Augen auf! Kopf hoch!

maeomuite

“Lasst uns nach vorne blickend laufen.”

Jeden Morgen kämpfe ich mich von meinem Heimatbahnhof zum Arbeitsplatz. Die tokyoter Bahnen sind während der Hauptverkehrszeiten kein Zuckerschlecken, weil sie einfach viel zu überfüllt sind. Nicht nur, dass man kaum einen Sitzplatz findet, auch das Umsteigen ist einfach nur anstrengend. Die Leute schauen nämlich, statt auf den Weg vor ihnen, aufs Handy.

Es mag Leute geben, die auch mit dem Blick auf den Bildschirm ihres Smartphones schnell laufen können. 99% der Leute sind aber unglaublich langsam. Da sich ihre mentale Energie darauf fokussiert, was sie sich gerade ansehen oder durchlesen, weichen sie auch kaum Hindernissen aus – Ja, ich habe schon mal jemanden gegen einen massiven Pfeiler laufen sehen. Vor allem muss ich selbst immer sehr auf der Hut sein, damit niemand einfach gegen mich läuft.

Das ganze nennt sich auf Japanisch 歩きスマホ (Aruki Sumaho). “Sumaho” ist die Kurzform von Smartphone (スマートフォン Sumâtofon), “aruki” heißt “laufen”. Ein “laufendes Smartphone” also. 😉 Es gibt auch die Bezeichnung ながらスマホ (Nagara Sumaho), wobei die Wortendung -nagara für Verben verwendet wird, um etwas als “nebenbei zu” oder “während” etwas anderem zu beschreiben: 髪の毛を乾かしながら歯を磨く (kami no ke wo kawakashi-nagara ha wo migaku; sich die Zähne putzen, während man sich die Haare trocknet). Nagara Sumaho ist also die Bedienung eines Smartphones, während man noch etwas anderes macht. Laufen z.B.

Inzwischen gibt es recht viele Durchsagen und Poster, die darauf hinweisen, dass es gefährlich sein kann, nicht zu gucken, wohin man läuft. Eigentlich wird das ja jedem Kindergartenkind erklärt, die sind da nämlich noch nicht so gut drin und donnern immer mal mit vollem Karacho gegen alles mögliche. Erwachsene sollten das mit dem Laufen eigentlich raus haben.

Natürlich muss ich zugeben, dass ich auch nicht immer das perfekte Vorbild bin. Wenn man sowieso nur läuft, könnte man doch eigentlich währenddessen auch — nein. Sobald ich mich dabei erwische, kommt das Smartphone wieder in die Tasche. Das ist nämlich ein klarer Fall von “Alle anderen werden langsam und unaufmerksam, wenn sie auf ihr Handy starren, aber bei mir ist das gar kein Problem, weil ich so großartig bin”. Und vielleicht hat es auch ein bisschen damit zu tun, dass ich schon mal stolperte und ziemlich schmerzhaft fiel, weil ich nicht auf den Boden achtete… 😉

Die Bummelletzten?

Während die ganze Welt Pokémon Go spielt, wartet Japan. Und wartet. Und wartet.

Ich muss zugeben, dass ich zwar den Trailer gesehen hatte, aber es nicht weiter verfolgt hatte. Dann plötzlich las ich, dass das Spiel in Australien und Neuseeland veröffentlicht worden war, dann in Amerika, und inzwischen sogar in Deutschland.

In der Zwischenzeit hat sich in Japan absolut gar nichts getan. Hervorragend, da erfinden die Japaner euch das Spiel, und dann sind wir in Japan lebenden irgendwie erst zum Schluss an der Reihe?! Zwar kann man sich das Spiel herunterladen, wenn man denn Zugang zu einem nicht-japanischen AppStore oder Android hat – nur ist die Karte absolut leer. Keine Pokémon, keine Pokéstops, kein nichts.

Es gibt Theorien, warum das so ist. Ich persönlich glaube, dass es an Japan und der Erwartungshaltung der Konsumenten hier liegt. Hätten wir hier Fälle wie in Amerika, wo Nachtclubs und Privathäuser zu Pokéstops erklärt wurden, fände das wahrscheinlich niemand witzig. Dasselbe gilt für Parks, an denen sich plötzlich Menschenmengen einfinden würden. Japan ist in mancher Hinsicht sehr spießig, und es würden sich sicher normale Besucher und Anwohner beschweren. Also gehe ich davon aus, dass die Karten hier genauer geprüft werden, bevor irgendetwas veröffentlicht wird.

Die ständigen Serverprobleme, mit denen man unter anderem in den USA zu kämpfen hat, wären sicher auch sehr enttäuschend für die japanischen Spieler. Fast 10% aller Menschen in Japan leben in Tokyo, es müssen hier also Häufungen an Serveranfragen erwartet werden. Wir in Japan, vor allem in den Großstädten, sind in Hinsicht aufs mobile Internet absolut verwöhnt – wenn wir nur selten überhaupt ins Spiel kämen, würden wahrscheinlich viele auf Nintendo schimpfen und nicht mehr spielen. Japaner sind anspruchsvoll, auch wenn das Produkt kostenlos ist.

