustimmen würde. Vor allem, weil die Gebäude in Machu Picchu im 15. Jahrhundert gebaut wurden, die in Tônaru aber erst im 20.

Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich viele Menschen in Tônaru an, um in den Kupferminen für die Firma Sumitomo zu arbeiten. Auf dem Berg entstand eine ganze Stadt, mit Schulen, einem Theater, etc. Die Häuser waren, für Japan sehr untypisch, mit Ziegeln gebaut, und obwohl man nach 1968 vieles abgerissen hat, kann man noch immer einiges sehen.

Optisch ist Tônaru sehr spannend, aber die Vorstellung, dass vor nur 70 Jahren an diesem Ort eine ganze kleine Stadt stand, fand ich gespenstisch. Im Museum in Tônaru sind alte Fotos der dort lebenden Menschen zu sehen, leider finde ich sie im Internet nicht, und dass dieser recht verlassene Ort einmal voller Leben war, hat mich schwer beeindruckt.

Tônaru ist nur über sehr enge Serpentinen zu erreichen, ich würde also jedem, der nach Tônaru will, empfehlen, an einer Bustour teilzunehmen. 🙂

Shikoku, Teil 2: Dogo Onsen.

Die, neben der Burg, bekannteste Sehenswürdigkeit in Matsuyama (松山) ist der Dôgo Onsen (道後温泉). Nachdem wir von unserem Ausflug auf die kleinen Inseln zurückgekehrt waren, setzten wir uns also in eine der putzigen Straßenbahnen und fuhren hin.

Der Dogo Onsen ist wirklich alt, seine Geschichte reicht angeblich etwa 3000 Jahre zurück. Doch auch, wenn diese Legenden nicht stimmen sollten, einer der ältesten Onsen Japans ist er trotzdem. Das jetzige Onsengebäude wurde 1894 erbaut.

Eines der Symbole des Onsens ist der weiße Reiher, den ihr auf dem Foto oben auf dem Dach sehen könnt. Der Legende zufolge badete ein verletzter Reiher im Onsen und seine Verletzung heilte. Nachdem die Menschen das sahen, begannen sie im Onsen zu baden.

Der Onsen ist durchaus voll, als wir abends ankamen hätten wir eineinhalb Stunden warten müssen, um reinzukommen.

Darauf hatten wir keine Lust, und gingen stattdessen in das Tsubaki no Yu (椿の湯), einen anderen Onsen ganz in der Nähe. Dort kommt man direkt hinein. 🙂 Es ist aber durchaus nicht so, wie man sich bei uns in Tokyo einen Onsen vorstellt, mit verschiedenen Becken, Aussicht und Entspannung – nein, das hier ist mehr wie ein Sentô (銭湯), ein Badehaus. Die Becken sind aus Stein, es gibt keine bereitgestellte Seife, und Handtücher gibt es auch nur in klein. Wir haben kurzerhand große Badehandtücher gekauft.

Das Badeonsenhaus war ganz anders, als ich es kenne, aber deswegen auch spannend. Würde ich jedem empfehlen. Was ich außerdem jedem empfehlen würde: Das Dôgo-bakushu-kan (道後麦酒館 ).

Dieses Restaurant befindet sich direkt neben dem Dogo Onsen, und bietet zu, zumindest aus tokyoter Sicht, moderaten Preisen lokale Küche und lokalen Alkohol. Ganz besonders gefreut hat mich, dass man in dem Restaurant nicht rauchen darf. Oft kommen wir aus solchen Lokalen nur mit starkem Rauchgeruch an unserer Kleidung und in unseren Haaren heraus, aber wenn keiner raucht, ist das natürlich kein Problem. 🙂 Die lokale Küche ist, sofern ich das einschätzen kann, wirklich lecker und vor allem leicht.

Nach dem Essen fuhren wir ins Hotel, um am nächsten Morgen früh aufzustehen und doch noch in den Dogo Onsen zu gehen. Es gibt verschiedene Angebote für die beiden Bäder 神の湯 (Kami no Yu; Bad der Götter) und 霊の湯 (Tama no Yu; Bad der Seelen). Wir entschieden uns für das Bad der Götter und Tee und Kekse in einem extra Raum nur für Leute, die dasselbe Programm gebucht hatten. Einen Yukata bekommt man auch ausgeliehen. Pro Person kostete das 840 Yen (etwa 7€). Das Bad der Seelen ist teurer.

Das Bad an sich war sehr klein, und es gab wieder nur ein Becken, an dessen Rand die Besucherinnen saßen. Also wieder ein Badeonsenhaus. 😉 Dennoch war es ziemlich spannend, mal so einen alten Onsen zu sehen. Das Gebäude an sich ist auch wirklich schön, und beherbergt unter anderem ein Bad für die kaiserliche Familie. Das darf natürlich sonst niemand verwenden.

Der Dogo Onsen hat übrigens das Badehaus in “Chihiros Reise ins Zauberland” inspiriert. Ein bisschen sehe ich das auch, obwohl natürlich das Badehaus dort sehr viel größer ist. Aber der Eingang und die Lichter – haut hin. 🙂