Sommerfest.

Am Samstag hatten wir unser alljährliches Sommerfest. Ich hatte es komplett vergessen und schon vor meiner Deutschlandreise Termine auf den Tag gelegt, die ich dann kurzfristig umschieben musste.

Diesen Aufsteller haben meine japanischen Mitarbeiterinnen gemacht. :D

Diesen Aufsteller haben meine japanischen Mitarbeiterinnen gemacht. 😀

Sommerfest war bisher immer eine recht nette Angelegenheit, aber dieses Mal artete es etwas in Stress aus. Aus irgendeinem Grund war unsere Managerin der Meinung, dass wir unglaublich viel machen und dekorieren müssten, mit Fotos und Infos und allem über unsere Länder (die niemand gelesen hat), mit riesigen selbstgemachten Flaggen und Dingen, die die Kinder gemacht haben. Dazu natürlich noch ein Spiel und letztendlich hatten wir unglaublich viel Arbeit für eine zweistündige Veranstaltung.

Insgesamt wurde es natürlich dadurch abgerundet, dass unsere Managerin zwar supergut meckern und einem noch mehr Arbeit aufbrummen kann, selbst aber nichts macht. Dieses Jahr waren England und Deutschland in meinem Raum angesiedelt, meine englische Kollegin hatte ihre Wanddekoration am Donnerstag angebracht und die Managerin gefragt, ob das so in Ordnung wäre. War es. Am Samstag Morgen dann plötzlich “So geht das nicht, hier ist ein Eingang, du musst das abmachen.” …

Die Kinder und Eltern bekommen von sowas natürlich nichts mit, und insgesamt war es glaube ich ein Erfolg, auch wenn Japan vom Fest ausgeschlossen wurde. Kein Stand, keine Dekoration, kein Nichts. Laut der Managerin wäre das nämlich nicht “international”. Genau.Ich bin auf jeden Fall froh, dass das vorbei ist.

Warum mein Mann keine Überstunden mehr macht.

Mein Mann kommt in letzter Zeit viel früher nach Hause als normalerweise. Er arbeitet natürlich trotzdem am Wochenende und hat nur selten mal frei, aber immerhin.

Der plötzliche Wandel hat aber nichts damit zu tun, dass er weniger zu tun hätte.

Die wollen nicht, dass ich Überstunden aufschreibe, weil sie sonst Ärger mit dem Betriebsrat bekommen könnten. Also mache ich keine Überstunden mehr. Denn wenn ich an Überarbeitung sterben würde*, und aber die Überstunden, die dazu geführt haben, nicht dokumentiert sind, bekommst du weniger Geld von der Firma/Versicherung.

Ich weiß nicht, ob ich gerührt oder geschockt sein sollte.

* Das passiert wohl immer mal wieder.

Reden wir doch mal über eigene Kinder.

Auf Arbeit, von Freunden und von meinem Vater werde ich immer mal wieder gefragt, wann ich denn nun endlich Kinder bekomme. Die einfache Antwort: Noch nicht.

Es gibt natürlich auch eine längere. Ich hätte unglaublich gern ein Kind. Mein Mann auch. Schon vor der Heirat im März 2011 haben wir die Namen ausgesucht, Namen die sowohl in Deutschland als auch in Japan funktionieren. Derzeit feilen wir an den Kanji, vor allem, weil mein Mann 礼 (rei; Dankbarkeit) nicht verwenden möchte.* Welche Namen das sind wissen Freunde von mir, für den Rest wird’s eine Überraschung wenn ich dann wirklich schwanger werde.

* Es ist auch in seinem Namen, aber mit einer anderen Lesung.

Worauf warten wir also? Darauf, dass mein Mann genug Geld verdient. Wenn man in Japan Mutter wird, heißt das meist, dass man erst einmal für ein paar Jahre zuhause ist. Nur mit dem Geld meines Mannes könnten wir uns derzeit nicht einmal zu zweit über Wasser halten, vor allem, weil wir im Frühjahr in eine größere und teurere Wohnung umgezogen sind.

Mein Mann wartet darauf, dass er in eine Position kommt, in der er abends Zeit hätte um Zeit mit einem Kind verbringen zu können. Sein Vater hat immer viel gearbeitet und war nur am Wochenende für ihn da, und das möchte er absolut nicht. Wir reden viel darüber, was wir mit einem Kind alles unternehmen würden, und er hat so viel, was er machen und zeigen möchte.

