Teure Magazine.

Ich schicke ja immer mal Dinge nach Deutschland. Entweder will jemand dringend etwas aus Japan haben, oder ich verschicke Geburtstagsgeschenke. Dann gibt es auch noch meine handvoll Brieffreunde*, die immer mal versorgt werden.

* Falls jemand mit mir Briefe schreiben möchte (ich habe putziges japanisches Briefpapier!), eine Nachricht auf Facebook schicken, oder hier. 😉

Meine liebe Freundin Julia, die mein Hochzeitskleid genäht hat, wollte zwei Magazine haben. An sich kein Problem, beide Magazine kosteten ca. 1,800Yen (18€), einen gepolsterten Umschlag habe ich im 100-Yen-Shop bekommen, und heute konnte ich endlich zur Post gehen. Rauf mit dem dicken Umschlag auf die Waage, über 1kg. 3,250Yen (32,50€). Bitte, was? Nachdem ich im Internet mal nachgeschaut habe, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, dass das wirklich die günstigste Versandart war, aber nun ist’s bezahlt und verschickt… 50€ für zwei Magazine, das muss man auch erstmal hinkriegen. 😉

Sommererschöpfung.

Am Samstag war bei mir auf Arbeit Summer Festival angesagt, ich schmiss mich also in meinen Yukata und spielte den ganzen Vormittag mit Kindern und half ihnen Bilder auf Stoffbeutel zu malen. Danach ging es, noch immer im Yukata, ins Kino um endlich die Avengers zu sehen. Den ganzen Tag lang war es heiß, und die Sonne schien, ohne dass eine Wolke sie gehindert hätte.

Am Ende des Tages waren wir dann ziemlich fertig. Am Sonntag Morgen entschieden wir, dass wir nichts machen würden. Absolut nichts. Zu fertig. Kopfschmerzen, keine Energie, keine Lust auf gar nichts.

Mein Mann und ich hatten 夏バテ (Natsu-bate). Das Wort setzt sich zusammen aus 夏 (Natsu; Sommer) und ばてる (bateru; erschöpft sein). Es gibt verschiedene Auslöser:

① Der Körper weiß nicht wie ihm geschieht, draußen ist es viel zu heiß, sobald man ein Gebäude oder eine Bahn betritt, ist es dank Klimaanlagen superkalt. Wenn der Körper sich am Tag mehrmals auf komplett andere Temperaturen umstellen muss, ist er irgendwann einfach erschöpft. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit kann der angesammelte Schweiß nicht an die Luft abgegeben werden, und der Körper kann sich selbst nicht vernünftig abkühlen.

② Im japanischen Sommer schwitzt man im Durchschnitt pro Tag zwei bis drei Liter Schweiß aus. Das und dann noch ein bisschen muss irgendwie wieder in den Körper hinein. Also müsste man viel trinken, was aber natürlich nicht immer ganz so gut klappt.

③ Durch die hohen Temperaturen wird der Blutfluss in den Verdauungstrakt verringert. Verdauung dauert also mehr Zeit und Energie, und dann trinken wir im Sommer ganz gern auch noch kalte Getränke, die die Temperatur in Magen und Darm herabsetzen und damit alles noch langsamer laufen lassen.

Zum Glück gibt es aber auch Möglichkeiten vorzusorgen, die auf der Hand liegen: Ordentlich essen, auch wenn einem der Sinn nicht danach steht, denn der Körper braucht Energie. Viel trinken, und zwar nicht nur Wasser, nicht nur kalte Getränke und nicht alles auf einmal. Lauwarmer Tee in kleinen Schlucken macht sich ganz gut. Alkohol sollte man sein lassen. Die Klimaanlage nicht auf zehn Grad stellen, sondern nur auf ca. fünf Grad unter der Außentemperatur. Und schlafen soll man auch noch jeden Tag ordentlich.

Das erklärt auch, warum wir Natsu-bate hatten. Den ganzen Tag herumlaufen ohne auch nur annährend genug zu trinken, Muffin zum Frühstück, Sandwich zum Mittag, Popcorn und ein bisschen Hähnchen zum Abendessen, und am Tag vorher auch nur fünf Stunden Schlaf. Super.

Was kann man also tun, wenn man sich schon ganz schrecklich fühlt? Essen! Der Körper braucht Vitamin B1, B2 und C, Niacinsäure, Zitronensäure, und Gewürze. Schweinefleisch, Grüne Bohnen (Edamame), Tofu, Natto (fermentierter Tofu, wenn man’s essen kann), brauner Reis, Aal, Sardinen, Essig, Grapefruit, Zitrone, Umeboshi (eingelegte Pflaume), Tomate, Kürbis, grüner Spargel, Buri (eine japanische Fischart), Makrele, Tarako (Fisch-Rogen), Ingwer, Wasabi, Lauch, Curry, Chillipfeffer und Kimchi. Man kann sich also den Bauch vollschlagen.

