Silberne Woche!

Feiertage sind z.B. wunderbar um Totoro zu besuchen. :)

Feiertage sind z.B. wunderbar um Totoro zu besuchen. 🙂

Seit heute ist Silver Week (シルバーウィーク Shirubâ Uîku), eine Aneinanderreihung von Feiertagen. Japaner haben mehr Feiertage als Deutsche, und oft sind sie auch nicht so wichtig. Ab nächstem Jahr haben wir einen Berg-Feiertag. 😉

Aber zurück zur Silver Week, was wird denn gefeiert?

敬老の日 (Keirô no Hi; Tag des Respekts vor dem Alter)

An Keirô no Hi gilt die Aufmerksamkeit den Großeltern. 🙂 In Kindergärten werden oft Geschenke gebastelt, und auch sonst werden Großeltern zumindest angerufen. Klar, wenn es einen Mutter- und Vatertag gibt, warum dann nicht auch einen Großelterntag?
Keirô no Hi findet am dritten Montag im September statt.

秋分の日 (Shûbun no Hi; Tagundnachtgleiche-Tag*)

Ursprünglich wurde am Tagundnachtgleiche-Tag das shintoistische 秋季皇霊祭 (Shûki Kôreisai; Fest für die Seelen der früheren Kaiserfamilien im Herbst) gefeiert, aber da Staat und Religion nach Ende des Krieges laut der neuen Verfassung getrennt wurden, wurde der Tag umbenannt. Tatsächlich war selbst das ursprüngliche Fest eher ein Erntedankfest, schließlich ist die kaiserliche Familie direkt mit der Sonnengötten 天照 (Amaterasu) verwandt und damit auch göttlich. Da kann man sich schon einmal was wünschen. Heutzutage machen wir in der Stadt zumindest an dem Tag nichts Besonderes.
Shûbun no Hi findet jedes Jahr am 22. oder 23. September statt.

* Im Frühjahr ist 春分の日 (Shunbun no Hi), der Tagundnachtgleiche-Tag im Frühling.

Das sind eigentlich schon die Feiertage – Ups, sind ja nur zwei? Keine Sorge, Japan hat vorgesorgt!

国民の祝日 (Kokumin no Shukujitsu; Volksfeiertag)

Jeder Tag, der zwischen zwei staatliche Feiertage fällt, ist automatisch Volksfeiertag. 😀 Ein komplett abgesegneter und verbindlicher Brückentag also, da kann einem auch die Firma nicht reinreden.

Japanische Feiertage klingen nämlich total toll, vor allem, weil es so viele davon gibt**, letztendlich sind sie aber für Arbeitnehmer eine der wenigen einigermaßen sicheren Urlaubszeiten. Leider machen es viele japanische Firmen ihren Mitarbeitern unglaublich schwer, sich einfach mal eine Woche freizunehmen – was darin resultiert, dass nur 50% des gesamten in Japan gesetzlich zugesicherten bezahlten Urlaubs auch genommen wird. Nur in Korea ist die Rate noch geringer. 26% der japanischen Arbeitnehmer fühlen sich schuldig, wenn sie Urlaub nehmen, vor allem über längere Zeiträume.*** (Quelle)

Wenn aber alle zur selben Zeit frei haben, gibt es oft keinen guten Grund, warum man trotzdem zur Arbeit gehen sollte. Das gilt freilich nicht für Leute in der Service-Industrie oder im Einzelhandel… Aber zumindest für Büroarbeiter sind Feiertage wichtig, um mal auszuspannen, ohne dass danach Berge an Arbeit auf einen zukommen oder man sich schlecht fühlen muss.

** In jedem Monat außer Juni gibt es mindestens einen.

*** Einer meiner Abteilungsleiter hat sich zwei Wochen freigenommen, als sein Sohn geboren wurde. Kommentar der alten Assistentin: Wer sich zwei Wochen am Stück freinähme, verdiene es nicht in der Firma zu arbeiten… Kommentar der neuen Assistentin (mir): Nur zwei Wochen?!

Kleiderordnung in japanischen Büros.

