Alle Jahre wieder: 忘年会.

忘年会 (Bônenkai(s)), die großen Feiern um das Jahr zu vergessen, sind wieder da. Während es mich im ersten Jahr nach der Hochzeit noch ziemlich aufgeregt hat, dass mein Mann trinken gehen muss, habe ich inzwischen resigniert.

Letzten Donnerstag war es bei ihm so weit, er kam nach der 2次会 (Ni-ji-kai)* nach Hause und übergab sich erst einmal. Was billiger Wein halt mit einem so macht. Auch am nächsten Morgen hing er über dem Kloschüssel, wollte aber partout nicht zu Hause bleiben, das sei schlecht für den Ruf. Wenn er meint, schließlich ist er kein Kind, das vor sich selbst beschützt werden muss.

* Es ist die Party nach der Party an einem anderen Ort. Und man kann hochzählen, es gibt also auch die 3次会 (San-ji-kai).

Meine Bônenkai war am Samstag, zwei Stunden 飲み放題 (Nomihôdai; All-You-Can-Drink) und Essen. Da ich in der Nacht von Freitag auf Samstag mit übelsten Magenschmerzen aufwachte und es mir trotz des Kaufs eines neuen Paars Schuhe nicht unglaublich gut ging, bin ich aber nach diesen zwei Stunden schon abgehauen und habe den Rest des Abends in inniger Umarmung mit meiner Wärmflasche verbracht.

Habt ihr auf Arbeit (statt Bônenkai) Weihnachtsfeiern? Ist das auch nur eine Trinkveranstaltung, oder geht es etwas besinnlicher zu?

Zur dunklen Seite der Macht.

Mein Mann und ich machten uns am Sonntag im etwas angetrunkenen Zustand* auf zu Docomo, unserem Handy-Anbieter. Eigentlich wollten wir nur nachfragen, wann wir denn endlich kostenlos aus unserem Vertrag aussteigen können. Wir wollten wieder zurück zu au (englisch ausgesprochen A-U).

* Erkennt hier jemand ein Muster? 😉

via au

Kurz vorweg: Ich habe keine Ahnung von Handyverträgen in Deutschland. 2009 bis 2011 hatte ich zwar ein deutsches Handy mit Vertrag, aber bis auf “Versatel ist scheiße” ist da nicht viel hängengeblieben.

Die Handyanbieter in Japan haben ein ganz großes Problem: Der Markt ist gesättigt. Kinder werden quasi automatisch in die Verträge ihrer Eltern aufgenommen, so dass für gewöhnlich eine ganze Familie bei einem Anbieter ist. Wie bekommt man neue Kunden? Indem man sie voneinander abwirbt. So ist es in Japan eigentlich immer günstiger von einem anderen Anbieter zu wechseln (他社から乗り換えTasha kara Norikae) als einfach so einen neuen Vertrag (新規契約 Shinki Keiyaku) abzuschließen.

Was kann man als Anbieter dagegen tun, dass einem die Leute bei jeder Aktion eines Mitbewerbers abspringen? Man macht es unglaublich teuer aus einem Vertrag auszusteigen**. Bisher hing es immer davon ab, wie viel Laufzeit der Vertrag noch hatte. 6 Monate vor Auslaufen des Vertrags auszusteigen war also teurer, als wenn man es einen Monat vorher tat. Das ist leider nicht mehr so.

** Kann man das in Deutschland überhaupt?

Inzwischen muss man seinen zwei-Jahres-Vertrag im 25. Monat kündigen, um nichts zahlen zu müssen. Bei Docomo werden ansonsten ca. 10,200yen (ca. 70€) fällig, plus Bearbeitungsgebühren, wenn man seine Nummer mitnehmen möchte, von ca. 3000yen (ca. 20€) – Pro Gerät. Die Verträge für unsere Handys liefen zwar beide auf meinen Namen, der eine wurde aber im Dezember und der andere im Juni abgeschlossen – eigentlich hatten wir keine Lust mehr zu warten.

Wir haben einfach in den sauren Apfel gebissen, uns eine MNP予約番号 (MNP Yoyaku Bangô; MNP Auftragsbestätigungsnummer) geben lassen und sind am Montag, dem 勤労感謝の日 (Kinrô Kansha no Hi; Tag des Dankes für die Arbeit) gleich morgens zu au (dem Netzanbieter) gelaufen.

