Examen bestehen mit Hilfe der Götter.

Das ist die perfekte Gelegenheit für euch um über meine krepelige Handschrift zu lachen!

Das ist die perfekte Gelegenheit für euch um über meine krepelige Handschrift zu lachen!

Am Sonntag hatte mein Mann das 公務員試験 (Kômuin-shiken; Examen für den Eintritt in den Staatsdienst). Der Test ist der erste Schritt in der Bewerbung um eine Beamtenstelle, und ein wichtiger.

Um dem Erfolg ein wenig auf die Sprünge zu helfen, fuhren wir zum 神田明神 (Kanda-Myôjin; Kanda-Schrein). Japaner sind zwar laut Eigenangabe großteils Atheisten, so auch meine japanische Familie, aber vor allem der Shintoismus gehört eben auch zur Kultur. Überall überschneiden Kultur und Religion sich irgendwo, in Japan ganz besonders. Immerhin verlangen die Schreine keine Mitgliedsgebühr. 😉IMG_3398_editedMan geht also zum Schrein um z.B. für Erfolg, Liebe, Gesundheit oder eine problemfreie Schwangerschaft zu beten. Je nachdem welchen 神 (Kami) ein Schrein beherbergt, ist er mehr oder weniger gut für bestimmte Wünsche geeignet. Bei 八百万の神 (Yaoyarozu no Kami; 8.000.000 Kami*) findet sich sicher auch einer für genau das Problem, das man hat.

* 八百万 (Yaoyarozu bzw. Happyakuman) ist zwar wortwörtlich 8 Millionen, bedeutet aber “Myriaden” oder auch “verdammt viel”. 😉

Im Kanda-Myôjin sind drei Kami heimisch – 大己貴命 (Ônamuchi no Mikoto), 少彦名命 (Sukunabikona no Mikoto) und 平将門命 (Taira no Masakado no Mikoto). Keiner davon ist ausdrücklich für Wissen verantwortlich, aber mein Mann glaubt, dass es trotzdem funktioniert. 🙂

Ema sind nicht immer so künstlerisch wertvoll, aber 秋葉原 (Akihabara), das Mekka für Anime- und Mangafans, ist gleich in der Nähe.

Ema sind nicht immer so künstlerisch wertvoll, aber 秋葉原 (Akihabara), das Mekka für Anime- und Mangafans, ist gleich in der Nähe.

Wir haben also beide für das Bestehen des Examens gebetet und 絵馬 (Ema) geschrieben und aufgehängt. Ema sind Holztafeln, auf die man seinen Wunsch schreibt. Danach hängt man sie am Schrein auf. 🙂 Ich finde sie super spannend, weil man ein Bild davon bekommt, was andere sich so wünschen. Während Touristen oft irgendetwas von Weltfrieden schreiben, wünschen sich Japaner kleinere Dinge: “Dieses Jahr will ich meine Lieblingsband live sehen!”, “Ich möchte an dieser Uni aufgenommen werden!”, “Auf dass dieses Jahr besser wird als letztes”, etc. etc.

Mein Mann schrieb:

今年、公務員試験・建築士に合格できますように!! (Kotoshi, Kômuin-shiken ・ Kenchiku-shi ni Gôkaku dekimasu yô ni!!; Auf dass ich dieses Jahr den Kômuin-shiken und Kenchiku-shi bestehe!!)

Ich schrieb:

礼人が合格しますように (満点でもOK!) (Ayato ga Gôkaku shimasu yô ni (Manten demo OK!); Auf dass Ayato [seine Examen] besteht (Auch gerne mit voller Punktzahl!))

Soweit sieht es aus, als wäre es gut gelaufen, wenn nicht schieben wir es darauf, dass er kein KitKat gegessen hat. 😉

Warum ihr dringend einen Japaner heiraten solltet.

Es gibt viele Gründe, warum man einen Japaner heiraten sollte. Sie sind großzügig und liebevoll, zielstrebig und intelligent, können wunderbar kochen und haben einen Sinn für Mode. Japanische Männer können einem nie lange böse sein, und Auseinandersetzungen sind meist nach kurzer Zeit vorbei. Außerdem haben sie alle wunderbare Familien, die einen mit offenen Armen empfangen, und putzige Hunde, die einen nach einer ersten Phase des Fremdelns akzeptieren. Moment…

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Oft werde ich gefragt, wie das so ist, mit einem Japaner verheiratet zu sein. Gibt es da keine Reibungspunkte? Keinen Kulturschock? Und was denken seine Eltern darüber?

Das Ding ist, dass ich genau einen (1) Japaner geheiratet habe. Mein Stichprobenumfang ist also eher mangelhaft, und ich habe eh oft das Gefühl, dass ich in Japan besser zurechtkomme und weniger Opfer von problematischem Verhalten werde, als andere. Warum ich manchmal in einem anderen Land zu leben scheine als andere Ausländer, weiß ich nicht – und ich werde hier sicher keine Versuche anstellen zu erklären, warum die ganze Sache mit der transnationalen Ehe bei manchen nicht so gut funktioniert. Das maße ich mir einfach nicht an. Ich kan euch also von genau einer (1) Ehe berichten – meiner.

