Japanische Eigenheiten in sozialen Netzwerken.

(Inspiriert von diesem Artikel von Sandra Häfelin, die auch ein Comic Essay über Halbjapaner geschrieben hat. Wenn ich von “die Japaner” rede, meine ich immer “die Japaner, die ich kenne”.)

Japaner lieben ihre sozialen Netzwerke (in Japan “SNS”, von Social Networking Service). Als ich zuerst nach Japan gekommen bin, 2008, waren viele ausschließlich auf rein japanischen Plattformen anzufinden, besonders: Mixi. Für die Registrierung brauchte man eine japanische Handynummer, was im Ausland lebende komplett ausschloss. Wie Japan selbst war auch Mixi eine kleine Insel. 😉

Inzwischen sieht es etwas anders aus. Mixi verliert seit Jahren stetig an Usern, aber nicht, weil die Japaner generell weniger Lust auf soziale Netzwerke haben: Sie gehen einfach zu Facebook. 😀 Wichtiger als Facebook ist eigentlich nur noch Line. Auch Twitter ist sehr beliebt und hat nach dem Erdbeben vom 11.3.2011 eine sehr große Rolle gespielt. Informationen über Stromausfälle gab es dort immer zuerst. Außerdem kann man auf Japanisch in 140 Zeichen einfach mehr sagen als auf Englisch oder Deutsch.

Zwischen Deutschen und Japanern gibt es einige Unterschiede in der Nutzung dieser Plattformen, durchaus auch Dinge, gegen die ich immer mal pralle. 😉

Persönliche Informationen machen dich angreifbar

Ich habe das Gefühl, dass in Japan viel mehr drauf geachtet wird, wie leicht man identifiziert werden kann. Auf Twitter hat kaum jemand ein Foto von sich als Profilbild. Selbst auf Facebook, wo Japaner eher Klarnamen verwenden, haben viele Fotos ihrer Haustiere oder Kinder eingesetzt, oder sind anders nicht eindeutig zu erkennen. Arbeitgeber werden auch eher selten angegeben. Bloß nicht zu viel preisgeben. Wenn man sieht, was im Internet immer mal an Shitstorms losgetreten wird, ist das vielleicht gar nicht blöd. 🙂

“Ich teile das!” “Ich folge dir!”

Manchmal lassen Japaner einen wissen, wenn sie dir auf Twitter oder Instagram folgen oder auf Facebook etwas teilen werden. Dabei sagen mir die Plattformen das doch selbst? Egal. 「シェアさせて下さい!」 (Share sasete kudasai!; Lass mich das bitte teilen!), 「フォローさせて頂きます!」 (Follow sasete itadakimasu!; Ich lasse mich dir folgen!*). Eine Antwort brauchen beide Kommentare übrigens nicht.

* Japanische Höflichkeitsformen sind blöd zu übersetzen.

Öffentliches Bedanken

Etwas, was mir vor Lesen des Artikels von Sandra Häfelin gar nicht so bewusst war, aber absolut stimmt: Wenn ich etwas von jemandem bekomme, poste ich meist entweder auf Facebook oder Instagram ein Foto und bedanke mich dort noch einmal. 🙂 Das freut den Beschenker noch einmal und ich kann ein bisschen angeben. 😉

Nicht einfach Fotos posten

Es geht Hand in Hand mit dem ersten Punkt, aber ich frage vor allem bei Japanern (und sonst aber auch) nach, bevor ich irgendjemandes Foto im Internet poste. Vielleicht macht ihr in Deutschland das alle auch, aber ich hatte das damals nicht immer im Hinterkopf – hatte aber auch keinen öffentlichen Blog. Bei meinen Schwiegereltern und der weiteren japanischen Familie habe ich noch nicht einmal angefragt, sie würden ablehnen. Meinen Mann darf ich posten, aber auch das hat Zeit gebraucht. 🙂

Schaut: Kein Make Up!

Japanerinnen haben oft sehr viel Make Up im Gesicht. Viele Japanerinnen sind auch viel besser mit Make Up als ich, und können sich sogar in der schaukelnden Bahn schminken. Ich habe Geschichten gehört von jungen Frauen, die eine Stunde vor ihrem Freund aufstehen, damit er sie bloß nie ohne Make Up sehen muss. Mein Mann hat einmal ein Mädchen aus seiner Unigruppe nicht erkannt, weil sie nicht geschminkt war. Sein Gesicht ohne Make Up (すっぴん suppin) zu zeigen und zu taggen, ist etwas, was wahrscheinlich in Japan viel öfter vorkommt als in Deutschland – einfach weil es viel ungewöhnlicher ist sein Gegenüber ungeschminkt zu sehen.

Verlinkung? Welche Verlinkung?

Das ist etwas, was mich persönlich etwas nervt, aber wahrscheinlich aus der Mixi-Zeit stammt: Wenn man bei Facebook den Namen eines Freundes eingibt, erscheint eine Liste. Wenn man den Freund dort auswählt, findet im Text eine Verlinkung auf sein Profil statt und er wird benachrichtigt. Japaner machen das ganz oft nicht, und dann muss man jeden Kommentar durchlesen um zu sehen, ob geantwortet wurde. Im japanischen Text muss man ein @ vor den Namen setzen, sonst erscheint die Liste nicht, aber ein Zeichen mehr oder weniger…

Das beste Smartphone-Spiel aller Zeiten: ねこあつめ.

