Katastrophenvorbereitung.

Japan hat es, was Naturkatastrophen angeht, nicht gut getroffen. Taifune, Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche – da fragt man sich, warum sich hier jemals Menschen angesiedelt haben. 😉

In der letzten Woche wurde die Gefahrenstufe für den 箱根山 (Hakone-yama; Hakone-Berg) in 神奈川県 (Kanagawa-ken; Präfektur Kanagawa) westlich von Tokyo heraufgesetzt. Er ist einer von über 113 aktiven Vulkanen im Land. Japan ist eines der vulkanreichsten Länder der Erde. Unser neues Weltkulturerbe, der 富士山 (Fuji-san; Berg Fuji), ist auch einer. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. 😉

Wir sind natürlich auf alle Eventualitäten eingestellt, vor allem weil seit Jahren ein großes Beben in Tokyo vorhergesagt wird. Wir haben einen 災害用リュック (Saigai-yô Ryukku; Rucksack für Katastrophen*) mit allerlei praktischen Dingen, die wir im Fall einer Evakuierung brauchen könnten. Ich dachte, ich zeige euch mal was da alles drin ist. 🙂

* Es gibt auch die Bezeichnung 防災用リュック (Bôsai-yô Ryukku; Katastrophen-Präventions-Rucksack).

IMGP2492Im Uhrzeigersinn von oben links: Ein Stahlbecher, eine Taschenlampe, die man mit Schütteln aufladen kann, ein Seil, unsere Pässe, ein wenig Kleingeld, Klebeband, ein Marker, ein Taschenmesser, eine Trillerpfeife, Trockenshampoo, viele Reisgerichte, die man auch mit kaltem Wasser machen kann, gleich drei Beuteltoiletten, Müllsäcke, ein dank Chemie selbsterwärmender Beutel, eine Plastikplane, Feuchttücher, Wasser, ein Beutel um Wasser zu transportieren, eine Regenjacke, Frischhaltefolie, ein Wasserfilterstrohhalm, ein Buch zum Thema “Wie sterbe ich nicht im Freien”, ein Erste-Hilfe-Set (Desinfekionsflüssigkeit, Pflaster, Schmerzmittel, Q-Tips*), ein Dosenbrot, Tampons, ein Rescue Sheet um die Körpertemperatur zu halten, Wärmepads, Hausschuhe, ein handbetriebens Radio, eine Notfallkerze und gleich drei paar Handschuhe (zwei gewebte und eines aus Leder). Wir werden in naher Zukunft noch ein zweites Rescue Sheet und eine zweite Regenjacke kaufen.

* Japan liebt Q-Tips. Wirklich.

Wir haben außerdem Stadtpläne in denen die Wege eingezeichnet sind, die man im Falle eines Falles nehmen soll. Es kann schließlich gut sein, dass wir vom Büro nach Hause laufen müssen. 2011 ist mein Schwiegervater sechs Stunden vom Büro in Tokyo gelaufen, wir arbeiten noch ein ganzes Stück weiter weg.

Natürlich hoffen wir, dass wir von einem großen Erdbeben verschont bleiben, aber man sollte trotzdem vorbereitet sein. Das Leben ist eben kein Wunschkonzert. 🙂

Würdet ihr euch einen solchen Rucksack anschaffen, wenn ihr in Japan leben würdet? Und haben wir vielleicht etwas vergessen?

Kirschblüten im Shinjuku-Gyoen.

IMGP0497Als meine Eltern vor inzwischen drei Wochen hier waren, war das Wetter nicht so super. Kirschblüten kann man sich natürlich trotzdem immer ansehen, und so machten wir uns auf den Weg zum 新宿御苑 (Shinjuku-Gyoen; kaiserlicher Garten Shinjuku).

Der Eintrag ist zwar etwas spät dran, aber die Kirschblütenzeit kommt schließlich jedes Jahr wieder. Nach der Kirschblüte ist also vor der Kirschblüte! 😀

Mit etwas über 58 Hektar Größe, ist der Shinjuku-Gyoen die grüne Lunge Shinjukus, und bietet mit japanischem, englischem und französischem Garten, einem Teehaus und einem chinesischen Pavillon einiges fürs Auge.

IMGP0494Wir waren aber für die Kirschblüte dort, genau wie die ganzen anderen Touristen. Es war mächtig voll, und das an einem Wochentag. Über den ganzen Park verteilt sind verschiedene Zierkirschbaumarten gepflanzt. Man kann sich also an verschiedenen Blütenformen und -farben erfreuen, und da nicht alle Arten genau zur selben Zeit blühen, ist das Spektakel nicht nach einer Woche abrupt vorbei.

Meine Schwester und ich.

Meine Schwester und ich.

Man darf in diesem Park übrigens sogar picknicken, was bei kostenpflichtigen Parks* sonst nicht selbstverständlich ist. Nur Alkohol darf man nicht mitnehmen. Zur Mittagszeit sieht man also viele Büroangestellte auf Planen sitzen und Mittagessen. 🙂

* Mit 200Yen (ca. 1,55€) ist man dabei.