IMGP3080Als ich in meiner neuen Firma angefangen habe, war klar: Ich arbeite nicht mehr im Kindergarten, weg also mit den T-Shirts und her mit Business-Klamotten. Die erste Woche trug ich tatsächlich Stoffhose und Bluse. Dann war klar: Ich kann mich auch ein wenig legerer anziehen. Inzwischen gehe ich durchaus auch in Jeans und T-Shirt zur Arbeit. Es interessiert einfach niemanden. Unsere Mitarbeiter im Wholesale tragen natürlich Anzug. Der gemeine 営業マン (Eigyô-man; Geschäftsmann) trägt immer Anzug, auch bei einem Sportartikelhersteller.

Es ist also nicht nur von der Firma selbst, sondern auch von der Position abhängig. Und zum Glück haben Frauen oft ein wenig mehr Freiheiten als Männer! 🙂

Laut einer Umfrage von MyNavi Women, einer Seite für berufstätige Frauen, tragen nur 8% der Befragten auf Arbeit Anzug, 31.8% きれいめカジュアル (Kireime Kajuaru (Casual); hübsches Casual). Was die damit wohl meinen?

  1. Knielange* Röcke, lange Hosen oder Capri-Hosen, ohne schreiende Muster oder viel Klimmbimm. Röcke sieht man in Japan generell sehr viel. (* nicht über 7cm überm Knie)
  2. Keine T-Shirts, keine tiefausgeschnittenen Tops*, keine dünnen Träger, keine kreischenden Farben oder Prints. Inzwischen sind ärmellose Oberteile in einigen Firmen in Ordnung, wenn man denn etwas zum Überziehen hat. (* in Japan ist’s im Zweifelsfall immer lieber mehr Bein als mehr Brust)
  3. Ballerinas, Pumps ohne zu hohen Absatz, keine Sandalen. Immer mit Strumpfhosen. Nackte Beine sind zu sexy.

IMG_3473Als ich letzte Woche im Outfit links zur Arbeit kam, meinte meine Mitarbeiterin, dass ich aussähe, als würde ich in einer normalen Firma arbeiten. 😉 Wahrscheinlich würde ich nur bei recht strengen Firmen mit dem Outfit Probleme bekommen. Bei dem rechten ist der Rock eindeutig nicht nur 7cm überm Knie…

Tatsächlich sind bei uns einige Leute immer im hübschen Casual, aber es ist nicht in unseren Vorschriften. Einer meiner Kollegen kommt zwar in Turnschuhen, die er dann aber auf Arbeit sofort gegen Latschen austauscht. Solang er ordentliche Schuhe hat, wenn er mit jemandem von einer anderen Firma spricht, ist alles gut.

Wenn große Tiere von der Firma aus Deutschland im Haus sind, ziehen sich die Manager und Abteilungsleiter etwas schicker an, aber das ist sicher überall so. 😉

Hmm, bei welchem deutschen Sportartikelhersteller arbeite ich wohl?

Hmm, bei welchem deutschen Sportartikelhersteller arbeite ich wohl?

In der Umfrage geben 34.6% an, dass sie tragen können was sie wollen – was natürlich so sicher nicht zu 100% stimmt. Auch in Japan sollte man vielleicht nicht im Schlafanzug und mit Flipflops auf Arbeit erscheinen. Ein gewisses Maß an, wenn schon nicht Professionalität, dann doch zumindest angemessenem Kleidungsverhalten, muss schon da sein.

Die restlichen 25.6% haben eine Uniform. Uniformen sind in vielen Berufen durchaus üblich, ob man in einer Zahnarztpraxis arbeitet, auf der Baustelle oder im Restaurant. Wenn mein Mann nicht im Büro sondern auf der Baustelle ist, trägt er eine wunderschöne blaue Uniform. Uniformen sind aber auch super nervig, weil man sie nicht auf dem Weg zur oder von der Arbeit tragen soll. Man muss sich also erst einmal umziehen.

Bei vielen Firmen werdet ihr eine Kleiderordnung vorfinden, ob niedergeschrieben oder nicht. Zum Bewerbungsgespräch geht es eigentlich immer im Anzug, außer ihr wollt nur バイト (Baito; Minijobs) machen. Danach kann man ja den eigenen Kleidungsstil graduell anpassen. Ihr solltet aber wahrscheinlich nicht direkt am ersten Tag in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen antanzen, auch wenn in der Jobbeschreibung steht, dass ihr anziehen könnt was ihr wollt. 🙂

Ist das großartig anders als in Deutschland? Was habt ihr für Kleidungsvorschriften auf Arbeit?