“Kennst du ねこあつめ (Neko-atsume; Katzensammeln)?”, fragte mein Mann. “Noch nie was von gehört.” “Google mal!”. Das war letzten Donnerstag. Seitdem ist mein Leben nicht mehr dasselbe.

IMG_1179Nekoatsume ist ein Spiel für Android und iOS. Das Spielprinzip ist ganz einfach erklärt: Man hat einen Garten, stellt in diesen Garten allerlei Zeug von der Plastetüte bis zum Monsterkratzbaum und Katzenfutter und wartet auf Katzen. Von denen kann man dann Fotos schießen und in seinem Katzenalbum sammeln. Katzen schleppen einem auch die Währung des Spieles an: にぼし (Niboshi; getrocknete Baby-Sardinen) und 金にぼし (Kin-Niboshi; goldene getrocknete Baby-Sardinen). Mit den goldenen Sardinen kann man tollere Sachen kaufen, man bekommt aber auch weniger davon.

Natürlich kann man auch im Spiel echtes Geld für goldene Sardinen ausgeben, wenn man etwas Geduld hat ist das aber nicht nötig.

Es ist übrigens kein Spiel, um die ganze Zeit draufzustarren. Nekoatsume macht man immer mal auf, freut sich über die Katzen, schaut ob eine neue dabei ist, sammelt seine Sardinen ein, und macht es dann wieder zu. Dabei gibt es kein Game Over, denn das Standardkatzenfutter ist ewig nachfüllbar. 😀

Leider bezweifle ich, dass es das Spiel auch in anderen Ländern gibt. 🙁 Dabei ist es perfekt! Ich kann endlich meinen Lebenstraum verwirklichen: Einen Garten voller streunender Katzen zu haben. 😀 Nur die Sardinen bräuchte ich im echten Leben wahrscheinlich nicht.

Suchbegriffe.

Ich liebe ja meine Blogstatistik. Über die kann ich einsehen, wie viele Leute wie viel auf welche Einträge und Links geklickt haben, und wie sie auf diesen Blog gekommen sind. Unter anderem kann ich schauen, wonach Leute gesucht haben, bevor sie auf meiner Seite gelandet sind.

スクリーンショット 0026-02-16 7.41.43Leider anonymisiert Google sehr viele Suchanfragen, so dass in dieser Statistik oftmals nur “unknown search terms” steht. Dann kann ich eigentlich nur schauen, auf welchen nicht-aktuellen Einträgen Leute denn gelandet sind.

Auf jeden Fall bekomme ich manchmal auch etwas komische Suchanfragen von Leuten, denen mein Blog sicher nicht weitergeholfen hat.

wie bekommt man mädche zu weinen – Ist das eine eigenartige Rachefantasie?

das und dass auf japanisch – Alle Sprachen funktionieren genau wie Deutsch. Alle.

verstehen koreaner japanisch und umgekehrt? – Ja, klar. Japaner verstehen in Ungefähr so viele Koreanisch wie Deutsche Norwegisch verstehen.

was bedeudet wenn ein japaner weint¿ – Mach dir keine Sorgen, er reinigt nur seine Roboter-Augen mit Maschinenöl.

warum denken ausländer dass deutsche keinen bh tragen – Das ist eine sehr gute Frage.

dein foto gefällt mir, aber ich denke, dass wir nicht passen zusammen. – Schade.

frauen mit gummistiefel kaufen – Im Set?

Ist es bei diesen Suchanfragen schwer zu verstehen, dass ich die anonymisierten auch lesen will? 😉

In eigener Sache, Re: Mysteriöse Phantomeinträge.

Wie sicher einige Abonnenten, die Benachrichtigungen über neue Einträge per E-Mail erhalten, mitbekommen haben, kommt es manchmal vor, dass eine E-Mail über einen neuen Eintrag eintrifft, der verlinkte Eintrag aber nicht existiert. Manchmal taucht er später wieder auf.

Das liegt nicht an hellseherischen Fähigkeiten des E-Mail-Dienstes, sondern an mir.

Ich schreibe Einträge meist nicht am Stück und nicht an dem Tag, an dem sie veröffentlicht werden. Sie liegen also entweder als geplante Artikel oder als Entwürfe bei mir herum. Bei Entwürfen kann es passieren, dass ich aus unerfindlichen Gründen aus Versehen auf den großen blauen “Veröffentlichen”-Button komme, obwohl der Artikel noch gar nicht fertig ist.

Während ich die daraus entstehenden Posts bei Facebook und Google+ einfach löschen kann, kann ich die Mails, die an meine Abonnenten gesendet werden, nicht rückgängig machen.

Verzeiht mir bitte für die Verwirrung, “So viele Buchstaben, so viele Worte.” kommt morgen. 🙂