Woher kommen die Erdbeben?

IMG_2095Überall im Land findet man Schilder wie das oben. Es bezeichnet eine 緊急交通路 (Kinkyû Kôtsû-ro; Notfallstraße), die im Fall einer Naturkatastrophe gesperrt wird, damit Rettungskräfte effektiv arbeiten können.

Aber was macht der glückliche Fisch mit dem lustigen Bart dort? Das ist ein ナマズ (Namazu; Amur-Wels).

Nach einer alten Legende leben unter Japan riesige Welse. Wenn die anfangen zu wüten, wackelt die Erde. Die Fische sind tatsächlich extrem empfindlich für Spannungsänderungen, sie wissen also, wenn ein Erdbeben kurz bevorsteht und bewegen sich panisch – damals hat man das einfach falsch herum gehabt.

Obwohl inzwischen natürlich jeder weiß, wie Erdbeben wirklich entstehen, kennt fast jeder die Geschichte von den Welsen. 🙂 Ist ja auch ein putzigeres Maskottchen für Notfallstraßen als — ich weiß nicht.

Wie würdet ihr Erdbeben grafisch darstellen?

Die liebsten Hunde der Japaner.

Prof. Dr. Dr. Mocha klärt auf!

Prof. Dr. Dr. Mocha klärt auf!

Trotz der kleinen Wohnungen der Japaner, 77,4% der alleinstehenden unter 30 leben auf unter 30qm*, gibt es erstaunlich viele Hunde. Bei uns am Fluss treffen wir immer wieder Hunde beim Herrchenausführen. 🙂 Dabei sind Rassehunde zumindest in der Stadt eindeutig in der Überzahl.

* Quelle

Die meisten davon wiederum sind eindeutig Schoßhunde. Von Platz eins bis zehn, aus einem Beliebtheitsranking: Zwergpudel, Chihuahuas, Zwergdackel, Shiba Inu, Spitze, Yorkshire Terrier, Shih Tzus, Zwergschnauzer, Malteser. Suchet den einzigen Nicht-Winz-Hund. 😉

IMGP9511In Deutschland sind 柴犬 (Shiba Inu oder Shiba-ken*) eher unbekannt, sie schaffen es nicht einmal auf die Top 50 der beliebtesten Hunderassen. Der Shiba gehört zu den urtümlichen Hunderassen (Ancient Dog Breeds), ist näher mit dem Wolf verwandt als z.B. syberische Huskys und hat sich in den letzten hundert Jahren nicht halb so sehr verändert wie beispielsweise der Mops, er ist nur etwas schlanker geworden. Ursprünglich wurden Shibas als Jagdhunde gezüchtet, heute sind sie wegen ihres Wesens gefragt. Und den süßen Ohren. Und dem putzigen Schwanz. Shibas

* 犬 hat, wie die meisten Kanji, verschiedene Lesungen. Eigentlich ist nur Shiba Inu richtig, aber Shiba-ken ist einfacher auszusprechen. 🙂

Der Shiba ist einfach der japanische Hund und hat als solcher schon irgendwie eine besondere Stellung, vielleicht auch weil er kein Modehund ist. Shibas gibt es schon immer, und mindestens so lange leben sie mit Japanern zusammen. 🙂 Und vielleicht ähneln sie ihren Herrchen ja auch etwas? 😉 Shibas bellen sehr selten, sind super reinlich** und freunden sich nicht sonderlich schnell mit Fremden an. Gegen solche Gemeinsamkeiten kommt kein Schoßhund an. 😉

** Der Hund meiner Schwiegereltern, auf den Fotos zu sehen, hat sich selbst stubenrein trainiert.

Der legendäre Hund ハチ公 (Hachikô) ist übrigens kein Shiba, sondern ein 秋田犬 (Akita-ken; Akita Inu).

Zu viele Erdbeben.

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Erdbebenkarte des dritten Bebens, gestern.

Montags, kurz vor halb drei in Roppongi. Ich sitze im Büro meines Chefs, wir reden über den Besuch eines Kollegen aus dem Ausland, als das Gebäude plötzlich anfängt zu schwingen. Dann beginnt es zu rütteln. Der Erdbebenalarm der Handies ist lautstark losgegangen, der des Gebäudes auch.

Magnitüde 5,5 in Saitama, nördlich von Tokyo. Die Fahrstühle sind erst nach einer Stunde wieder alle betriebsbereit.

Samstags, morgens um eins. Ein riesiger Knall lässt mich aus dem Schlaf hochschrecken. Alles wackelt.

