Buch: Durst ohne Ende.

Als wir letztens Mal im Kino waren, sahen wir die Vorschau für 渇き。 (Kawaki.; Durst.). Ich habe eigentlich durchaus einen Platz in meinem Herzen für solche verrückte Filme, und die Geschichte über ein Vorzeigemädchen, das verschwindet und sich als doch nicht ganz so engelsgleich entpuppt.

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©GAGA

Letzten Montag waren mein Mann und ich in Shibuya, er zum Arbeiten, ich um ein bisschen zu schlendern. Im Buchladen fand ich dann das Buch, auf dem der Film basiert, 果てしなき渇き。 (Hateshinaki Kawaki.; Unendlicher Durst.) von Fukamachi Akio (深町 秋生).

Dass Kanako verschwunden ist, hört der ehemalige Polizist Fujishima Akihiro zuerst von seiner Ex-Frau. Auch, dass es einen Grund gibt, es nicht der Polizei zu melden – in Kanakos Zimmer befinden sich über einhundert Päckchen Speed. Also macht Fujishima sich allein auf die Suche nach seiner Tochter.

Gleichzeitig erfährt man von Seoka Naoto, der vor drei Jahren in der Mittelschule aufs übelste drangsaliert wurde. Als er Kanako kennenlernt hört das Mobbing* plötzlich auf. Seoka verliebt sich in Kanako, und möchte unbedingt ihr Freund werden.

* Kein “Nein, du darfst nicht mit uns an einem Tisch sitzen”-Mobbing, er wird regelmäßig bedroht und zusammengeschlagen.

Und wer vorhat den Film zu sehen, oder das Buch zu lesen, Stopp! Ab hier ist Spoilerland. Auch wenn ihr etwas zarter besaitet seid – einfach nicht klicken.

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Kurz eingeschoben: Positives Denken.

Seit einiger Zeit werden zwei Bücher in der Bahn beworben, 人生はワンチャンス (Jinsei wa One Chance; Das Leben ist eine Chance) mit motivierenden Hundebildern und das Katzen-Pendant 人生はニャンとかなる (Jinsei wa Nyantoka naru; Das IMG_20140703_153333Leben wird schon irgendwie). Es ist natürlich mal wieder eine Wortspielerei, ワン (wan) und ニャン (nyan) sind Tiergeräusche – Wuff und Miau.

Letztens im Buchladen stand dann das abgebildte Buch rechts neben diesem Motivationskassenschlager (950.000 verkaufte Bücher!): Grumpy Cat mit ihrem Buch 毎日ニャンともならん! (Mainichi nyantomo naran!): “Das wird jeden Tag nichts!”/”Das wird nie etwas!”.

Ich musste schmunzeln. 🙂

Filmzeit: 超高速!参勤交代

Nach 清須会議 (Kiyosu Kaigi) ist 超高速!参勤交代 (Chô-Kôsoku! Sankin Koutai) erst der zweite historische Film, den ich im Kino gesehen habe. Diesmal hat mich mein Mann aber vorbereitet, damit ich nicht wieder im Film sitze und überhaupt keinen Plan habe, was warum geschieht.

Im Vornherein also eine kleine Erklärung für andere wie mich, die nie Japanologie studiert und keine Ahnung von japanischer Geschichte haben: Zur Edo-Zeit (江戸時代 Edo-jidai; 1603 bis 1868) war das Land in Han (藩, auf Deutsch wäre es wahrscheinlich ein Fürstentum) aufgeteilt, jeweils kontrolliert von einem Daimyô (大名) und der Zentralregierung in Edo (heute Tokyo) unterstellt. In der Zeitepoche zuvor, der Sengoku-Zeit (戦国時代 Sengoku-jidai), hatten diese Daimyô gegeneinander Krieg geführt, was man nun vermeiden wollte, indem man sie stärker kontrollierte.

Also mussten die Daimyô regelmäßig nach Edo reisen um Rechenschaft abzulegen. Weil man natürlich nicht einfach wie ein kleiner Lausbub ohne Geld in der Haupstadt aufkreuzen kann, wurde für diesen Zug nach Edo unglaublich viel Geld ausgegeben, eine weitere Kriegsvermeidungsstrategie. Ohne Geld kann man keinen Krieg führen. Dieses System nannte sich 参勤交代 (Sankin Kôtai).