Außerdem lieben wir Reisen, und während das natürlich auch mit einem Kind absolut möglich ist, kann mir keiner erzählen, dass es nicht viel anstrengender wäre. Wir müssen also vorher noch ganz viel reisen! Wir haben große Pläne. 🙂 Von Europa möchten wir gern mehr sehen, nach Amerika wollen wir auch noch…

Und dann muss man noch etwas anderes bedenken: Wir sind zwar inzwischen seit fast zweieinhalb Jahren verheiratet, aber ich bin erst 23 Jahre alt. Das Durchschnittsalter für die Geburt des ersten Kindes liegt in Deutschland bei ca. 29 Jahren, in Japan sogar etwas höher (29.5 Jahre im Jahr 2008). So lange möchte ich um ehrlich zu sein nicht warten, aber lasst mir doch noch etwas Zeit! 😉

Der Geldautomat und seine familiären Probleme.

Seit nunmehr fünf Jahren habe ich ein Konto bei einer japanischen Bank*. Wenn man in Japan bei einer japanischen Firma arbeitet ist ein japanisches Konto unabdingbar. Meist hängt die Wahl direkt mit der Firma, bei der man arbeitet, zusammen. Als ich bei meiner damaligen Arbeit angefangen habe und gefragt wurde, ob ich ein japanisches Konto habe, verneinte ich. Daraufhin bat man mich inständig bei einer bestimmten Bank ein Konto zu eröffnen.

*東京三菱UFJ, Tôkyô Mitsubishi UFJ, falls es irgendjemanden interessiert.

IMGP7697Warum? Weil jede Überweisung zu einer anderen Bank erst gegen Lösegeld freigelassen wird. Dabei handelt es sich zumeist um mindestens 105Yen pro Überweisung, der Betrag steigt, je mehr Geld man überweist. Wenn meine Arbeitsstelle mir also mein Geld überweist, muss sie dafür Gebühren zahlen. Wenn ich im Internet etwas kaufe, und das Geld per Banküberweisung zahlen muss, kostet mich das. (Banküberweisungen hier sind eh etwas anders, aber darüber schreibe ich vielleicht ein andern mal.)

Wir haben drei Konten bei drei verschiedenen Banken. Meins, das meines Mannes und eins bei der japanischen Post, auf der wir unser Gespartes lagern. Weil Überweisungen Geld kosten, das Geld vom Konto meines Mannes, auf welchem das Gehalt eingeht, aber irgendwie auf das Postkonto kommen muss, machen wir jeden Monat eine dämliche Tour: Wir gehen zur Göttergatten-Bank, heben Geld ab, laufen zur Postbank und zahlen das Geld dort wieder ein.

Abheben ist aber auch so eine Sache: Wenn ich bei einer Filiale meiner Bank Geld abhebe, kostet es kein Geld. Außer ich bin vor 8:45 oder nach 18 Uhr dort. Dann kostet mich das 105Yen. Gleiches gilt, wenn ich Geld am Wochenende oder an Feiertagen brauche. Jedes Mal. Auch Geld einzuzahlen kostet dann Gebühren. Herr ATM sollte nämlich eigentlich schon längst zuhause bei Frau und Kindern sein.

Noch schöner ist es, wenn ich im Conbini Geld abheben möchte. Dann kann ich nicht zum nächsten Conbini gehen, denn die ATMs dort sind die Sharks zu meinen Jets, und nehmen 210Yen pro Vorgang. Wenn ich zu einer anderen Kette gehe, habe ich plötzlich die gleichen Konditionen wie wenn ich direkt in der Bank Geld abheben würde, dafür muss ich aber länger laufen.

Aber gut, dafür muss ich mich nicht ängstlich umsehen, bevor ich meine PIN** eingebe oder das Geld entnehme. Interessiert sich niemand für, zumindest nicht wo ich wohne. Außerdem fallen zumindest bei meiner Bank mit meinem Konto keine Kontoführungsgebühren an, es gleicht sich also irgendwie aus.

** Die kann man sich übrigens selbst aussuchen.