Über Bücher: 夜は短し歩けよ乙女.

Während meines Working Holidays las ich mein erstes richtiges japanisches Buch – oder zumindest ein Buch auf Japanisch: Der kleine Prinz.

In Schneckengeschwindigkeit quälte ich mich durch das Buch. Besondere Probleme bereitete mir die Tatsache, dass es im Japanischen keine Leerzeichen zwischen Worten gibt. Allesistaneinandergeklatscht. Oft wusste ich einfach nicht, wo ein Wort aufhört und das nächste beginnt. Inzwischen habe ich das Problem zum Glück nur noch selten.

Später, zurück in Deutschland, bekam ich von meinem damaligen Freund – jetzt Mann – Bücher geschickt. Meist waren die für Kinder, was zwar sprachlich meinem Level entsprach, inhaltlich aber eher langweilig war.

Eines Tages sah ich einen neuen Anime, mit von meiner Lieblingsband gespielter Titelmusik und Charakterdesign eines meiner liebsten Illustratoren: Yojōhan Shinwa Taikei (四畳半神話大系). Das Buch dazu, geschrieben von Morimi Tomihiko (森見登美彦), wollte ich natürlich unbedingt haben. Also kaufte ich es online, stellte aber schnell fest, dass es über meinen Fähigkeiten lag.

Zur Unterstützung kaufte mein Mann das Buch auch, und wir lasen es über Skype zusammen. Seine Einschätzung: Das Buch ist auch für Japaner schwer zu lesen, weil der Autor bewusst komplizierte Worte und Lesungen verwendet. Irgendwann gaben wir auf, es machte einfach keinen Spaß.

Inzwischen habe ich recht viele Bücher auf Japanisch gelesen. Zwar geht es nicht so flüssig als würde ich auf Deutsch oder Englisch lesen, aber ich werde dennoch in die Geschichten hineingesogen und kann darin aufgehen. Spaß macht es auch.

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Als ich letztens im Buchladen stand, fiel mir der Aufsteller für Lesestoff für die Sommerferien auf. Darin auch Yoru ha mijikashi; aruke yo Otome (夜は短し歩けよ乙女) von Morimi. Nach über fünf Jahren mit japanischen Büchern dürfte man ja davon ausgehen können, dass das inzwischen lesbarer geworden ist.

Ist es auch, aber ich muss trotzdem viele Sätze mehrmals lesen um sie zu verstehen. Ich weiß zwar, was geschieht, merke aber auch, wie mir viele Nuancen verloren gehen. Wenn ich ein Verb wirklich gar nicht kenne, kann ich es mir aus dem Kontext herleiten – aber eben nicht genau.

Es geht übrigens um eine junge Maid, die in einer Nacht die verrücktesten Dinge erlebt, dicht gefolgt von einem Verehrer aus ihrer Universität**. Die Geschichte ist komplett verrückt, die Charaktere, die beide treffen, auch, aber das zu lesen ist leider einfach anstrengend. 🙁 Es ist also auf jeden Fall noch Luft nach oben.

** Stalker!

Was war das erste Buch, das ihr in einer eurer Fremdsprachen gelesen habt?

Das Wort zum Mittwoch: お小遣い

mittwoch

Kurz nachdem mein Mann und ich geheiratet hatten, bat er mich, dass ich mich um das Geld kümmern solle. Quasi als Verwalterin unserer beider Einkommen.

Das ist in Japan absolut nichts Ungewöhnliches, in einer kleinen Studie wurde herausgefunden, dass in 57% der Haushalte die Frau in finanziellen Dingen das Sagen hatte.

Die Männer bekommen ein Taschengeld, oder:

お小遣い

お小遣い (Okodsukai) ist tatsächlich dasselbe Wort, dass auch für die Taschengelder von Kindern verwendet wird. Im Durchschnitt bekommen Männer natürlich mehr als Kinder, aber dennoch nur um die 31,000¥ (ca. 271€).

Wenn man dann jeden Tag irgendwo Mittagessen kaufen muss oder in der Firma ein paar 飲み会 (Nomikai; semifreiwillige Trinkveranstaltungen) stattfinden, reicht das hinten und vorne nicht.

Andererseits sind die Taschengeldbeträge natürlich nicht gewählt, um den Mann zu ärgern. Es ist das Geld, das übrig bleibt, wenn man alles andere eingerechnet hat. Kinder sind teuer, Lebensmittel sind teuer, wir können uns nicht darauf verlassen, eine anständige Rente zu bekommen, … Wenn einem dann ein Mann, der das alles viel gelassener sieht, einen Strich durch die Rechnung macht, ist das sicher oft fatal.

Mein Mann bekommt übrigens kein Taschengeld. Wir haben beide unsere Einkommen und die Dinge, die wir jeweils bezahlen*. Nun vertraue ich meinem Mann in Sachen Geld aber auch, er geht weder viel trinken, noch steht er auf Glücksspiele oder hat andere teure Hobbys. Wenn dem nicht so wäre, würde er eventuell auch nur ein bisschen Taschengeld überreicht bekommen. 😉

* Er bezahlt die Miete und Strom- , Wasser- und Gaskosten, ich zahle das Essen und unsere Handyverträge – so in etwa. 🙂

Könntet ihr euch vorstellen, die Geldverwaltung so zu machen? Und wie viel Geld würdet ihr eurem Mann zur Verfügung stellen?

 

Damals.

Vor drei Jahren schrieb ich darüber, dass es manchmal hart sein kann, wenn niemand um einen herum dieselben landesspezifischen Erinnerungen hat. Zum Glück gibt es aber genug andere Erinnerungen, die wir gemeinsam haben, wie ich am Samstag feststellen durfte.