Außerdem sollte man viel trinken und ausreichend schlafen.

In Deutschland bekommt man Natsu-bate übrigens eher nicht, aber falls ihr mal im Sommer nach Japan kommen und euch ganz schrecklich fühlen solltet, wisst ihr ja jetzt, was es sein könnte. 😉

Freiwillig schwitzen.

Für’s neue Jahr hatte ich mir ja unter anderem vorgenommen mehr Sport zu machen. “Mehr Sport” ist in meinem Fall nicht ganz so schwer, denn ich mache eigentlich überhaupt keinen. Aufgrund dessen habe ich einige körperliche Problemchen*, die ich eigentlich nicht haben sollte, und angeblich fühlt man sich mit Sport viel besser, also habe ich das mal ausprobiert.

* Nichts Ernstes. Wirklich.

Meine Wahl fiel auf Yoga. Yoga ist nicht nur gegen generell alles gut, sondern soll auch ausgleichend auf die Seele wirken – ein schöner Nebeneffekt, auf den sich sicher auch mein Mann sehr freut. Also habe ich nach Yoga-Studios in der Nähe gesucht und wurde tatsächlich fündig! Wer hätte das gedacht, auf dem Dorf im tokyoter Umland 😉 Flugs eine Probestunde gebucht, schnell noch eine sporttaugliche Hose gekauft, und zwei Wochen später (ich wollte mich ja nicht hetzen) ging es nach der Arbeit hin.

yoga

Während ich wusste, dass es sich bei dem Yoga-Studio um ein Hot Yoga-Studio handelt, ging ich wie selbstverständlich davon aus, dass “Basic Yoga” bei normaler Raumtemperatur abgehalten werden würde – weit gefehlt. 38°C, 65% Luftfeuchtigkeit und ich schon vorher halb vor der Verzweiflung. Würde ich das überhaupt überleben?

Wie ihr seht habe ich überlebt, und es war auch gar nicht schrecklich 🙂 Die Übungen gingen fast alle ganz gut, ich habe mal Muskeln benutzt, die sonst eher gering beansprucht wurden, und ich habe geschwitzt wie ein Wasserfall. Für’s Schwitzen muss man im japanischen Sommer eigentlich nicht zum Hot Yoga gehen, aber in einem kontrollierten Rahmen und mit genug Abstand zum nächsten Menschen ist das eigentlich sogar mal ganz angenehm.

Hauptsächlich geht es natürlich trotzdem ums Atmen, was mir geholfen hat ein wenig vom ganzen Alltag runterzukommen. Ganz entspannt und leicht wie eine Feder ging es also nach Hause.

Am nächsten Tag hatte ich Muskelkater. Bitte nicht rumfabulieren, warum und weshalb, ich bin mir ziemlich sicher, dass es daran liegt, dass ich in der Oberstufe zu oft meine Sportsachen zuhause “vergessen” habe.

Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen im August dann wirklich anzufangen. Der Juli ist dadurch, dass eine Freundin für eine Woche hier ist, schon recht verplant, und ich will nicht für etwas bezahlen, was ich nicht in Anspruch nehme. Wird auch so teuer genug, auch wenn es höchste Eisenbahn wurde, dass ich mir Hobbies anschaffe.

Er ist da.

Wenn hier Winter herrscht, vergesse ich immer wie schrecklich der Sommer davor war und wünsche ihn mir herbei.

Dann kommt der schöne Frühling. Dann kommt die Regenzeit. Und dann ist der Sommer da. Diese eklig heiße, schwüle, mir die Klamotten an den Körper kleisternde Jahreszeit. Wie eine Internetbekannte auf Facebook schrieb: “Warum Dusche ich morgens eigentlich?” Sobald ich mich abgetrocknet habe, klebt nämlich mein gesamter Körper und der Schweiß steht mir auf der Nasenspitze. Nachts läuft derzeit teilweise schon die Klimaanlage, damit wir überhaupt schlafen können. Demnächst schaffen wir uns wahrscheinlich Kühlmatten fürs Bett an.

Auf Arbeit läuft fast die ganze Zeit die Klimaanlage, damit die Kinder sich in der Hitze überhaupt auf den Unterricht konzentrieren können. Als Ausgleich für die ganze Plackerei waren wir heute im Pool! Meine Klasse und meine alte Klasse, zusammen heute 30 Kinder, plantschten vergnügt im Wasser, so sehr sogar, dass meine Klamotten von oben bis unten nass wurden. An sich gar nicht so schlecht 😉

Ich geh mir dann mal Eisreserven anlegen…