Mein neuestes Lieblingsstück.

Einige von euch haben sicher mitbekommen, dass ich mich schon unglaublich auf den Herbst freue. Ich kann es gar nicht erwarten, dass es endlich wieder kühler wird.

Diesen Sommer ging es modetechnisch auch nicht so sehr vorwärts. Natürlich kaufte ich trotzdem Klamotten, vor allem T-Shirts und Cardigans von Uniqlo. Aber ganz im ernst, so richtig spannend war das nicht. Ich fand tatsächlich einfach nichts Ansprechendes in den Läden. Dabei bin ich doch sonst so gut im Shoppen?!

Aber natürlich war mir nicht etwa mein Shopping-Mojo abhandengekommen, an diesem Dilemma war der Sommer mit seinen dünnen, knalligen Klamotten schuld. Das ist für mich einfach nicht sonderlich interessant.

Vor zwei Wochen gingen mein Mann und ich in Yūrakuchō (有楽町) Bummeln. Einfach mal in die Läden schauen, idealerweise ohne etwas zu kaufen. Das klappte auch sehr gut, bis ich etwas sah, was meine Aufmerksamkeit erregte. Dieses Jahr ganz in sind Coadigans (コーディガン), das ist ein Portmanteau aus Coat (Mantel) und Cardigan (Strickjacke). Alternativ ist es auch ein Mantel ohne Knöpfe aus fast Winterdeckenmaterial: Also eine Deckejacke. 😀

jackeDie schwedische Winterdecke, die ich letztes Jahr zu Weihnachten von meinen Eltern geschenkt bekam, liebe ich über alles. Wie oft habe ich im Winter in die Elchdecke eingehüllt Tee getrunken und Filme gesehen? Die Deckejacke ist die außerhalb der Wohnung akzeptable tragbare Version dieser Winterdecke – nur halt ohne Elche, dafür mit Taschen. Wohlgefühl zum Mitnehmen, für schlappe 14,000 Yen (ca. 121€). Meine bessere, finanziell verantwortungsvollere, Hälfte war allerdings der Meinung, ich solle noch einmal über den Kauf nachdenken. Spielverderber!

Als mein Mann dann letzten Sonntag endlich sein Examen überstanden hatte, fuhren wir Abends zum Lalaport, einem riesigen Einkaufszentrum in der Nähe. Auch dort hing die Deckejacke, und nachdem ich immerhin eine Woche Zeit zum Überlegen hatte, nahm ich sie mit nach Hause. Endlich mal wieder etwas gekauft, das ich wirklich mag.

Jetzt muss es nur kalt genug werden, damit ich sie auch tragen kann ohne den Hitzetod zu sterben. 😉

Habt ihr Sachen, die ihr hauptsächlich wegen des Gefühls gekauft habt?

(Auf dem Foto: Deckejacke von Beauty & Youth, Hemd und Gürtel von Uniqlo, Jeans von Levi’s, Schuhe von Rockport. Außerdem: Kein Gesicht, weil es zu stressig gewesen wäre meine Haare freizustellen. 😉 )

Das Wort zum Mittwoch: マナー

wortzummittwochWenn Japaner etwas ernst nehmen, sind es:

マナー

マナー (Manā) kommt vom Englischen Manners, Manieren. Dabei geht es oft nicht um Tischmanieren oder wie man sich für Geschenke bedankt, sondern um das öffentliche Leben.

Tokyo hat ca. zwölf Millionen Einwohner, man trifft also fast überall auf große Menschenmassen. Ganz besonders in der Bahn ist man meist nicht allein, und die richtigen Manieren an den Tag zu legen macht die Fahrt für alle angenehmer. In den Metro-Stationen hängen deswegen die Poster, die ihr unten seht:

manners

Jeden Monat wird ein neues Plakat angebracht. Dabei geht es um eigentlich, zumindest in Tokyo, recht selbstverständliche Dinge: Erst alle aus der Bahn aussteigen lassen, bevor man einsteigt; großes Gepäck so verstauen, dass man niemanden stört*; nicht den Schirm in der Bahn ausschütteln; und natürlich das Schlangestehen am Bahnhof. Ich gebe zu, anfangs waren einige Sachen für mich ungewohnt. In der Bahn wird nicht telefoniert, man wird angehalten leise zu sein, etc. Das ist dann doch etwas anders als Berlin. 😉 Inzwischen verstehe ich die Regeln aber besser, und kann sie auch mehr wertschätzen. Leider funktioniert das mit der Einhaltung natürlich nicht bei allen einwandfrei – sonst bräuchte man diese Poster gar nicht.

* Das heißt Känguruh-Style die Tasche auf der Vorderseite zu tragen statt auf dem Rücken.

