Jahresrückblick 2015: Januar bis Juni

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Das Ende des Jahres ist nahe, da lohnt es sich das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. 🙂

In diesem einen Jahr ist einiges passiert, ich habe vom Kindergarten in ein Büro gewechselt und mein Mann war ständig am Lernen. Deswegen haben wir leider nicht so super viel unternommen. Ich hoffe, dass sich das im nächsten Jahr ändert. 🙂

Januar

Ich war mit meiner Freundin Kathrin, die leider 2015 wieder nach Deutschland gezogen ist, im Pokémon Café! Trotz elendiger Wartezeiten hat es sich gelohnt. 🙂 Mit meinem Mann ging es dann zur Führung und Verkostung zum Bierproduzenten Yebisu.

Februar

Der Februar stand ganz im Zeichen des Hausbaus: Wir haben uns Modellhäuser angeguckt und an Führungen teilgenommen. Letztendlich können wir es uns übrigens nicht leisten das Elternhaus meines Mannes abzureißen und ein neues Haus hinzustellen, wir werden also komplettsanieren. Mal schauen, wann es damit losgeht. Café-technisch waren wir bei Cinnabon.

März

Im März musste ich mich langsam ranhalten mit den Bewerbungen, denn ich hatte meinen letzten Arbeitstag im Kindergarten. Außerdem hatten wir unseren vierten Hochzeitstag, und ich sah mir in Yokohama Kabuki an. Außerdem: Kann man Japaner werden? In welche Richtung schreibt man Japanisch? Und was ist das Mädchenfest Hinamatsuri?

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April

Im April kamen meine Eltern und meine Schwester nach Tokyo! 😀 Die Hauptattraktion ihres Besuchs war unsere Reise nach 石垣島 (Ishigakijima), die eine der südlichsten Inseln des Landes ist (Eintrag 1, Eintrag 2, Eintrag 3). Zurück zuhause gingen wir ins Cup Noodles Museum in 横浜 (Yokohama). An dem Tag hat es übrigens geschneit… Ende des Monats war ich bei einer Glaswindspiel-Manufaktur und habe mein eigenes Glaswindspiel hergestellt. 🙂

Mai

In einem Monat Arbeit hatte ich mir schon eine Meinung über den tokyoter Berufsverkehr bilden können, die sich in der Zwischenzeit kein wenig geändert hat. Zum Ausgleich fuhren mein Mann und ich zu einer Produktionsstätte von Glico, und danach zum nahegelenen 川越 (Kawagoe). Außerdem habe ich euch meinen Katastropenrucksack gezeigt.

Juni

Ich war mit einer Kollegin beim ersten Fußballspiel meines Lebens. Ende des Monats fuhr ich mit meinem Mann nach 佐倉 (Sakura) ins Grüne. 🙂 Außerdem habe ich euch von alten Legenden über einen Tempel in meiner Gegend berichtet und einen Eintrag an alle, die gern Working Holiday in Japan machen möchten, geschrieben.

Weiter geht es im nächsten Eintrag. 🙂

Der japanische Weihnachtskuchen.

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Liebe Blogleser,

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten. Verbringt ein paar nette Tage mit euren Lieben, esst viel zu viel und tankt etwas Energie fürs neue Jahr. 🙂

Wir haben gestern schon gefeiert, weil in Japan der 23. Dezember im Gegensatz zum 24. oder 25. Dezember ein Feiertag ist. Zwar nicht für Weihnachten, sondern für den Geburtstag unseres Kaisers, aber man nimmt was man kriegen kann. Wir haben gestern also ganz traditionell Hühnchen gegessen und Kuchen gebacken. Aber warum essen Japaner zu Weihnachten eigentlich immer Kuchen?

Anfang des letzten Jahrhunderts traf der Gründer der japanischen Süßigkeitenfirma 不二家 (Fujiya) in Amerika auf das, was auch noch über einhundert Jahre später der Höhepunkt der japanischen Kuchenkultur ist – Strawberry Shortcake. Ab 1922 verkaufte Fujiya dann zur Weihnachtszeit eben diesen Kuchen, und mit der Verbreitung der Firma verbreitete sich auch dieser Kuchen über das ganze Land.

Obwohl es inzwischen auch andere Weihnachtskuchen (クリスマスケーキ Kurisumasu Kêki) gibt, bleibt das zuckersüße Erdbeeren-Sahne-Monster am beliebtesten. Ich mag den Kuchen nicht so, deswegen haben wir eine Vanille-Himbeere-Mousse-Schoko-Torte gebacken. Also mein Mann, ich habe ein klein wenig mitgeholfen und ganz viel im Weg gestanden.

