Lagebericht.

Da hatte ich zwei (für meine Verhältnisse) aufregende Wochen, mit Geburtstag und Konzert und Hochzeit und Kotatsu und Messermördern, und jetzt ist wieder totale Ruhe.

Das Bloggertreffen, das Tabibito organisiert hat, habe ich natürlich auch total verpennt. Letztes Jahr war ich kurz vorher krank geworden und dieses habe ich einfach nicht weit genug heruntergescrollt. Dabei hätte ich am Samstag Zeit gehabt, es ist schließlich wie gesagt nichts los.

  • Auf Arbeit habe ich heute meine Selbsteinschätzung abgegeben, das machen wir jedes Jahr. Dieses Jahr wird das wohl ein ziemlich langwieriger Prozess mit zwei Gesprächen bevor dann über den neuen Vertrag gesprochen wird. Das wäre insgesamt etwas spannender, wenn die Firma jemals irgendjemandem kündigen würde. Aber man kann auch in der Arbeitszeit auf der PSP zocken, kriegt man halt etwas Stress, aber der Arbeitsplatz ist sicher.
  • Am Sonntag haben wir mal überlegt, wohin wir nächstes Frühjahr reisen wollen. Resort-Urlaub in Vietnam ist von der Anreise her kompliziert, Europa ist leider sauteuer (obwohl wir knallhart drei oder vier Städte in unter zwei Wochen gemacht hätten), Amerika auch. Der Mann will nach New York, ich will nach Kalifornien (DISNEY LAND!!), aber Los Angeles ist ihm nicht sicher genug und San Jose ist fünfeinhalb Stunden vom Disney Land entfernt. Aber eigentlich ist alles viel zu teuer. Wir werden nochmal überlegen müssen wenn er endlich genau weiß wann er sich freinehmen kann.
  • Weihnachtsgeschenke sind allesamt besorgt und müssen nur noch verschickt werden. Mein Weihnachtsgeschenk für mich habe ich auch schon gekauft, darüber aber nach Weihnachten etwas mehr. Dann auch über Dinge, die ich aus Japan gerne schicke. Ich mag nämlich praktische Geschenke. Süßes Klebeband ist praktisch! 😉
  • Morgen gehe ich mit meiner Freundin Kathrin Katzen streicheln. Das ist auch mal wieder dringend nötig, mein Energietank lässt zu wünschen übrig. Aber nur noch vier Wochen bis zum Urlaub! Drei Wochen bis zur unterrichtsfreien Zeit! … Zwei Wochen bis zur Weihnachtsfeier. 🙁 Ich sehe die Katastrophe schon kommen. Keiner tanzt, keiner singt, Claudia steht dort wie ein Vollidiot.

So viel dazu, ich melde mich, wenn es etwas zu melden gibt.

Unser warmer Punkt.

Seit letztem Wochenende haben wir einen 火燵 (Kotatsu)!

Das übliche Chaos.

Das übliche Chaos.

Ein Kotatsu besteht aus drei Teilen: Einem Tisch mit Heizung an der Unterseite, einer Decke, die an allen Seiten bis zum Boden reicht, und einer Oberplatte. Wenn man dann die Heizung einschaltet wird es unglaublich warm und kuschelig.

Weil man ohne Stuhl nicht ewig auf dem Hosenboden sitzen kann haben wir uns auch 座椅子 (Zaisu) gekauft. Das sind Stühle ohne Beine, so dass man sie mit den niedrigen japanischen Tischen nutzen kann. Außerdem haben wir keinen Raum mit Tatami, Holzboden ist chronisch kalt, also wurde ein kleiner Teppich gekauft.

Insgesamt hätte uns diese ganze Kotatsu-Aktion über 40,000Yen (ca. 290€) gekostet, aber meine Schwiegereltern konnten es nicht lassen und haben uns alles aus der Stühle finanziert. Man kann versuchen sich dagegen zu wehren, aber jeglicher Widerstand ist zwecklos.

Und so verlagert sich derzeit jeden Abend unser Lebensmittelpunkt in Richtung Schlafzimmer und die warme Decke und wir lesen Bücher, lernen, sehen uns Sendungen an oder reden. Dabei fehlen dürfen natürlich nicht die Mandarinen, die sind aus irgendeinem Grund total winterlich. Wie übrigens auch Erdbeeren, was noch ein wenig komischer ist…

Aber so kann der Winter kommen. 🙂

Wo das Leben endet.

Gestern bekam ich eine Nachricht von meiner Schwiegermutter. In 本八幡 (Motoyawata) sei eine junge Frau erstochen worden und schwer verletzt, der Täter sei auf der Flucht, ich solle bitte auf mich aufpassen.

Motoyawata ist ganz in der Nähe, nur eine Bahnstation entfernt. Eigentlich hatte ich an dem Tag sogar vor dorthin zu fahren, weil ich zum Bürgeramt wollte. Da mein Mann aber frei hatte, wurde ich von der Arbeit abgeholt und wir sind Weihnachtsgeschenke einkaufen gegangen.

Auf dem Heimweg fuhren wir in der Nähe des Tatorts vorbei, es wimmelte von Polizei, Helikopter flogen durch den Nachthimmel. Auf meine Frage, wie die Polizei denn im Dunkeln aus der Luft den Täter fassen möchte, antwortete mein Mann nur verwundert, dass das natürlich nicht die Polizei sondern die Massenmedien seien.

Schüler der Oberschule an der wir vorbeikamen wurden von ihren Lehrern zumindest bis zur Bushaltestelle eskortiert und dort und vorm Krankenhaus war Polizei anwesend.