Japan vs. Kambodscha: “Gehen wir und setzen uns in ein Restaurant?”

IMG_3369Vor einigen Wochen ging eine E-Mail durch’s Büro: “Wir haben Tickets für das Fußballspiel Japan gegen Kambodscha, wer will, wer will, wer hat noch nicht?” Nachdem ich leider letztes Mal keine Karten für Rugby abbekommen hatte, sollte es zumindest Fußball sein. Nachdem ich die Tickets gewonnen hatte fand ich auch recht schnell jemanden, der mit mir hingehen würde: Masami, die Assistentin einer anderen Abteilung.

Masami ist wie ich recht neu und über eine 派遣会社 (Haken-gaisha; Zeitarbeitsfirma) angestellt – es gibt also immer recht viel zu quatschen. 🙂

Am Spieltag war das Wetter sich offensichtlich unschlüssig – Auf Nieselregen folgte Sonnenschein folgte Platzregen. Leider regnete es während großer Teile des Spiels und die freien Sitzplätze (also ohne Sitzplatzreservierung) im 埼玉スタジアム (Saitama Stadium) haben kein Dach… Kurz nachdem wir Plätze gefunden hatten überlegten wir ernsthaft einfach wieder zu gehen. Schlechtes Wetter, und der Spielausgang war eh schon klar.

Zum Gück wurden wir dann aber von unseren Plätzen vertrieben* und mussten uns weiter vom Spielfeld weg hinsetzen. Dafür waren wir aber auch näher an der Wand für das Dach der Leute mit den teureren Tickets und wurden immerhin nicht mehr nass.

* Es hatte sie wohl jemand reserviert, aber so unoffensichtlich, dass wir dachten sie wären frei. In Japan ist nichts mit “Weggegangen Platz vergagen”, wenn auf dem Sitz irgendetwas liegt ist der reserviert.

Das Spiel selbst – nun ja, Kambodscha ist auf Platz 180 der FIFA-Weltrangliste. Auch wenn Japan nicht gerade hervorragend spielt sind sie haushoch überlegen. Der Großteil des Spiels fand auf der Seite mit Kambodschas Tor statt. Spaß macht es trotzdem immer zuzusehen, weil die Atmosphäre im Stadion hervorragend ist. 🙂

Nächstes Mal werde ich trotzdem wahrscheinlich nur bei der Ticketverlosung mitmachen, wenn Japan gegen jemanden spielt, der eine Chance hat – China, Korea, die Vereinigten Arabischen Emirate. Oder auch Nordkorea, gegen die haben sie letzten Monat 2 zu 1 verloren. Diese Information hat bei einer anderen Kollegin übrigens Lachkrämpfe ausgelöst.

Wir sind so schwach, dass wir gegen Nordkorea verlieren?! Das kann ja was werden.

Dann vielleicht nächstes Mal doch lieber Rugby. Beim Baseball war ich auch noch nicht…

Wenn ihr im Urlaub zu viel einkauft: Von Japan aus nach Deutschland versenden.

 

Wer kennt das nicht? Ihr habt ewig lange auf euren Japanurlaub hingespart. Innerhalb weniger Minuten in 原宿 (Harajuku), 秋葉原 (Akihabara), 浅草 (Asakusa), oder wo sich sonst das Mekka eurer Obsession befindet, habt ihr so viel gekauft, dass ihr euch kaum mehr vorwärtsbewegen könnt. Und in eure Koffer passt das jetzt auch nicht mehr.

Wie kriegt ihr jetzt also das Garados-Plüschtier in Originalgröße nach Hause? Mit der Post natürlich. Es gibt bei der japanischen Post (日本郵便 Nihon Yûbin) im großen und ganzen vier Versandarten für Pakete ins Ausland.

Einen superpraktischen Rechner für die Versandkosten gibt es auf der Seite der Post, sogar auf Englisch. 🙂 Aber was erwartet einen eigentlich bei den verschiedenen Versandarten?

Per Schiff: Langsam und günstig.

船便 (Funabin; Versand per Schiff) ist vor allem dann zu empfehlen, wenn man die Sachen für einige Zeit nicht mehr braucht. Es kann eins bis drei Monate dauern, bis das Paket angekommt. Dafür ist der Preis absolut bezahlbar. Auf Englisch wird es Surface Mail genannt.