Magnitüde 4,8 in Ibaraki, nördlich von Tokyo.

Am selben Tag, abends zehn vor halb neun. Wir sind in einem Sportgeschäft, als mein Handy einen Alarm ausgibt. Eine Minute später fängt es an zu wackeln. Die an der Decke fixierten Schilder schwingen bedrohlich. Auch dieses Erdbeben ist länger als die gewöhnliche Kost, die wir in Tokyo so bekommen.

Magnitüde 8,5 auf einer japanischen Insel im pazifischen Ozean. Dieses Mal hat es beinahe das gesamte Land erschüttert – das passiert nur unglaublich selten, nicht einmal das große Beben vom 11. März 2011 hatte solch eine Reichweite. Dafür war es natürlich viel zerstörerischer.

Nebenbei ist der Vulkan in Hakone noch immer am Köcheln und auch unten in Kagoshima ist es alles andere als ruhig. Die japanische Erde ist im Moment etwas zu aktiv. Wir machen uns natürlich Sorgen, ob diese vielen großen Erdbeben innerhalb kurzer Zeit nicht ein noch viel größeres provozieren könnte. Ich bin der Meinung, wenn es kommen muss, dann lieber früher als später, dann haben wir es wenigstens hinter uns.

Ein Glück, dass wir vor kurzem unseren Notfallrucksack nochmal überprüft haben.

(Ich möchte hinzufügen, dass es bei Erdbeben absolut nichts bringt in Panik zu verfallen. Wir sind hier alle gut vorbereitet und wissen was im Ernstfall zu tun ist. Das alltägliche Treiben kann nicht angehalten werden, weil vielleicht in der Zukunft etwas geschehen wird.)

Japan hat einen neuen Feiertag.

Japan ist ein Land mit vielen Feiertagen. Mit derzeit 15 liegt es sogar vor dem deutschen Spitzenreiter Bayern. Die meisten dieser Feiertage sind nicht religiösen Ursprungs und nur an wenigen wird etwas Spezifisches unternommen. Um ehrlich zu sein weiß ich oft nicht, warum ich denn nun frei habe – ich erfreue mich einfach am zusätzlichen Tag.

Feiertag heißt in Japan übrigens nicht, dass man irgendetwas nicht unternehmen könnte. Büros, Kindergärten und Schulen haben zwar geschlossen, aber Läden, Supermärkte, Einkaufszentren, usw. sind natürlich geöffnet – wie auch jeden Sonntag. Es sind aus meiner Erfahrung aber eh eher die Büroarbeiter, die übermäßig lange Wochen haben, unendliche Überstunden vor sich herschieben und jedes Jahr wochenlangen Resturlaub auflaufen lassen*. Vor allem für sie sind die Feiertage Verschnaufpausen – oder sie bekommen zumindest einen Feiertagszuschlag, wenn sie doch arbeiten müssen. Wenn sie Glück haben.

* “Japaner arbeiten eben gerne” ist eine faule Ausrede. Japanern wird oft eingetrichtert, dass alles zusammenfallen würde, wenn sie mal ein paar Tage nicht da sind. Da ist jeder, der sich eine Woche frei nimmt schon fast ein Verräter.

Auf jeden Fall haben wir einen neuen Feiertag! 山の日 (Yama no Hi; Bergtag). Ab nächstem Jahr wird er wohl am 11.8. begangen werden und passt damit hervorragend in den Zeitrahmen einer japanischen Tradition die aus unerfindlichen Gründen nicht ihre eigenen Feiertage hat: お盆 (Obon), das Totenfest.

Offiziell heißt es, dass man an diesem Tag Berge besteigen und ihnen danken soll. August, der achte Monat, weil 八 (hachi; acht) wie ein Berg aussieht. In Wirklichkeit hatte der August bisher einfach keinen Feiertag. Welch Glück, dass diese Schande endlich ausgemerzt wurde!

Der neue Bergtag ist übrigens nicht der einzige naturverbundene Feiertag Japans: Wir haben noch 春分の日 (Shunbun no Hi; Tag des Frühlingsanfangs), みどりの日 (Midori no Hi; Grüntag), 海の日 (Umi no Hi; Tag des Meeres) und 秋分の日 (Shûbun no Hi; Tag des Herbstanfangs). Zu Recht fragte sich ein Politiker in Opposition des neuen Feiertages, ob dann nicht bald auch Flusstag, Sonnentag, Erdtag, Waldtag, etc. eingeführt werden müssten.

Die Büroarbeiter würden es ihnen danken. 🙂