Ein CT am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

IMG_4066 (2) (Copy)Seit Mittwoch Morgen habe ich Kopfschmerzen. Ich wache mit Kopfschmerzen auf, arbeite mit Kopfschmerzen, gehe mit Kopfschmerzen schlafen. Es sind keine besonders schrecklichen Kopfschmerzen – als Migränepatient hat man da vielleicht auch eine etwas andere Perspektive – aber wenn mir vier Tage lang der Kopf wehtut, mache ich mir Sorgen.

Also ging ich heute Morgen nach dem Frühstück zum 脳神経外科 (Nôshinkeigeka; Neurochirurgen), der erst seine Checkliste durchging (Wie lange schlafen Sie? Wie ist ihre Sehstärke? Haben Sie Taubheitsgefühle in Händen und Füßen?) und mich dann zum CT schickte. Für solch eine Arztpraxis lohnt es sich natürlich einenen Computertomographen direkt da zu haben, aber angesichts der Kosten, die so ein Gerät verursacht, war ich trotzdem etwas überrascht. Aber mit den 7,000Yen (52,70€), die mich der Besuch gekostet hat, habe ich wahrscheinlich mitfinanziert…

Auf jeden Fall: Der Scan ergab keine Auffälligkeiten, ich bin wahrscheinlich einfach zu viel vor Bildschirmen, was mit meinen Hang zu Migränen und chronischen Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich, nicht gerade ideal ist. Ich gelobe natürlich Besserung, es wird also auch weiterhin weniger Beiträge geben, als ihr es eventuell gewohnt seid. Auf Facebook poste ich aber etwa jeden Tag etwas Kleines. 🙂

Das Foto oben ist übrigens tatsächlich von meinem Schädel. Wirkt vielleicht etwas verzerrt, aber ich habe den Bildschirm meines Arztes schräg abfotografiert. Bin aber auch so nicht besonders symmetrisch. 😉

Mädchenkram: Können wir mal über Brüste reden?

Ein Anwärter für den Award für das dümmste Symbolbild 2015. Ihr versteht? Mops?!

In der sechsten Klasse bekam ich Brüste. Nicht, dass ich das super spannend gefunden hätte. Durch die Pubertät hindurch wurden sie immer größer, bis sie bei einem C- bis D-Körbchen ankamen. Ich verstehe die Anziehungskraft von relativ großen Brüsten noch immer nicht, aber jetzt sind sie halt da.

Nun kann man vor allem größere Brüste nicht einfach freischaukeln lassen. Also sicher, man könnte, aber empfehlen würde ich es nicht. Man braucht also BHs um dem Geschaukele Einhalt zu gebieten. In Deutschland war das auch gar kein Problem, Hunkemöller z.B. vertreibt BHs bis Größe 90F, für entspannte 25€.

In Japan ist das ein wenig anders. Erst einmal sehen die BHs oft ganz anders aus: Meist superniedlich, mit Schleifen, Spitze, Rüschen Applikationen in Regenbogenfarben und monströsen Push-Up-Kissen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit den meisten davon wenig anfangen kann, einfach weil ich nicht darauf stehe, wenn meine Brüste durch ein Top hindurch wellig oder stachelig aussehen, weil die Oberfläche des BHs sich durchdrückt. Es müssen also BHs mit ebener Oberflächenbeschaffung her – aber keine superlangweiligen, und bitte relativ günstig.

Tatsächlich habe ich erst vor recht Kurzem überhaupt angefangen, in Japan BHs zu kaufen. Ansonsten habe ich das immer in Deutschland gemacht, wenn ich denn mal da war. Letztes Jahr hatte ich aber nicht richtig Zeit dafür, meine guten deutschen BHs fielen aber schon langsam auseinander. 🙁 Also habe ich mich überwunden.

Über Werbung im Internet bin ich auf Eeny&Meeny aufmerksam geworden und habe mich direkt verliebt. Farbenfroh und nicht übermäßig sexy, nicht super billig verarbeitet, aber bezahlbar. Einige BHs gibt es sogar bis Größe 75F. Bei meinem ersten Besuch habe ich mich also durch einige BHs durchprobiert: Ich habe wirklich die größte Größe, die die Firma herstellt… 🙁

Man muss tatsächlich etwa zwei Cups hochzählen. Japanische Frauen haben einfach durchschnittlich kleinere Brüste, worum ich sie unglaublich beneide. Die Passform der BHs ist auch anders, eben ideal für japanische Kleidung. Jetzt sind die Abnäher fast auf der richtigen Höhe. 😉 Selbst ohne Push-Up-Monsterkissen drücken die BHs nämlich ziemlich nach oben und von der Seite weg. Ich habe mich aber recht schnell an die andere Passform gewöhnt, und mag sie jetzt beinahe besser als die dann doch etwas natürlicher wirkenden deutschen BHs.

