Endlich.

Gestern kam endlich der langersehnte Anruf: Mein Mann hat den Job im Bauamt eines tokyoter Bezirks bekommen. Endlich ist dieser ganze Bewerbungskram vorbei. Morgen wissen wir, ob er den 2級建築士 (2-kyû Kenchiku-shi; Architekten-Qualifikation zweiter Klasse) auch bestanden hat.

Und dann können wir vielleicht nach über sieben Monaten endlich wieder durchatmen. So lang hat es gedauert, von Lernbeginn bis Ergebnis, mit vielen Tests und Aufgaben zwischendurch. Im selben Zeitraum habe ich bei meiner jetzigen Firma angefangen. Ich hatte plötzlich einen Vollzeitjob, mein Mann hatte plötzlich kaum noch Zeit, und insgesamt hat das ziemlich an den Nerven gezehrt. Wenn jeder so sehr mit seinem eigenen Kram beschäftigt ist bleibt nicht viel Zeit um den anderen adäquat zu unterstützen.

Dann hat man manchmal eben nicht den … 心の余裕 (Kokoro no Yoyû; Platz im Herzen*) um nachsichtig mit dem Partner umzugehen. Wir haben uns glaube ich selten so viel gestritten, wie während der letzten sieben Monate – was immer noch nicht heißt, dass wir einander ständig in den Haaren lagen. Aber normalerweise streiten wir kaum. 🙁 Ich gehe davon aus, dass sich das jetzt wieder legen wird.

* Wenn jemand eine gute Übersetzung weiß, her damit.

Die Arbeitsstelle wird er wohl nächstes Frühjahr antreten, ich hoffe natürlich, dass es ihm dort besser gefällt als bei seiner derzeitigen Firma.

Dieses Jahr war für uns beide ziemlich anstrengend. Zwar stehen wir jetzt im Dezember besser da als noch im März, aber wir brauchen wahrscheinlich einfach etwas Zeit zum Durchatmen.

Noch dreieinhalb Wochen bis zum Neujahrsurlaub! 😀

Dieses Jahr habe ich fast zehn Tage am Stück frei, nur an drei Tagen muss ich (bezahlt) irgendwie erreichbar sein, falls es auf Arbeit brennt. Zu Neujahr. Während alle Firmen zu haben. Na klar. 😉

Zusammenfassung.

Essen du musst den Star Wars-Kuchen.

Essen du musst den Star Wars-Kuchen.

Irgendwie habe ich in den letzten Tagen keinen anständigen Eintrag zusammengebracht. Es gibt zwar Dinge, über die ich schreiben könnte, aber irgendwie fällt es mir schwer die Energie aufzubringen einen gesamten Eintrag zu verfassen. Also hier ein kleiner Abriss von Dingen:

Letzten Donnerstag bin ich 26 geworden. Nicht, dass ich mich irgendwie anders fühlen würde, aber, wie ich fast jedes Jahr schreibe: Man wird ja auch nicht über Nacht erwachsen. An Geschenken habe ich bisher Geld,Amazon-Gutscheine und viel Kuchen bekommen, was mein Mann mir schenken soll weiß ich noch gar nicht. Mit dem Geld war ich heute bei MAC und Lush, und habe Kosmetik gekauft. 😀 Treat yourself!

Mein Mann hatte heute sein hoffentlich letztes Vorstellungsgespräch respektive “Arbeiten im Dienste der Stadt”. Bei welchem Bezirk genau er sich vorgestellt habe, nenne ich hier nicht, aber keine Sorge – es war keiner, der irgendjemandem der nicht dort wohnt etwas sagen würde. 😉 Jetzt heißt es warten, Anfang Dezember soll das Ergebnis kommen.

Ich laufe vielleicht nächstes Jahr einen Halbmarathon. Bitte was?! Ich weiß auch nicht auf was ich mich da eingelassen habe, aber das “Team IT” wird fleißig üben… Mehr dazu wenn es soweit ist. 🙂 Dann stelle ich vielleicht auch mal die beliebteste Laufstrecke der Hauptstadt vor. Und vielleicht melde ich mich auch im Tennis-Club unserer Firma an… Davor habe ich aber noch etwas Angst, weil ich so schlecht bin.

Generell gibt es so viel, worüber ich schreiben könnte: Die japanische Steuererklärung, Jahresendfeiern (dieses Jahr organisiere ich), unsere neuen Personennummern (MyNumber), mehr japanische Fersehsendungen… Oder ich könnte auch endlich mal seit Ewigkeiten vor sich hingammelnde Einträge fertigschreiben.

