Roppongi ist erleuchtet.

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Am Tag nach meinem Geburtstag traf ich mich mit drei deutschen Damen in 六本木 (Roppongi). Dort ist inzwischen alles wunderschön beleuchtet.

Japanisches Weihnachten ist natürlich kein echtes Weihnachten, letztendlich haben sie sich das Fest einfach aus anderen Ländern zusammenkopiert. Für mich heißt das natürlich, dass Weihnachten in Japan nie so schön sein wird, wie in Deutschland. Große Weihnachtsbäume stellt sich eigentlich niemand in die Wohnung, wirkliche Weihnachtssüßigkeiten gibt es auch nicht. Und mit Schnee dürfen wir in Tokyo schon gar nicht rechnen.

Was sie zum Glück übernommen haben, sind die Lichter. Auch Japan wird im Winter recht schnell dunkel, da bietet es sich an LED-Lämpchen an den Bäumen zu befestigen. 😀

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Ob in der Nähe von Einkaufszentren oder einfach so, beleuchtete Bäume findet man eigentlich zumindest in der Großstadt überall. Für jemanden wie mich sorgen diese Bäume inzwischen ausreichend für Weihnachtsstimmung. 😀 Wozu braucht man schon Weihnachtsmärkte (der deutsche eröffnet tatsächlich erst am 26.)?! Die sind eh nur überteuert. Nicht, dass mich das davon abhalten würde, auch dieses Jahr hinzugehen.

Es ist schön, die Stadt jedes Jahr wieder funkeln zu sehen. Noch ist es nicht jeden Tag bitter kalt, da kann man auch zwischen den verschiedenen Orten herumlaufen, ohne dass einem Eiszapfen aus der Nase kommen. 😉

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Für Leute, die keine Lust aufs Herumlaufen haben gibt es auch Bustouren, damit man von dort aus die Illuminationen bestaunen kann. Mit solch einem Bus werde ich übrigens morgen fahren, von der Arbeit aus. 😀 Mal schauen, ob ich es empfehlen kann.

Was ich immer empfehlen kann: Mit netter Begleitung durch Tokyo laufen, Kaffee trinken und quatschen. 🙂 Ich freue mich riesig, dass wir versuchen uns öfter zu treffen und immer wieder was zusammen zu unternehmen. Einen groben Plan für’s nächste Treffen haben wir auch schon.

Egal, wie gut ich mich mit meinem Mann verstehe und wie viel Spaß wir zusammen haben – deutsche Freundinnen sind eine hervorragende Sache. 🙂

Was mögt ihr an Weihnachten eigentlich am liebsten?

Geburtstags-Disney!

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Am Mittwoch hatten mein Mann und ich zwar frei, wir ließen uns aber dennoch um fünf Uhr 50 vom Wecker aus dem Schlaf reißen sanft mit einer Simulation des Sonnenaufgangs wecken.

Schließlich war der Plan, um sieben in den Bus zum Tokyo Disneysea zu steigen. 🙂 Letztes Jahr waren wir zu meinem Geburtstag nicht in einem der beiden Disney-Parks in Japan, weil mein Mann zu viel zu tun hatte. Nach seinem Arbeitsplatzwechsel ging es dieses Jahr aber wieder glatt.

Pünktlich um acht standen wir in der Schlange vor dem Park. Eigentlich war der Plan gewesen, bis zu dem Fahrgeschäft Toy Story Mania! zu rennen, Fastpasses zu ziehen, und dann endlich zum ersten Mal damit zu fahren. Schon blöd, wenn es dann eine riesige Schlange für die Fastpass-Automaten gibt. 🙁 Wir gaben etwas entnervt auf, und hoffen weiterhin darauf, dass die Popularität in den nächsten Jahren endlich mal abnimmt. Immerhin steht es schon seit vier Jahren im Park!

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Also fuhren wir stattdessen mit den anderen üblichen Verdächtigen, und aßen uns durch den Park. Meine Haut dankt mir meine Affinität für Süßes in letzter Zeit übrigens sehr, so viele Pickel wie in den letzten Monaten hatte ich lange nicht mehr… Lenkt immerhin von den Falten ab?! (Scherz!) Da wir den ganzen Tag bei 13°C ziemlich bibberten, halfen die heißen Getränke und Speisen aber wirklich – und wenn auch nur um Wärme aus ihnen zu ziehen.