Für mich stellt sich nur die Frage: Was passiert, wenn ich schwanger werde? Gerüchten zufolge werden Brüste während der Schwangerschaft größer. Muss ich dann hässliche BHs für 8,000Yen (ca. 60€) oder mehr kaufen oder wellige Brüste ertragen? Mein Mann schlug vor, ich solle mir doch wie die alten Japanerinnen Mullbinden um den Oberkörper schlingen.

Wo sich mal wieder zeigt, wie viel Ahnung die meisten Männer von praktischen Belangen in Sachen Brüste haben…

(Selbst mit großen Brüsten hat man immer die Möglichkeit irgendwo BHs zu kaufen. Nur leider wird es nie so relativ einfach sein, wie in Deutschland.)

Wie Japan und die Zeit mich verändert haben.

Manchmal fällt mir auf, wie sehr ich mich im Laufe der Jahre verändert habe. Das merke ich entweder zurück in Deutschland, oder in der Interaktion mit anderen Ausländern, vor allem denen, die erst kurz hier sind, oder auch einfach mal so zwischendurch. Bitte immer daran denken, dass ich mich mit mir selbst vor fast 5 Jahren vergleiche, das Alter mag also durchaus auch eine Rolle spielen. 😉

1. Nicht anfassen!

Nach durchgängig vier Jahren in Japan bin ich es überhaupt nicht mehr gewohnt, Leuten die Hand zu schütteln oder zur Begrüßung oder Verabschiedung zu umarmen. Man macht es in Japan einfach nicht, plötzlich Bekannten sehr nah zu kommen ist eigenartig. Fühlt euch also nicht beleidigt, wenn ich mal nur winke. 😉

2. Claudia ist jetzt ein richtiges Mädchen!

Bevor ich nach Japan kam, hatte ich, wenn überhaupt, nur wenig sehr günstiges Make-Up, vier Paar Schuhe und zwei Handtaschen. Das ist jetzt ein klein wenig anders. Make-Up trage ich noch immer nicht jeden Tag, aber wenn ich am Wochenende ausgehe oder nach der Arbeit etwas vorhabe, kann ich es inzwischen auf Tasche und Schuhe abstimmen. 😀 Ich habe inzwischen auch tatsächlich mehr Röcke als Hosen, aber das mag etwas mit japanischen Größen zu tun haben.

3. Dann bin ich halt groß.

Ich bin mit 171cm Körpergröße in Japan recht groß. Es gibt größere Japanerinnen als mich, aber die meisten sind kleiner. Als ich zuerst hier war, wollte ich keine Schuhe mit hohen Absätzen tragen, um nicht noch mehr aufzufallen. Letztendlich ist es aber total egal, wie groß ich bin – auffallen tue ich sowieso. Ob ich zusätzlich froschgrüne Absatzschuhe trage, ist dann auch egal. Auf Arbeit habe ich übrigens eine 177cm große japanische Mitarbeiterin die jeden Tag hohe Schuhe trägt und einfach fantastisch aussieht. 😀 Inspiration!

4. Die japanische Denke färbt ab.

Das japanische Allgemeingedankengut hat so einige Aspekte, die nicht ganz cool sind. Tattoos sind schlecht, Menschen, die von der Norm abweichen, werden nie erfolgreich sein, und wer mit Mitte 30 noch nicht unter der Haube ist hat einen Defekt.

Manchmal muss ich mich wirklich hinterfragen, um diese Allgemeinplätze nicht einfach zu wiederholen. Eigentlich weiß ich es natürlich besser, aber die Umwelt beeinflusst einen doch mehr, als man es zugeben möchte.* Japan hat eine ganz andere Vorstellung davon, wie ein “guter Mensch” oder ein “gutes Leben” aussieht. Das Korsett dieses Ideals ist unglaublich eng, passt nur wenigen Menschen, und lässt keinen Raum für Individualität. Auf eine gute Schule gehen, auf eine gute Uni gehen, einen guten Job bekommen, mit Mitte 20 heiraten, mit Ende 20 Kinder, arbeiten, arbeiten, arbeiten, Rente. Dazwischen bloß nicht aus dem Rahmen fallen. Da in meinem Kopf etwas entgegenzusetzen ist manchmal gar nicht so einfach.

* Wieviele Menschen glauben, dass Werbung sie ganz sicher nicht beeinflusst?