Irgendwie hatte ich erwartet, dass sich au ein bisschen damit haben könnte, dass ich Ausländerin bin, und sie fragten tatsächlich nicht nur nach meiner 在留カード (Zairyû Card; Residence Card), sondern auch nach meinem Pass. Anders als meiner Erfahrung nach in Deutschland, wird in Japan jeder Vertrag langatmig durchgegangen, damit man auch wirklich versteht, was man da unterschreibt. Nach rund einer Stunde hatten wir neue Handys in der Hand.

iphoneZwei iPhone 6 mit 128GB. Ja, wir sind jetzt auf der dunklen Seite der Macht, aber es ist schon ziemlich chic hier. 😉 Was ich festgestellt habe: Letztendlich ist es nicht schwieriger von einem Android zu einem iPhone umzusteigen, als seine Daten von einem alten Android auf ein neues zu bekommen. Was mir nur noch etwas fehlt ist die “Zurück”-Taste…

Gleich daraufhin fuhren wir zu Yodobashi Camera nach Akihabara und fanden uns vor einem vollkommen neuen Problem: Mit den Samsung-Handys hatten wir immer eine extrem kleine Auswahl an Hüllen, beim iPhone gibt es so viele, dass man sich gar nicht entscheiden kann. 😉 Letztendlich ist es eine rote Hülle von der schwedischen Firma Krusell geworden.

Insgesamt ein ziemlich teures Unterfangen, aber wir hatten ja eh nicht vor dieses Jahr noch in den Urlaub zu fahren…

25.

Seit gestern bin ich 25 Jahre alt.

Ich: Ich habe heute Geburtstag.

Kind auf Arbeit: Wie alt bist du?

Ich: 25.

Kind: 15?

Ich: 25.

Kind: Woah!

 

Ja, voll woah. 😉

Zur Feier des Tages kam mein Mann früher von der Arbeit und wir trafen uns dort, wo Träume wahr werden: Beim Tokyo Disney Sea! ♥

Instagram

Nun war ich davon ausgegangen, dass wir vielleicht essen gehen würden, es eventuell aber auch der einsamste Geburtstag meines Lebens werden würde – mein Mann arbeitet in letzter Zeit unglaublich viel und ist selten vor um zehn zuhause.

Im Disney Sea holte ich mir natürlich erst einmal meinen Geburtstags-Sticker ab, wenn schon denn schon. 😉

20141119_184326Wir hatten keine Lust großartig irgendwo anzustehen, und so fuhren wir mit lediglich zwei Attraktionen, Aquatopia und Raging Spirits, und bestaunten ansonsten die schöne Weihnachtsdekoration. Während bestimmte Elemente jedes Jahr dieselben sind, überlegen sich die Parkdesigner doch auch immer etwas Neues.

Da hier kaum ein Privathaushalt für Weihnachten dekoriert, sind die Lichter und die Weihnachtsmusik im Disney Resort für mich immer besonders schön. Wie zuhause.*

* Wäre Berlin nur halb so sauber wie Disney Land… und würden meine Eltern für Weihnachten dekorieren. 😉

20141119_201724Natürlich ist es eigentlich noch viel zu früh für Weihnachtsdekoration, aber den ganzen Aufwand für nur vier kurze Wochen zu betreiben, lohnt sich auch nicht. 😀 Mein Mann und ich überlegten, ob wir nicht einfach mal in der Nacht vor dem Start des Weihnachtsevents im Hotel direkt am Park übernachten und uns die Umbauarbeiten ansehen. Wären die Zimmer nicht so teuer…

Neben Weihnachtsdeko gibt es natürlich auch immer spezielles Essen, weil Japaner sich auf alles, wo 期間限定 (Kikan-Gentei; zeitlich begrenzt erhältlich) steht, stürzen. Ich mich auch, wenn ich die Pamphlete mit den Parkinformationen bekomme ist es immer das erste, wonach ich suche.