Dieses Wochenende kommt aber wahrscheinlich erst einmal nichts, wir haben nämlich drei Tage frei und möchten uns gehörig entspannen. Am Montag ist schließlich 勤労感謝の日 (Kinrô Kansha no Hi; Tag des Dankes für die Arbeit). 😉

P.S.: Liebstes Lied von Adeles neues Album “25”, welches ich seit es gestern veröffentlicht wurde wahrscheinlich sieben Mal komplett durchgehört habe: River Lea.

Wo ist der Haken?

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Ich bekomme immer mal wieder Anfragen von Leuten, die mehr über 派遣 (Haken; Zeitarbeit) wissen wollen. Natürlich kann ich keine universellen Aussagen machen, aber nach einem halben Jahr und Gesprächen mit anderen Zeitarbeitern, fühle ich mich doch qualifiziert zumindest mal drüber zu schreiben. 😉

Was ist Haken?

派遣 (Haken) heißt “Entsenden”. Man ist also bei einer Haken-Firma angestellt, die einen in andere Firmen entsendet. Es gibt wohl die Möglichkeit bei einer Haken-Firma festangestellt zu sein, aber eigentlich läuft das auf Vertragsbasis, und zwar immer genauso lang, wie die andere Firma einen haben möchte.

Auf Deutsch würde man das Zeitarbeit nennen, aber irgendwie klingt das nach Billiglohnjobs im Supermarkt.

Wo kann ich mich anmelden?

Das geht online, ob bei Pasona, Tempstaff, Adecco oder einer der vielen anderen Firmen. Dort kann man seinen Lebenslauf hochladen und sich als für ausgeschriebene Jobs interessiert melden. Mit der Anmeldung auf einer Seite ist man natürlich noch nicht angestellt, was aber auch heißt, dass ihr euch auf so vielen Seiten anmelden könnt, wie ihr wollt. 🙂

Und dann?

Bei meiner Haken-Firma bekam ich nach der Anmeldung einen Anruf, wo noch einmal mehr Informationen abgefragt wurden. Danach habe ich mich online für verschiedene Jobs beworben. Die Bewerbung geht dabei immer erst an die Haken-Firma, die entscheidet, ob sie einen der anderen Firma vorstellen.

Ich bekam auch recht oft Anrufe von der Haken-Firma, ob ich nicht an diesem oder jenem Job interessiert sei. Und eines Tages eben auch den, ob ich nicht bei meinem deutschen Sportartikelhersteller arbeiten wollen würde. 😉

Wie läuft das Bewerbungsgespräch?

Bevor ich bei meinem jetzigen Job gelandet bin, hatte ich noch bei zwei anderen Firmen drei Gespräche. Jedes Mal war jemand von der Haken-Firma an meiner Seite, was mir unglaublich geholfen hat.* Wer mag schon Bewerbungsgespräche? Meinen Lebenslauf brachte der Mitarbeiter von der Haken-Firma mit. Ich musste eigentlich nur nett aussehen und mich selbst vorstellen. Bei meiner jetzigen Firma wurde getestet ob ich überhaupt Englisch spreche, was ich ganz witzig fand. Der TOEIC Score von 990 steht da nicht zum Spaß. 😉

Nach den Gesprächen bekam ich immer recht zeitnah eine Rückmeldung von er Haken-Firma, der man dann ab- oder zusagen kann. Einen Job habe ich abgelehnt, weil er einfach viel zu weit weg war.

* Tatsächlich war nur der Typ, der bei dem Gespräch mit meiner jetzigen Firma dabei war, eine totale Pfeife. Das ist normalerweise nicht so.

Wer zahlt Versicherungen, Steuern und Fahrkarte?

Krankenversicherung, Rentenbeiträge, usw. werden von meinem Gehalt abgezogen und von der Haken-Firma anteilig getragen. Ich bin also nicht über die Firma, bei der ich tatsächlich arbeite, versichert. Das klingt total nebensächlich, aber viele Firmen bieten über ihre Versicherungen einiges an, z.B. günstigere Tickets für Konzerte oder verminderte Mitgliedsbeiträge in Sportclubs.

Ob das Monatsticket bezahlt wird ist immer anders, ich zahle meins selbst.

Werde ich irgendwann übernommen?