(C) 2014「超高速!参勤交代」製作委員会

(C) 2014「超高速!参勤交代」製作委員会

超高速!参勤交代  Chô-Kôsoku! Sankin Kôtai (2014) (Trailer)

Regisseur: Motoki Katsuhide

Darsteller: Sasaki Kuronosuke, Fukada Kyôko, Ihara Tsuyoshi

Naitô Masaatsu, Daimyô der armen Provinz Yuganaya im heutigen Fukushima, ist gerade erst von seinem kostspieligen Sankin zurückgekehrt, als ihm befohlen wird, sich innerhalb von fünf Tagen erneut in Edo einzufinden. Dummerweise hat er weder Geld, noch Leute für ein pompöses Geleit, und eigentlich ist es komplett unmöglich Edo innerhalb von fünf Tagen zu erreichen. Es wird also ein abenteuerlicher Plan geschmiedet und los geht die Reise… Inklusive Ninjas mit schwankender Loyalität, hübschen Frauen, die gerettet werden müssen und Holzkatanas.

Persönliche Meinung: Wenn man kein großes Spektakel oder ein Gag-Feuerwerk erwartet, wird man mit einem unterhaltsamen Abenteuerfilm belohnt. Die Geschichte ist nicht so komplex, dass man seinen Kopf anstrengen müsste und neben Momenten zum Schmunzeln und übertriebenen Kampfszenen gibt es auch genug Herzerwärmendes. Sicher kein Film, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird, aber gute Unterhaltung für zwischendurch. 🙂

Das einzige Problem war mal wieder mein Japanisch, genau wie schon bei 清須会議 (Kiyosu Kaigi) ging mir einiges dadurch verloren, dass ich vom alten Japanisch nicht alles verstehe und dann sprechen die auch noch teils mit Dialekt… Dummerweise übt sich so Samurai-Japanisch auch so schlecht im Alltag. 😉

Manchmal ist Japan doof.

So, ich bin sonst immer so freundlich zu Japan, diesem Land des zuvorkommenden Services auch auf dem Bürgeramt und dem leckeren Essen auch um vier Uhr morgens, aber es gibt dann doch etwas, was mich stört. Was mich jedes Mal auf’s Neue aufregt. Etwas, das mir die wildesten Flüche entlockt. Immer und immer wieder, obwohl ich weiß, dass es sich nicht ändern wird, solang nicht ein Ruck durch’s Land geht.

Japan hat einen ganz fatalen Makel:

Die ewigen Wartezeiten bis ausländische Filme ins Kino kommen. Ihr habt doch jetzt keine Abhandlung über ein ernsthaftes Problem erwartet, oder?

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©Fox 2000 Pictures

Letztes Jahr habe ich die Seiten von John Greens “The Fault in Our Stars” (Deutsch: Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Japanisch: さよならを待つふたりのために**) mit Tränen benetzt, und ich liebe dieses Buch mehr, als ich wahrscheinlich sollte. Außerdem folge ich John Green und seinem Bruder Hank Green auf YouTube. Von daher wusste ich, dass ein Film erst in Planung war, dann gedreht wurde, die Werbemaschinerie anlief und der Film heute in den USA regulär in die Kinos kam. In Deutschland wird es am 12. Juni soweit sein.

** Was sind das denn jeweils für Titel? Der Japanische, “Sayonara wo matsu futari no tame ni”, bedeutet in etwa “Für die beiden, die auf den Abschied warten”.

Währenddessen wirbelt in Japan ein Steppenläufer (Tumbleweed) durchs Bild, denn natürlich steht noch kein Datum für Japan fest. Warum denn auch? Ist doch egal, ob der Film schon in anderen Ländern rauskommt! Erstmal abwarten und Tee trinken.

Generell scheint darauf gewartet zu werden, wie gut Filme im Ausland laufen, bevor sie überhaupt eingekauft werden. Danach muss dann noch untertitelt und synchronisiert werden, wobei die japanische Synchronisation mir regelmäßig Schauer über den Rücken jagt. Diese Verzögerung bedeutet für die Filmverleihe sowieso kaum Einbußen, anders als viele Deutsche können die meisten Japaner nicht einfach englische Filme im Original ohne Untertitel sehen.

Mal schauen, vielleicht kann den Film bevor er hier anläuft auf einer importierten DVD sehen. Ist  vielleicht auch weniger peinlich als wenn ich mich im Kinosaal in eine Tränenpfütze verwandle.