Hinter jeder Frau in einem weißen Monstertüllkleid steht ein starker Ehemann. ;)

Hinter jeder Frau in einem weißen Monstertüllkleid steht ein starker Ehemann. 😉 Entschuldigt meine Körperhaltung.

Mein Mann und ich, wir unterscheiden uns natürlich. Das hängt sicher auch mit unserer Erziehung und unserem kulturellen Hintergrund zusammen. Erzählt es nicht meinem Mann, aber er kann allem, dass von der Norm abweicht, gegenüber sehr ablehnend sein – ein recht typisch japanisches Verhalten, das deswegen noch lange nicht alle Japaner an den Tag legen. 出る杭は打たれる (Deru Kui ha utareru, Der herausstehende Nagel wird kleingeklopft.) heißt “Kopf runter, bloß nicht auffallen”. Wo mein Mann recht feste Meinungen hat, versuche ich eher mich in andersdenkende Menschen hineinzufühlen – eine Qualität, die mein Mann an mir schätzt.

奥さんは、心が大きいから。 (Okusan ha, kokoro ga ōkī kara. Weil meine Frau ein großes Herz hat.)

Dafür schafft es mein Mann viel besser, sich zu motivieren. Ich habe es bisher nicht erwähnt, aber es hat einen Grund, warum wir in letzter Zet vergleichsweise wenig unterwegs sind: Seit dem Frühjahr büffelt mein Mann für zwei Examen. Jeden Tag. Jeden Sonntag ist er den ganzen Tag in einer Vorbereitungsschule. Er steht auf, lernt in der Bahn, lernt vor der Arbeit, arbeitet, lernt in der Bahn, und lernt zuhause teils bis nachts um eins. Das ist zwar weder gesund noch nachahmenswert – aber ganz im Ernst, wie viele von euch würden das über Monate hinweg durchhalten? Ich wäre wahrscheinlich nach zwei Tagen nicht mehr arbeitsfähig.

Ich las übrigens letztens, dass asiatischen Kindern eher gesagt wird, dass sie etwas gut machen, weil sie viel gelernt und sich angestrengt haben, während westlichen Kindern eher erklärt wird, dass sie Erfolg haben weil sie schlau sind. In Asien glaubt man eher an Erfolg durch Anstrengung, im Westen eher daran, dass Erfolg nicht anstrengend sein sollte – entweder man hat es, oder eben nicht. Ich schiebe also sämtliche Schuld auf meine westlichen Eltern (Hallo Mama und Papa!).

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Und das sind die großen Streitpunkte: Ich meckere, weil mein Mann Minderheiten gegenüber nicht aufgeschlossen genug ist, er meckert, weil ich viel mehr aus mir machen könnte, würde ich mich nur anstrengen. Das sind Bereiche, an denen wir beide arbeiten müssen. Ansonsten sind wir auf derselben Seite. Wir haben vor unserer Hochzeit über viele Dinge geredet. Darüber, wie wir uns die Zukunft vorstellen, was unsere Träume sind, und wie wir unsere Kinder erziehen möchten. Das passt bei uns. Natürlich ändern sich solche Dinge über die Zeit, aber solang die Kommunikation nicht abreißt, sehe ich da keine Gefahr.

Ich hatte nämlich super viel Glück mit meinem Mann. Auf Facebook bin ich in einer Gruppe für ausländische Frauen von Japanern, und manchmal lese ich dort Dinge, die mich dazu bringen meinen Mann umarmen und “Ein Glück, dass du nicht so bist” sagen zu wollen. Japaner können Arschlöcher sein. Japaner sind durchaus in der Lage ihre Partner zu mißbrauchen – auch emotional. Aber manche Japaner sind eben auch total lieb und nennen einen 美ら姫 (Churahime*) und gehen mit einem unter der Woche trinken, wenn man einfach mal eine Pause braucht. So einer ist mein Mann. Nicht “weil” oder “obwohl” er Japaner ist. Mein Mann ist er selbst, und ich würde ihn jeden Tag wieder heiraten. ♡

* Eine Abkürzung meines Namens ist クラ (kura), was ähnlich wie 美ら (chura; “schön” im Okinawa-Dialeket) klingt. 姫 (Hime) heißt “Prinzessin. 美ら姫 (Churahime) ist folglich “schöne Prinzessin”. 🙂

Die meisten Partnerschaften fordern Kompromisse von beiden Seiten und den ständigen Willen, zusammen besser zu werden. Das ist bei transnationalen Ehen nicht anders, nur manchmal schwerer. Bei uns funktioniert es ausgezeichnet. 🙂

Kommentar Mann: もう離婚寸前だよ! (Mō Rikon-sunzen da yo! Wir stehen direkt vor der Scheidung!)