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Ansonsten ging es bei uns sehr entspannt zu, Tokyo ist dieser Tage tatsächlich kälter als Berlin! Zum Glück bekam ich dieses Jahr eine flauschige Elchdecke der schwedischen Firma Klippan von meinen Eltern, bei der Jahres-End-Feier der Firma bekam jeder eine Tasse und Tee*, also habe ich mich auf dem Sofa eingekuschelt und so wenig wie möglich bewegt. Mein Mann und ich haben uns dieses Jahr nichts geschenkt, wir haben vor im Frühjahr zu verreisen. Bevor mein Mann die Arbeitsstelle wechselt muss er nämlich seinen Resturlaub aufbrauchen. 🙂 Hervorragend um einen kurzen Urlaub einzuschieben.

* Als Assistentin habe ich das natürlich ausgesucht, entsprach also meinem Geschmack. 😉

Ich weiß, dass es zum Ende des Jahres hin mit Eintragen etwas dünn war und auch noch immer ist, aber ich glaube, ich werde ersteinmal weiter ein bis zwei Beiträge pro Woche schreiben. 🙂 Schaut also immer mal vorbei, oder abonniert den Blog per E-Mail oder folgt mir auf Facebook!

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Als Ausländer in Japan: Ich habe auch einen Nachnamen.

Japan ist eine Nachnamens-Gesellschaft. Namen werden mit dem Nachnamen zuerst geschrieben, z.B. 田中 花子 (Tanaka Hanako), statt wie in Deutschland und anderen westlichen Länern üblich mit dem Vornamen zuerst (Hanako Tanaka). Ansonsten ist es ähnlich wie in Deutschland: Sobald man erwachsen ist, ist man nicht mehr SabrinaMarianneKatja, sondern Frau MüllerMeyerSchulz. Ob auf Arbeit, beim Zahnarzt oder beim Einkaufen, man wird mit dem Nachnamen angesprochen. Der Vorname ist für Familie, Freunde und gute Bekannte.

Als Ausländer wird man trotzdem oft eben nicht mit dem Nachnamen angesprochen:

“Wo tut es Ihnen heute weh, Claudia-san?”

“Frau Watanabe war nicht erreichbar, deswegen habe ich Claudia-san angerufen.”

Das ist unhöflich, selbst wenn man “-san” dran hängt. Man spricht in Japan niemanden einfach mit dem Vornamen an, außer das Gegenüber hat sich selbst so vorgestellt. Außer scheinbar Ausländer.

Warum machen Japaner das?

Weil sie es gut meinen. Das japanische Wissen über westliche Kulturen kommt größtenteils aus Amerika, wo man sich schnell mit dem Vornamen anredet. Japaner glauben also, dass das für Ausländer* angenehmer ist, mit dem Vornamen angesprochen zu werden. Die Medien helfen dabei natürlich nicht, auch Ausländer im Fernsehen sind Vorname-san. Letztens sah ich in der Bahn eine Werbung für eine Sprachschule, auf ihr waren zwei Lehrer abgebildet: Jennifer-san und Mark-san. Es ist also ziemlich tief drin, Japaner wissen es also oft nicht besser. Und vor allem meinen sie es nicht böse.

* Nicht vergessen, wir sind alle Amerikaner.

Warum stört es mich trotzdem?

Weil ich eine erwachsene Frau bin, die sowohl auf Arbeit als auch beim Arzt ernstgenommen werden möchte. Für Deutsche ist das recht leicht verständlich zu machen: Stellt euch vor, jemand stellt eure Abteilung einem Kunden vor.

“Das ist Frau Müller, hier ist Herr Schulz, Herr Strunz, den kennen Sie ja schon, Frau Caspar, und Marianne.”

Wer wird hier am wenigsten wertgeschätzt?

Ich muss dazu sagen, dass es mir genau diese Situation auf Arbeit noch nicht wiederfahren ist. Man stellt mich Japanern immer mit dem Nachnamen vor** und auch intern bin ich nur für Leute Claudia-san, die ich auch mit dem Vornamen ansprechen kann.

** Sobald wir Englisch reden, verwenden wir Vornamen – das dann aber für alle.

Wenn man bei einer Firma arbeitet, in der generell alle mit Vornamen angesprochen werden, würde es mich übrigens auch nicht stören. Neben Satoshi, Aiko und Kanae bin ich gerne Claudia. Neben Saito-san, Kinoshita-san und Inoue-san nicht.

