Faltekäfer.

Heute habe ich erfahren, dass wir auf Arbeit haufenweise Bastelbücher für Kinder haben! Super, da kann ich doch gleich mal versuchen, Origami-Tiere zu falten. Eigentlich hatte ich vor, das während des Mittagschlafs der Kinder auszuprobieren, aber dann gab es großes Theater und ich musste helfen Kinder zum Einschlafen zu bringen. Wer holt eigentlich Kinder, kurz bevor die Erzieherin es endlich geschafft hat, es wegrüsseln* zu lassen, ab? Gemeinheit!

* Ist “wegrüsseln” ein Wort, das nur mein Vater verwendet?

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Da ich aber wirklich gern auch in der Summer School mit meinen Schülern, wenn sie grad nichts Anderes zu tun haben, Origami machen würde, habe ich mir, pflichtbewusst wie immer, drei Seiten aus dem Heft kopiert, drei Blatt Origamipapier (farbig und rechteckig) geschnappt, und zuhause versucht, die Tierchen nachzufalten.

Für den Schröter hat es noch gereicht, für den Kabuto (Japanischer Nashorn-Käfer) leider nicht. Mal schauen, was es in den Zeitschriften noch so für Tierchen gibt. Der Herr Ehemann ist ja derzeit nicht zuhause (sondern über die Firma für eine Woche am Lernen in Weit-weit-weg), da böte es sich an als Nebenprojekt* einfache Origamis zu basteln. Und irgendwann, ja irgendwann, werde ich vielleicht auch besser.

* Das Hauptprojekt lautet “Panda-Brot backen”!

Naturkatastrophen. Natürlich.

In Berlin ist man von diversen Naturkatastrophen eher unbehelligt. Das schlimmste, was ich an Naturspektakeln miterlebt habe, war dieser Orkan vor vier oder fünf Jahren.

Hier in Tokyo bekomme ich öfter etwas mit, obwohl man es natürlich nicht immer “Katastrophe” nennen muss. Die Erdbeben und Tsunamis im März waren katastrophal. Das Erdbeben Stärke 1 in Iwate heute Morgen war eher unspektakulär. Es passiert einfach zu oft.

Jeden Sommer, auch dieses Jahr, kommen Taifune, die sehr starken Regen und starke Winde bringen. Da es nicht die ganze Zeit regnet, ist es gar nicht so einfach zu koordinieren. Wenn ich die Fenster die ganze Zeit geschlossen halte, kann ich die abgekühlte Luft nicht nutzen, wenn ich sie die ganze Zeit geöffnet halte, schwimmt mir mein Wohnzimmer davon. Ansonsten gilt: Fenster geschlossen haben, nicht auf Bergwanderungen gehen. Falls es schlimm werden sollte, am besten nicht das Haus verlassen.

Mehrmals die Woche gibt es ein Erdbeben, dass man auch in Tokyo noch spüren kann. Letzten Freitag hatten wir ein Beben Stärke 4 im Meer in Miyagi, das recht lang anhielt. In solchen Momenten fühle ich mich dann doch etwas unwohl, zumal ich ja auch beim großen Beben im März in Japan war (musste schließlich am Montag danach heiraten). Letztendlich fühlen sich die meisten Beben aber an, als würde ein LKW am Haus vorbeifahren. Wenn man läuft bekommt man nichts davon mit. Wenn man Fernsehen sieht (nicht wir, Herr NHK!), bekommt man Erdbebenmeldungen im laufenden Programm eingeblendet, genau wie auch Tsunami-Warnungen.

In der Nähe meiner Wohnung ist ein Fluss, der 江戸川 (Edogawa), in dem eine Welle aus dem Meer ankommen und die Häuser im Umfeld verschlingen könnte. Das ist im März glücklicherweise nicht passiert, aber es hätte passieren können. Bei starken Beben weiß ich, wo ich notfalls hinrennen kann, in eine Schule, die auf einer Anhöhe liegt.

Letztendlich muss man die Naturgewalten hier natürlich im Blick behalten, aber … man gewöhnt sich einfach daran, vor allem an die Erdbeben. Wenn man jedes Mal bei einem Erdbeben in Panik ausbrechen würde, würde die japanische Wirtschaft zusammenbrechen, weil die Leute nur noch zwei Tage im Jahr zur Arbeit kämen.