Soll noch mal einer sagen, Japaner verstünden keinen Sarkasmus. 😉

Update in Sachen Arbeit und Zukunft.

Im Zweifelsfall kann man mit Kirschblüten jeden Eintrag illustrieren.

Im Zweifelsfall kann man mit Kirschblüten jeden Eintrag illustrieren.

Weil im Moment nicht wirklich viel los ist, dachte ich mir, dass ich euch mal auf den neusten Stand in Sachen Arbeit und Zukunft bringe.

Ihr erinnert euch vielleicht, ich bin Assistentin in der IT-Abteilung in einem Büro mit einer wunderbaren Aussicht über die Stadt. 🙂 Letzte Woche bekam ich meinen dritten Vertrag. Es sind leider alles Kurzzeitverträge über zwei Monate, aber ich glaube meinem direkten Chef, wenn er sagt, dass sie einfach so lange verlängern werden, bis ich die Schnauze voll habe. Genau so lange habe ich vor, dort zu bleiben.

Meine Schwiegermutter war auch einige Zeit bei einer Zeitarbeitsfirma und hat absichtlich immer wieder die Firma gewechselt um neue Erfahrungen zu sammeln, ich bleibe ganz gern dort, wo ich bin. Nicht nur, weil ich Vorstellungsgespräche hasse, auch, weil es mir derzeit ganz gut in den Kram passt.

Es wird langsam aber sicher etwas weniger langweilig, das Team merkt, dass ich da bin um ihnen nervige Arbeiten abzunehmen: Bestellungen aufgeben, Erstattung von Beträgen beantragen, Reisen buchen, über SAP-Produkte aufregen… Selbst wenn der Tag mir manchmal sehr lang vorkommt, zurück in den Kindergarten möchte ich nicht.

Dafür haben wir (schon vor einiger Zeit) unseren Kinderplan konkretisiert, und mein Mann arbeitet mit Vollkraft daran in den öffentlichen Dienst zu wechseln um vielleicht sogar ein klitzekleines Bisschen Vaterschaftsurlaub abzubekommen. Um das zu erreichen ist er ziemlich am Büffeln: Nächste Woche ist der erste Teil des 2級建築士 (Ni-kyû Kenchiku-shi; eine Qualifikation für Architekten und Bauingenieure) dran, im September folgt der zweite Teil und die Prüfung für den öffentlichen Dienst.

Natürlich weiß ich, dass er das alles für unsere Familie tut und unterstütze ihn wo ich kann, aber manchmal wird es ziemlich einsam. 🙁 Deswegen werde ich versuchen wieder mehr zu Meetups zu gehen. Falls einer von euch Tokyotern irgendwelche Empfehlungen hat – gern her damit.

Projekt Haus ist liegt leider auf Eis. Nach erneutem Durchrechnen können wir es uns nicht leisten das jetzige Haus der Schwiegereltern abzureißen und ein neues draufzusetzen, auch weil es sich bei dem Grundstück um Pachtland handelt. Sobald mein Mann mit seinen ganzen Prüfungen durch ist, werden wir uns also verschiedene Umbau-Firmen anschauen, die uns dann zeigen dürfen, was man aus dem Haus der Schwiegereltern noch herausbekommt. Wenn das Kind dann in zwei Jahren da ist, wollen wir eigentlich nicht mehr zur Miete wohnen.

Und so schaut’s aus.

Der doppelte Baymax

 Baymax (Originaltitel: Big Hero 6; dt. Titel: Baymax – Riesiges Robowabohu) fand ich bekanntermaßen absolut großartig. Eine wirklich tolle Story mit viel Herz, in einer faszinierenden Stadt.

Es war also klar, dass ich uns die DVD kaufen würde. Am Freitag war es dann endlich so weit, doch mal wieder macht mir der DVD-Handel Probleme. Irgendjemand hat sich nämlich ausgedacht, wie man Blu-Rays unter die Leute bringt: Man verkauft sie einfach im Set mit der DVD. So ist es bei Disney-Filmen inzwischen leider üblich. Die einzelne DVD kommt erst mit großer Verspätung in den Handel.

Aber kein Problem, die Schwiegereltern haben einen Blu-Ray-Player und wollten den Film eh haben, ich könnte also ganz einfach Pluspunkte sammeln. Also DVD und Blu-Ray gekauft, und eine Nachricht an meine Schwiegermutter geschrieben: “Bitte kauft nicht die Baymax DVD, ich gebe euch die Blu-Ray!”. Smooth! 😉

Später dann die Antwort: “Wir hatten das Set vorbestellt und wollten euch die DVD geben”. Ojee, zwei Dumme, ein Gedanke. 🙂 Naja, immerhin gab es als Extra Aufkleber. Und falls wir uns irgendwann mal einen Blu-Ray-Player anschaffen sollten, haben wir zumindest schon einen Film.