Trotzdem war der Täter noch nicht gefasst und kaum Informationen über die Hintergründe der Tat bekannt. Die waren für uns wichtig, weil es in Japan immer wieder Verbrechen gibt, bei denen Menschen wahllos töten. Einer der bekanntesten Fälle in dieser Richtung dürfte das Massaker in Akihabara von 2008 sein.

Damals fuhr 加藤 智大 (Katô Tomohiro) mit einem Laster in die Menschenmenge, wobei drei Menschen ums Leben kamen und zwei verletzt wurden. Danach stach er mit einem Messer auf zwölf Personen ein, vier davon starben. Keines der Opfer hatte eine Verbindung zum Täter, sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Solche Täter sind also absolut unberechenbar. Ein vermeintlich unberechenbarer Mörder, die erstochene Frau war inzwischen in Folge ihrer Verletzungen gestorben, in meiner Nachbarschaft. Na vielen Dank. Diese Nacht hatten wir also die Alarmanlage scharf gestellt.

Inzwischen ist der Täter gefasst. Es handelt sich bei ihm um einen Ex-Freund des Opfers, sie hatte bereits Rat bei der Polizei gesucht, weil sie sich von ihm bedroht fühlte. Nach der Attacke, die auch der Verlobte des Opfers und ihre Tochter miterleben mussten, floh er zum Bahnhof und wurde heute auf 八丈島 (Hachijôjima), einer Insel vor Tokyo, festgenommen.

Heute bin ich zum Bürgeramt gegangen, direkt am Tatort vorbei. Vorbei an abgelegten Blumen und einem Fernsehteam. Einige Helikopter surren noch immer durch den Himmel. Schnell nach Hause, Mann bekuscheln, wieder sicher fühlen.

Ich hatte Geburtstag.

521649dc4eb611e3b7f812595175ceb2_8Gestern war mein Geburtstag, der 24.! 😀

24 ist für mich aus irgendeinem Grund ziemlich groß, als müsste ich jetzt endlich erwachsen werden. Objektiv gesehen bin ich wahrscheinlich ziemlich erwachsen, verheiratet und mit Job und selbstfinanzierten Urlauben, aber so richtig erwachsen fühle ich mich nicht. Gerüchten zufolge gibt es diesen Moment, von dem an man weiß, dass man erwachsen ist, und einem plötzlich alles klar ist, sowieso nicht. 😉

IMGP9588Über mein Geburtstagessen mit meinem Mann habe ich schon geschrieben, am Samstag waren wir mit meinen Schwiegereltern essen und ich habe mein Geschenk von ihnen und den Schwiegergroßeltern bekommen: Eine wunderschöne Tasche! ♥ Sie ist von der japanischen Marke Samantha Thavasa und ich habe mich in sie verliebt, als ich sie das erste Mal im Laden gesehen habe.

Die Tasche war ziemlich teuer, aber meine japanische Familie hat in der Hinsicht eh ganz andere Maßstäbe als meine deutsche. Was absolut nicht negativ gegenüber meinen eigenen Eltern gemeint ist, wirklich. 🙂

IMGP9589Meine Eltern haben mir per Amazon schon letzten Monat zwei Bücher zukommen lassen, Graham Moores “The Sherlockian” und John Greens “The Fault in Our Stars”. Natürlich konnte ich mich in der Zeit zwischen der Ankunft des Pakets und meinem Geburtstag nicht beherrschen und habe sie beide schon gelesen. Wirklich empfehlenswert, auch wenn ich bei “The Fault in Our Stars” Rotz und Wasser geheult habe.

Alle Geschenke hatte ich also schon vor meinem Geburtstag bekommen, und so suchten wir nach einem Weg, den eigentlichen Geburtstag besonders zu machen. Machen wir’s kurz: Wir waren im Disney Sea! 😀

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クラ (Kura) ist eine Kurzform von クラウディア (Claudia), さん (san) ist ein Namenssuffix.

Im Disney Land und Disney Sea kann man einen Geburtstagsaufkleber bekommen, der einem wenig bringt, außer dass einem die ganze Zeit alles Gute gewünscht wird. Man hat sonst keine Vorteile, aber irgendwie hat es mich gefreut.

Unsere Lieblingsattraktion hatte zwar eine lange Schlange, aber wir sind einfach auf andere mit kürzeren Wartezeiten ausgewichen. Nachdem das Feuerwerk wegen des starken Windes abgesagt wurde, wollten wir eigentlich noch zum “Tower of Terror”, konnten uns aber nicht dazu durchringen 40 Minuten dafür anzustehen.

Als wir also weiterliefen streckte uns plötzlich eine Gruppe Japaner zwei FastPasses (mit denen man an der Schlange vorbei nach vorne laufen kann) entgegen. Sie hatten zwei über und fragten, ob wir sie gern hätten. Natürlich! 😀 Mich hat das unglaublich gefreut, und ich fand es super nett von ihnen die Karten weiterzugeben statt sie einfach wegzuwerfen.

20131119_213026Der ganze Park ist schon für Weihnachten dekoriert, meine Lieblingsdekoration im ganzen Jahr. 😀 Ich war dieses Jahr übrigens bisher sieben Mal in einem der beiden Disney Parks. Meist nur abends, weil wir innerhalb von 25 Minuten hinkommen und manchmal einfach aus einer Laune heraus hinfahren.

Gestern ging es mit dem Taxi zurück, denn der Heimweg mit der Bahn ist nervig und wir gönnen es uns einfach.

Einen schönen Geburtstag hatte ich, vielen Dank an alle, auch für die lieben Glückwünsche!