Japanische Hochzeit.

Mein Mann und ich haben im März geheiratet, aber noch keine wirkliche Zeremonie oder Hochzeitsfeier veranstaltet. Im Oktober kommen meine Eltern und meine Schwester nach Japan, und, ich bin mir nicht sicher, was hier was beeinflusst, aber wir werden eine japanische Hochzeitsfeier veranstalten.

Nun wird es keine japanische Bilderbuchhochzeit, bevor jemand also den Drang verspüren sollte “Aber in Wirklichkeit ist das ganz anders!” zu brüllen, wir wissen es. Beziehungsweise weiß ich es nicht, denn ich habe absolut keinen Plan, und wir (inklusive Schwiegervater) haben meiner Schwiegermutter auch zu verstehen gegeben, dass es an sich egal ist, ob wir das nun alles total super und ausladend machen – oder eben nicht.

Am Sonntag waren wir bei einem kleinen, schönen, shintoistischen Schrein hier in der Nähe, der Hochzeitszeremonien anbietet. Der Tempel wurde von der Familie meines Mannes schon für mehrere Rituale verwendet, weswegen er, zumindest für meine Schwiegereltern, schöne Erinnerungen beherbergt. Außerdem: Er ist wirklich schön. Zwar alt, aber nicht verfallen, mit viel Grün.

Für diese Zeremonie werden wir um die 450€ ausgeben, was aber noch absolut im Rahmen ist, wenn man bedenkt, dass dieselbe Zeremonie in einem größeren Schrein 3500€ kostet (Meiji-Schrein an einem Werktag). Abgesehen davon sind in einem kleinen Schrein kaum Besucher, während zum Beispiel der Meiji-Schrein ständig Besucher aus dem In- und Ausland anzieht. Da hätte ich ja Lust drauf.

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Nachdem wir mit der Verwalterin des Schreins gesprochen hatten, haben wir Kimono-Vermietungen gesucht. Zur Hochzeit wird Kimono getragen (beziehungsweise Hakama und Haori, bei den Männern), und da wir leider nicht in Geld schwimmen, wird da geliehen was das Zeug hält.

Für die Braut gibt es einen Kimono, und 打掛 (Uchikake), entweder in weiß oder farbig. Da ich Weiß ein wenig langweilig finde, werde ich wahrscheinlich einen roten Kimono tragen. Der Kimono selbst ist länger, und nicht so ganz zum Laufen geeignet (er wird dann hochgehoben) und hat schmalere Ärmel. Scheinbar ist das Herumschwenken der Ärmel so aufreizend, dass verheiratete Frauen sich nicht damit beschäftigen sollten. Auf dem Foto habe ich übrigens nur den 打掛 (Uchikake) an, darunter kommt ein weißer Kimono. Der 打掛 (Uchikake) wird dann quasi wie ein Mantel über dem weißen Kimono getragen und wiegt allein so viel wie eine recht schwere Decke. Mit allem drum und dran werden es dann zwei relativ schwere Decken auf meinen Schultern. Mein Mann meint, ich sollte schon mal üben.

Ich bin übrigens sehr versucht zu einer Kimono-Schule zu gehen und etwas über Kimonos zu lernen, unter anderem, wie man sie anzieht. Meine Schwiegermutter kann das leider nicht, und ich fände es einfach sehr schön. Außerdem hätte ich dann einen Grund, warum ich dringend einen eigenen Kimono brauche…

Zwischenzeitlich bin ich auf einen Blog von einer Kanadierin (?) gestoßen, The Year in Kimono. Sie möchte dieses gesamte Jahr Kimono tragen, und hat dafür auch einen Kurs belegt. Ich würde ganz sicher nicht jeden Tag einen Kimono tragen, einfach weil es mir zu unpraktisch und teuer wäre.

Aber ja, so viel dazu.

Angekommen, zumindest fast.

Heute habe ich mir das Internet meiner Schwiegereltern gekapert, den zuhause haben wir noch keins. Ich habe übrigens auch das Ladekabel für mein Notebook vergessen, mein Vater hat es mir hinterhergeschickt, aber mal schauen, wie lange es braucht. Derzeit tippe ich quasi mit geliehener Zeit.

Der Flug war in Ordnung, mit ein paar Turbulenzen im Anflug auf Helsinki (ganz im Ernst: Ich fühlte mich, als müsste ich sterben…). Am Flughafen haben mich dann Mann und Schwiegervater abgeholt und wir sind zu ihnen nach Hause gefahren. Ich will hier eigentlich keine Chronik der Ereignisse wiedergeben, weil das langweilig ist, sondern ein wenig thematisch schreiben.

