Wie wir uns warmhalten.

Auch Tokyo wird immer kälter. Zwar hat es nach dem ersten Schnee zum Glück nicht noch einmal geschneit, aber dank der berühmt-berüchtigten schlechten Isolierung japanischer Häuser ist es trotzdem ziemlich kalt. Während man in Deutschland in ein warmes Zuhause zurückkehrt, kühlen japanische Wohnungen sehr schnell aus.

Weil “sich dick anziehen” aber total überbewertet ist, möchte ich euch zeigen, wie wir dennoch nicht zu Eiszapfen gefrieren. 🙂

kotatsu

Kotatsu (こたつ)

Wir bewegen uns eigentlich gar nicht mehr aus dem Kotatsu. 😀 Unter dem Tisch befindet sich eine Heizeinheit, und durch die Decke kann die Wärme nicht entfleuchen. Laut meinem Mann ist das auch viel stromsparender als die Klimaanlage volle Kanne laufen zu lassen. Der Kotatsu wird über eine Zeitschaltuhr eine halbe Stunde bevor wir aufstehen eingeschaltet. 45 Minuten bevor ich los muss, geht er wieder aus. Sonst würde ich gar nicht mehr zur Arbeit gehen. 😉

Heizdecke (電気毛布 Denkimôfu)

Unser Schlafzimmer ist natürlich auch super kalt. Selbst wenn wir die Klimaanlage dort einschalten würde, würde es unter unseren drei Decken nie warm werden. Außerdem sorgt die Klimaanlage für schrecklich trockene Luft. Also haben wir stattdessen Heizdecken unter unseren Laken. Die werden vor dem Schlafengehen angeschaltet, und sobald wir im Bett sind wieder ausgeschaltet. Es ist an sich auch nicht gefährlich, sie die Nacht über laufen zu lassen, aber ich mag das nicht so gern.

tee

Heißgetränke

Tee geht immer, oder? Ich habe auf Arbeit eine Tasse und eine Packung Teebeutel, das hilft sehr gegen die Kälte, die mir aus dem Büro meines Chefs entgegenschlägt. Ansonsten schwöre ich auf Yuzu-Honig-Getränke. Koreanischer Yuzu-Tee ist auch fantastisch, nur leider gibt es ihn immer nur in riesigen Packungen, die ich nie alle bekomme.

Nabe (鍋)

Das japanische Winteressen schlechthin, Nabe, heißt eigentlich nur “Topf”. An sich handelt es sich hierbei um Eintöpfe auf unterschiedlicher Basis – ob nun mit Miso, Sojamilch oder Sojasauce. Nabe wärmt den Körper von innen, und wie bei vielen Gerichten bleibt eigentlich immer so viel übrig, dass man auch am nächsten Morgen noch etwas davon hat. Falls Interesse besteht, kann ich da demnächst mal ein Rezept übersetzen. 🙂

rentierunterhosen

Flauschige Strumpf- und Unterhosen

In Tokyo werden mehr Röcke getragen als in Berlin. Und in Tokyo ist es auch irgendwie, ganz subjektiv, wichtiger, hübsch angezogen zu sein. Das heißt, dass ich auch im Winter Röcke trage. Da ich nun aber gar nicht auf Blasenentzündungen stehe, trage ich die erotischste Unterwäsche, die es gibt: Flauschige Unterhosen mit Nierenwärmer! 😀 Meine sind nicht ganz so hübsch wie auf dem Bild, sondern einfach nur schwarz, aber man kann halt nicht alles haben. 😉 Gegen die kalten Beine gibt es übrigens Strumpfhosen mit Fleece auf der Innenseite.

Hokkairo (ホッカイロ) und Hokaron (ホカロン)

Handwärmer gibt es in Deutschland auch. Dort ist es oft ein Gelkissen, das dank einer chemischen Reaktion erwärmt wird und wiederverwendbar ist. Die gibt es hier natürlich auch, wir haben aber zusätzlich die umweltunfreundlichere Einwegvariante unter Markennamen wie Hokkairo und Hokaron. Diese werden dadurch warm, dass Eisenspäne mit Sauerstoff reagieren. Was ganz praktisch ist: Man kann sich diese Wärmer an den Rücken oder die Fußsohlen kleben, und bekommt dadurch gefühlt mehr Wärme ab.