5. Nur für kurze Zeit? Muss ich haben!

Ich habe bereits einen ganzen Eintrag über 期間限定 (Kikangentei; für begrenzte Zeit verfügbar) geschrieben. In Japan hat so gut wie jeder Laden irgendetwas, was man nur kurzzeitig erstehen kann. Starbucks hat in Japan so gut wie immer irgendein Spezialgetränk, MOS Burger hat immer irgendeinen besonderen Burger und bei Mister Donut gibt es auch immer etwas anderes. Wenn es etwas nur kurzzeitig gibt, stelle ich mich dafür auch an. Was mich zum nächsten Punkt bringt…

6. Ich bin Schlangenbezwingerin.

Japaner mögen lange Schlangen zwar nicht, aber für sie ist Anstehen kein Grund aufzugeben. Bei Restaurants gibt es regelmäßig Schlangen, weil der Laden einfach voll ist. Dann setzt man sich eben auf dafür hingestellte Stühle und wartet. Oder schreibt seinen Namen auf eine Liste und wartet. Wenn es wirklich zu lange dauert, geben wir natürlich auch auf, aber das ist bisher kaum mal passiert.

In Deutschland würde man wahrscheinlich statt zu warten einfach zu einem anderen Restaurant gehen…

Gibt es etwas, was sich an euch verändert hat, seit ihr ins Ausland gezogen seid? Schreibt es mir in die Kommentare! 🙂

Unerwartete Unterschiede im Haushalt.

IMG_3791Wenn man 8900km von Zuhause wegzieht, erwartet man einen gewissen Kulturschock. Sicher ist im neuen Land alles anders, in Japan fahren die Leute schließlich sogar auf der anderen Straßenseite und die Japaner verbeugen sich ständig.

Ich hatte keinen großen Kulturschock, eher einen Hitzeschock,und bin sehr gut in Japan angekommen. Natürlich hat mich einiges verwundert, unter anderem, dass alles mit einem spricht. Alles.

Die wahren Schocks kamen dann eher bei kleinen und scheinbar unwichtigen Dingen.

Waschmaschinen waschen kalt

Als ich meinem Mann erzählte, dass wir in Deutschland durchaus auch warm waschen, glaubte er mir erst nicht. In Japan wird nicht warm gewaschen, außer man hat viel Geld für eine teure Waschmaschine. Aber wozu braucht man solchen Schnickschnack denn, hat doch bisher auch immer funktioniert.

Mein Mann: Was macht ihr in Deutschland denn mit euren Klamotten, dass ihr die heiß waschen müsst?!

Ein Problem des Kaltwaschens, vor allem in Verbindung mit der feuchten Luft in Japan, ist, dass die Wäsche fürchterlich anfängt zu stinken, wenn man sie nicht draußen aufhängt. Selbst mit Superspezialwaschmittel. 🙁

Ofen nur für Fisch

Japanische Wohnungen haben keine Öfen. In den Einbauküchen ist kein Platz für einen Ofen vorgesehen, und unter unseren Herdplatten befindet sich nur ein kleiner Fischgrill. Der ist übrigens noch immer wie neu, weil wir zuhause keinen Fisch zubereiten. 😉

Irgendwie backen und überbacken Japaner für gewöhnlich nichts, was man nicht auf in der Mikrowelle machen könnte. Die ersten Valentinstagskekse, die ich für meinen Mann gemacht haben, kamen aus der Mikrowelle… Bei mir zuhause in Deutschland gab und gibt es noch immer keine Mikrowelle, weswegen ich unsere in Japan schon öfter fast in die Luft gejagt habe. Ich habe noch immer nicht wirklich einen Plan, was da nicht reingehört.

Da mein Mann gern bäckt und ich gern überbacke, haben wir letztes Jahr einfach Geld gegen das Problem geworfen und uns eine Mikrowellen-Ofen-Kombination gekauft. Die ist immernoch nur halb so groß wie der Ofen, den wir in Deutschland hatten, aber es gab letztes Jahr endlich Weihnachtsplätzchen. 😀

Und Abwaschen per Hand

Bei meinen Eltern war das Ausräumen des Geschirrspülers oft ein Konfliktpunkt. Ich fand es nervig, aber meine Eltern wollten mir einen Sinn für Hausarbeit mitgeben. Oder hatten auch keine Lust drauf. Bei Eltern weiß man das nie so ganz. 😉

Obwohl es auch in Japan Spülmaschinen gibt, habe ich noch nie außerhalb des Elektrofachmarktes eine gesehen. Ich denke das hängt wieder mit dem Platz zusammen: Wo in unsere kleine Küche soll ich bitte eine riesige Maschine hinstellen? Es gibt in Japan zwar auch kleine Spülmaschinen, die man auf die Arbeitsfläche stellen kann, aber selbst dafür haben wir eigentlich nicht genug Platz. Und so waschen wir per Hand ab, jeden Tag…

Das sind natürlich alles Probleme, die man lösen kann, wenn man denn genug Geld und/oder Platz hat. Aber die meisten, die das erste Mal nach Japan ziehen, würden wahrscheinlich keinen Gedanken daran verschwenden, was im Haushalt anders sein könnte. Jetzt wisst ihr Bescheid. 😉

Gibt es noch andere kleine Dinge, die euch in Japan (oder einem anderen Land) überrascht haben?