Am Dienstag sind die Schwiegermutter und ich zum Stadtamt (市役所) gegangen, um ① meine Alien Registration Card (外国人登録証明書) zu beantragen, ② meinen Namen im Familienregister (戸籍謄本) von meinem alten Nachnamen in den neuen zu ändern und ③ eine Meldebscheinigung (住民票) zu besorgen, damit wir die dem Vermieter vorlegen können. Das war alles komplizierter als gedacht, und bei einigen Sachen brauchen wir / ich auch die Einverständniserklärung von meinem Mann, deswegen haben wir nicht so viel geschafft, wie wir gern geschafft hätten. Meine Alien Registration Card kann ich Ende des Monats abholen, und dann kann ich vielleicht auch endlich anfangen zu arbeiten. Das wird ein Spaß, Arbeitssuche. Übers Internet zu suchen fnde ich höllisch umständlich, aber ich wette, dass die beim Arbeitsamt (Hello Work!) keine höherqualifizierten Jobs haben, als das, was ich in meinem einen Jahr in Japan gemacht habe – kellnern und Hotelzimmer säubern. Wenn ich absolut nichts finden sollte, würde ich den letzten Job übrigens auch wieder machen, das war zwar manchmal ziemlich hart, aber die Bezahlung war nicht ganz schlecht.

Sowieso, das liebe Geld. Weil wir Einrichtung gekauft haben und einige Verträge unterschreiben mussten (Gas, Strom, Wasser), sowie ich mir ein neues Handy zugelegt habe (Samsung Galaxy S mit Android 2.3, ooh yeah), sind wir im Moment nicht grad die reichsten – dabei wohnen wir in einer relativ reichen Gegend.

Ich habe auch schon einige andere (westliche) Ausländer gesichtet, aber die alle mindestens zehn Jahre älter als ich. So wird das nichts mit dem Freundefinden. Hoffentlich ergibt sich da über die Arbeit etwas.

Eigentlich habe ich mich immer, wenn ich nach Japan gekommen bin, so gefühlt, als würde ich nie wieder weggehen, daher ist es im Moment ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass ich diesmal wirklich hier bleibe. Das legt sich sicherlich demnächst, aber bis dahin ist es eigentlich wie immer, nur dass ich weniger Geld habe, um mir Klamotten zu kaufen (was mich nicht daran gehindert hat einen runtergesetzten Jinbei mitzunehmen. Sehr bequem, das!)

Ansonsten habe ich eigentlich recht viel zu erzählen, von allmächtigen Punktekarten, schlechten Zähnen und dünnen Wänden, aber das spare ich mir für’s nächste Mal. Ab morgen habe ich ja Internet – nur ohne Umlaute 😉

P.S. Der Flauschehund gehört zur Familie und heißt Moccha.

Und dann ganz plötzlich die Aufregung.

Morgen geht’s los. Die Sachen sind gepackt, die elektrischen Geräte (Kamera, Nintendo DS, Handy, iPod) werden aufgeladen, die letzten unglaublich wichtigen Dinge noch in meinen Koffer gepackt, und nur noch Sachen, die ich nicht mit nach Japan nehme getragen.

Meine Kleidung für morgen steht natürlich auch schon, die Schuhe (Adidas Adria PS) bekam ich gestern noch von meiner Mutter gesponsort. Enge Hosen machen sich auf Flügen ganz schlecht, zu dünne auch, deswegen wird’s meine All Saints Boyfriend Cut Jeans, die ich im Sale gekauft habe. Das wird schon was. (Ich hasse Flüge. Wenn ich aus dem Flugzeug aussteige, bin ich immer wie gerädert.)

Der Koffer ist zum Anschlag gefüllt, zwei Pakete nach Japan geschickt (das große Paket ist sogar schon angekommen), insgesamt ist das Gepäck schwerer als ich. Dennoch bleibt viel hier, vor allem was Bücher und DVDs angeht. Das ist nicht ganz so leicht, aber Bücher sind einfach viel zu schwer. Einige schaffen’s dann auch ins neue, noch ungekaufte, Bücherregal, aber natürlich nicht annährend so viele, wie es eigentlich schöner wäre.

Andererseits trennt man sich durch einen Umzug, bei dem wirklich jedes Kilo zählt, auch von Dingen, die man schon seit Ewigkeiten mit sich herumschleppt, obwohl man sie nicht braucht. Ich hatte da eine große Kiste mit Sachen, die ich vor meinem ersten Umzug nach Japan 2008 dort hineingestopft hatte, als ich vor einigen Tagen mal hineinguckte, entdeckte ich nichts, was ich noch brauchen könnte.

In Japan werde ich bis zum 11. Juni (Samstag) kein Internet haben, irgendeine Baustelle hindert mich uns daran, die Tage im Internet zu verbringen, was aber auch ein netter Nebeneffekt ist. Wenn ich in Japan ankomme, werde ich wohl sein Handy entführen und zumindest auf Facebook Bescheid geben, dass ich ohne Probleme gelandet bin, und dann – Claudia ohne Internet, ein Drama in sieben Tagen.

Über meinen englischsprachigen Blog habe ich einige Brieffreunde akquiriert, vielleicht schaffe ich es ja tatsächlich mehr Briefe zu schreiben – süßes Briefpapier gibt’s in Japan zu Genüge.

Mit diesen Worten, ein neuer Eintrag folgt wohl nächste Woche.