Man könnte natürlich auch alternativ einfach mit ordentlicher Wärmedämmung bauen und sich eine Zentralheizung anschaffen. 😉

Wie haltet ihr euch im Winter warm?

Ein Weihnachts-Möbel-Wunder!

 

In einem der schillernden Einkaufszentren um den Bahnhof Tokyo befindet sich das Möbelgeschäft meiner Träume. Jedes Mal, wenn ich in der Nähe bin, schaue ich vorbei und stelle mir vor, unsere Wohnung mit den schönen Sofas, Schränken, Tischen und Bänken einzuräumen. Die Preisschilder bringen mich immer recht schnell und unsanft zurück auf den Boden der Tatsachen.

Daher schmachteten wir zwar das Esszimmer-Set „Suk“ über Jahre immer wieder an, informierten uns über verfügbare Farben und Größen, wussten aber ganz genau, dass wir es uns nie kaufen würden. „Suk“ kostet umgerechnet etwa 2150€.

Am Samstag fuhren wir morgens zu Ikea, um eventuell etwas erschwinglichere Möbel zu sichten. Schließlich ziehen wir Ende des Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres um, und suchen noch so einiges. Wir fanden absolut nichts. Nicht einmal die Weihnachtsdekoration konnte uns so wirklich begeistern. Es gibt Tage, da ist man in der richtigen Stimmung für Ikea, und dann gibt es Tage, an denen man so schnell wie möglich fliehen will. Am Samstag war der Fluchtreflex stärker.

Da wir nicht ganz umsonst in die Pampa gefahren sein wollten, besuchten wir noch ein riesiges Einkaufszentrum um die Ecke. Neben Kleidung, Spielzeug, Kosmetik und einem Supermarkt gibt es auch dort Möbel. Von unserem Besuch bei Ikea etwas demotiviert sahen wir uns einiges an, und landeten letztendlich wieder in dem Laden, den es auch am Bahnhof Tokyo gibt und der „Suk“ verkauft. An dem Preisschild angebracht war ein kleines rotes „30% off“-Papierchen. Als wir nachhakten, wurde uns gesagt, dass diese Reihe nicht mehr produziert werden wird. 生産終了 (Seisanshûryô; Produktionsstop). Deswegen befände sie sich, neben einigen anderen Möbeln, im Ausverkauf.

suk

Wir ließen uns also direkt einen Kostenvoranschlag machen. Tisch, Bank mit Rückenlehne, L-förmige Bank mit Rückenlehne, Hocker. Die Aussage des Verkäufers, dass nicht sicher sei, wie viele L-Bänke und Hocker noch auf Lager seien, beunruhigte uns. Am Wochenende ist scheinbar niemand im Lager, weswegen das Inventar nicht aktualisiert wird. Am Montag würden wir dann erfahren, ob wir das gesamte Set hätten ergattern können.

Warum aber um einen Hocker und eine Bank zittern, wenn sie doch im Laden direkt vorhanden sind? Man wollte uns aber nicht nur Hocker und Bank überlassen, wenn, dann sollten wir das gesamte Set nehmen – mit 50% Rabatt. Haben wir gemacht. Klar, der Tisch hat kleinere Kratzer, aber die würden wir auch selbst innerhalb kürzester Zeit verursachen. So ärgert man sich immerhin nicht beim ersten Kratzer maßlos. 😉

„Suk“ kommt nächstes Wochenende zu uns, auch wenn er eigentlich etwas zu groß für unser derzeitiges Esszimmer ist. Aber das kriegen wir schon hin. 😀 Wir sind auf jeden Fall maßlos glücklich, dass es uns am Samstag in den Laden verschlagen hat. Sonst hätten wir letztendlich wahrscheinlich etwas gekauft, das uns nicht 100% gefallen hätte.

Ein Glück, dass wir nicht noch geschätzte zehn andere Dinge haben, die wir eigentlich zum Umzug hin kaufen müssen. 😉

Von alten Freunden und neuen Medien.

omotesando

Vor einigen Wochen erzählte ich auf diesem Blog, warum ich eigentlich in Japan gelandet bin. Meine Faszination mit dem Land hat mir viele Freundschaften beschert. Man hat einfach direkt etwas, worüber man reden kann.