Per Luft (Economy SAL): Etwas schneller, etwas teurer.

エコノミー航空便 (Economy Kôkûbin; Economy Luftfracht) heißt nicht etwa, dass euer Paket im Flugzeug die Beine anziehen muss, sondern dass es versendet wird, wenn irgendwo noch Platz frei ist. Es kann also sein, dass euer Paket innerhalb weniger Tage ankommt, durchschnittlich dauert es aber zwei Wochen. Vielleicht ganz gut, wenn ihr am Anfang eures Urlaubs etwas kauft, dann kommt es vielleicht mit euch zusammen in Deutschland an. 😉 Für Pakete unter zwei Kilo schreibt ihr “Small Package” drauf, und es wird günstiger.

Per Luft (Airmail): Schnell, aber zweieinhalb Mal so teuer wie per Schiff.

航空便 (Kôkûbin; Luftfracht) ist eigentlich perfekt: Das Paket ist in unter einer Woche da, und an sich ist es noch bezahlbar. Wieder wird es bei einem Gewicht von unter zwei Kilo und “Small Package” auf der Verpackung günstiger. Leider muss man für Versicherung und Sendungsverfolgung, wie auch bei den beiden oberen Versandoptionen, extra zahlen. Das ist in der Königsklasse des Versands, zumindest dessen der japanischen Post, etwas anders:

EMS: Wenn das Paket vor euch ankommen soll.

Ich weiß, wann meine Familie Geburtstag hat. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem nie, rechtzeitig Geschenke einzukaufen. Und am Wochenende, wenn ich Zeit zum Einkaufen habe, ist die Post geschlossen. EMS rettet mir immer mal wieder das werte Hinterteil: Es ist nämlich zwar teuer, aber innerhalb von etwa zwei bis vier Tagen ist es dann auch da. Versichert und mit Sendungsverfolgung, die panisch immer wieder aufrufen kann.

Als ich damals 2009 vorrübergehend wieder nach Deutschland ging, schickte ich mir alles per EMS zu, mit dem Effekt, dass die Pakete teils tatsächlich vor mir zuhause ankamen! Für EMS gibt es spezielle Adressformulare, die man ausfüllt und aufs Paket klebt. Gibt es in jeder Postfiliale, steht groß EMS drauf.

Dank des deutschen Zolls muss man beim Versand leider immer eine Zollerklärung ausfüllen. Ist etwas nervig, aber lässt sich scheinbar nicht umgehen*. Außerdem sprechen die meisten Leute am Postschalter kein Englisch, aber “EMS” oder “Airmail” funktionieren wunderbar.

* Außer die Postbeamten vergessen es. Dann ist es dem deutschen Zoll scheinbar wurscht.

Aber wie soll ich das denn alles verpacken?

Was Verpackungsmaterial angeht, ist man in Japan recht frei. Es reicht z.B. durchaus einfach seine Einkaufstüte zuzukleben und die deutsche Adresse draufzuschreiben. Etwas haltbarere Tüten und Päckchen gibt es in der Postfiliale auch zu kaufen. 🙂 Richtig große Kisten habe ich damals von クロネコヤマト (Kuroneko Yamato) bekommen, die verschicken zwar auch ins Ausland, sind aber viel teurer.

Nachtrag: Und der Zoll?

Die Zollfreigrenze für Geschenke beträgt 40€, derzeit ca. 5450Yen. Nun kann ich euch natürlich nicht zu irgendetwas anstiften aber – manchmal werden Dinge kurz vor Versand eben spontan ein wenig günstiger. Der Zoll war bei mir damals auch sehr nachsichtig, als ich mir selbst Sachen schickte. Ich schrieb “Umzug” drauf, zog beim Zoll einen offensichtlich benutzten Schuh aus dem Gepäck und das Problem hatte sich erledigt. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass ihr keinen Zoll zahlen müsst, aber die Zollerklärung, die ihr in Japan bei der Post abgebt, sollte euch zumindest vor der Tortur im Zollamt bewahren.

Am einfachsten ist es wahrscheinlich, wenn ihr einfach auf dem Hinflug im Koffer genug Platz für eure Einkäufe lässt. Aber ich verstehe, manchmal ist das schwer… 😉 Frohes Shoppen, unterstützt die japanische Wirtschaft!