Wenn in Toyo die Manieren Berlins herrschen würde, wäre mein Weg zur Arbeit noch schlimmer. Für Berlin funktioniert das meist problemlos, aber mit den Massen die hier jeden Tag in die Bahn steigen…

Mein Blog.

Ich mag meinen Blog. Durch ihn kann ich mein Leben in Japan mit Freunden und Familie in Deutschland teilen. Ein paar Leute, die ich nicht kenne, lesen auch mit. 🙂 Außerdem ist es immer wieder spannend nachzulesen, wie man etwas damals empfunden hat.

Manchmal sorgt er aber auch für Stress. Es gibt Dinge, die ich nicht mit der ganzen Welt teilen möchte. Es gibt manchmal auch einfach gar nichts, was ich teilen möchte. Manchmal gehe ich mir selbst damit auf die Nerven, dass ich etwas nach seiner blogbarkeit bewerte. Und manchmal schreibe ich über Dinge, weil sie sicher jemanden, der Japan besuchen wird, interessieren. Für mich sind diese Einträge aber eher langweilig.

Wer mich mal bei Facebook angeschrieben hat, weiß, dass ich kein Problem damit habe, Fragen über Japan zu beantworten. Ich sage euch gern, wo in Tokyo ihr schnell noch günstige Koffer für die Rückreise bekommt.* Aber letztendlich ist das hier mein persönlicher Blog. Kein reiner Reise-Blog, kein “in Japan ist alles spannend”-Blog. Es ist ein Blog spezifisch über mein Leben in Tokyo. Und deswegen werde ich versuchen wieder mehr Persönliches zu schreiben, weniger Generisches. Dann macht mir das Bloggen auch wieder mehr Spaß. Vielleicht ist es für ein paar Leser, die eigentlich nur über die Unterschiede zwischen Japan und Deutschland lesen wollen, nicht ganz so spannend, aber letztendlich schreibe ich für mich selbst, meine Familie und Freunde. Ich verdiene mit diesem Blog kein Geld**, dafür habe ich einen Vollzeitjob.

Warum ich so etwas schreibe? Damit ich mich selbst dran halte. 😉 Denn natürlich bringen genrische Einträge manchmal mehr Leser, aber meine Laune von der Leserzahl abhängig zu machen bringt nichts. Also wird es wieder mehr alltägliches Geschwafel geben. Ich freu mich drauf. 🙂

* Bei Ginza Karen
** Ich gebe eher Geld aus. 😉 Ist aber absolut ok.

Das Wort zum Mittwoch: 気絶.

wortzummittwochAus gegebenem Anlass mal ausnahmsweise ein Wort, das nichts mit speziell Japan zu tun hat. 🙂

Ich bin in letzter Zeit etwas kränklich. Letzte Woche hatte ich mir schon den Mittwoch freigenommen, weil ich mich erkältet hatte. Langsam ging es mir auch wieder besser, bis gestern. Am Morgen ging es mir noch relativ gut, als ich in die Bahn zur Arbeit stieg.

Nach den ersten paar Stationen ging es mir immer schlechter, und wollte nur noch sitzen. Leider wurde aber einfach kein Sitz frei. Fünf Stationen nach dem Anfang meiner Reise wurde mir plötzlich schwarz vor Augen, ich hatte ein Dröhnen in den Ohren und konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten.

気絶気絶 (Kizetsu) bedeutet “Ohnmacht”. Es besteht aus 気 (ki; Geist, Gefühl, Laune, etc.) und 絶 (zetsu; durchtrennen, jenseits, unterbrechen). Als Verb wird es mit する (suru; machen) gebildet, lautet demnach 気絶(を)する (kizetsu (wo) suru; ohnmächtig werden). Gebräuchlicher ist aber 気を失う (ki wo ushinau; wörtl. den Geist verlieren).

Ich wurde also kurz ohnmächtig. Irgendwie bugsierten mich aber meine Mitfahrer auf einen hastig freigemachten Platz – voll der Life Hack. Wenn man im Berufsverkehr sitzen will, muss man einfach nur ohnmächtig werden. 😀 *

* Scherz! Offensichtlich!

Wie genau das funktionierte, weiß ich nicht mehr. Nach dem Hinsetzen ging es mir langsam wieder besser, aber die Erinnerung an das ganze Geschehen wirkte mehr wie ein Traum.

Am Zielbahnhof angekommen ging ich erst einmal zum Arzt, war dann zwei Stunden auf Arbeit und ging wieder nach Hause. Der Arzt bescheinigte mir sehr niedrigen Blutdruck im Stehen, und ging davon aus, dass das zusammen mit der Hitze und den ganzen Menschen dazu geführt hat, dass ich umgefallen bin.

Aber immerhin, das war mein erstes Mal ohnmächtig werden. Mit schon 26 ist das doch gar nicht so schlecht?