So war es damals auch, als ich mich am Anfang meiner Zeit im OSZ Bekleidung und Mode neben Melissa setzte – und dann die nächsten zwei Jahre einfach dort sitzen blieb. 😀 Melissa ist inzwischen ein klitzekleines Bisschen erfolgreicher als ich (mit etwa 100-mal so vielen Instagram-Followern wie ich – oh, und einem YouTube-Kanal mit über 100.000 Abonnenten).

Im Rahmen eines Events von Google verschlug es Melissa samt Freund letzte Woche nach Tokyo. Am Freitag nahm ich mir den halben Tag frei, und wir trafen uns in 原宿 (Harajuku), dem Zentrum der tokyoter Street Fashion. Dort bin ich um ehrlich zu sein kaum noch unterwegs. Die 竹下通り (Takeshita Dôri), einst voller einzigartiger Läden, ist inzwischen arg kommerzialisiert worden, und mein Modegeschmack hat sich auch sehr geändert.

Weil wir in den ganzen Läden waren, die ich während meines Working Holidays recht oft besucht habe, war es eine ziemliche Zeitreise. Viel kaufen würde ich dort nicht mehr, aber die Sachen an sich haben durchaus noch ihren Reiz. Wenn es doch in Harajuku nicht so wimmelig wäre. Mit den ganzen Leuten dort kann es ziemlich anstrengend sein.

melissaundflo

Es ist trotzdem immer wieder schön, jemanden durch das Gewimmel zu begleiten, wenn auch nur für ihre Reaktionen. Melissa war zwar schon vor sechs Jahren mal hier gewesen, aber für ihren Freund war es, soweit ich es verstanden habe, der erste Besuch in Japan.

Was für mich ganz normal ist, ist für Besucher aufregend und das absolute Gegenteil von alltäglich. Das macht unglaublich viel Spaß zu sehen. 😀 Außerdem hat es mich natürlich total gefreut, Melissas Freund kennenzulernen. Er ist super easy durch die Qualitätskontrolle gekommen. 😉

Den Tag ließen wir im 楽椿 (Rakuchin) ausklingen und gingen relativ früh wieder, die beiden waren nämlich ziemlich erschöpft. 🙂 Wenn man jede Nacht nur einige wenige Stündchen schläft, ist das verständlich.

Ach so, mein YouTube-Debut steht auch demnächst an. Noch weiß ich nichts genaues, aber ich wurde gefilmt und habe mich laut Melissa nicht ganz schrecklich angestellt. Sie wird mich also eventuell nicht rausschneiden. 😉 Einen YouTube-Kanal zum Blog hier wird es allerdings nicht geben, dafür bin ich einfach zu faul. Und meine eigene Stimme höre ich auch nicht gern.

Schneetag.

schnee

Am Dienstag hatten wir 20°C und Sonnenschein. Gestern waren es noch 2°C und es schneite. Normalerweise haben wir bis Januar keinen Schnee, normalerweise ist das Wetter um Weihnachten und Neujahr noch erträglich. Plötzlich hatten wir einen Monat vor Weihnachten Kälte und weißes Nass.

Dass es im November in Tokyo schneit, ist ein ziemliches Ereignis. Um genau zu sein, war das seit 54 Jahren nicht mehr geschehen – also seit bevor der Geburt meiner Eltern. Das erklärt vielleicht, warum sämtliche Menschen in Tokyo und Umgebung Schneefotos bei Facebook und Instagram hochluden. 😀

Natürlich bildete sich auch nach stundenlangem Schneien keine schöne Schneedecke, dafür waren die 2°C einfach zu warm. Was oben als flauschiger, weißer Schnee begann, endete unten als Regen. Nur unsere Dachterasse im 47. Stock war in Weiß gehüllt – bis man auf den Schnee trat und dieser sich sofort in Matsch verwandelte.

santabanana

Abends war es dann tatsächlich wie tiefster japanischer Winter, wir aßen 豚汁 (Tonjiru) unter unserem こたつ (Kotatsu), nahmen ein langes Bad und flüchteten in unsere angewärmten Betten.

Das Foto links wollte ich euch nicht vorenthalten, es wäre aber auch keinen eigenen Beitrag wert gewesen. 😉 Es ist das Bananen-Maskottchen von TV Tokyo im Weihnachtsoutfit. Also quasi ein Santa Banana?

Was ich an dem Foto noch viel unverständlicher als die generelle Prämisse finde, ist übrigens der Mangel an einer Hose. 😉