20141119_190843Dieses Jahr gibt es unter anderem Popocorn mit weißer Schokolade (und Salz), was einfach nur himmlisch gut schmeckt. Apropos Mampfen, wir waren auch zum ersten Mal im “Cape Cod Cook-Off”! Das ist das Restaurant in der kleinen amerikanischen Stadt im Disney Sea, und natürlich gibt es Burger.

Die waren nicht halb so schrecklich wie erwartet, auf jeden Fall besser als McDonald’s. Und während ich mich sonst immer ganz weit von Souvenirtassen fernhalte, konnte ich dieses Mal nicht widerstehen. Duffy, der Teddy, den man in Japan nur im Disney Sea bekommt, hat nämlich einen neuen Freund – einen italienischen Kater namens Gelatoni.

Die Mafia-Katze macht dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.

Die Mafia-Katze macht dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.

Wer sich überlegt hat, dass eine Katze eine wunderbare Ergänzung des Line-Ups wäre, bekommt dieses Jahr sicher einen fetten Bonus. Ich habe so viele Leute mit den großen Plüschtieren zu 3,900Yen (26,33€) herumlaufen sehen, die machen einen riesigen Reibach. Noch gibt es für die Katze nur einen Weihnachtsanzug, den man extra kaufen kann, aber ich wette, dass da noch mehr kommt.

Ich selbst habe Disney natürlich ein klitzekleines bisschen finanziell unterstützt – indem ich drei kleine Gelatonis mitnahm. Einen für mich, zwei für Freundinnen zu Weihnachten.

Zu meiner Verteidigung: Er ist ein grauer Kater mit einer blauen Mütze und einem Pinsel-Schwanz! Ihr habt doch hoffentlich nicht erwartet, dass ich da nein sagen könnte. 😉

Nach Drinks auf der S.S Columbia fuhren wir nach Hause, wo wir um halb 11 erschöpft aber glücklich ins Bett fielen.

Ich würde sagen, an meinem Geburtstag zu Disney Sea zu gehen sollte zu einer Tradition werden. 🙂 Wir haben’s immerhin schon zwei Jahre in Folge hinbekommen.

Tick, Tock, Tick, Tock – Mein Rhythmus ist im Eimer.

Normalerweise habe ich einen recht unverwüstlichen Schlafrhythmus. Wochentags geht es um zehn ins Bett und um fünf Uhr 50 wieder raus, am Wochenende schlafe ich höchstens mal bis um acht.

Scheinbar hat Deutschland diesen wunderbaren Rhythmus zerstört. Ich weiß nicht wie, letztes Jahr im Sommer war dem nämlich nicht so, aber auf jeden Fall muss das ganz schnell wieder rückgängig gemacht werden.

Am Samstag hatte ich um elf einen Termin, alle zwei Wochen rede ich für eine Stunde mit jemandem Englisch und werde dafür bezahlt. Dummerweise musste ich, als ich dann endlich erwachte und einen Blick auf den Wecker warf, feststellen, dass es schon elf Uhr 44 war. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe.

Um diesem Verfall meines Tagesrhythmuses etwas entgegenzusetzen, ging ich am Samstag Abend, nach meinem Geburtstagessen mit den Schwiegereltern, recht früh zu Bett – um am nächsten Morgen um neun aufzuwachen, und das auch nur, weil ich diesmal den Wecker gestellt hatte. Blöderweise entschied aber mein Körper, dass so ein kleines Nickerchen zwischen halb eins und drei total super wäre, was wiederum dazu führte, dass ich gestern Nacht absolut nicht schafen konnte.

Nun gibt es ja Leute, die generell ein wenig mehr Zeit zum Einschlafen brauchen – Ich gehöre nicht dazu. Wenn ich um zehn ins Bett gehe bin ich spätestens um zehn nach zehn im Tiefschlaf. Dass mir dieser rosarote, plüschige Komfort nicht mehr gewährt wird, macht mich betrübt. Also, vielleicht nicht betrübt, aber zumindest verdammt müde.

Dabei habe ich doch im Moment so viel, das überdacht und geplant werden will. Und eigentlich werde ich diese Woche auch 25. Ojee, ojee, ojee.

(Meine einzige Rettung: Kaffee und Zucker, Zucker und Kaffee.)