Haken-Firmen dürfen einem theoretisch nicht für immer und ewig den Vertrag verlängern. Nach drei Jahren ist Sense, das soll als Ansporn dienen Leute doch bitte fest anzustellen. Natürlich übernehmen einige Firmen ihre Haken-Mitarbeiter, bei anderen werden sie aber kategorisch nach drei Jahren gefeuert.

Falls es euch wichtig ist, fragt auf jeden Fall euren Zuständigen in der Haken-Firma vor einem Bewerbungsgespräch.

Mit Haken nach Japan?

Nein. Haken-Firmen vergeben keine Visa und sind deswegen eigentlich nur eine Möglichkeit, wenn ihr schon ein anderes Visum habt.

Für mich war Haken ein einfacher Weg den Job zu wechseln. Die Unterstützung bei der Suche und dem Bewerbungsgespräch hat durchaus geholfen. Jetzt wäre ich zwar lieber festangestellt, aber was nicht ist kann ja noch werden. 🙂 Ohne Haken hätte ich meinen jetzigen Job gar nicht.

Wenn ihr also auf der Suche und etwas am Verzweifeln seid: Haken ist sicher nicht perfekt, aber durchaus einen Versuch wert. 🙂

Falls ihr noch Fragen habt, schreibt sie gern in die Kommentare. 😀

Ins Grüne: Raus nach Tachikawa.

IMG_4034 (2) (Copy)Der Herbst hat Einzug gehalten. Zwischen sonnige, warme Tage drängeln sich immer mehr dunkle kalte. An einigen Tagen wehte uns schon ein eisiger Nordwind um die Ohren, das Laub wechselt langsam die Farben.

Am Freitag war ich mit einem unserer drei IT-Teams in Tachikawa (立川), welches zwar noch Teil von Tokyo ist, aber nicht zu den 23 Bezirken gehört.* Nach etwa einer Stunde Fahrt standen wir vorm Shōwa-Gedächtnispark (昭和記念公園), einem ehemaligen Militärstützpunkt der Amerikaner. Teile des Geländes werden von den japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften verwendet, der Rest wurde als staatlicher Park anlässlich des 50. Jahrestags der Krönung des Kaisers eröffnet.

* Irgendwann muss ich einen Eintrag über die ganzen Begrifflichkeiten in und um Tokyo schreiben.

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Der Park ist für tokyoter Verhältnisse riesig und bietet vor allem für Kinder einiges. 🙂 Die vielen verschiedenen Spielplätze dürften jedes noch so aktive Kind in Richtung Erschöpfung begleiten. 😉 Außerdem kann man im Park Boot- und Fahrradfahren, es gibt Sportanlagen, einen japanischen Gärten, zwei große Felder mit Kosmeen, Bonsai-Bäume, und viel viel mehr. Man kann in dem Park sicher seinen ganzen Tag verbringen.

Dafür kostet er auch Eintritt: 410Yen (etwa 3€) für jeden Erwachsenen. Wir haben noch einmal 410Yen mehr bezahlt, weil wir Fahrräder ausgeliehen haben. Der Park hat einen 11km langen Radweg, separat von den Fußwegen, mit vielen Fahrradabstellplätzen, falls man sich etwas abseits ansehen möchte.

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Ich, normalerweise jeden Wochentag achteinhalb Stunden im 45. Stockwerk mit Blick über die Stadt an den Schreibtisch gekettet, kann mir wenig Besseres vorstellen als am Freitag Nachmittag durch einen großen Park zu radeln. Den Wind im Gesicht, die Sonne langsam untergehend. Das goldene Licht bricht durchs Laub, und man möchte die Zeit anhalten.

Menschen brauchen Natur. Wäre dem nicht so, würde keiner Parks anlegen und mit großem Aufwand instandhalten. Die deutsche Schrebergartenkultur überlebt nur, weil viele Leute sich scheinbar wenig besseres vorstellen können als all ihre Wochenenden auf den Knien beim Unkrautrupfen zu verbringen. 😉

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In der großen Stadt vergisst man das manchmal. Nicht, weil man sich nicht wenigstens in der Mittagspause oder am Wochenende ins Grüne setzen könnte, sondern weil es immer so viel anderes zu tun gibt. Der Park ist auch morgen noch da, irgendein anderes Event in der Metropole vielleicht nicht.

Ich nehme mir nach diesem Parkbesuch natürlich vor, wieder öfter auch Gärten zu besuchen. Ob das so klappt, oder ob sich wieder etwas dazwischenzwängt weiß ich noch nicht. Ich habe noch nicht einmal raus, wie man bei Vollzeit überhaupt etwas schafft. 😉