Während der 江戸時代 (Edô-jidai; Edozeit) war es für Frauen so gut wie unmöglich sich scheiden zu lassen. Egal wie unnütz oder gewalttätig der Mann war – er musste der Scheidung zustimmen, wenn er widersprach fand sie nicht statt.
Doch es gab ein Schlupfloch: 駆込み (Kakekomi; Stürmen/Rennen). Wenn man es schaffte, eine seiner Habhaftigkeiten in einen von zwei bestimmten Tempeln zu befördern, wurde man dort aufgenommen – für Kost und Logie musste man aber selbst aufkommen. Dann wurde der Trennungsgrund erfragt, und die Eltern herbeigerufen um mit ihrer Tochter zu sprechen. Wenn sie sich trotzdem trennen wollte, wurde der Ehemann zum Tempel bestellt. Widersprach er der Trennung und wollte sich die Frau noch immer trennen, hatte sie die Möglichkeit für zwei Jahre im Tempel zu leben. In vollkommener Abgeschiedenheit von der Außenwelt, ohne Männer, Alkohol, Fisch oder Fleisch – wie im Kloster. Wenn sie sich nach diesen zwei Jahren noch immer trennen wollte, gab es endlich das 離縁状 (Rienjô; Trennungsschreiben), egal ob ihr Mann zustimmte oder nicht.
Man bin ich froh im 21. Jahrhundert zu leben…
Wer Japanisch versteht und das noch einmal animiert sehen will, klicke hier.
©松竹
駆込み女と駆出し男 Kakekomi Onna to Kakedashi Otoko (2015) (Trailer)
Regisseur: Harada Masato
Darsteller: Toda Erika, Ôizumi Yô, Mitsushima Hikari
Jogo läuft von zuhause weg, weil ihr Mann sie betrügt und misshandelt. Auf ihrem Weg zum 東慶寺 (Tôkei-ji, Tokei-Tempel) trifft sie auf Ogin, die auch vor ihrem Mann flieht. Nachdem sie es in den Tempel geschafft haben, kommen sie vorerst in einem Gasthaus unter. Dort treffen sie auf Shinjiro, der angehender Arzt ist, aber lieber Bücher schreiben würde. Sie freunden sich an, doch da die Männer der Scheidung nicht zustimmen, gehen Ogin und Jogo ins Kloster. Als Ogins Gesundheit plötzlich abnimmt, beginnt Shinjiro sich um die Frauen im abgelegenen Tempel zu kümmern. Doch die Ehemänner haben nicht vor, ihre Frauen einfach aufzugeben, und dann will die Regierung den Tempel auch noch schließen…
Persönliche Meinung: Ich wollte diesen Film mögen. Eine Geschichte über Frauen, die ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen und sich gegenseitig unterstützen? Hervorragend! Leider hat der Film drei große Schwächen: Die genutzte Sprache ist so alt, schwer verständlich und schnell, dass mein Mann oft nicht wusste, was los ist. Wir erinnern uns: Mein Mann ist Japaner. Das Tempo des Films insgesamt ist zwar wirklich mitreißend, aber es lässt einem auch keine Zeit um darüber nachzudenken, was die wohl gerade gemeint haben. Dann beruht der Film auf einer Sammlung von Kurzgeschichten, die alle in diesen einen Film gequetscht wurden. Es hätte dem Film gut getan sich auf die Hauptcharaktere zu konzentrieren, stattdessen trifft man ständig auf Charaktere, die man nicht einordnen kann. Außerdem wird der Film als Komödie vermarktet, dafür gibt es aber erstaunlich wenige Lacher. Es gibt viele Stellen, an denen man merkt “Oh, hier wollten sie das Publikum zum Lachen bringen”. Es klappt einfach nicht. Ich hätte den Film als Drama lieber gemocht.
Die Thematik an sich ist dafür sehr interessant, der Film ist gut gemacht und die Schauspieler sind toll. Es ist einer dieser Filme, die so gut sein könnten. 🙁