Im Moment wird wohl Ende Juli angepeilt, ab dann soll auch das Pokémon Go Plus-Armband verkauft werden – obwohl man sicher auch das weiter nach hinten schieben könnte. Für alle Spieler in Japan ist das natürlich sehr ärgerlich, aber ich hoffe, dass bei uns dann zumindest das Endprodukt stimmt.

Glumanda, Schiggy, oder Bisasam? 😉

(Letztes Jahr war ich mit einer Freundin im Pokémon-Café!)

8900km gibt es jetzt auch auf Facebook.

スクリーンショット 2015-08-18 7.42.13Hallo ihr Lieben! Seit letztem Sonntag hat dieser Blog eine Facebook-Seite. 🙂 Idealerweise solltet ihr die natürlich alle liken, sharen und andere-anglizismen-en. Aber wozu brauche ich überhaupt eine Facebook-Seite?

Mehrwert für euch!

Ich veröffentliche zwar alle zwei neue Einträge im Blog, aber einige Dinge schaffen es nie hinein. Nach Möglichkeit möchte ich keine Einträge in Statusnachrichtenlänge abliefern, manchmal gibt es aber zu einer Geschichte gar nicht viel zu sagen. Solche kleinen Informationshäppchen wird es in Zukunft auf Facebook geben.

Außerdem: Unveröffentlichte Fotos! 🙂 In einen Post passen nach meinem eigenen Ästhetikverständnis je nach Länge nur zwei bis fünf Fotos. Manchmal ist das komplett ausreichend, manchmal habe ich aber in Wirklichkeit noch viel mehr. Auch wollte ich anfangs mein Gesicht nicht groß im Blog haben und mein Mann seines gar nicht, weswegen es in diesem Blog nur superwenige Fotos zu unserer Hochzeit gibt. Inzwischen sehen wir das etwas anders, deswegen findet ihr hier drei bisher unveröffentlichte Fotos!

Außerdem wird es vielleicht in unregelmäßigen Abständen kleine Verlosungen geben. Möglicherweise. Eine relativ große ist geplant und wer weiß, vielleicht handelt es sich um ein T-Shirt, dass ich letztens auf Instagram postete, und dass es nur in einem Laden auf der ganzen Welt zu kaufen gibt. Oh?! 😉

Ich verspreche übrigens hoch und heilig eure Timeline nicht zu fluten! Indianerehrenwort!

Mehrwert für mich.

Für mich ergibt sich die Möglichkeit ein wenig mehr darüber zu erfahren, wer den Blog liest und was für Einträge ihr sehen wollt. Außerdem ist Teilen doch gleich viel einfacher, wenn der Link schon auf Facebook ist, oder? 😉

Also: Liken und eurer Lieblingstante empfehlen. Oder gleich all euren Freunden. 🙂

Mein liebstes Firefox-Add-on: Rikaichan.

スクリーンショット 0027-08-08 13.54.49Letztens stellte ich fest, dass nicht alle Japaninteressierten das beste, aber kostenlose, Add-on aller Zeiten kennen! Ihr sprecht ein bisschen Japanisch und wollt am japanischen Internet teilhaben, aber ständig Worte nachzuschlagen stört euren Lesefluss? Dann ist Rikaichan das perfekte Add-on für euren Browser. 🙂

Derzeit ist es für Firefox, Thunderbird und Seamonkey zu haben. Man lädt einfach das Add-on und die zugehörigen Wörterbuchdateien (Japanisch zu Englisch, Deutsch, Niederländisch, Französisch oder Russisch) herunter, aktiviert die App entweder per Rechtsklick oder Button in der Menüleiste und schwupps wird alles, worüber man mit dem Zeiger fährt, übersetzt.

Es wird nicht nur übersetzt, man bekommt die Lesungen dazu, und bei deklinierten oder konjugierten Wörtern wird einem die Grundform plus wie sie verändert wurde, angezeigt. Mit einem Druck auf die Enter-Taste bekommt man auch zusätzliche Informationen über Kanji.

スクリーンショット 0027-08-08 14.03.16Ich ärgere mich manchmal, wenn ich eine Lesung nicht kenne, Rikaichan hilft da sehr gut aus. 🙂 Selbst wenn man eigentlich kein Japanisch spricht: Fürs Shoppen oder um Rezepte zu übersetzen, sollte Rikaichan allemal reichen.

Der Name Rikaichan besteht übrigens aus 理解 (Rikai; Verständnis) und dem verniedlichenden Namenssuffix ちゃん (-chan). 🙂

P.S.: Wir sind ab heute im Kurzurlaub in 長野県 (Nagano-ken; Präfektur Nagano). Ein paar Eindrücke werdet ihr sicher auf meinem Instagram finden. 🙂