Disneysea und Disneyland sind schön, weil man für einen Tag aus der Realität gezogen wird. Alles ist sauber, alles ist hübsch, Tiere können sprechen, und für zwei Minuten Spaß dreißig Minuten anzustehen ist vollkommen normal. 😉 Zwar waren wir inzwischen wahrscheinlich doch schon acht Mal im Disneysea (und genauso oft im Disneyland), aber eine neue Ecke findet man doch noch. Wir haben tatsächlich auch noch nicht alle Attraktionen mitgemacht.

Bei Turtle Talk waren wir zum ersten Mal, und mussten feststellen, dass es echt lustig ist. Die Schildkröte Crush aus “Findet Nemo” beantwortet Fragen aus dem Publikum. Crush selbst befindet sich hinter einem “Fenster” im Meer, und wird von zwei Leuten gespielt: Einem Animateur und einem Sprecher. Das Publikum sehen beide über Kameras, und können somit direkt auf die Reaktionen aus ebendiesem reagieren. Man bekommt also jedes Mal eine andere Show geboten. 🙂

Eine “Findet Dory”-Attraktion soll übrigens nächstes Jahr öffnen, und größere Umbauten in beiden Parks sind auch vorgesehen. Im Disneyland kommt ein “Die Schöne und das Biest”-Areal hinzu und das bereits bestehende “Alice im Wunderland”-Thema soll ausgebaut werden. Das Disneysea wird um eine “Die Eiskönigin” (“Frozen”)-Welt erweitert. Bis das geschieht wird es zwar noch dauern, aber spannend finde ich es schon.

tds2 Ganz bis abends hat es uns am Mittwoch übrigens nicht im Disneysea gehalten, dafür war es einfach zu kalt. Es war aber ein schöner Geburtstag, wenn auch ein paar Tage zu früh. 😀 Zum Glück bringt das Vorfeiern nur in Deutschland Unglück.

Warum eigentlich Japan?

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Relativ oft werde ich von Japanern ungläubig gefragt, warum ich mir denn ausgerechnet Japan als Wohnort ausgesucht habe. Das wäre wahrscheinlich bei einem Japaner in Deutschland recht ähnlich: “Warum bist du in Deutschland? Es gibt doch viel schönere Länder?”

Ich bin weder in den falschen Flieger gestiegen, noch hat mein Mann mich aus Berlin gekidnappt und verschleppt. Indianerehrenwort! 😉

Angefangen hat alles wahrscheinlich mit Pokémon und Digimon. Heute weiß ich natürlich nicht mehr, ob ich damals realisierte das beides aus Japan kommt. Die Namen der meisten Charaktere wurden für die deutsche Version geändert, und “Ash Ketchum” ist nun wirklich kein typisch japanischer Name. 😉

Irgendwann zwischen dem letzten Jahr in der Grund- und dem ersten Jahr in der Oberschule begann ich, Manga zu lesen. Am ehesten erinnere ich mich an X/1999, Nana, Ayashi no Ceres und Chobits. Tatsächlich las ich aber noch viel mehr. Fast zeitgleich eröffnete das Neo Tokyo, ein Laden für Manga, Anime und japanische Musik, in Berlin. Für mich war der erste Besuch dort absolut umwerfend und faszinierend!

In diesem Laden versammelten sich damals viele Mädchen wie ich, obwohl ich sicher eine der jüngeren war. Und eine der sorgloseren. Viele hatten Probleme mit ihrem Elternhaus, einige wohnten in betreuten WGs. Allen gemein war die Liebe für Visual Kei, vor allem Dir en Grey. Rückblickend muss ich sagen, dass ich nicht mehr verstehe, was ich an der Musik so toll fand – die Texte verstand ich schon mal nicht. 😉 Aber ich hatte Freunde gefunden, die dieselben Interessen hatten wie ich. Success!

Von da an war mir Japan unglaublich wichtig. Ich begann an der Volkshochschule Japanisch zu lernen, und in dieser Zeit lernte ich über das Internet einen in Berlin geborenen Japaner kennen, mit dem ich über die nächsten vier Jahre stark freundschaftlich verbunden war. Ebenjener japanischer Kumpel brachte mich dem echten Japan, abseits von Anime und Manga, natürlich um einiges näher. Sowohl すき焼き (Sukiyaki) als auch japanisches Curry aß ich zum ersten Mal mit ihm zusammen, und sie sind noch immer meine Lieblingsgerichte.