Wie fast alle Parks in Tokyo hat auch der Shinjuku-Gyoen übrigens Öffnungszeiten. Bis 16 Uhr muss man im Park sein, um 16:30 wird man herausgescheucht. Japaner verstehen da irgendwie keinen Spaß, wie wir feststellen mussten, als wir um Punkt 16 Uhr in den Kaisergarten am Bahnhof Tokyo gehen wollten. Selbst dreistes Lügen (“Es ist unser letzter Tag in Tokyo!”) half gar nichts.

Falls ihr euch also einmal an einem grauen Tag Anfang April in Tokyo finden solltet: Verzagt nicht, Kirschblüten sind auch bei bewölktem Himmel wunderschön. 🙂

Der Park ist von folgenden Stationen erreichbar:

新宿 (Shinjuku), 代々木 (Yoyogi), 新宿御苑前 (Shinjuku-Gyoenmae), 千駄ヶ谷 (Sendagaya)

Kirschblüten, überall Kirschblüten.

Habt ihr denn auch Jahreszeiten in Deutschland?

Das ist eine Frage, die ich nicht erwartet habe, bevor ich nach Japan gekommen bin. Natürlich haben wir Jahreszeiten in Deutschland. Sie nennen sich “kalt und sonnig”, “etwas warm”, “kalt und regnerisch” und “kalt und dunkel”, und sie werden nicht annährend so sehr zelebriert wie die japanischen Jahreszeiten*.

* “angenehm warm”, “unglaublich heiß”, “angenehm warm”, “unerwartet kalt”.

189781_1883791938543_1282077_n

März 2011

Die Jahreszeiten aktiv wahrzunehmen gehört einfach zu Japan. Es gibt zu jeder Jahreszeit Essen, Feste und Aktivitäten, die einen durch das Jahr führen und einen die Jahreszeiten spüren lassen. Das größte Event ist meiner Meinung nach 桜 (Sakura; Kirschblüte) und 花見 (Hanami; Blumengucken).

Wenn es plötzlich pink blüht weiß man, dass der Frühling da ist. Und wenn in den ganzen Läden pinke Kirschblüten-Produkte ausgelegt sind weiß man, dass der Frühling bald kommt.

Es gibt so ziemlich alles in Sakura-Version. Ich habe tatsächlich pinke Sakura-Spülschwämme. Weil ich kann. 😀

In den Cafés gibt es dann auch Getränke und Kuchen mit Sakura-Geschmack. Wie genau so eine Kirschblüte schmeckt weiß ich aber auch nach 7 Jahren Japan nicht, es schmeckt immer etwas nach Kirsche. Letztendlich ist Sakura aber eine Blüte, ich muss wahrscheinlich mal eine vom Baum stehlen und kosten.

Die Bäume sind übrigens Zierkirschbäume, wir haben also nach dem Blumengucken keine Kirschparties. 😉

In Tokyo werden die Bäume um den 24. März aufblühen und am 2. April in voller Blüte stehen. Meine Eltern kommen im April für zehn Tage, in der Zeit habe ich keine Arbeit, wir werden also unglaublich viele Kirschbäume anschauen gehen. 😀 Ich freue mich riesig drauf, es ist dann doch ein Highlight meines Jahres in Japan.

Schließlich haben wir in Deutschland zwar Jahreszeiten, aber nicht so schön, wie hier. 🙂

Wintereinbruch? Wintereinbruch.

Dieser Tage verbringen wir die meiste Zeit mit den Beinen unter unserem Kotatsu. Weil unser Schlafzimmer, wo er sonst immer stand, zu kalt ist, haben wir unseren Couchtisch gegen ihn getauscht.

Es ist auch bitter nötig, denn während wir normalerweise im Winter eine Durchschnittstemperatur von 8.7°C* haben, ist das heute unsere Höchsttemperatur. Heute Morgen hatten wir tatsächlich sogar einen Minusgrad. Was geht denn da ab? Die durchschnittliche Tiefsttemperatur ist eigentlich 5.1°C.

* Alles Werte für Tokyo, sollte bei uns aber ähnlich sein.

Es sind auch nicht nur wir, die mit der plötzlichen Kälte zu kämpfen haben. Woanders hat das größere Ausmaße: Auf der anderen Seite Japans, am japanischen Meer**, hat es stark geschneit, wie auch in anderen Regionen des Landes. In 徳島 (Tokushima) sind 185 Haushalte vom Rest der Welt abgeschnitten und in vielen Bereichen in 北陸 (Hokuriku; wörtl. Nordküste) und 東北 (Tôhoku; wörtl. Ost-Nord) darf man nur mit Schneeketten auf die Schnellstraßen.

** In Nordkorea heißt es übrigens wohl “Koreanisches Ostmeer”. War ja klar. 😉

kotatsumuri

Mein Mann ist eine コタツムリ (Kotatsu + Katatsumuri (Schnecke))

Nächste Woche wird es zum Glück wieder etwas wärmer, ich hoffe, dass das auch ein wenig so bleibt. Nicht nur, weil ich einen warmen Mantel eigentlich erst im Winterschlussverkauf kaufen wollte, sondern auch, weil mein Mann den ganzen Tag unter’m Kotatsu verbringen kann.

So ein kuschliger Tisch verleitet ziemlich dazu, gar nichts zu tun. Aufstehen? Wozu?! Noch fünf Minuten, Mami…

Allerdings ist genau das auch unser Plan für die Neujahrsferien dieses Jahr – statt Urlaub, werden wir unterm Kotatsu verfaulen. 🙂