Was kann man tun wenn es einen stört?

Ganz einfach. Man sucht sich den Übeltäter und redet mit ihm oder ihr.

“Entschuldigen Sie, aber können Sie mich mit meinem Nachnamen ansprechen? Alle anderen werden auch mit ihrem Nachnamen angesprochen.”

Wie oben geschrieben, Japaner wissen es einfach oft nicht besser. Wenn man es einmal erklärt, sollte es hängen bleiben.

Falls irgendjemand vor hat zu kommentieren, dass es ihn/sie gar nicht stört mit dem Vornamen angesprochen zu werden: Gut für dich. 🙂 Zum Glück dürfen mich Dinge stören, die eine andere Person nicht ärgern.

Habt ihr eigentlich im Ausland Probleme mit euren Nachnamen? Mein Mädchenname hatte ein Ü und viele Konsonanten, außerhalb von deutschsprachigen Ländern war das ein Krampf!

Claudia rennt.

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Auch wenn ich es bereits mehrfach im Blog erwähnt habe: Zu meiner Schulzeit war ich ein hundsgemeiner Turnbeutelvergesser. Sportunterricht hat mir keinen Spaß gemacht, ich wurde generell als letzte gewählt und ganz ehrlich glaube ich nicht, dass Schulsport jemals eine Couchkartoffel wirklich mitgerissen hat. In der Oberstufe bekam man dann bei uns nur fürs Dasein gute Noten.

Die Oberschule habe ich vor über 7 Jahren verlassen, aber ich war nie Laufen. Dazu muss man natürlich sagen, dass ich das vor mir selbst damit begründet habe, dass ich einfach nicht sportlich sei, ich würde eh nie durchhalten – eine selbsterfüllende Prophezeiung.

In unserer Abteilung versuchen wir mehr miteinander zu unternehmen, und so machte sich das Team IT, bestehend aus fünf Mitarbeitern, um fünf Uhr auf zur Runbase. Die Runbase ist auf der Rückseite des kaiserlichen Gartens, am Bahnhof Nagatachō (永田町), und damit an der beliebtesten Strecke für Läufer in Tokyo. Die Runbase bietet neben Umkleideräumen und Duschen auch Kurse und Events an. Diesen Samstag gibt es z.B. einen Lauf zu all der schönen Weihnachtsbeleuchtung. 🙂

Pro Besuch kostet die Nutzung 700Yen (5,26€), oder man kann im Monat 4,000Yen (ca. 30€) zahlen. Kleidung, Schuhe (Adizero Takumi Sen Boost oder Supernova Sequence Boost) und Handtücher können gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Ich hatte meine Sachen alle dabei, aber nasse Handtücher durch Tokyo zu schleppen – nun ja. 😉

Nach dem Umziehen sind wir dann noch ganz entspannt zur Strecke gelaufen, bis es los ging. Die Strecke ist ganz nett, weil es fast immer etwas zu sehen gibt, aber sie ist natürlich beinahe komplett asphaltiert. Auf der Rückseite des Gartens ist es dann allerdings doch etwas dunkel. Eine Runde entspricht 5km.

Ganz ehrlich: Nach 2,5km war’s für mich größtenteils vorbei. Zwar habe ich immer noch versucht weiterzulaufen, aber es klappte mit der Atmung nicht mehr ganz so gut. Trotzdem: 2,5km sind in etwa 2km mehr als ich mir erhofft hatte. 😉

Das ist insofern als Erkenntnis gut, weil ich wirklich mein bisheriges Leben in dem Glauben verbracht habe, einfach sportlich komplett untalentiert zu sein – was nicht stimmt. Ich bin zwar kein Naturtalent, aber doch um einiges besser als ich es von mir selbst erwarte. Das war schon beim Tennis so. 🙂
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Die verbrannten Kalorien haben wir uns übrigens direkt danach wieder zurückgeholt, bei Yonayona Beer Works (よなよなビアワークス) in Akasaka. Yonayona ist Bier aus der Präfektur Nagano). (Reiseeinträge 1, 2, 3)

Speisen und Getränke waren sehr gut, wenn auch etwas teurer. Um neun torkelte ich nach Hause, denn was wäre der Mensch, wenn er sich nicht ab und an den nächsten Arbeitstag versauen würde? So gesellen sich jetzt neben meine Gliederschmerzen auch noch Kopfschmerzen…