Im September müssen meine Schwiegereltern umziehen, da ab Oktober die Bauarbeiten an ihrem/unserem Haus beginnen werden. Weil sie viel Spielzeug meines Mannes aufbewahrt haben, schauten wir vorbei um zu gucken, was wir behalten wollen.

Der große Millennium Falcon wird nicht dabei sein, einfach weil er so riesig ist. Wir haben beide damals die ersten drei Filme gesehen und waren absolut fasziniert von den Charakteren und Raumschiffen.

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Ich weiß gar nicht, ob ich damals Star Wars-spezifisches Spielzeug hatte, aber auf dem Foto seht ihr mich mit einem X-Wing Fighter aus Lego, den wahrscheinlich hauptsächlich mein Vater zusammengebaut hat.

Im Japanischen sind übrigens die Namen verschiedener Dinge nicht übersetzt worden, sondern alles hat englische Namen: Die Macht heißt “フォース” (Fōsu; Force), Lichtschwerter “ライトセーバー” (Raitosėbā; Light Saber). Das macht die Kommunikation zwischen uns beiden auf jeden Fall einfacher. 😉

 

Ein wenig anders ist das bei Pokémon. Zwar heißt Lapras auch auf Japanisch Lapras (ラプラス Rapurasu), aber bei vielen anderen Monstern müssen wir Pantomime einsetzen um verständlich zu machen, welches wir meinen. 😉 Pokémon-Karten hatte ich aber auch haufenweise, dabei wussten wir meist nicht einmal so richtig, wie man damit spielt.

pokemon

Damals in der Grundschule gab es einen Jungen in meiner oder einer Parallelklasse, der ein paar japanische Karten hatte. Natürlich wusste keiner, was auf denen stand… Übrigens habe ich mit japanischen Pokémonspielen die japanischen Silbenschriften (Katakana und Hiragana) geübt. 🙂 Es gibt auch irgendwo ein Foto von mir als Kind mit einem Pokémon-T-Shirt. Wahrscheinlich war Pokémon eines der ersten japanischen Dinge, mit denen ich Kontakt hatte – obwohl ich natürlich nich weiß, ob ich damals je darüber nachdachte, woher das Spiel kommt.

disney

Auch Disney ist für uns beide eine geteilte Erinerung – auch wenn ich natürlich als Kind nicht, und schon gar nicht mehrmals im Jahr, im Disneyland war. Aber schaut, war mein Mann als Kind nicht unglaublich niedlich?!

Die Disneyfilme kamen immer um meinen Geburtstag herum in Deutschland in die Kinos, weswegen ich einige anlässlich meiner Geburtstagsfeier sah. Ganz besonders angetan hatte es mir “Der König der Löwen”, und ich hatte unglaublich viel Spielzeug und natürlich das Hörspiel (auf Kasette!) zum Film.

Wir gehen izwischen gemeinsam für Disney-Filme ins Kino, so auch sicher Ende diesen Jahres nächsten März um Moana zu sehen. 🙂

Auch wenn man 8900km voneinander entfernt aufgewachsen ist, gibt es doch genug Bezugspunkte. Ich finde für eine Beziehung nämlich wenig wichtiger als geteilte Erinnerungen, quasi als Fundament. Inzwischen erschaffen wir uns natürlich seit 2008 zu zweit neue Erinnerungen.

Habt ihr solche Bezugspunkte zu Menschen, die ganz woanders aufgewachsen sind?

Bento.

Seit ein paar Wochen essen mein Mann und ich auf Arbeit selbstgemachte Obentō (お弁当) oder Lunchboxen. Das hat zwei Gründe: Erstens ist es teuer, auswärts Essen kostet in der Umgebung meines Büros mindestens 1000¥ (ca. 8,60€). Zweitens ist die günstigere Alternative, fertige Bento vom Conbini, nicht wirklich gesund.

Wir beschlossen also kurzerhand, unser Mittagessen selbst zu kochen. Nun ist natürlich auch das nicht ohne Probleme. Wer will schon jeden Abend zweimal kochen? Oder am Morgen? Um das zu umgehen, kochen wir einmal die Woche viel, und frieren dann ein.

Jeden Morgen packen wir dann Reis und drei kleine Speisen in unsere Boxen, erwärmen es in der Mikrowelle* und haben günstiges, leckeres Mittagessen. Außerdem gibt es bewundernde Worte der Mitarbeiter. Ihr macht Bento? 偉いね。 (Wie bewundernswert.)

* Auf Japanisch nennt sich das übrigens チンする (chin suru), chin machen. “Chin” ist das Geräusch des Alarms der Mikrowelle.

Die Idee hatte übrigens mein Mann, und mein Mann ist auch der, der Spaß am Kochen hat. Ich koche zwar auch, aber so richtig Spaß daran habe ich selten. Kochen ist für mich etwas, was man halt macht. Der Spaß kommt mit dem Essen. 😉 Dummerweise ist mein Mann derzeit aber wegen Prüfungsvorbereitungen am Sonntag kaum zuhause und auch an dem Wochentagen am Lernen. Wer kocht also? Ich. Wer macht den Abwasch? Ich. Wer packt das alles in kleine Portionen, damit es eingefroren werden kann? Ich.

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Da bin ich dann oft recht versucht, einfach schon fertiges Bento-Zeugs zu kaufen. Das würde allerdings die ganze Sache ad absurdum führen. 🙁 Ich werde trotzdem mal mit ihm reden, wir können sicher unser Bento-Pensum etwas runterschrauben, bis er wieder Zeit dafür hat. Um ehrlich zu sein hat er da auch gar keinen Spielraum für Widerspruch. 😉 Wenn ich nichts mache, gibt es halt nichts.

Was esst ihr auf Arbeit zu Mittag?