An die genauen Umstände erinnere ich mich leider nicht mehr, aber ich begann schließlich japanische Gothic Lolita-Mode zu tragen. Ein Glück, dass die Fotos davon alle verschwunden sind. 😀 Es gibt Leute, die das tragen können und super gut aussehen – ich gehöre nicht dazu. Über Animexx fand ich andere junge Frauen in Berlin, die dieselbe Mode trugen, und mit einigen stehe ich noch immer in Kontakt. Zu Konzerten ging ich auch, z.B. zu Miyavi in Bonn, wo meine Freundin Melissa (die jetzt einen YouTube-Kanal und Fans hat – super eigenartig!) ohnmächtig umfiel.

Tatsächlich wurde ich sogar einmal in der Schule im Unterricht von meiner Lehrerin gefragt, ob ich über nichts anderes als Japan reden könne. Ja, ich war diese Person. Es gibt sicher schlimmere Japanfans als ich es damals war, aber so ganz harmlos war ich auch nicht.

Nach der Schule wollte ich unbedingt Working Holiday in Japan machen. 🙂 Also habe ich gejobbt, und bekam den Flug zum 18. Geburtstag geschenkt. Ende Juli 2008 landete ich in Tokyo.

Heute bin ich natürlich nicht mehr so sehr nach Japan verrückt, wie damals. Zwar wusste ich schon vor meinem Working Holiday, dass auch Japan nur ein ganz normales Land ist, aber fasziniert war ich natürlich trotzdem. Es gibt auch heute noch Situationen, in denen ich merke, wie anders – und ja, manchmal auch besser – Japan ist. Nur ist anders jetzt normal.

Trotzdem erinnere ich mich nicht nur mit einem peinlich berührten Gefühl an meine Zeit als Japan-Fan. Die Freundschaften, die darüber entstanden sind, sind großartig. Meine Ehe auch, und die verdanke ich ja wohl auch ein wenig meinem komischen Teenager-Ich, oder? 😉

Liebe japanbegeisterte Leser: Warum? 😀

Mein Magazin gibt es nicht mehr.

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Am Montag kaufte ich die letzte AneCan. Nicht, weil ich keine Lust mehr auf sie hätte, sondern weil das Magazin eingestellt wurde.

In Japan gibt es unglaublich viele Modezeitschriften, nach Alter und Kleidungsstil unterteilt. Viele der Zeitschriften sind nur in Japan zu finden, auch wenn es natürlich einige international bekannte Größen auch zu kaufen gibt: Vogue, Elle, Cosmopolitan. 😉

Ich habe in Japan verschiedene Modezeitschriften gelesen. Ist klar, ich bin schließlich auch älter geworden und mein Modestil hat sich geändert. Von der Kera (Punk und Gothic für Jugendliche) über Zipper (Harajuku Street Fashion für Jugendliche und junge Erwachsene), mina (Casual Girly für Frauen in ihren Zwanzigern) zu CanCam (Mode für arbeitende Frauen Anfang bis Mitte 20). Die AneCan ist die große Schwester der CanCam. Wortwörtlich übrigens, das 姉 (Ane) von AneCan bedeutet “große Schwester”.

In den letzten Jahren war die AneCan das einzige Magazin, das ich mir ab und an kaufte. Ich mochte die Klamotten, den Ton und die Models. Die sind übrigens meist bei einem Magazin fest eingeplant, es sind nicht etwa jeden Monat andere namenlose Models zu sehen. Klar kennt man die Models nicht wirklich, aber wenn man jeden Monat die gleichen Gesichter sieht, kommen sie einem doch irgendwann sehr vertraut vor.

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Ein Ausschnitt…

Immer wieder habe ich mir Inspiration aus den Seiten der AneCan gezogen, und das ein oder andere mal sogar direkt etwas gekauft, was ich in ihr gesehen hatte. Was sind Modezeitschriften auch anderes als Bedürfnis-Entwicklungs-Maschinen? 😉

Leider war es das jetzt vorerst damit. Die Leserzahlen waren lange rückläufig, 2016 wurden nur noch weniger als ein Drittel so viele Exemplare wie 2009 verkauft. Die Einnahmen aus den Anzeigen waren dementsprechend rückläufig. Nach zehn Jahren ist Schluss mit der AneCan. In der letzten Ausgabe finden sich Rückblicke und Kommentare von Autoren, Editoren, Models und Stylisten. Das stimmt schon ziemlich nostalgisch.

Zum Glück findet sich mit Sicherheit Ersatz.

Was lest ihr für Magazine, oder was habt ihr früher gelesen?